Langsam ging Julia den Schulflur entlang, selbst hier war es viel zu heiß um sich schneller zu bewegen. 36 Grad und mehr waren für den heutigen Tag angesagt. Die Sonne brannte feurig durch die großen Fenster. Gerade eben noch hatte sie eine Klausur geschrieben, nun nahm sie die Treppe zum Pausenhof. Zielstrebig setzte sie sich und die alte Trauerweide, deren kühlen Schatten sie schon den ganzen Sommer genossen hatte. Die Klausur war eine Mammutprüfung gewesen und in dieser Hitze erst Recht eine Qual gewesen, doch sie hatte es hinter sich gebracht. Julia lächelte als sie den Rucksack öffnete und ihre noch immer kühle Flasche in Händen hielt. Ein herrliches Gefühl! Während sie trank, ließ sie die Klausurfragen noch ein Mal Revue passieren. Hoffentlich trügte ihr Gefühl sie nicht wie bei der Matheklausur vom letzten Monat. Wobei das war Mathe, da konnte man selbst mit bestem Gefühl nicht bestehen, dachte sich Julia still und schüttelte den Kopf.
"Guten Morgen Julia!", hörte sie die Stimme ihres besten Freundes Elias, welcher trotz der hohen Temperaturen zügig auf sie zu schritt. "Na du Verrückter. Willst du mir mit deinem Geschwindigkeitsrausch umkippen?", begrüßte Julia ihn lächelnd. Sie rutschte zur Seite, damit er sich zu ihr setzen konnte.
"Wie ist denn deine Bioklausur verlaufen?", erkundigte er sich, als er sich zu ihr setzte.
Selbst im Sitzen war Elias einen Kopf größer als sie. Seine kurzen braunen Haare waren perfekt für den Sommer zurechtgestutzt, welche an den Spitzen durch Haargel verklebt waren.
"Du hast mal wieder deine Haare verklebt.", bemerkte Julia spitz und griff nach den vergelten und festen Haarspitzen. Rasch griff Elias nachdem Arm seiner besten Freundin:
"Bitte nicht meine Frisur ruinieren.", schaute Elias sie mit seinen blaugrauen Augen durchdringend an. Sie versuchte den Blick ihres Freundes zu erwidern, doch als ihr Herz anfing schneller zu schlagen, ließ sie davon ab.
"Sie ist schon ruiniert, man kann sie sonst besser verwuscheln. Flauschig passt einfach besser.", erwiderte Julia sich dem Griff ihres Freundes entziehend. Sie rückte etwas zur Seite.
"Habe ich zu fest zugegriffen?", fragte Elias besorgt.
"Iwo.", wedelte Julia mit ihrer Hand und lächelte. Ein Lächeln das sie sich antrainiert hatte und immer dann der Welt zeigte, wenn sie ihre wahren Gefühle verbergen wollte. Rasch wechselte sie das Thema zum Ursprung ihrer Unterhaltung: "Ich habe bei Bio eigentlich ein gutes Gefühl. Ökologie liegt mir einfach. Wie war Französisch?"
"Trés-bien.", antwortete Elias, als die Pausenklingel erschallte. "Schon Pause? Ich muss los, tut mir leid.", verabschiedete er sich lächelnd.
"Schon gut.", erwiderte sie, "Soll ich heute Abend wegen Geschi, trotzdem zu dir kommen?", fragte Julia und bereute diese Frage im nächsten Moment.
"Gerne, bis heut Abend gegen sechs währe passend."
Julia sah ihrem besten Freund nach als er, den aus der Schule strömenden, Massen entgegen lief. Irgendwie brachte sie sein Anblick zum Schmunzeln.
"Hey", ein Junge setzte sich zu Julia unter den Baum. "Hallo Christian.", sagte sie überrascht, als dieser sich neben sie ins Gras setzte. Christian war einer dieser Jungs, die es an jeder Schule mindestens ein Mal gab. Diese Art Jungs die süß wie Zucker und heiß wie Spanienurlaub waren. Sein Lächeln machte ihn nach Julias Meinung unwiderstehlich. Und nicht nur das sah bei ihm gut aus, der sportliche Schüler hatte wirklich keinen erkennbaren Markel. Seine dunkelgrünen Augen, dass Haselnussbraune Haar und sein Schulbekanntes Lächeln machten praktisch jedes Mädchen in der Schule schwach. Früher hatte sich auch Julia dazu gezählt, lange Zeit hatte sie für Christian geschwärmt. Als sie letztes Jahr mit ihm in eine Projektgruppe eingeteilt wurde, war sie Feuer und Flamme. Doch die feurige Glut wurde sogleich von Christians unfreundlicher Art gelöscht. Wobei eingefroren die bessere Beschreibung für das gefühlskalte Gebaren gewesen wäre.
"Na wie geht es dir?", fragte Christian an sie näher rückend. Julia verstand nicht was gerade passierte. War das die versteckte Kamera oder hatte sie trotz des Schattens einen Sonnenstich? Christian, der Typ, der sie letztes Jahr wie ein Häufchen Dreck behandelt hatte, saß nun in greifbarster Nähe. Aber nicht nur das er redete sogar mit ihr!
"Was hast du vor?", fragte Julia misstrauisch.
"Nichts.", entgegnete Christian entrüstet, "Darf ich nicht mit dir reden?"
Was zur Hölle?!, fragte sich Julia. Das konnte doch nicht wahr sein. War sie seit Elias weg gegangen war eingeschlafen? Oder schlimmer noch schlief sie gerade in der Klausur? Christian hatte definitiv andere Absichten, als nur einen gemütlichen Pausenplausch.
Rettung von diesem Typen musste her und als ob sie es gehört hätten, traten Julias Freundinnen in ihr Blickfeld. "Tut mir leid, da drüben kommen meine Freundinnen..", stand sie auf ohne sich umzudrehen. Höflich verabschiedete sie Christian und im Augenwinkel erkannte Julia ein süßes Lächeln. Kein diabolisches, gemeines Lächeln, sondern ein süßes, Knieweich machendes Lächeln. Was sollte denn das?
"Ihr werdet niemals glauben was gerade passiert ist.", kam Juli mit geweiteten Augen zu ihren Freundinnen Jenny und Fabia. "Weit aus dem Fenster gelehnt, hattest du gerade ein Treffen der dritten Art mit Christian.", sagte Jenny breit grinsend. "Ja.", stimmte Julia zu. "Ist schwer etwas anderes zu glauben, wenn er noch immer unter der Weide sitzt.", zwinkerte Fabia ihrer Freundin Julia zu. "Was hat er denn gesagt?", forschte Jenny nach.
"Er setzte sich zu mir als Elias zu seiner Swenja geeilt ist.", sagte Julia noch immer verunsichert aus. "Er hat mich gefragt wie es mir geht und als ich zu euch geflüchtet bin, meinte er ganz höflich wir würden uns wieder sehen.", Julia gestikulierte dabei wild mit den Händen, "Ich fürchte er plant etwas."
"Du und dein Verfolgungswahn.", seufzte Fabia und legte ihre Hand auf Julias Kopf, "Vielleicht hat er sich heute endlich getraut dich anzusprechen. Du warst allein und unter der Weide wart ihr ganz für euch. Julia kommentierte Fabias Aussage mit einem ungläubigen Blick der Bände sprach. "Jetzt tu nicht so.", erwiderte Fabia, "Ich habe dir doch schon gesagt, dass wenn du ihm den Rücken zudrehst, er dich des Öfteren beobachtet.", flüsterte sie in das Ohr von Julia. "Egal was es ist, ich bin auf der Hut.", schnaubte Julia abfällig.