Die kleine Cecilia führte Liam und Vernon zielsicher nach Katzus, wo sich eine Woge der Begeisterung bei beiden breit machte. Liam erinnerte die Stadt an eine Miniatur einer hochmodernen Metropole in der Welt, aus der er ursprünglich kam. Vernon war einfach nur begeistert von den ganzen geretteten Menschen.
"Gafft nicht so", Cecilias süße Stimme weckte sie aus dem Schwärmen auf "wir müssen uns beeilen, es wird bald dunkel, und wenn ich nicht rechtzeitig im Bett bin werde ich wieder ausgeschimpft!" Liam musste lachen, das kleine Mädchen wirkte auf der einen Seite ganz normal, auf der anderen aber wie ein perfekt trainierter Killer. "Ist das nicht das Schönste, was du je gesehen hast?", Vernon sah sich noch einmal um bevor er Cecilia zu dem großen in den Himmel ragenden Turm in der Mitte der Stadt folgte "all diese geretteten Seelen, ein Meisterwerk!" Liam war begeistert, wenn ihn auch eher die moderne Architektur in seinen Bann zog, natürlich aber auch die vielen Flüchtlinge, welche die Stadt beherbergen konnte. Aber sein Gefühl verhieß nichts gutes, irgendetwas verlief nicht nach Plan. "Vernon, ich habe ein blödes Gefühl", versuchte er sich zu erklären, sie hatten den Turm mittlerweile erreicht und waren daran die Stiegen hoch zu steigen "wir müssen schnell mit Finn sprechen!" Vernon verdrehte die Augen und fragte sich warum sein Freund diesen Augenblick nicht einfach genießen konnte. "Was ist dein Problem?", er funkelte beleidigt in Liams Richtung "du würdest dich vielleicht besser fühlen wenn wir über..."
"Endlich seit ihr da!", Vernon wurde von Church, der ihnen hektisch entgegen kam unterbrochen "wir haben ein Problem!" Liam blieb beinahe das Herz stehen, dass sich sein Gefühl so schnell bewahrheiten würde hätte er nicht gedacht. "Was ist passiert?", fragte er nervös. Church deutete ihnen ihm zu folgen und führte die beiden in den großen weißen Raum, in dem er Finn zuletzt gesehen hatte. Auch wenn Liam es nicht wollte, wieder zogen ihn die weißen Ledersofas und die schönen Glastische in ihren Bann. Da erst bemerkte er die junge Frau die auf einem der Sofas Platz genommen hatte. Sie hatte strahlend blaues Haar und wirkte mehr als alles andere, dass er bis jetzt in Amergyn oder Argenshire gesehen hatte, wie aus einem Final Fantasy Remake.
"Das ist Saphira Dunkler", Church riss ihn mit der Vorstellung der Dame aus seinen Gedanken "Finns Ziehschwester!" Vernon grinste: "Ich habe bereits meine Bekanntschaft mit ihr gemacht!" Saphira erhob sich und nickte den beiden zu: "Finn ist abgehauen, meine Schwestern und ich brechen auch auf, wir werden ihn finden!" Liam war nun vollends verwirrt, er verstand nicht warum Finn aus seiner eigenen Stadt fliehen sollte. "Das Problem", Saphira warf Church der sie offensiv anstarrte einen angewiderten Blick zu "ist das Chrunch bereits den Etan erreicht hat. Wenn mein Bruder nicht in den nächsten zwei Tagen zurück kehrt wird niemand den Mut haben sich dem Dämonenkönig zu widersetzen!" Liam torkelte zurück und lies sich auf ein Sofa fallen. War es möglich das der junge Prinz aus Elensar kalte Füße bekommen hatte, seine Stadt nun untergehen lies?
"Was wird hier besprochen?", eine neue, schnippischere Frauenstimme lies ihn aufschauen. Aus einer Rauschwolke war eine perfekte rote Kopie von Saphira entstiegen "kann ich Mam sagen das Finn hier nur Mist baut?" Vernon lies sich zu Liam auf das Sofa nieder: "Das ist der zweite Alptraum der mich verfolgt hat!"
"Schnauze Mistköder", die roten Augen der jungen Frau glühten "man nennt mich Celles!" Church unterbrach die Vorstellung: "Was sollen wir jetzt machen?"
Celles lachte sofort schallend auf: "Was ihr hier macht ist mir egal, wir müssen zurück nach Hause, unser Bruder hat das hier verbockt, bedankt euch bei ihm!" Mit diesen Worten verschwand Celles so schnell wie sie erschienen war. Saphira warf Vernon und Liam ein aufmunterndes Lächeln zu: "In größter Not hilft nur Zusammenhalt!" Damit löste auch sie sich in Luft auf.
