Es bedarf nur eines einzigen Funkens, nicht mal einer Flamme, um ein Inferno zu entfesseln. Doch der feurige Dämon, der alles frisst was ihm in den Weg kommt, wird nicht an jedem Ort gedeihen. Entscheidend ist die Lage wo der Flammenteufel in Gang gesetzt wird. In einer Wüste wird er keine Nahrung finden und als Baby sterben, in einem feuchtkühlen Wald wird er ebenfalls verhungern. Doch trocknet der Wald aus, so wird der Feuergeist eine geeignete Nahrung finden und sich durch den Wald fressen.
Deutschland ist ein Wald, ein Wald der feuchtkühle, aber auch trockene Tage erlebt hat. Es gab Zeiten da war Deutschland ein Fichtenwald, voll von braunen Fichten die für eine Sache brannten: Das Inferno. Hier und da gab es noch Buchen, Eichen, Ulmen; aber die Fichten hatten die Macht. Sie spannten ihre Äste in alle Winkel des Landes und versauerten den Boden, sodass neue Ideen nicht gedeihen konnten, ehe alle oder zumindest ein Großteil, der Fichten verbrannt waren. Und so kam es das andere Wälder den deutschen Wald von seinen kränkelnden Fichten befreite. Doch es waren so viele, dass ihre braunen Stämme weiter Bestand hatten. Man teilte den Wald in zwei Hälften und lange sah es so aus, dass es immer zwei Wälder seien würde. Bis eines Tages die graue Dornenhecke zwischen den Wäldern fiel und sie wieder zueinander fanden. Der Wald, der nun wieder zusammengesetzt war, hatte viele prächtige Buchen, Eichen und Ulmen hervorgebracht, jedoch existierten noch Fichten. Immer wieder zeigten sie ihre Nadelspitzenzweige. In solchen Momenten stockte im Wald aller Atem. Entsetzen rauschte durch die Wipfel der Buchen, Eichen und Ulmen. Doch wie sieht dieser Wald heute aus? Der Wald von heute hat nicht nur Buchen, Eichen und Ulmen. Im Laufe der Zeit, seit Anbeginn seines Bestehens, traten immer wieder neue Baumvertreter auf. Ahorn, Pappel und Ginkgo waren neue Nachbarn der Buchen, Eichen, Ulmen und auch der Fichten.
Vielfalt ist in den Wald gekommen. Doch Vielfalt ist der Fichtefeind. "Die Bäume finden eine Akazie als Zierbaum gut. Aber sie wollen keine Akazie als Nachbarn haben.", hört man manche Fichte rauschen.
Der Wald scheint immer mehr auszutrocknen. Einige Buchen, Eichen und Ulmen gewahren, dass sie im inneren eigentlich Fichten sind. Mit der Zeit stirbt ihr kühles Laub und sie bilden trockene Nadeln. Nadeln die so leicht für ein Inferno brennen. Die Förster des Waldes scheinen förmlich auf ein Inferno hinzuarbeiten um sich nicht mit neuen Bäumen auseinandersetzen zu müssen, weil die Fichten zu dominant seien. So kultivieren sie die Fichten, mehreren sie, indem sie von Fichten gefährdete Bäume fällen, indem sie ihnen keine Zukunft im Wald lassen. So wächst der Fichtenanteil in unserem Wald an. Mehrt sich wie einst, bist nur noch braune Stämme bleiben und kein zartes Grün den Boden säumt.
Doch das kühle, feuchte Grün, ist nichts minder als die neue Generation des Waldes, seine Zukunft. Wo soll Zukunft gedeihen, wenn alles voll von braunen Nadeln ist?
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13.06.2016 © Felix Hartmann