KAPITEL 12
Irgend etwas war anders. Sally erwiderte seine Kuss, doch diesmal fühle es sich anders an als beim ersten Mal. Diesmal fühlte es sich falsch an. Sally stieß sich leicht von Chris ab und blickte verlegen zu Boden. "Was hast du Sally?" seine Stimme klang wie ein Vorwurf. " Nichts Chris, ich bin doch müder als ich gedacht hatte....ich werde dann doch lieber zu Bett gehen." log sie und spürte wie sie leicht rot wurde. Sie war schon immer eine schlechte Lügnerin gewesen und das bemerkte auch Chris. " Es ist wegen Raven, gib es doch wenigstens zu und mach mir nichts vor. Du belügst dich doch nur selbst damit Sally!" Chris wand sich von ihr ab und drehte sich mit dem Rücken zu ihr. Er hoffte sie würde sich doch dazu entscheiden, die Nacht in seinem Zimmer zu verbringen, doch leider ging sein Wunsch nicht in Erfüllung. " Es tut mir leid Chris, aber ich kann nichts dafür. Man kann sich leider nicht aussuchen in wen man sich verliebt. Gute Nacht!" ihre Worte waren wie Messerstiche in sein Herz. Chris schloss seine Augen und presste seine Lippen fest aufeinander. Dann hörte er noch wie sich die Tür seines Zimmers leise schloss und als er sich umdrehte und nachsah, fand er nicht weiter vor als Leere. Sally war gegangen. Er stand eine ganze Weile einfach nur so da und starrte zur Tür, doch dann nahm er sein Handy und rief sich ein Taxi..... wenige Minuten später verließ er das Haus und als das Taxi kam stieg er ein ohne sich noch einmal um zusehen, und ließ sich nach Hause fahren.
Sally stand an ihrem Fenster und hatte ihn beobachtet, wie er in das Taxi gestiegen war und davon fuhr. Sie hatte Mitleid mit ihm und hätte sich gewünscht, es wäre anders verlaufen zwischen ihm und ihr. Doch sie wusste das sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Doch bald sollte Sally am eigenen Leib schmerzlichst erfahren, wie sehr sich damit getäuscht hatte.
Ein ganzes Jahr später
Clara stand noch immer am Fenster als es an ihre Tür klopfte und sah hinaus in den verwitterten Garten. Nachdem die alte Miss Dickson verstorben war und dann die Sache mit Sally passierte, hatte Clara weder die Kraft noch wirklich die Muse dazu, etwas im Garten zu tun. Bevor das alles geschehen war, verbrachte Clare oft ihre Zeit im Garten, denn sie liebte Blumen und erfreute sich daran wenn der Garten ordentlich aussah. Doch nun war alles anders.
Clara öffnete die Tür und blickte in das liebevolle Gesicht ihrer Freundin.
"Sorry Clara, aber ich kann nicht schlafen... es hämmert die ganze Zeit in meinem Kopf. Ich versuche mich krampfhaft an etwas zu erinnern, aber egal was ich auch versuche, es gelingt mir nicht !" Tränen stiegen in ihren Augen auf und liefen ihr die bleichen Wangen hinab. Sally hatte sich seit dem Vorfall vor einem Jahr deutlich verändert. Sie konnte es kaum verkraften ihre liebe Sally so leiden zu sehen und in ihr wurde das schlechtes Gewissen immer stärker, da sie Sally nichts davon gesagte hatte, dass sie Chris angerufen und ihm Bescheid gegeben hatte das Sally wieder hier war.
"Du weißt, dass du über alles mit mir reden kannst süße, ganz gleich was es auch sein mag. Ich bin immer für dich da!" Clara nahm ihre Freundin in den Arm und musste ihre eigenen Tränen stark zurück halten. Dann nahm sie Sally bei der Hand uns zog sie ins Zimmer. Dort setzten sie sich auf das Bett, "So und nun erzähle mir was los, ist! Was bedrückt dich so sehr das es dir den Schlaf raubt und in deinem Kopf hämmern lässt?" Sally schaute hinüber zum Fenster, "weißt du Clara, ich versuche mich wirklich daran zu erinnern was mit mir passiert ist damals vor einem Jahr und was du gesagt hast, dass dieser Raven, also Chris Bruder ebenfalls verschwunden war und nie wieder aufgetaucht ist. Es sind so viele fragen die mich beschäftigen und dann ist da diese Stimme in meinem Kopf und dieser Mann, in meinen Träumen." Sally schüttelte mit dem Kopf als wollte sie all diese Gedanken so vertreiben.
