Die Sonne senkte sich langsam gen Horizont. Ihre warmen Strahlen spiegelten sich auf den Wellen, die sich an dem Strand brachen. Eine Gruppe von sechs Männern stand am Strand, jedoch hatten sie keine Zeit für die Schönheit des Augenblicks. Nur einer schaute hinaus aufs Meer und hing seinen Gedanken nach. Als er angesprochen wurde, blinzelte er kurz und drehte sich um. Einer der anderen war neben ihn getreten und blickte ihn fragend an. Ein dritter Mann wiederholte seine Frage, aber der Angesprochen schüttelte nur energisch den Kopf. Es gab kein Zurück mehr.
Quietschend drehte sich der Schlüssel im Schloss, ehe sich der Riegel klickend löste. Sie schalt sich eine Närrin. was hatte sie nur dazu bewegt diese Briefe überhaupt zu schreiben. Sie mussten unbedingt verbrennt werden, ehe er sie fand. Ihr Herz blieb stehen als sie in die Schublade blickte. Sie war leer. Wo waren die Briefe? Ihr Sekretär! Hektisch eilte sie zu ihn hin und durchwühlte ihn. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Weg. Die Briefe waren weg. Wo konnten sie nur sein? Hatte er sie etwa gefunden? Sein Arbeitszimmer! Obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, betrat sie es um dort weiter zu suchen. In der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen. Auf seinem Schreibtisch lag ein Stapel Briefe, die in ihrer Handschrift verfasst waren. Sie löste sich aus ihrer Erstarrung, eilte zum Tisch und nahm mit zitternden Händen den ersten Briefe in die Hand. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Er hatte ihr Geheimnis entdeckt.
Schwere, dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und warfen einen Schatten auf den hellen Sand. Bald darauf fielen schon die ersten dicken Tropfen auf die Erde hinab, denen weitere folgten. Die Klingen, die durch die Luft sausten, zerteilten die Regentropfen ehe sie mit einem hellen Klang kurz aufeinander prallten, um dann wieder in die Auslage zurückzuzucken. Weit in der Ferne grollte schon der Donner, aber er hörte ihn nicht. Für ihn zählte nur die Wiedererlangung der Ehre. Die Genugtuung für das Unrecht, dass ihm angetan wurde.
Er wusste also was geschehen war. Alle Briefe hatte er gelesen. Jeden einzelnen. Sie hielt inne, als sie einen Brief fand, der in einer anderen, ihr wohl bekannten Handschrift verfasst war. Mit gerunzelter Stirn las sie ihn immer und immer wieder. Als sie die wahre Bedeutung der Worte begriff, lies sie alles fallen und eilte aus dem Haus. Auf dem Papier stand nur ein einziger Satz. Zeit und Ort überlasse ich ihnen.
Der kühle Regen vermischte sich mit dem warmen Blut, das seinen nackten Oberkörper hinab rann. Es bereitete ihm sichtlich Mühe den Degen zu führen, aber auch sein Kontrahent war schon getroffen worden. Als er eine Lücke in der Deckung des Anderen bemerkte sprang er vor und stieß zu. Die kühle, blaue Klinge sauste durch die Luft und fraß sich in das warme, weiche Fleisch seines Gegenübers, der daraufhin zu Boden sank. Der entsetzte Schrei einer Frau ließ den Mann herum fahren. Eine in weiß gekleidete Gestalt eilte die Düne, hinter der das Duell stattfand, hinunter. Aber sie eilte nicht zu ihm, sondern zu dem Mann, der im Sand lag und langsam verblutete.
Ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen und ihr weißes Kleid färbte sich rot, als sie den Kopf des Sterbenden in ihren Schoß bettete. Sie beugte sich über ihn und lauschte seinen letzten Worten. Als ihr Ehemann sie sanft an der Schulter berührte, sprang sie auf und schlug ihm ins Gesicht, ehe sie von dannen lief.
Regungslos stand er da und blickte ihr nach. Obwohl er den Drang verspürte ihr zu folgen, so hielt ihn die Erkenntnis, dass er sie für immer verloren hatte, zurück.