Kapitel 3
Susan stand am Fenster und schaute hinaus in den Garten ihrer Tante. Es waren nun vier Monate vergangen, seit sie von Bord der Sea Devil gegangen war und zurück zu ihrer Tante gebracht wurde. In diese Zeit war kein Tag vergangen an dem sie nicht an ihren Piraten gedacht hatte. Nicht zuletzt wegen ihres kleinen Bäuchleins das sich unter ihrem Herzen wölbte. Susan erwartete ein Kind. Erics Kind! Ihre Tante hatte sich alle Mühe gegeben ihre Nichte aufzumuntern, doch sie wusste ja nicht einmal was genau der Grund für Susan´s Wehmut war. Doch als man erkennen konnte dass Susan in anderen Umständen war, wurde ihr schmerzhaft bewusst dass ihre Nichte Liebeskummer haben musste. Es klopfte leise an Susan´ Tür. Matilda kam herein und sah ihre Nichte traurig am Fenster stehen. „ Mein Kind, das kann ich mir nicht länger mit ansehen. Du isst kaum noch was, dabei brauchst du jetzt deine Kräfte für dein Kind!“ Susan sprach kein Wort, schloss nur ihre Augen und presste ihre Lippen fest zusammen. „ Möchtest du mir denn wirklich nicht sagen wer der Vater deines Kindes ist Susan. Du kannst die Verantwortung nicht alleine tragen. Der Vater deines Kindes muss es erfahren und zur Rechenschaft gezogen werden!“ Matilda van Kent regte stolz ihr Kinn und trat ans Fenster zu ihrer Nichte. „ Ich kann nicht…!“ sprach plötzlich Susan. „ Was kannst du nicht Liebes?“ Matilda sah ihre Nichte fragend an. „ Den Vater des Kindes zur Rechenschaft ziehen…und ich will es auch gar nicht Tante!“ Sandra wand sich vom Fenster ab und ging hinüber zu ihrem Bett auf welches sie sich setzte. „ Was redest du denn da Kindchen?!“ „Tante….. es ist…. Er ist nicht von hier…. Er ist Seemann und wer weiß wo er sich jetzt befindet. Er könnte überall sein!“ Susan wusste nicht wie sie ihrer Tante die Wahrheit sagen sollte. „ Nun, nur weil der Vater des Kindes ein Seemann ist und bei der Flotte, heißt dies nicht, dass man ihn nicht ausfindig machen kann. Ich habe gute Beziehungen zum Königlichen Hofe wie du weißt. Wir finden deinen Captain schon!“ Matilda lächelte und Susan erschrak als ihre Tante das Wort Captain aussprach. „ Aber Kindchen, was ist denn nur …. Du bist ja kalkweiß, als hättest du einen Geist gesehen!“ „ Du hast Recht Tante, er ist Captain. Aber er ist weder bei der Königlichen Flotte noch Captain eines Handelsschiffes. Er ist…….. es ist Eric Sharp, Captain der Sea Devil und er ist ein Pirat!“ Matilda van Kent umgab plötzlich Dunkelheit und sie spürte nur noch wie sie jemand auffing, bevor sie den Boden berührte. Susan machte sich unendliche Vorwürfe, dass sie ihre Tante so in Schrecken versetzt hatte. Die Tatsache dass ihre Nichte ein Kind von einem verwegenen und geächteten Piraten erwartete, war zu viel für sie. Wie konnte das nur geschehen. Solch ein Unglück und welch eine Schande! Susan´s Tante hörte gar nicht mehr auf zum Jammern. Doch in wenigen Tagen würde ihr Onkel zurückkommen aus London und er wusste immer Rat!
