Nach einer beinah an die ultimative und absolute Katastrophe grenzenden Woche, in der man drei Tage das komplette Leben verweigert hat, muss es eigentlich genug sein, oder? Gut, dann geht man auf ein Konzert um nicht wieder vor dem gesamten Leben davon zu laufen. Die Idee, ein Abend Spaß. Fast geschafft. Danke für die Pizza, die Anekdoten, und das Gefühlt von der halben Stadt gehasst zu werden. Für nichts, oder meine bloße Existenz. Weil ich mehr habe als andere. Ja die Hashtag Richkids wagen sich unter den Pöbel, mein Fehler, entschuldigt bitte. Dann ein fast normaler Tag.
Und danach wieder Tage direkt aus der Hölle. Man kommt nach Hause, auf die Frage: "Wie war den dein Tag" möchte man sich die Eingeweide raus reisen und dabei laut "I'm out!" schreien. Aber gut, das macht nur einmal Spaß. Und das Leben ist auch ohne solche Aktionen durchaus lebensgefährlich. Die Vorstellung das man es eines Tages zum Schock der Mitmenschen tun könnte befriedigt aber ungemein. Einkaufen oder Erledigungen werden zu einer Mischung aus andauernder Angstattacke und aggressivem Ausbruch. Eigentlich der gesamte Alltag. Man fragt sich wie man es aus dem Bett und bis zur Kaffeemaschine geschafft hat. Den Weg danach von daheim in die Arbeit zu rekonstruieren ist nicht möglich. Vielleicht hat man Menschen umgebracht, aber solange die Polizei nicht an die Türe klopft wird schon nichts passiert sein. Und wirklich alle Menschen scheinen auf einmal ein essentielles Bedürfnis danach zu haben diese Tage noch schlimmer zu machen. Ob sie auf einmal leicht an Rinderwahn erinnernde Stimmungsschwankungen haben und halb Grundlos auf einem herumtrampeln oder einfach generell nerven - egal! Hauptsache die ohnehin schon fast nicht mehr im normalen Bereich liegende Belastbarkeit noch mehr strapazieren. Vor allem in der Arbeit, da muss man die Hölle spüren können. Also bemühen sich die Kollegen mit dem ultimativen BSE Blick durch die Gegend zu laufen und ebenfalls zu eskalieren. Bei einem selbst erweckt das einen Fluchtinstinkt. Man möchte zuerst brechen und dann schreiend davon laufen, am besten das Land verlassen und nie wieder zurück kehren. Aber leider geht auch das nicht. Man geht also Tag für Tag weiter seinen Gewohnheiten nach und betet, dass das Leben wieder mit dem Shitstorm aufhört. Am liebsten, wenn man aus dem Bus aussteigt und es in genau dem Moment natürlich anfängt wie aus Eimern zu schütten, möchte man laut rufen: "Ja du hasst mich, danke Leben, die Botschaft ist angekommen, bitte wieder aufhören!"
Dazu eskaliert der ganze Körper meist auf die wahnwitzigsten Arten. Das einfache entstehen von Wunden durch normales Duschen. Der Magen beschließt von früh bis spät zu rebellieren, einfach weil er kann. Im besten Fall kommt noch ein Zahn dazu, der genau zeitgleich unbedingt mehr Aufmerksamkeit möchte. Es wundert einen nur ehrlich das man nicht direkt von einem Blumentopf gegen den Kopf begrüßt wird wenn man das Haus verlässt. Generell kommt einem der Gedanke an die Welt außerhalb der eigenen vier Wände gruselig und gefährlich vor. Lieber zuhause bleiben und warten bis alles vorbei ist. Oder einfach über sich selbst lachen. Dein Ex fährt dich fast mit dem Fahrrad am Gehsteig zusammen, wobei er so dicht an einem vorbei fährt, das man denkt er will mal genüsslich an einem schnuppern? Vor Angst los schreien, beruhigen und eine beliebige Beschimpfung hinterher werfen. Kurz überlegen ob man ihn weg tackeln kann. Nein, zu viel Anstrengung. Und da fragen einen die Leute noch warum man alle Menschen hasst. Aus Prinzip. Weil ich kann!
Das Leben wird irgendwann wieder aufhören auf alle erdenkliche Arten zu eskalieren. Das ist der Trost an den man seine fast zerschlagene Hoffnung heftet. Und man hat kein langweiliges Leben, bestimmt nicht! Eher eine Dramaserie. Aber man soll die Dinge nehmen wie sie kommen. Mein Tipp zu Tagen aus der Hölle? Panik runter schlucken, dem Ex ein strahlendes Lächeln mit dem deutlichen Inhalt "fick dich und geh sterben" schenken und weiter machen. Einfach überleben, jeder Tag ist irgendwann vorbei und endet.