"Wie meinst du das? Welcher Mann und was für Stimmen?" Clara schaute ihre Freundin entsetzt an. Verlor Sally jetzt etwa gänzlich den Verstand? Es reichte schon das sie vor einem Jahr ihr Gedächtnis verloren hatte und sich bis heute an nichts mehr erinnern konnte, außer an ihre Freundin Clara und das sie bei ihr mit im Haus wohnte, welches sie von der netten alten Miss Dickson geerbt hatte. Doch alle anderen Erinnerungen, waren einfach weg, als hätte es diese nie gegeben.
"Davon hast du gar nichts erzählt Sally! Sorry süße aber du machst mir gerade wirklich Angst. Ich mache mir große Sorgen um dich !
"Ich weiß ja selbst das sich das alles völlig verrückt anhört, aber ich höre tatsächlich eine Stimme. Und nicht nur in meinen Träumen. Auch so wenn ich alleine bin spricht sie manchmal zu mir. Aber ich kann nicht verstehen was mir diese Stimme sagen will. Wenn ich versuche mich zu erinnern, kommen diese höllischen Kopfschmerzen. Und dann dieser Mann Clara in meinem Traum, er spricht immer das gleich zu mir, es würde keinen Sinn machen mich zu verstecken und das ER mich findet, egal wo ich bin." Sally schaute ihre Freundin Clara verzweifelt an. Gerade als Clara etwas antworten klopfte es an ihre Tür.
Sally erschrak " Ist etwa jemand hier im Haus? Clara stand auf und ging zur Tür " Ich habe Chris einen Schlüssel fürs Haus gegeben, er war für mich da, als die Sache mit dir passiert ist und dann auch noch Miss Dickson verstorben war.
Sally sah ihre Freundin sprachlos an, fand jedoch bald ihre Sprache wieder " Du meinst, dieser Chris.... den ich auch kennen soll, ist hier?" " Ja, ich habe ihn angerufen und gesagt, dass du seit ein paar Tagen wieder hier bist! Bitte sei jetzt nicht sauer auf mich Sally!" Clara versuchte zu lächeln, doch so wirklich gelang es ihr nicht und sie wurde verlegen. "Wieso sollte ich denn sauer auf dich werden? Was redest du denn da?" Sally verstand kein Wort von dem was Clara sagte. Es gab keinen Grund für sie Böse auf ihre Freundin zu werden.
Es klopfte erneut und Clara öffnete nun die Tür. Sie trat ein Stück zur Seite. Sally saß da und starrte zur Tür als sie einen jungen Mann erblickte. Für sie war er ein Fremder, keinerlei Erinnerungen kamen bei seinem Anblick zurück.
Er betrat das Zimmer und kam langsam auf Sally zu. "Hi Sally...ich bin es, Chris..... wie geht es dir? " Chris zögerte und strich sich eine Haarsträhne aus seinem schönen Gesicht. "Hallo.... Chris! Danke...es geht mir den Umständen entsprechend. Clara hat dir eventuell schon erzählt das ich mich an so einiges nicht mehr erinnern kann. Beziehungsweise an gar nichts mehr!" Sally wurde sichtlich angespannt und wusste nicht so recht wie sie sich verhalten sollte. Laut Claras Erzählungen war dieser Fremde mehr als nur ein Freund gewesen, bis zu jenem Tag als wohl sein Bruder aufgetaucht war und Sally sich für ihn entschieden hatte, anstatt für Chris. irgendwie überkam Sally ein schlechtes Gewissen, obgleich sie nicht wusste weshalb. Sie konnte sich ja an absolut gar nichts mehr erinnern.
Noch dazu sah dieser Chris verdammt gut aus und aus einem ihr nicht verständlichen Grund, machte sie das ziemlich nervös. Wieso um alles in der Welt hatte sie diesen schönen Mann für einen anderen gehen lassen? Und warum fühlte sie sich in seiner Gegenwart so eigenartig? War es weil sie sich einmal sehr nahe standen? Doch irgendetwas in ihrem Innern sagte ihr, das dies nicht der Grund war, sondern ein ganz anderer, abscheulicher Grund. Und nicht zu wissen was es war, sich nicht erinnern zu können, machte Sally schier wahnsinnig! Doch sie bemühte sich Ruhe zu bewahren und sich nichts anmerken zu lassen.
Chris entging ihrer Nervosität nicht, er beobachtete sie die ganze Zeit, lauernd. Wie ein Raubtier auf seine Beute!