Wie wir ja alle wissen, gibt es einige ganz unterschiedliche Regierungs- und Wirtschaftsformen in unserer schönen Welt. Einige von ihnen waren erfolgreicher, einige etwas weniger und einige werden gerne von den ewig Gestrigen, zu neuem Leben erweckt. Während der IS in Syrien das Kalifat neu einführen will, streben Politiker wie der türkische Erdogan, mit Leidenschaft, eine neue Diktatur an. Indes wird in Nord-Korea Kommunismus munter mit Diktatur gemischt, in China gar Kommunismus mit Kapitalismus und so weiter. Der Kapitalismus hat so manche Gesichter, von rücksichtslos bis sozialorientiert. Darum wird über seine Definition auch oft gestritten. Doch eigentlich will ich nicht davon schreiben. Obwohl sicher der Kapitalismus als Grundlage von dem diente, was ich beschreiben will.
Es ist eine ganz neue Lebensart eine Lebensart, welche sich erst so in den letzten paar Jahrzehnten entwickelt hat. Der Konsumismus! Ja ihr habt richtig gelesen Konsum-ismus! Ich denke diese Lebensart ist tatsächlich weit verbreitet, ganz besonders in den wirtschaftlich starken Ländern, wie z.B. in unserem kleinen, feinen Schweizerland. Tatsächlich macht es mir manchmal den Eindruck, als sei dieser Konsumismus zu einer Art Ersatzreligion bei grossen Teilen der Bevölkerung geworden ist. Dieser Text handelt von der täglichen Odyssee eines Konsumisten, zu denen wir uns alle, mehr oder weniger, zählen können.
Während in der Nachkriegszeit noch überall auf den freien Flecken in Stadt und Land Kartoffeln angepflanzt wurden, um eine Hungersnot zu verhindern, werden heute vor allem neue Geschäft gepflanzt. Von überall kommen sie her, aus allen Herren Ländern. Nichts hält ihren Vormarsch auf. Munter wird fusioniert, experimentiert, suggeriert und dazu verleitet immer noch mehr und mehr zu wollen. «Weil wir es uns Wert sind» «Nichts ist unmöglich» «Gib dem Alter keine Chance!» «Fühl dich schön!» «Geniesse den Tag» «Erlebe eine neue Dimension!» und was auch immer sonst noch wird uns da entgegengeworfen…
… Und auf einmal merkt man, dass man doch eigentlich schon mal was gegen die eigenen Nach-vierziger Falten oder gegen die Nach-dreissiger Pfunde unternehmen sollte. Flugs geht man ins nächste Geschäft und kauft sich eine Anti Aging Créme für 60 Franken und einen Weight Watchers Diätdrink. Falls letzterer wider Erwarten, nicht beim Abnehmen helfen sollte, geht man vorsichtshalber still und heimlich in den nächsten Kleiderladen (von denen es wahrlich eine Menge gibt) und kauft dort zur Sicherheit zwei identische Hosenpaare, in einer grösseren (40) und einer kleineren Grösse (38), damit es nicht so auffällt, sollte man dann doch mal die Grössere brauchen. Wenn man dann die Hosen gekauft hat, denkt man, es sei nun für alles gesorgt. Doch dann erkennt man, dass man doch eigentlich auch noch ein paar Oberteile zu den neuen Hosen brauchen könnte und natürlich dürfen auch die passenden Schuhe nicht fehlen. Möglichst genug verschiedene Paare. Highheels für mehr Sexappeal, flache Ballerinas für Röcke, oder bequeme Schuhe für Jeans und Alltag.
Je nach Anlass sind vielleicht auch noch hochkarätige Turnschuhe für das geplante Workout- Programm nach dem Feierabend gefragt. Ach ja das Workout! Fitnessbekleidung sollte da schon auch noch sein. Man weiss ja nie, ob man nicht doch mal ins Fitnessstudio muss, sollte… wider Erwarten, das Workout allein zu Hause nicht so wirklich klappen. Da will man natürlich auch eine gute Figur machen. Zumal man im Fitnessstudio meistens mit muskulösen, fitten, straffen meist noch recht jungen Körpern, konfrontiert wird. (Oder ab und zu auch mal mit einem alternden, sehnigen Sport Freak, welcher seiner Midlifecrisis mit Fitness und Diäten entgegenwirkt. Denn immerhin gibt es dann vielleicht noch junge knackige Mädels welche ihn für seine Disziplin bewundern). Natürlich gibt es auch die ganz normalen Fitnessmacher dort, die einfach was für ihre Gesundheit tun wollen.
