Seit langem lebten wir auf zwei fernen Inseln, die unsere Heimat hätten sein müssen.
Doch schafften wir es nicht in der Trostlosigkeit blühende Landschaften zu beschwören und bauten keine Häuser der Liebe. Jeder Versuch die Steine aufeinander zu richten, wurde von Wind und Wellen zu Nichte gemacht. Die Stürme fegten übers Land und wehten alle Träume bis an die Grenzen des Horizonts. Auf unseren Feldern säten wir stets neue Pflanzen aus, doch ehe die neuen Früchte gedeihen konnten, verdorrten sie. Erfroren oder wurden erneut von Winden entwurzelt.
Ein Ozean aus Angst nagte an den Stränden und fraß sich mit der Zeit tief ins Landesinnere. Die dämonischen Wellen aus Zweifel, Kummer und Leid zog immer mehr von unseren Inseln in die tiefe, dunkle Seele des Meers.
Viele Jahre sind es gewesen, dass wir gegen die Brandung liefen und zurückgeschlagen wurden. Zurück auf eine Insel deren Tod unausweichlich ist. Aus dem Treibgut des Meeres nahmen wir, was wir gebrauchen konnten. Beschrieben leere Papiere mit vollen Worten und steckten sie in eine Flasche aus klarem Glas. Als die Flaschen verkorkt waren, warfen wir sie ins Meer, in der Hoffnung sie mögen nicht versinken. Lange Zeit glaubten wir, dass die Flaschen doch zu schwer gewesen seien und sich letztendlich auf dem Meeresboden eingefunden hatten. Etwas in uns rebellierte und wir liefen wie viele Tage zuvor gegen die Brandung. Nur um am Ende auf den Felsen zu landen, der einst ein Paradies gewesen war.
Irgendwann geschah es, dass wir am Strand etwas Blitzendes fanden: Eine Flasche. Unsere Flasche? Nein, der Korken, dass Papier, sie schienen so fremd. Mit Mühe und Not holten wir aus dem gläsernen Umschlag das Stück Papier. Unsere Augen huschten über die Worte, die Gedanken begannen sich zu überschlagen: Wir waren nicht allein in den weiten dieser See. Neuer Mut keimte in unseren Herzen. Wir fällten Bäume und banden sie zu einem Floß. Mit dem Garn des Glücks banden wir nicht nur die Stämme, wir banden sie auch zu einem Segel, das uns mit den windigen Wogen der Hoffnung zu einander führen sollten.
Wir steigen auf, kämpfen uns durch die tosende Gischt und verlassen das Meer der Angst. Brechen auf zu neuen Ufern und treffen uns in der Mitte: Auf der Insel der neuen Perspektive.
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1.07.2016 © Felix Hartmann