"Lass es gut sein. Die Diskussion führt zu nichts."
Maikes Freund schaute sie wortlos mit einem getroffenen Blick an.
"Himmel noch mal! Wie oft muss ich es dir noch erklären, dass ich wegziehe und es deswegen für uns keine Zukunft gibt! Geht das endlich mal in deinen Schädel?.", fauchte sie.
Nein, das konnte es nicht, Theo stand wie angeklebt da und konnte kein einziges Wort über seine bebenden Lippen bringen. Langsam aber sicher gedieh die Pflanze der Erkenntnis und ihm wurde bewusst, dass das einzige Mädchen, dass ihn je interessiert und für das er je Gefühle hatte, ihn verlassen wollte.
Seine Welt begann Seenot zu erleiden und langsam aber sicher in den salzigen Tiefen des Meeres zu versinken. Und der Grund sollte ein Umzug sein. Maikes Vater zog wegen einem besseren Jobangebot nach Kiel, das waren keine zwei Autostunden von Flensburg entfernt. Theo merkte wie seine Welt immer mehr in den salzigen Strudel der Verzweiflung geriet und bald würden seine Augen dies zum Ausdruck bringen. Maike schaute ihn stumm und kalt an, sie wartet bis er sich soweit gefangen hatte, bis er wieder sprechen konnte.
"Das sind doch nur etwas mehr als hundert Kilometer, keine zwei Stunden brauche ich zu dir. Und wenn es mal eine Woche mit dem Fahren nicht klappt, können wir doch Skypen, Telefonieren oder auf schreiben."
Die Augen rollend, entgegnete sie: "Lass gut sein. Du solltest wissen, dass so eine Beziehung nicht funktionieren kann."
Theo fing an zu begreifen, was der Umzug wirklich war: "Sei ehrlich zu mir. Der Umzug ist nur eine Ausrede. Ich bin die längst gleichgültig geworden. Für dich bin ich nur ein nervendes Relikt aus der Vergangenheit, was es bis in deine Gegenwart geschafft hat. In Wirklichkeit willst du jemand anderen, ich war immer nur Trostpreis, aber da ich sein bester Freund bin, war ich ein strategischer Trostpreis. Zumindest solange wie Patrick vergeben war. Sag mir es ins Gesicht! Deine Lügen sind erbärmlich! Ich ertrage sie nicht!"
Erwischt schoss es Maike durch den Kopf. Sie wollte es ihm mehr oder weniger schonend beibringen und den Umzug als Ausrede nutzen. Theo war doch nicht so dumm wie sie immer gedacht hatte. Klar wäre für eine Beziehung eine so kleine Distanz kein Problem mehr gewesen, aber auch nur wenn sie ehrlich gewesen wäre. Was bildete sich dieser Schwabbelbauch eigentlich ein? So naiv war noch keiner gewesen. Er hatte sie nie interessiert, aber um an ein schönes Spielzeug zu kommen, musste man manchmal Umwege gehen. Sollte sie es zugeben? Oder lieber das unschuldige Opfer spielen? Maike entschied sich für die zweite Variante, sie passte mehr zu ihr. Denn dann könnte sie ihn hinterrücks fertig machen. Ihre rachsüchtige Arte befeuerte ihre Entscheidung.
"Liebling, wie kannst du nur so schlecht von mir denken? Ich will dich nicht eintauschen. Es ist nicht mein Wille wegzuziehen, aber es muss sein. Es stimmt, dass ich einst Interesse für Patrick hatte, aber dann lernte ich dich kennen.", sprach die kurvige brünette mit Tränen in ihren großen Augen.
Auch wenn ihn der Ärger ergriffen hatte, Maikes Worte milderten Theos Gemüt. Mehr noch ihr Auftreten, nahm jeden Zweifel. Hoffnung keimte in dem jungen Mann auf. Vielleicht musste er nur beweisen wie ernst er es mit ihr meinte.
"Aber dann lass es uns doch versuchen. Kein Mensch hat mir so viel bedeutet. Ich möchte ans Ende der Welt gehen nur um mit dir zusammen sein zu dürfen."
Das war wieder so einfach. Maike hatte jeden Zweifel in diesem Vollidioten ausgelöscht, seine Vernichtung würde ihr große Freude bereiten." Ihre Kussmundlippen formten ein schmales lächeln: Mysteriös, Geheimnisvoll und vielleicht etwas bösartig.
Theo griff ihren Arm und zog sie zärtlich an sich. Maike lachte innerlich vor Schadenfreude, jetzt war der Moment gekommen Theo in die Scheiße zu treten und sie ergötzte sich regelrecht daran. Jetzt würde sie ihm eiskalt, wie es ihrer Seele entsprach, das Herz brechen. Mehr noch es in Stücke reißen, dass er auf ewig jedes weibliche Wesen meiden würde. Sie riss sich aus seiner zärtlichen Umarmung und ihr triumphaler Blick bedeutete ihm, dass es nur ein Bühnenstück gewesen war. Sie hatte mit ihm gespielt, die ganze Zeit, bis zum letzten Moment. Wut entwickelte sich in Theo und durchflutete seinen Körper. Maike lachte im Krampf: "Du glaubst doch nicht wirklich..." -weiter kam sie nicht, denn Theo hatte sich mit einer Ohrfeige wortlos von ihr verabschiedet...