Hier stehen wir also. Den Heimweg geschafft, nach langer Diskussion, meine Augen verquollen von Tränen, deine vom Rausch. Es ist schon hell, ewig haben wir bis zu dir gebraucht, bist ja getorkelt, nicht gegangen. Zwei mal fast die Böschung hinunter in den Fluss gefallen, aber ich habe dich gehalten, falls du das gemerkt hast. Wie ich dich immer versuche zu halten wenn es bergab geht.
Du merkst vieles nicht wenn du getrunken hast, weißt du das? Hat dir das einmal jemand gesagt? Jemand dem du vielleicht zuhörst? Anscheinend nicht.
Du fragst mich was du verbockt hast. Das fragst du noch? Anschreien möchte ich dich, dir so lange ins Gesicht schlagen bis es dir klar ist. Aber ich bleibe still, versuche nicht erneut zu weinen.
Weinen. Ist es nicht paradox, dass der erste Mann bei dem ich mich traute zu weinen auch der Erste ist, der mich zum weinen bringt? Hier, in der Öffentlichkeit wo jeder es sehen kann? Alles hat so unschuldig begonnen, du kamst zurück von einer Reise. Natürlich wollte ich dich sehen, wollte wissen was du erlebt hast. Es war so lustig, wir haben viel gelacht.
Dann kam der Wodka, widerliches Zeug. Und dann hast du langsam angefangen auf mich und meine Gefühle zu vergessen, einfach so. Hast mit einem Wesen geschrieben, welches ich am liebsten durch sich selbst dividieren würde. Dein Dealer, aber ja, ihr seit auch Freunde. Angelegt habe ich mich vor Wochen mit ihm, mit der Polizei gedroht. Du sagst du nimmst nichts mehr, selbst wenn er dabei ist. Aber der lacht sich ins Fäustchen mit dir, und mit mir. Die dumme kleine Schwester die versucht ihren großen Bruder zu beschützen. Du lädst ihn in die Stadt ein, mir soll es recht sein. Ich kann so nett sein, so nett. Ich weiß, dass es Ärger geben wird, aber ich soll dir ja vertrauen. Gut ich vertraue, und du? Du trinkst und trinkst. Wir gehen weiter, aber warte, der Typ braucht noch Papers. Kann er sich keine Zigaretten leisten? Läuft das Geschäft mit dem weißen Pulver nicht gut? Nein, ein anderer Plan, nachdem ich mich selbst verleugnet habe diesem Mann nicht die Augen auszukratzen!
Ein Joint? Am Spielplatz? Wirklich? Ist das zu fassen? Neben mir!?
Ich sehe mir das an, koche innerlich, bin so wütend. Ich drohe zu explodieren, will die Polizei rufen. Aber ich implodiere, wie immer wenn es um dich geht Bruderherz. Bruderherz - Bruderschmerz.
Toll, seit ihr fertig mit diesem Mist? Schön, es stinkt ekelhaft, nicht auszuhalten. Keinen Zug davon würde ich meinem Körper antun. Zurück in die Bar, ich schäme mich für diesen Typen, aber das weißt du. Das musst du wissen oder hörst du mir den gar nicht zu? Bin ich dir so wenig wert?
Dir ist schwindlig, du schwankst, ich mache mir Sorgen!
Mein Herz bricht wenn ich dich so sehe, hörst du? Es bricht in 1000 Scherben die ich jedes mal wieder kleben muss. Mit jedem mal bricht es noch leichter.
Aber ich muss schweigen, meine Worte würden dich verletzen, oder? Dann würdest du nicht mehr zu mir kommen wenn es dir schlecht geht und ich hätte ständig Angst um dich.
Du brauchst frische Luft, gerade den Eintritt gezahlt renne ich wieder raus mit dir. Dem Typen ist das egal, er bleibt, will das Ergebnis seiner Mischung nicht betreuen. Das mache ich, wie immer. Du schwankst und torkelst dahin, ich implodiere. Tränen rinnen über meine Wangen, ich kann sie nicht mehr halten. Hab ich nicht alles für dich getan? Alles?
War ich nicht immer da, wenn du mich brauchtest? Habe ich dir nicht immer gezeigt wie sehr ich dich liebe? Siehst du nicht was mit dir passiert?
Reicht es nicht aus? Bin ich nicht genug? Ist es dir egal?
Natürlich, du hast heute nichts Hartes genommen... Soll ich etwa stolz sein? Jauchzen und frohlocken? Preiset den Herrn, das Koks ist alle?
Wie viel davon habe ich in die Toilette gekippt, wie viel?
Wie kannst du nur? Du sagst ich bedeute dir so viel, nicht genug wie es scheint.
Du siehst nicht wie es mir geht, nein, du merkst es nicht. Ich habe dich sicher nach Hause gebracht. Du hast mir immer wieder gesagt ich kann dich ruhig am Fluss sitzen lassen. Du solltest mich besser kennen. Und ich dich, ich bin ein Narr dir zu vertrauen!
Was bedeutet es jemanden wirklich von ganzem Herzen zu lieben Bruderherz?
Im Moment unendlichen Schmerz und nie endende Qualen.