Die Blue Shark hatte den richtigen Kurs genommen und verfolgte die Sea Devil. Baron van Kent stand an der Reling und starrte aufs Meer. Er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab als diesen Captain Sharp nach England zu bringen. Ob dieser jedoch freiwillig mitkommen würde, war eine andere Sache. Daniel Van Kent liebte seine Nichte, als wäre sie sein eigenes Kind und er ertrug es nicht länger sie so leiden zu sehen. Außerdem, Pirat hin oder her, hatte sich dieser Captain Sharp seiner Verantwortung zu stellen. Er würde schon eine Lösung finden, damit dieser nicht an den Galgen kam und er auch nicht, wegen Hochverrats! Die Blue Shark war ein schnelles Schiff und schon bald hatte man die Sea Devil eingeholt. Die weiße Flagge war gehisst worden und man bat darum mit dem Captain verhandeln zu dürfen. Daniel van Kent betrat das Schiff der Piraten alleine und ließ sich zum Captain führen, welches sich unter Deck befand. Eric saß hinter seinem Schreibtisch und sah den Baron hasserfüllt an. „ Was verschafft mir die Ehre eures ach so hohen Besuches? Sehnt ihr euch so sehr nach dem Tode, das ihr euch freiwillig in die Hölle begebt?“ Erics Worte klangen voller Hohn und Verachtung. „ Nun, mitnichten Captain Sharp. Ich bin aus einem ganz anderen Grund hier. Doch ich möchte mich erst einmal vorstellen und ich denke, das euch mein Name noch bekannt sein dürfte!“ Daniel van Kent kam einen Schritt auf den Schreibtisch zu hinter dem Eric saß und ihn durchdringlich ansah. „ Mein Name ist Van Kent. Baron van Kent! Und ihr seid bekannt mit meiner lieben Nichte, Captain Sharp!“ Eric runzelte seine Stirn. „ Ich wüsste nicht dass mir euer Name geläufig sein sollte. Ihr sagt ich kenne eure Nichte? Nun ich habe die Bekanntschaft vielerlei Damen gemacht. Ich wusste nur nicht das eine Hure sich in adligen Kreisen bewegt?“ Erics Augen blitzten gefährlich auf. Daniel van Kent versuchte seine Haltung zu bewahren, wenn es ihm doch zugleich recht schwer viel. „ Sie sollten ihre Zunge zügeln Captain Sharp. Meine Nichte ist keine Hure. Ganz im Gegenteil, sie wurde Opfer ihrer Gewalt und kann von Glück reden, euch überlebt zu haben! Doch der eigentliche Grund weshalb ich hier bin ist, dass meine Nichte ein Kind erwartet. Euer Kind Captain Sharp!“ Eric starrte den Baron an wie einen Geist. Das konnte nicht wahr sein! Das war eine Falle…eine gemeine Intrige um ihn an den Galgen zu bringen. Eric sprang auf und ergriff seinen Dolch. „Wie könnt ihr es wagen, hier auf mein Schiff zu kommen und mir solche Infame Unterstellungen machen! Ich kenne weder ihre wehrte Nichte, noch habe ich mich des Verbrechens einer Schändung schuldig gemacht. Und bevor sie mich auch noch einen Mörder nennen, so muss ich sie leider enttäuschen Baron van Kent, seit die Sea Devil unter meinem Befehl segelt, wurde kein Menschenleben mehr gelassen. Gut, ich gebe mich der Plünderei schuldig, doch auch ich muss sehen wo ich bleibe!“ Erics Blick war eisig wie der Nordwind und in seinen Händen hielt er noch immer seinen Dolch. „Nun, ich hatte nicht die Absicht sie verhaften zu lassen und dem König aus zu liefern, dazu habe ich keinerlei Berechtigung. Und ich wollte sie keines Wegs irgendeines Verbrechens beschuldigen. Doch nichts desto trotz, sind sie der Vater von Sandras Kind!“ bei Sandras Namen stutzte Eric schlagartig. „ Was haben sie da soeben gesagt? Wie ist der Name ihrer Nichte?“ „ Susan, Susan Castain!“ Daniel van Kent sah Eric eindringlich an. „ Nun, wie mir scheint ist ihnen der Name meiner Nichte sehr wohl bekannt?“ Eric ließ sich auf seinen Stuhl fallen und starrte auf die Tischplatte. Susan erwartete ein Kind, SEIN KIND! „ Ist das auch wirklich war? Sandra ist erwartet ein Kind? Aber…..aber wie…wie kann das sein…. ?“ Eric war fassungslos. „ Ich glaube in Sachen Aufklärung und Entstehung eines Kindes, muss ich ihnen keine Nachhilfestunden Zu Teil werden lassen. Immerhin haben sie auch keine Lehrstunde benötigt als sie meine Nichte schwängerten!