Gut was brauchen wir: Einen guten Anfang. Unbedingt brauchen wir einen guten Anfang. Noch habe ich keinen geschrieben, nichts geschrieben. Noch immer kein Inhalt und die Zeiger der Uhr scheinen ein Wettrennen gegen mich laufen zu wollen. Ich wundere mich gerne Mal wo die Zeit hingeht, vor allem dann wenn ich schreibe. Gerade erst angefangen mit dem Schreiben schon sind zwei, drei Stunden verflogen. Ich suche noch immer nach einer Substanz für meinen Text. Es kostet einfach zu viel Zeit der ganzen Sache eine große Substanz geben.
So sitze ich am Schreibtisch und tippe einen Text ganz ohne Inhalt. Ohne Inhalt das ist locker, leicht und das Niveau der meisten Fernsehserien. Gut einen Anfang habe ich jetzt schon Mal, jetzt brauche ich einen Hauptteil. Der Hauptteil ist immer so groß und zeitaufwendig, aber irgendwie leichter zu schreiben. Wobei er auch seine Tücken hat. Spannung muss erzeugt werden. Erwartungen sollen erfüllt werden. Erwartungen von denen man noch gar nichts weiß. Erwartungen die der Leser mit dem Beginn des Textes erhält. Aber für sowas braucht man Inhalt, sicher man kann das mit ganz wenig Inhalt schaffen, aber es braucht welchen. Wo bleibt er denn nur? Immer muss man auf die Ideen und Inspirationen warten. Warten. Ewiges warten. Lästiger Umstand. Es kostet einfach Nerven. Und die sind mir gerade zu teuer, ich verzichte auf das spannende und alle Erwartungen die an diesen Text gestellt werden.
Zeit ist ja schließlich Geld. Wobei das auch wieder ein so sinnvoller Satz ist. Zeit ist Geld. Wer hat schon beim Einkaufen mit Minuten bezahlt? Ich sehe mich schon an der Kasse stehen und auf die Frage: "Mit Karte?" mit "Nein, Minuten." erwidern. Das mag vielleicht ganz lukrativ klingen, etwas in Sekunden und Minuten zu bezahlen. Aber die Zeit ist viel kostbarer als Geld. Geld ist ein Fluch. Ein Fluch regiert die Welt, keine schöne Vorstellung, aber es ist ein Fakt. Etwas so banales und endliches wie Geld als höchste Instanz einzusetzen. Aber ich wollte ja gar nicht über Geld reden, sondern mich meinem Text widmen. Keine Zeit verschwenden, sie ist schließlich kostbarer als alle Euros dieser Welt. Also weiter im Text.
So was kommt jetzt? Ach ja der Punkt auf den alles hinausläuft. Das Ende der langen Vorrede. Das Finale. Der Kern meines Textes. Ein Kern, vielleicht sollte ich ihn streichen. Ein Kern ist nichts weiter als eine Samenanlage in Wartestellung auf günstige Bedingungen. Ich habe nicht die Zeit auf günstige Bedingungen zu warten, bis endlich der Keim die ersten Sprossen bildet und die zarte Pflanze der Erkenntnis keimt. Also streichen, weglassen, kann ja heutzutage jeder. Ob Zeitung, Fernsehen oder Politik, sie machen es doch alle. Ohne Kern lebt man besser. Aber ich bezweifle das sich jemand von denen so viel Zeit wie ich dafür verschwende.
Eine Geschichte die Zeit verbraucht kann eine gute sein, kann aber auch schlecht sein. Wo kommen wir denn hin, wenn eine Geschichte nur gut ist, wenn sie sich nur im Laufe mehrere Jahrzehnte entwickelt hat. Dann wäre das meiste unserer Literatur nur ein billiger Abklatsch. Und die Geschichte selbst darf beim Lesen natürlich auch nicht zu viel Zeit verbrauchen. Ich meine wer von uns möchte sein ganzes Leben hinter ein und demselben Buch verbringen. Wir wollen ja doch etwas Vielfalt.
Jetzt fehlt nur noch der Epilog, in den ich absolute Substanz einbringen werde. Die Lehre aus meinem Schreiben. Der Sinn, die Grundlage des gesamten Textes. Und am sinnvollsten wäre es wohl einfach nur eine Frage zu stellen.
Die Zeit fließt unaufhörlich, sie ist ein Strom der seine Quelle in der Vergangenheit hat, an uns in der Gegenwart vorbeiströmt und in die Zukunft mündet. Ein Fluss so existent wie Rhein und Saale und doch keinem Menschen sichtbar.
Zeit ist überall und allgegenwärtig und doch nie greifbar.
Zeit ist wertvoller als alles Geld der Welt und Zeit wird kostbarer wenn man sie mit Dingen füllt die einem Spaß machen. Und das entscheiden wir ganz für uns. Zeit ist mehr als Sekunden, Stunden, Tage; sie ist für uns begrenzt und doch unendlich. Für uns ist sie ein Gemälde, das wir bemalen dürfen und das darf gerne lange dauern.
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13.06.2016 © Felix Hartmann