Der König ging vor mir den Gang entlang, der zu seiner Höhle führte. Den ganzen Weg über fragte ich mich schon, wie sie aussehen mochte.
Endlich erreichten wir den Eingang und ich trat gemeinsam mit Yaro ein.
Die Höhle unterschied sich in Größe und Einrichtung kaum von meiner eigenen, allein der große Tisch in einer der Ecken fehlte bei mir. Dort nahmen wir alle Platz und der König begann mit seiner Ausführung des Trainings.
"Ihr bekommt jeder eine Gruppe von etwa zwanzig Leuten, die ihr jeden Tag mindestens einmal trainieren sollt. Wenn sie mit dem Training fertig sind, sollen sie eine gemeinsame, neue Untertruppe bilden, die für einige spezielle Aufgaben zuständig sein wird. In einer Stunde versammeln sich die Mitglieder eurer Gruppen im Trainingsraum, was bedeutet, dass ihr auch dort sein werdet. ich werde natürlich auch da sein, schließlich ist es das erste Mal. habt ihr noch Fragen dazu? Ansonsten war das erst mal alles Wichtige."
Weder ich, noch Yaro hatten Fragen und so erhoben wir uns und machten uns auf den Weg zu unseren Höhlen, um uns auf das Training vorzubereiten.
"Sav, einen Augenblick noch. Ich möchte gern kurz mit dir allein sprechen."
Ich rollte mit den Augen und drehte mich zu ihm um. Er war mittlerweile aufgestanden und kam auf mich zu.
"Du erinnerst dich sicher an den anderen Gefangenen? Ich würde euch gern einen Übungskampf durchführen lassen."
Das kam ein wenig unerwartet, denn ich hatte damit gerechnet, er würde mit mir über vorhin reden wollen. Gegen einen Übungskampf hatte ich nichts und ich war tatschlich gespannt, wer der Gefangene war. Wogegen ich allerdings etwas hatte, war die Tatsache, dass er mir schon wieder viel zu nah gegenüber stand und ich seinen unglaublich attraktive Geruch einatmen musste. Er machte mich verrückt.
"Ja, ich erinnere mich an ihn. Ich bin dabei", stimmte ich zu, obwohl ich wusste, dass ich durch meine Verletzung eingeschränkt war, wandte jedoch den Kopf ab, um nicht in seine Gesicht sehen zu müssen. Stattdessen starrte ich auf seine Brust und fragte mich ungewollt, wie sie sich wohl unter meinen Händen anfühlen würde. So gut es ging versuchte ich den Gedanken zu verdrängen.
"Wie geht es deiner Verletzung?", fragt er leise mit rauer Stimme. Ich konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen, doch er legte seine Hand unter meine Kinn und zwang mich dazu.
"Du musst nicht kämpfen. An erster Stelle steht deine Heilung", fügte er sanft hinzu und ich spürte, wie sich mein Verstand schon wieder verflüchtigte. Seine Lippen so nah an meinen, seine Hand an meinem Kinn, seine Haut auf meiner. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken.
Meine Lippen berührten seine. Die Kontrolle über meinen Verstand hatte ich in dieser Sekunde verloren.
Meine Hände legte ich auf seine starke Brust, während seine über meinen Rücken wanderten. Seine Lippen waren verlangend und leidenschaftlich, doch er schien weniger überrascht von dem Kuss, als ich.
In dem Moment, als wir uns voneindern lösten um zu Atem zu kommen, setzte mein Verstand plötzlich wieder ein und ich schaute auf meine Hände, die immer noch auf seiner Brust lagen. Gefährlich weit unten. Schnell zog ich sie weg, mein Blick allerdings blieb an der Stelle hängen, an der meine Hände eben noch waren.
"Ich...wir...vergiss das einfach. Wir sehen uns dann beim Training." Mit diesen Worten drehte ich mich um, verließ so schnell ich konnte den Raum und ging - verdammt ich rannte fast - in meine Höhle.
Dort angekommen setzte ich mich auf mein Bett und atmete ein paar Mal tief durch. Scheiße, scheiße, scheiße.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie das passieren konnte. Nur eins wurde mir klar: wir beiden zogen uns gegenseitig an. Auch, wenn ich nicht damit einverstanden war, dagegen war ich machtlos. Die einzige Hoffnung war, etwas an ihm zu finden, das ich nicht mochte.
Doch jetzt musste ich mich umziehen. Das Training begann bald und ich wollte vorher noch ein bisschen den Kopf frei bekommen. Und das ging am besten beim kämpfen. Keine Ahnung, ob der König den Übungskampf verschieben würde - wenn nicht wollte ich aber mit klarem Kopf bei der Sache sein.
Ich zog mein Oberteil vorsichtig über den Kopf und inspizierte den Verband. Ein kleiner Blutfleck hatte sich tatsächlich gebildet, doch ich beschloss, alles so zu lassen, wie es jetzt war. Im Schrank befanden sich noch einige Oberteile und ich wählte ein schwarzes Baumwollshirt. Dann legte ich den Brustpanzer, die Armschützer und all meine Waffen an - Wurfmesser, Dolch, ein paar kleinere Messer an verschiedene Stellen meiner Kleidung, unter anderem im Schaft meiner Schnürschuhe und zu guter Letzt meine beiden Schwerter. Ich wusste nicht mal, was ich den anderen beibringen sollte, jedoch fühlte ich mich sofort wohler, als ich meine Waffen an meinem Körper spürte.
So verließ ich meine Höhle und ging zum, zweiten Mal am heutigen Tag, zur Trainingshöhle - wie ich sie nannte.