Ach ja Gesundheit! Du meine Güte! Das hatte man ja ganz ausser Acht gelassen. Gesund leben ist ja auch ein sehr wichtiger Aspekt, sonst könnte es ja sein, dass man 10 Jahre früher das Zeitliche segnet, als geplant. Die Hundertermarke kann man so niemals erreichen. Oh, oh was tun? Bevor man mit dem Workout am Abend also beginnt, muss man noch kurz in die Drogerie um einige Vitaminpillen zu holen, um möglichen Mangelerscheinung entgegen zu wirken und dann noch in den Lidl, um genug Gemüse für einen fairen Preis einzukaufen, auch wenn man Gemüse eigentlich gar nicht so wirklich mag (also ich persönlich mag Gemüse). Aber was macht man nicht alles für die Gesundheit. Ein paar Nüsse und Knäckebrot noch dazu, Bio Dörrfrüchte und… Nein! Die Chips lässt man für diesmal aussen vor. Obwohl… da steht doch drauf: frische Kartoffeln mit gesundem Öl. Feine Zutaten. Man schaut sich um, ob einem auch ja niemand sieht und legt die Packung Chips neben das gesunde Gemüse. Das Süsswarenregal, welches einem schon seit Kindertagen stets magisch angezogen hat, versucht man so gut als möglich zu ignorieren. Doch da stehen die bösen Schokoküsse ausgerechnet wieder neben der Kasse. Neiiin! Aber, ach was sollst! Etwas muss man sich neben all dem gesunden Zeugs ja auch gönnen, also aufs Band mit den Schokoküssen!
Für das Workout ist es nun schon zu spät. Aber was weiter unternehmen? Das Facebook sollte man doch mal auf dem Handy checken, das ungefähr zwanzigste Mal heute. Was gibt’s da Neues? Ach, die eine Freundin, hat wieder ein Bild von ihrem Alabasterkörper gepostet. Hach, hach wie schafft die das nur immer? Es ist ja nicht zu glauben. Womöglich Photoshop? Ja, Photoshop sollte man unbedingt haben, um sich selbst mal in ein besonders gutes Licht zu rücken. Aber das gute Programm, nicht diese kleinen Billigprogramme die nichts taugen. Man schreibt das vorsichtshalber mal auf die to buy Liste für nächsten Tag. Weiter wird gescrollt durch das endlose Universum des Sozial Network und wieder ein paar Adonis- und Venuskörper später, stösst man auf ein gewichtiges Werbebanner: Abnehmen ohne Probleme in wenigen Tagen! Darunter die Anpreisung einer Schlankheitspille die es scheinbar auch in der örtlichen Apotheke geben soll. Ebenfalls auf die to buy Liste setzen und dann weiter gescrollt. Die Anzeige einer bekannten Modekette namens Zalando, springt einem ins Auge und auch da gibt es so manches was man einfach habe muss. Ein paar Klickst später, ist man um noch eine Hose, ein Oberteil, eine Jacke, ein paar Schuhe und eine dazu passende Tasche reicher geworden. Hoffentlich passt auch alles.
Ach ja, die eine Freundin hat ja noch ein paar Beautytipps hochgeladen, ihre Spezialität wie es scheint, denn sie sieht immer wie aus dem Ei gepellt aus. Man denkt alle Leute die sich hier aufhalten sind schöner als man selbst ist. Und erst die Stars und Sternchen, die sich vorwiegend auf Twitter und Instagram tummeln, von ihnen gar nicht zu reden! Die schauen ja immer toll aus, trotz mehrerer Kinder und ihrem Verschleiss an Männern.
Ach, ach… es ist deprimierend. Jetzt braucht man ein Glas Wein und ein paar Chips, um den Kummer hinunter zu schlucken. Je länger man in den Social Medias herumsurft, umso frustrierter wird man. Man isst den ganzen Pack Chips und noch ein paar Schokoküsse dazu. Das wird sich wieder auf das Gewicht auswirken, aber der Kummer ist einfach zu gross.
Der Handybildschirm flackert auf und erlischt dann. Nichts hilft das Handy lässt sich nicht mehr aufstarten, es ist kaputt! Nein, nein und nochmals nein! Das darf doch nicht wahr sein. Das Unglück übermannt einem und heulend wirft man sich auf das frisch gekaufte Ikea Bett. Das Leben eines Konsumisten ist wahrlich nicht leicht!