Liam war immer noch heillos überfordert mit der Situation, er schaute zwischen Vernon und Chruch hin und her und hoffte auf Antworten. "Saphira ist so wundervoll", Church setzte sich zu ihnen und blickte schwärmerisch aus dem Fenster. "Was machen wir ohne Finn?", fragte Vernon in die Runde. "Wir müssen so lange wie möglich geheim halten, dass er nicht da ist", Liam stand auf "wir verteidigen diese Stadt!" Vernon schlug die Hände über dem Kopf zusammen, er hatte sich an die manchmal zu selbstsichere Art von Liam gewöhnt, aber das. "Du willst dein Leben in einem fremden Krieg riskieren? Das ist dumm!" Liam sprang auf und lächelte: "Das hat man mir schon so oft gesagt Vernon, ich habe es nicht nötig vor diesem Monster weg zu laufen!" Church verdrehte die Augen, er stand ebenfalls auf: "Ich bleibe, ich werde Finn beweisen das ich ein loyaler Freund bin!"
"Gut", Liam überlegte "wir brauchen eine Mauer, ich werde den weißen Tiger um Hilfe bitten!"
Als Sassy mit den Vampiren am nächsten Tag Katzus erreichten war sie erstaunt, um die Stadt erstreckte sich eine Mauer aus Eis, es schien der Sonne stand zu halten, war nicht natürlichen Ursprungs. Die dicke graue Katze, die sie in den Armen trug, schlief friedlich, als sie die Mauer erreichten wurde ihnen eine Strickleiter hinunter geworfen. "Falls ihr nicht so hoch springen könnt!", witzelte Liam von oben. Er sah erschöpft aus, aber zufrieden. Sassy befahl ihren Leuten auf der Mauer an verschiedenen Positionen in Stellung zu gehen um die Bewohner zu schützen. Sie selbst spazierte mit Liam zurück zum Turm, um dort mit den anderen zu beraten. "Bereitet dir deine Kraft schmerzen?", fragte sie und betrachtete die verschiedenen Symbole auf Liams Körper. Liam nickte: "Es ist auszuhalten, bis jetzt habe ich sie nur eingesetzt, wenn ich sie wirklich gebraucht habe!" Sassy stieg die Treppen bedacht leise hinauf um die Katze nicht zu wecken. "Warum das Tier?", fragte Liam schließlich. "Das ist Käse, wir nennen ihn liebevoll auch Cheesie", Sassy zwinkerte ihm zu "er ist angenehm solange er schläft, wir dürfen ihn erst wecken wenn der Dämon in der Falle sitzt und das Artefakt zerstört wurde!" Liam beschloss nicht nach zu fragen was der Schlaf einer übergewichtigen Katze mit eigenartigem Namen mit der bevor stehenden Schlacht zu tun hatte. Sein Kopf war voll genug. Es blieb ihm nur zu hoffen das Finn bald zurück kehren würde.
Vernon rannte einstweilen mit entnervtem Blick im großen Saal auf und ab, die Sonne begann bereits unter zu gehen. Church hatte sich auf eines der Sofa gelegt und starrte auf die Decke. Sassy platzierte die Katze fern ab von den anderen in einem kleinen Schlafgemach und verschloss die Türe von außen. Liam war nach wie vor verwirrt über ihre Handlungen, aber zu sehr darauf konzentriert wie er agieren sollte, falls Finn nicht mehr kommen würde.
"Wir müssen es den Leuten sagen!", Vernon raufte sich die Haare, seine grauen Augen sprangen zwischen den drei anderen hin und her. "Damit Panik ausbricht, dumme Idee, Wolfsjunge", höhnte Sassy entnervt, die saß am Boden und spielte nervös mit ihren Haaren. "Bitte streitet euch nicht!", Liam lehnte am Fenster und starrte auf den Fluss. Die Sonne war unter gegangen, und am Horizont konnte er die ersten Schiffe des Dämonenkönigs ausmachen. "Und wenn ihr schon streitet dann leise", Church lag nach wie vor auf dem Sofa. Vernon schien Liams Bitte einfach zu ignorieren: "Aber sie bis zuletzt anzulügen ist in Ordnung? Hast du dein Gehirn in den Baumwipfeln vergessen?" Sassy sprang wütend auf: "An deiner Stelle wäre ich nicht so vorlaut sonst koste ich schwarzes Blut zum abendessen!" Church schloss mit einem theatralischen Seufzen die Augen und nahm sich aus dem Gespräch. "Bitte", Liam stellte sich zwischen die beiden "hört auf, wenn wir nicht vereint hintereinander stehen dann hat dieses Monster leichtes Spiel mit uns!"
