Genervt stapfte De La Fuente davon. So sehr er seinen Kollegen El-Hashem als Wissenschaftler schätzte, so wenig konnte er dessen Engstirnigkeit verstehen. Es war doch offensichtlich, dass Prospektionsarbeiten archäologisch Wertvolle Stätten beschädigen konnten. Immerhin waren die Vorgehensweisen in den meisten Fällen sehr grob. Darüber lagen genug Beweise vor, die auf ein Vorhandensein einer untergegangenen Hochkultur auf dem Mars hindeuteten. Neben Ruinen von Dörfern fanden Archäologen Tafeln aus dunklem Stein in Bilder gemeißelt waren, die eine Schrift bildeten. Verglich man diese Schrift mit den Wandmalereien und den damit verbundenen Worten der Gonaii, so ergaben sich damit ganz neue Zusammenhänge bezüglich der Entwicklung des roten Planeten. Seit diesem Fund herrschte jedoch auch ein Streit zwischen den Wissenschaftlern welche arbeiten nun wichtiger waren: Die Erforschung der Gesteinsarten und Mineralien oder der Kultur. Man einigte sich darauf, dass keine Stätten durch die geologischen Arbeiten beschädigt wurden und jeder Fund umgehend zur Einstellung der Prospektion führte. Es war zwar ein Kompromiss, aber viele Archäologen, unter anderem auch De La Fuente, waren sich sicher, dass die Geologen manches vertuschten. Wenn man sie dann zur Rede stellte oder in eine Diskussion verstrickte, weigerten sie sich natürlich diese Praktiken zu gestehen. So auch El-Hashem. De La Fuente wollte die Zeit des Sturms nutzen um mit seinem Kollegen einen Arbeitsplan für die Erkundung des Expeditionsgebietes besprechen. Zuerst sollte das Gebiet vermessen und die Bodendichte untersucht werden. Anschließend würden die gewonnen Daten analysiert werden und potenzielle Ausgrabungsstätten festgelegt werden. Danach könnte mit der restlichen Prospektion fortgefahren werden. Aber natürlich war El-Hashem anderer Meinung und wollte einzelne Stichproben entnehmen und untersuchen. Sollte er dabei etwas finden, was auf einen archäologischen Fund hindeutete, würde er De La Fuente informieren. Am Ende gingen sie beide getrennte Wege. El-Hashem ging zu Gunnardson und De La Fuente untersuchte derweil den Stollen, der tiefer in den Berg hineinführte. Die Strahlen der beiden Lampen, die an seinem Anzug angebracht waren, glitten über glatte Wände und einem ebenen Boden, der leicht an stieg. Er fragte sich ob abfließendes Wasser diesen Stollen gebildet hatte oder ob es sich nicht doch um einen Tunnel handelte, der von Angehörigen der marsianischen Hochkultur angelegt wurde. Möglich wäre es, immerhin besaßen die Gonaii primitives Wissen über Bergbau. Er fuhr langsam mit einer Hand über eine Tunnelwand. Sie war zu Glatt um mit einfachem Werkzeug erschaffen geworden zu sein, es musste eine andere Technik geben. Oder die untergegangene Hochkultur war weiter entwickelt als die Forscher bisher annahmen. Erstaunt blieb er stehen, als sich vor ihm ein riesiger Torbogen auftat. Das Tor war mit allerlei Glyphen und Bildern bedeckt und schien aus dem Felsgestein heraus gemeißelt zu sein. Andächtig fuhr De La Fuente mit der Hand über den Stein. Wie alt mochte dieses Meisterwerk der marsianischen Baukunst wohl sein? Und was verbargen die Schriftzeichen für Geheimnisse? Noch viel bewegender war die Frage was sich erst hinter dem Torbogen befand. Zögernd drehte er sich noch mal um. Er überlegte ob er versuchen sollte die anderen per Funk zu kontaktieren, aber die Neugier trieb ihn voran. Wer weiß was er finden würde und solange er in Sichtweite des Torbogens blieb konnte nichts passieren. Entschlossen ging er weiter und passierte den Torbogen, der ihn in eine weitere Höhle führte. Das Licht seiner Lampen verlor sich in der Dunkelheit, die in dieser Höhle herrschte. Alles was er erkennen konnte, war ein Pfad, der ihn wieder hinab auf den Boden der Höhle folgte. Von ungestillter Neugier getrieben ging er weiter und vergaß dabei sich bei den anderen Teilnehmern der Expedition zu melden.