“ Daniels Sarkasmus ärgerte Eric. „ Es geschah aus freiem Willen. Ich habe ihre Nichte nicht geschändet! Sie wollte es ebenso wie ich!“ „ Oh, daran hege ich auch keinen Zweifel, immerhin liebt sie meine Nichte. Und das sie sich ihnen hingab, sollte Beweis genug sein!“ Eric glaubte sich verhört zu haben, Susan liebte ihn? Ihn den Teufel der Meere? Dieser Baron beliebte zu scherzen und sich gar über ihn lustig zu machen. Doch ein genauer Blick in das Gesicht des Barons, belehrte ihn eines Besseren. „Hat sie ihnen das gesagt, dass sie mich liebt? Oder vermuten sie dies nur?“ Eric wollte es ganz genau wissen. „ Ich würde vorschlagen das fragen sie Susan schön selbst. Ich bin nicht nur gekommen um ihnen die Nachricht zu überbringen das sie Vater werden Captain Sharp, sondern auch weil mich meine Nichte darum gebeten hat, sie ausfindig zu machen und nach England zu bringen. Zu ihr! Susan möchte sie sehen, sie vermisst sie!“ Daniel legte den Kopf zur Seite „ Nun, wie ist ihre Antwort Captain?“ Eric stand auf und ging um den Schreibtisch herum auf den Baron zu. „ Baron van Kent, ich werde selbstverständlich mit ihnen kommen.“ Eric folgte Daniel hoch aufs Deck und befahl seiner Mannschaft in der Zeit seiner Abwesenheit die Stellung zu halten. Angus befahl er derweil seinen Platz als Captain einzunehmen. „ Was geht hier vor Eric?“ Angus traute dem Baron nicht und wollte wissen was geschehen war. „ Mein lieber Angus, ich werde Vater. Susan erwartet ein Kind und ich muss zu ihr, so schnell wie möglich. Ich hoffe du kannst meine Entscheidung verstehen!?“ Eric hoffte dass sich alles zum Guten wenden würde doch sicher war er sich nicht. „ Geh zu ihr mein Junge. Du bist ein anständiger Mann und stehst zu dem was du getan hast. Sprich dich mit ihr aus und wenn Gott will, dann wendet sich alles zum Besten!“ Angus umarmte seinen Ziehsohn und reichte auch dem Baron seine Hand. „ Auch wenn wir in ihren Augen geächtete sind, so haben wir dennoch ein Herz und tun nur das wozu uns die Krone treibt! Das sollten sie wissen bevor sie diesen Jungen ans Messer liefern!“ „ Mit Nichten, ich habe nicht vor ihren Captain auszuliefern. Ich bin wirklich im Namen meiner Nichte gekommen, weil sie es wünschte dass der Vater ihres Kindes von ihrem Zustand erfährt. Sie hat mich gebeten ihn zu ihr zu bringen, jedoch nur wenn er dies aus freien Stücken tun würde! Sandra erwartet nicht dass Captain Sharp mit mir kommt! Doch sie hofft es!“ Daniel sah Eric an und dieser nickte zustimmend.
Susan hatte sich von ihrer Tante zu einem kleinen Spaziergang im Garten überreden lassen. Doch so ganz ablenken konnte dieser sie auch nicht. Ihre Gedanken waren steht´s bei jenem Mann dessen Kind sie unter ihrem Herzen trug. Sie hoffte so sehr das es ihr Onkel schaffen würde Eric davon zu überzeugen, dass er mit ihm kommen musste. Doch nun war ihr Onkel schon zwei Wochen fort und noch immer keine Nachricht von ihm. So langsam schwand ihre Hoffnung, Eric jemals wieder zu sehen. Vielleicht war es ihm ja auch egal, dass sie ein Kind von ihm erwartete und vielleicht dachte er ja sogar, es sei von einem anderen, das sie sich nach ihrer Rückkehr mit einem anderen Mann vergnügt habe. Immerhin hatte Eric vorher schon geglaubt dass sie mehrere Verehrer hatte. Wieder sah sie sein entsetztes Gesicht vor sich, als sie ihm sagte, dass er der erste Mann in ihrem Leben gewesen war. Und wirklich glauben wollte er ihr auch nicht. Er hatte sie nur benutzt um seine Begierde zu stillen und sie dann von Bord gejagt. Nein, dieser Mann liebte sie nicht und er würde auch nicht zu ihr kommen. Es begann leicht zu regnen, Susan und ihre Tante eilten zurück ins Haus, als der Butler ihnen ausrichtete das Besuch im Kaminzimmer wartete. Susan sah ihre Tante verwundert an „ Erwartest du Besuch Tantchen?“ „ Nicht das ich wüsste mein Kind, oh vielleicht ist es Misses Dickson, sie wollte mir doch den neuesten Klatsch berichten!