Da ist er endlich, zum Greifen nahe! Nach vielen Jahren des Studiums winkt nun endlich der Abschluss. Nur noch ein paar Prüfungen, ein letztes Mal Alles geben während der Abschlussarbeit, dann ist es geschafft. Das Ziel jahrelangen Strebens ist so gut wie erreicht. Doch genau in diesem Moment, an dem mir klar wird, dass ich die Zielgerade schon sehen kann, werde ich stutzig. Was kommt eigentlich danach? Die Arbeitswelt, schon klar. Aber bin ich wirklich bereit dafür? Ich für meinen Teil war immer recht zielstrebig, wollte zügig zu Ende studieren, Geld verdienen und auf eigenen Beinen stehen. Doch als das Ende zum Greifen nahe scheint, merke ich wie ich langsamer werde. Ich merke wie ich zögere. Klar, mich interessiert mein Studium. Aber wird mir auch der Job im „echten Leben“ wirklich Freude bereiten? Also bestenfalls 30 oder gar 40 Jahre lang? Natürlich habe ich schon Praktika gemacht und einen Hiwi-Job angenommen – aber sein wir mal ehrlich: Das ist nicht das gleiche. Es ist nicht das gleiche, weil dass, was da auf einen zukommt, echte Verantwortung bedeutet. Ich fühle mich wie jemand, der eigentlich alles über sein Fach wissen sollte, und trotzdem absolut ahnungslos ist. Wenn ich das Studium beende, soll ich mich in Firmen bewerben und sie von meiner Kompetenz überzeugen. Aber wenn ich so darüber nachdenke, bin ich ja selber nicht ganz überzeugt. Plötzlich stellen sich mir so viele Fragen: Habe ich mein Studentenleben wirklich ausgekostet, oder habe ich zu oft auf das Ziel geschaut und zu selten auf den Weg? Werde ich in diesem Job wirklich meine Erfüllung finden, werde ich glücklich sein? Bin ich mit dem, was ich in den letzten Jahren gelernt habe, überhaupt reif für das Zusammentreffen mit gestandenen Kollegen und erwartungsvollen Kunden?
Viele Studenten kurz vor dem Abschluss haben ganz ähnliche Gedanken, natürlich absolut abhängig von ihrer Vorgeschichte und inneren Einstellung. Aber eins haben wir alle gemeinsam, da bin ich sicher: Trotz all der Hoffnungen, der Wünsche, der Vorfreude und der Begeisterung, die wir in unseren Berufseinstieg mitbringen, bringen wir auch etwas anderes mit: ein bisschen Angst.