"Geh doch mit deiner Meinungsfreiheit zu Angela Merkel" ist eine Aufforderung von einem Autoren-Community-Mitglied gewesen, als ich Partei für eine Autorengruppe ergriffen habe, die bekannt für ihre harten Rezensionen ist. Zwar wollte ich in der Diskussion mit ihr noch etwas entgegnen, doch meine Antwort kam nicht an. Sehr seltsam. Irgendwann hatte es ich es dann verstanden. Ich wurde geblockt. Einfach so. Meine Meinung wurde ausgeblendet. Die Diskussion beendet. Zuerst bin ich nur verwundert gewesen, doch mittlerweile ärgert es mich.
Hätten wir uns persönlich gegenüber gestanden, wäre die Sache bestimmt in eine andere Richtung gelaufen. Im realen Leben kann ein Mensch mit seiner Meinung nicht einfach weggeklickt werden. Blöd, oder? Jedenfalls für die, die sich lieber hinter einem Bildschirm verstecken und da große Töne spucken (Und ich beziehe mich jetzt nicht zwingend auf oben erwähnte Nutzerin).
Es ist doch so:
In dem mehr oder minder anonymen Internet, ist es leicht andere zu verurteilen, zu mobben oder diskreditieren. Und da viele keine eigene Meinung (mehr) haben sondern lieber mit Halbwissen glänzen oder einfach dem nach der Nase reden, der gerade die größte Klappe hat, sind natürlich die, die ein durchdachtes Statement setzten ein Dorn im Auge. Es wird gehatet, gemotzt und geätzt. Eine ordentliche Diskussion wird nicht geführt, da von ihnen meist keine adäquate Argumentationskette gebildet werden kann. Dass sie kein vernünftiges Kontra geben können, verunsichert die Hater und das Totschlagargument "...weil das nun mal so ist." oder ganz toll auch "Trotzdem!" oder gar "Du bist blöd." wird gerne als letzte Bombe in die Runde geworfen. Durch Beifall und Jubel der anderen "anwesenden" Hater wird die ganze Situation weiter hochgeputscht.
Ein bisschen hatte mich die ganze Situation gestern an die Gladiatorenwettkämpfe erinnert, bei dem die Zuschauer nach Blut lächzten, um sich ein paar Stunden von ihrem eigenem Leben abzulenken. Heute ist es kein Kolosseum. Nein. Im neuen Zeitalter ist das Internet die Bühne und der Eintritt ist kostenlos. Jeder kann mit machen. Wer hat noch nicht? Wer will noch mal?
Diskussionen können dabei kaum vernünftig geführt werden, weil jeder Hinz und Kunz sich einmischen kann. Ich schließe mich dabei nicht aus. Natürlich hätte ich mich nicht einmischen müssen. Eine Alternative wäre gewesen, kopfschüttelnd die Nachricht zu lesen, wundernd welche Probleme die Leute haben. Naja...aber so bin ich nun mal nicht. Ich mische mich gern ein und ergreife Partei, wenn ich das Gefühl habe, dass es so nicht richtig läuft. Ist meine Meinung immer richtig? Natürlich! Spaß beiseite. Natürlich nicht. Wer wäre ich mir einzubilden, dass meine Meinung die universelle Antwort auf alle Belange des Lebens inne hat? Denn wenn es so wäre, gäbe es Frieden auf Erden, keinen Hunger und keinen Hass, weder Diskriminierung noch Vorurteile. Insgesamt würden wir wohl ein ziemlich undramatisches und vorhersehbares Leben führen. Doch ich bin ein ganz normaler Mensch mit Stärken und Schwächen, so wie sie jeder Mensch hat. Wir lieben, leiden, hassen, neiden, hoffen und wir sind egoistisch. Dieser Egoismus wird immer der Knüppel sein, der uns im Bestreben nach Glück niederstrecken wird...
Ja, ich habe eine Meinung und ich vertrete diese auch. Gibt mir jemand bessere Argumente, dann kann ich diese auch ändern. Man lernt ja immer dazu.
Meine Meinungen gefallen nicht jedem. Müssen sie auch nicht. Es sind ja schließlich meine. Umgekehrt gefallen mir auch viele Ansichten von anderen Leuten nicht. Wenn ich manchmal "Ansichten" zur Thematik "Wir Deutschen", "Die Ausländer", "Die Schwulen" oder "Warum mein Hund mehr Aufmerksamkeit als ein Kind benötigt" (die Liste könnte ich noch verlängern...) höre, zweifle ich an dem Verstand, der Empathie und zeitweise auch an der Menschlichkeit einiger meiner Mitmenschen. Doch sollen sie es sich ruhig so schwarz/weiß ausmalen. Es ist schließlich ihre Meinung. Sie muss mir nicht gefallen, denn sie hat keinen Wahrheitsanspruch, genauso wenig wie meine.
So. Und jetzt stellen sich mir noch ein paar letzte Fragen. Warum verdammt noch mal soll ich mit meiner Meinungsfreiheit zu Angela Merkel gehen? Hält sie sehr viel davon? Oder eher wenig? Was war die Intention dieser Aufforderung? Vielleicht könnt ihr mir ja weiter helfen?! Kommentare sind hier gern gelesen. Sorry, aber das konnte ich mir jetzt wirklich nicht verkneifen ;-)