“ Matilda zwinkerte ihrer Nichte zu. Als der Butler ihnen die Tür zum Kaminzimmer öffnete erblickte Susan ihren Onkel. Freudig lief sie auf ihn zu und umarmte ihn. Doch sein ernster Blick ließ sie erahnen das er keinen Erfolg gehabt hatte. „ Hast du ihn gefunden Onkel Daniel?“ ihre Stimme zitterte. „ Gefunden habe ich ihn mein Kind!“ Daniel sah seine Nichte eindringlich an. „ Und was….. was hat er gesagt? Ich meine, hast du ihm erzählt das ich sein Kind erwarte?“ Sandra schluckte schwer. „ Nun das sollte er dir wohl besser selbst sagen meine Kleine!“ Daniel nickte in Richtung Kamin und als sich Susan umsah, traute sie ihren Augen kaum. In der Ecke neben dem Kamin stand Eric, genauso wie sie ihn in Erinnerung hatte. Groß und stark, sein schwarzes langes Haar welches ihm bis über die Schultern auf seine muskulöse Brust reichte. Seine eisblauen Augen, seine sonnengebräunte Haut und dieser Blick, so verwegen und gefährlich. Ein echter Pirat eben! „ Eric…..!“ Susan hauchte seinen Namen förmlich und stand wie erstarrt da. Eric lächelte, kam auf sie zu und verbeugte sich leicht. „ Seit mir gegrüßt Lady Susan…!“ Er nahm ihre Hand in seine und hauchte einen zarten Kuss auf ihren Handrücken. „ Du bist wirklich hier?“ Susan rang um Fassung und konnte noch immer nicht glauben, dass er leibhaftig vor ihr stand, ihr Teufel der Meere! „ Ja, es sieht wohl ganz danach aus. Ihr Onkel…. Ähm, dein Onkel hat mir alles erzählt. Zuerst konnte ich es kaum glauben und dachte es sei eine Falle um mich an den Galgen zu bringen. Doch dein Onkel scheint ein ehrenwerter Mann zu sein, dem ich vertrauen kann. Und so bin ich hier gelandet, bei dir Susan!“ Eric lächelte erneut, doch er wagte nicht Susan an sich zu reisen und leidenschaftlich zu küssen. „ Dann werde ich euch mal alleine lassen. Ich denke ihr habt einiges zu bereden!“ Daniel verließ das Zimmer und sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, riss Eric, Susan seine Arme und presste seinen Mund auf ihren, dann vergrub er sein Gesicht in ihrem vollen Haar und seufzte. „ Gott, wie hab ich dich vermisst meine Liebste!“ „ Ich habe dich auch vermisst Eric. Ich konnte all die Zeit an nichts anderes denken, als an dich! Ich dachte ich würde dich niemals wieder sehen!“ Susan Stimme klang von Tränen erstickt und Eric nahm ihr Gesicht in seine Hände, so wie einst auf seinem Schiff der Sea Devil und küsste ihr die Tränen weg. „ Nun bin ich hier mein Liebes und werde dir zur Seite stehen. Ich werde für dich und unser Kind da sein. Ich lasse euch nicht im Stich, niemals!“ Susan schlang ihre Arme um seinen Hals und war überglücklich. „ Ich liebe Dich Captain Sharp!“ sie löste sich von ihm und sah direkt in seine wunderschönen Augen. „ Und ich liebe dich meine kleine Lady!“ gab er sinnlich zurück. Dann kniete er sich vor sie und nahm ihre Hand „ Ich weiß das hier ist nicht gerade der romantischste Ort um einer Dame einen Heiratsantrag zu machen, doch kann ich nicht mehr länger warten. Und darum möchte ich dich jetzt und hier fragen, ob du meine Frau werden möchtest?!“ Erics Herz schlug ihm bis zum Hals, noch nie hatte er solche oder überhaupt irgendwelche Gefühle für eine Frau empfunden und heiraten wäre ihm schon gleich gar nicht in den Sinn gekommen. Doch dies hier war nun etwas komplett anderes. Er liebte diese Frau so sehr und er würde sein Leben für sie und das Kind geben, welches sie von ihm erwartete. Niemals mehr würde er sie alleine lassen. Susan gehörte ihm, sie war seine Frau! NUR DIE SEINE!!!!!!
Sandra sah ihn zärtlich mit Tränen in den Augen an und konnte nur ein liebliches „ Ja, ich will“ hauchen. Eric stand auf und nahm sie zärtlich in seine Arme „ Ich lass dich nie wieder los mein Schatz!“ dann küsste er Sandra so leidenschaftlich als stünde die ganze Welt in Flammen. Er, der Pirat Captain Sharp, Teufel der Meere hatte eine Braut!
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