Es war an einem schönen Sonnentag, so wie heute, als ich diese Zeilen schreibe, dass ein unmerklicher, aber spürbarer Wind die Stadt ergriff. Er zog über Dächer und durch Straßen, seine Anwesenheit: Allgegenwärtig. Scheinbar nur durch diese verfärbte sich der Himmel trüb und vergraute im Minutentakt. Vom Horizont aus kündigte sich eine pechschwarze Wand an, die mit bedrohlicher Geschwindigkeit auf die Stadt zuflog. Breit wie hoch, dass Sonnenlicht verdeckend, kündigten die Vorboten des Gewitters, dessen Ankunft an.
In den tiefschwarzen Wolken hatten sie sich gesammelt: Hunderte, Tausende, Millionen kleiner Kamikazeflieger, die ihrem unausweichlichen Ziel Folge leisten würden. Das dämonische Gebilde floss förmlich an die Stadtgrenzen und bereitete sich zum Angriff vor. Die Stadt wurde von der Wolkenarmee umschlossen und überrannt.
Unter lautem Paukenschlag und Lichtsignalen, schossen die Regentropfen pfeilschnell in die Tiefe. Sie folgten mit aller Kraft ihrer Bestimmung und ohne Rücksicht auf ihren eigenen Verlust krachten sie auf die Dächer und Straßen der Stadt. Menschen kreischten, als sie in die Häuser flohen - zu spät hatten sie bemerkt, dass der Angreifer gekommen war oder waren sie nur so naiv gewesen, dass sie dachten die drohende Gefahr würde weiterziehen, wenn man sie ignorierte?
Frei fallend kreischte die Tropfenlegion vor Freude, als der Wind seine Unterstützung bot. Die Tropfen klatschten an Fenster, zerplatzen wie Granaten und sammelten ihre toten Körper in Rinnsalen.
Der Angriff der Tropfen dauerte nicht lang und ging bald zu Ende, die Rinnsale der Tropfen ergossen sich in die Kanaldeckel um eines Tages wiedergeboren, erneut vom Himmel zu fallen.
Doch sollte erst ein Mal wieder das Reich der Sonne regieren, als Zeichen des Friedens einigten sich Regen und Sonne auf das funkelende Zeichen des Regenbogens.....
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4.05.2016 © Felix Hartmann