Als wir zu Hause ankamen, hatte meine Frau neben mir bereits mit Maria telefoniert, die versicherte, dass sie mit Fannis Hilfe "leicht etwas tun" hatte können und dass selbstverständlich genug da sei, um auch zwei weitere Gäste zu bewirten. Auch Thomas hätte ihr heute sehr bereitwillig geholfen, indem er einen Teil von Georgs Aufgaben übernommen hatte. Und schließlich sei Georg ja auch wieder, wenn auch etwas wackelig, auf den Beinen. Wir stiegen aus und gingen nach oben. Wir gingen an den großen Esstisch und Selina und mir fiel auf, wie galant Tommy Monika an den Tisch brachte und ihr den Stuhl rückte. "Der Bengel hat beinah noch mehr drauf als du, mein Süßer! Und das will schon was heißen!" flüsterte sie mir ins Ohr. Wie selbstverständlich nahm Tom an der Stirnseite neben Moni Platz und Sel bedeutete Werner versteckt, dass er sich ruhig auf die andere Seite setzen sollte. So kam er Selina gegenüber zu sitzen. Mir gegenüber saß meine kleine Prinzessin. Werner schien sich ein Wenig zu wundern, dass Selina ihn offensichtlich bewusst von seiner Tochter ferngehalten hatte. Ich fragte, wo denn Fanni bleibe, aber die stand bereits hinter mir, um mir Essen aufzutun. "Ich assistiere heute Maria." sagte sie. "Ich habe während des Kochens schon genug erwischt. Tommy du kannst dich also auch neben Michael setzen, der Platz bleibt frei." - "Danke Oma, Ich befinde mich bereits in angenehmer Gesellschaft." sagte Tom mit einem charmanten Lächeln zu Monika die zwar errötete, sich aber neben Tommy durchaus wohl zu fühlen schien. "Kennt ihr beide euch?" fragte Werner. "Nur vom Sehen, Papa. Tom ging in die Parallelklasse. Ich wusste aber nicht, dass er so charmant sein kann." - "Das Kompliment darf ich gerne an dich zurückgeben, Monika!" Werner begriff, dass Selina schon gewusst hatte, dass Tom seine Monika aus ihrem Schneckenhaus holen würde. Sie hatte fast ein wenig kokett gewirkt, als sie ihre Stimme heute das erste mal vernehmen ließ und sie sah auch nicht mehr ständig zu Boden! Das war schon mal eine Entwicklung in die richtige Richtung. Wir unterhielten uns während des Essens ganz zwanglos und ich bekam von Tommys Unterhaltung immer wieder Wortfetzen mit. "Selina... Beste... Krebsforschung... Ja zum Leben... dein Vater... nicht allein... Er sprach leise und eindringlich mit ihr und ermunterte sie immer wieder, ihm zu erzählen. Dann hörte er, ohne sie zu unterbrechen, zu und gab danach sein Statement ab. Monika war offensichtlich so beeindruckt von Tommy, dass sie ihre Opferrolle total vergaß. Als das Essen eigentlich schon beendet war, hatte sie nicht nur mehrmals gelächelt, sie hatte sogar einmal vernehmbar gelacht. Und ihr Teller war leergegessen. Werner kam sich vor, als sei er im falschen Film. Als es dann zufällig einmal ganz ruhig war, hörten wir alle: "Und du würdest wirklich kommen, wenn ich zur Behandlung in der Klinik bin?" Tom legte seine Hand auf ihre. "Nicht würde! Ich werde da sein, denn du musst dich einfach behandeln lassen!" Monika sah auf und wendete sich ihrem Vater zu. "Papa, Ich geh in die Klinik! Gleich morgen!" Werner war überwältigt und wir alle begrüßten ihre Entscheidung.
"Monika, es wäre gut, wenn ich dir heute noch eine Infusion lege, die gut für die Untersuchung morgen wäre. Du könntest dich in Michaels Arbeitszimmer kurz hinlegen und ich komme mit dem Infusionsständer. Es dauert nur eine knappe Stunde." Monika sah Tom fragend an. "Ich begleite dich, Moni!" sagte er beruhigend. "Gut!" sagte Moni zu Selina und stand auf. Auch Werner stand auf und nahm seine Tochter in den Arm. "Ich bin sehr stolz auf dich!" sagte er und setzte an, mit ihr zu gehen. "Du kannst ruhig hierbleiben, Papa! Mach dir keine Sorgen, Tom passt auf mich auf!" Werners Blick fiel auf Tom. "Das werde Ich! Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen Herr von Kurzhagen. Ich weiß mich zu benehmen!" -"Da bin ich mir sicher, mein Junge! Ich danke dir!" Selina ging mit den beiden in mein Arbeitszimmer, legte die Infusion und ließ sie schließlich allein. Tom hatte sich zu ihr an den Rand der Couch gesetzt und hielt ihre Hand. Monika himmelte ihn an."Du hast mir immer schon gefallen, Tom, sagte Monika! Aber ich habe nicht gewagt, dich anzusprechen. Dass du wirklich so lieb sein kannst, hätt ich nie gedacht. Hoffentlich ist das kein Traum!" Tom führte ihre Hand an seine Lippen und küsste ganz zart ihre Finger. "Keine Angst, Moni, ich bin wirklich da. Und zu dir kann ich sehr lieb sein..."