Wer kennt das nicht? Es ist Sonntag, es schüttet draußen, also hat man die perfekte Entschuldigung, weshalb man nicht rausgeht und macht es sich gemütlich auf dem Sofa, Bett, dem Boden oder wo immer ein jeder es bequem findet. Man nimmt sich vor, etwas Kreatives zu tun, denn man hat heute Zeit dafür und will es sein und dann klappt es nicht.
Man sitzt nur da, surft durch Google, chattet auf Belle, fragt seine E-Mails dreitausend Mal ab, streamt sinnlose Serien oder zappt durch das Fernsehprogramm.
In meinem Fall sitze ich dann da und weiß noch nicht wirklich, was ich tun soll. Ich könnte so viel schreiben. Die Serie quasselt mich voll und ich bekomm vielleicht die Hälfte mit, weil mein Hirn sich in seinen Windungen auf die Suche nach Ideen begeben hat.
Das Problem ist nur, dass es ständig unterbrochen wird. Meine Motivation zum Schreiben tröpfelt langsam vor sich hin. Meine Augen bemerken vereinzelte Staubfussel und Krümel am Boden und irgendwo im Kopf schrillt eine Erinnerungsmitteilung auf, dass man mal wieder staubsaugen sollte.
Da ich dachte, gut, das schieben wir eh schon eine Weile raus und vielleicht kommen mir dabei Ideen, quälte ich mich auf und schwang den Staubsauger. Währenddessen kam ich dann drauf, dass das Klo mal wieder geputzt gehöre, die Küche gerne ein sauberes Gewürzregal hätte, weil da eines umgekippt ist, das Bett abgezogen gehört und der Staubsauger aus dem letzten Loch pfeifft, weil der Beutel bereits die Ausmaße eines gut gestopften Kissens angenommen haben.
Es ist also mal wieder so, dass eines zum anderen führt. Kaum ist alles erledigt, will ich den Beutel in den Mülleimer stopfen, komme drauf, dass der ausgeleert gehört, trag ihn runter und sehe danach, dass der Inhalt des letzten chinesischen Futters durch den Sack gesaftelt hat und der Eimer einer Reinigung bedarf, außer ich will für die nächste Zeit vergammelte Frühlingsrolle riechen.
Dies war bei mir der Tag. Ihr kennt vielleicht noch andere Dinge, die ihr macht, wenn ich schreiben wollt, aber die Muse nicht küsst und man eigentlich nur im Internet rumlungert und auf der Couch verschimmelt, weil es ist ja draußen bläh und es ist Sonntag und man will doch eigentlich eh nichts tun, außer eben kreativ sein.
Nur irgendwie hat man das Gefühl, als wäre die Motivation auf den Balkon gegangen. Da steht sie draußen im Regen und guckt sich die Gegend an. Sie hats nicht eilig. Warum auch? Sie weiß genau, dass du nichts tun wirst ohne sie. Daher kann sie sich gemütlich einen Joint drehen und über das Leben philosophieren. Ohne dich. Du sitzt noch immer auf der Couch und googlst nach Motivation.
Du bist ihr egal. Sie hat ihre Freunde dabei. Die Motivationen von anderen Leuten. Sie kiffen gemeinsam draußen am Balkon, fläzen auf den Stühlen rum und erzählen sich gegenseitig, wie ihr Tag war.
Meine Motivation erzählt zum Beispiel, wie sie mir in den Arsch getreten hat, damit ich den Haushalt mache und amüsiert sich, wie verzweifelt ich wurde über Staubwuckerl und Putzlappen, weil eigentlich das genau das Gegenteil ist, von dem, was ich tun wollte.
Sie lässt mich gern leiden und genießt es. Sie entscheidet wofür sie mich motiviert und wofür nicht.