Ein warmorangenes Kribbeln, das im Bauch beginnt und sich langsam in Arme und Beine fortkämpft.
Ich wache auf. Meine Augen sind geschlossen und ich habe das Gefühl zu fallen - aus allen Wolken, hinab ins Nichts. Als ich meine Augen öffne, ist der Himmel strahlend blau. Nur eine einsame luftige Wolke ist rechts in meinem Blickfeld. „Kein Wunder, dass ich da runter gefallen bin!“, denke ich mir und versuche mich damit selbst zu beruhigen.
Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich drehe meinen Kopf langsam nach links und sehe über dem dichten kurzen Gras nur einen Baum emporragen. Es ist Sommer – zumindest nach meiner nur leichtbedeckenden Kleidung zu beurteilen. „Welcher Möchtegern-Designer war denn da am Werk?“, frage ich mich während schon wieder leichte Panik in mir aufsteigt.
Mir gehört dieses Kleid nicht. Ich blicke an mir herab. Ich hätte mir so ein modebeleidigendes Stück Stoff niemals gekauft. Es sieht aus wie ein kurzer Sack mit Muster. Ein weißer Sack auf denen sich kleine blaue Karos verirrt haben. „Der rote Fleck an der linken Seite bringt wenigstens Pepp in diese denkmalgeschützte Gardine!“, sage ich mir aufmunternd, als dieser rote Fleck bei Berührung größer wird.
Ich blute. Ich versuche einen Schmerz zu spüren, aber da ist keiner. Als ich das Kleid hebe, ist dort ein großer Schnitt. Er formt einen Halbkreis. Fast sieht es so aus, als würde mir der Schnitt auf meiner Hüfte zulächeln. „Nun schnell ins Bett und schlaf recht schön“, flüstert er mir zu. „Lieber Sandmann, es ist noch nicht so weit…“, murmele ich zufrieden und schließe die Augen.
Ein kaltblaues Stechen, das im Bauch beginnt und sich langsam in Arme und Beine fortkämpft.
Ich wache auf. Meine Augen sind geschlossen und ich habe das Gefühl zu fallen - aus allen Wolken, hinab ins Nichts. Als ich meine Augen öffne, ist der Himmel weiß kariert. Ein rundes grelles Licht strahlt von dem Himmel mitten in mein Gesicht und wirft mir Erinnerungen zurück in mein Gedächtnis. Wie eine allwissende Keule, die Schlag um Schlag den wärmenden Sommertag aus meinem Kopf prügelt.
Ich liege im Krankenhaus. Ich schließe die Augen. Ich will fallen, aus allen Wolken, zurück ins Nichts. Zurück auf die Wiese, zurück in meine irreale schmerzlose Welt. Der Weg zurück in die süße Verdrängung, die mir mit nicht enden wollenden kalten Hieben endlos verwehrt zu bleiben scheint. Zurück an den schmerzfreien Ort, an dem mich meine aufgeschlitzte Hüfte angrinst. Dort, wo das einzige Unpassende an meinem zahlreichen Blut der beißende Farbkontrast zum grasgrünen Boden ist.
Ich öffne die Augen. Ich falle nicht, aus keinen Wolken. Da ist kein Himmel, kein Gras, kein Sommer, kein Nichts. Da ist nur bitter schmeckende, unendlich schmerzende Leere. Da ist nur die Realität.