"Ja hört auf!", erschrocken drehten sich alle vier zur Türe um, Chruch wäre beinah vom Sofa gefallen. Vor ihnen stand Finn, in seinen Augen konnten sie Entschlossenheit und Tatendrang sehen.
"Wo warst du?", Liam und Finn spazierten gemeinsam im Schein des Mondes über die vom weißen Tiger erstellte Mauer um Katzus. Finn gab nicht sofort eine Antwort, er bedankte sich erst für die Strickleiter, die es ihm ermöglicht hatte in die Stadt zurück zu kehren. "Ich wollte das Eva noch meine Heimat sieht bevor...", Finn brach ab und blieb stehen, er atmete tief ein "bevor ich sterbe!" Liam erschrak, und musterte den sonst so coolen Blonden. Die Narben unter seinen Augen waren deutlich zu sehen, ein Mahnmal daran, dass Finn sich sehr wohl für andere einsetzen konnte. "Ich kann den Plan, den ich eigentlich hatte, nicht verfolgen", versuchte er Liam zu erklären "ein Leben für dieses Land, ich dachte immer, dass ist mehr als nur fair!" Liam war verwirrt, er zog eine Braue hoch: "Wessen Leben?" Finn konnte ihn nicht anschauen, er zögerte, aber dann rückte er mit der Wahrheit heraus: "Wir haben Eva nur gerettet weil sie das Vermächtnis des goldenen Fuchses ist, dem Geist von Argenshire. Wenn der Geist ihr Leben nimmt kann er das dunkle Artefakt vernichten!" Liam konnte nicht fassen was er da hörte. Auf einmal waren es keine Zeichen der Ehre mehr, die Finn unter seinen Augen trug, sondern Zeichen der Schande. Er hatte sich nur um Eva gekümmert um sie schließlich opfern zu können. Liam verpasste Finn eine Ohrfeige: "Das ist das Schäbigste, was du je getan hast!" Finn rieb sich die Wange und nickte, aber das reichte Liam nicht. Er war rasend vor Wut über das schändliche benehmen des jungen Prinzen. "Ist dir eigentlich bewusst, dass du uns alle angelogen hast? Sagst du eigentlich generell nie die Wahrheit, Finn? Das Mädchen hat dich vergöttert, die hat zu dir aufgesehen, du warst ihre Hoffnung! Wie konntest du das tun?" Finn vergrub seine Hände in seinen Haaren, seine türkisen Augen wirkten wässrig und er starrte an Liam vorbei auf den Etan: "Ich konnte es eben nicht tun Liam! Eva ist in Sicherheit, aber jemand muss das Artefakt vernichten!" Liam wurde hellhörig und entschied sich Finn weiter zu zu hören, nachdem er sich eigentlich schon abgewendet hatte. "Sie ist im Turm, aber niemand darf es wissen, vor allem nicht Church", Finn klang nun wirklich verzweifelt "bitte behalte es für dich, ich werde nun zurück gehen und versuchen niemandem mehr zu begegnen. Es tut mir Leid, ich weiß, dass ich hier wirklich versagt habe, aber ich bringe alles wieder in Ordnung!"
Vernon fand Liam schließlich auf der Mauer, dieser schien verwirrt zu sein, saß einfach nur da und starrte auf den Etan. Vernon legte ihm die Hand auf die Schulter: "Neue Geheimnisse?" Liam schaute mit Tränen in den Augen zu ihm auf: "Kannst du bitte nicht reden, Vernon? Kannst du mich vielleicht einfach nur in den Arm nehmen?" Vernon zog ihn bereitwillig hoch und schloss ihn in die Arme: "Du musst nicht darüber sprechen wenn du nicht möchtest. Du sollst nur wissen das ich da bin, dummer kleiner Prinz!" Liam lächelte dankbar, beide gingen still zurück zum Turm. Die sonst so belebten Straßen schienen wie leer gefegt zu sein, alles war still, die Fensterläden der Häuser geschlossen. Selbst die bunten Fuchswesen hatten sich zurück gezogen, als würden sie ahnen was der Stadt bevor stand.
Als sie die Treppen des Turmes hinter sich gelassen hatten umarmte Vernon ihn noch einmal und wollte dann kehrt machen, zurück in sein Schlafgemach, welches Finn ihm zugeteilt hatte. Es lag auf der gegenüberliegenden Seite zu Liams. "Vernon", Liam packte ihn am Arm und hinderte ihn am gehen "ich kann heute Nacht nicht alleine schlafen!" Vernon starrte ihn verwirrt an, immer hatte er Liams Nähe gesucht, nie umgekehrt. Liam war selbst verwirrt, er wusste nur das er nicht allein sein wollte. Er bemerkte auch Vernons Verunsicherung. "Wir reden darüber wenn alles vorbei ist, alles versprochen!", flüsterte Liam.