"Heute ist so ein Herrlicher Tag, meinen sie nicht auch, meine Liebe Generälin?", fragte Prinzessin Luciana mit sanften Lächeln auf den Lippen und verschränkte die Finger hinter ihrem Rücken ineinander während sie aus dem großen Fenster ihres Gemachs nach draußen in den wunderschönen Garten sah. Die Wege wurden mit kleinen Büschen und Beeten verziert, einige Soldaten liefen hindurch und hielten Wache. Bald stand der Krieg bevor und alle im Schloss waren in Alarmbereitschaft. Die Generälin, Nikki, nickte. "Ja, sehr schön, Hoheit. Aber viel lieber würde ich diesen mysteriösen X finden und hinter Gitter bringen! Er hat uns oft genug gedemütigt!", meinte sie ruhig, war geistig aber schon dabei, einen Plan für die Gefangenschaft zu entwerfen. X war ein Kleinverbrecher, aber ziemlich geschickt und konnte sehr gut den Wachen ausweichen. Luciana drehte sich zu dem rothaarigen Mädchen um und lächelte sie ermutigend an. "Na was machst du dann noch hier? Los, tu was du nicht lassen kannst!", lachte sie etwas und drehte sich wieder der warmen Sonne zu, die ihre Strahlen durchs Fenster schickte. Die Prinzessin genoss die Wärme bis sie das klacken der Tür hörte die ins Schloss fiel, dann die heiter Stimme des blonden, hoch gewachsenen Schwertmeisters, der hinter der Tür mit zwei silbernen Schwertern wartete. "Bereit für das Training?", fragte er sie schelmisch grinsend und reichte ihr ein Schwert bevor er in den Angriff über ging.
Langsam ging Lie mit gesenkten Kopf durch die relativ leeren Straßen der Stadt, vielleicht ein oder zwei Menschen auf der gegenüber liegenden Straßenseite. Notfallshalber zog er sich die schwarze Kapuze seines alten Mantels über den Kopf, ein paar der pechschwarzen Strähnen hingen ihm im Gesicht. "Waffen fallen lassen!!", schrien plötzlich mehrere männliche Stimmen, im nächsten Moment war der Straßenjunge von reihenweise Soldaten in weißen Uniformen umstellt, alle Waffen auf ihn gerichtet. Langsam trat Nikki dann nach vorn während Lie sein Schwert zu Boden legte, sie stieß ihn um und legte ihm schwere Handschellen an bevor sie ihn abführte und zum Schloss brachte.
Als sie am Schloss ankamen wurde Lie in den Thronsaal geführt, ein langer, violetter Teppich zierte den Weg zu einem goldenen Thron, hinter diesem war ein großes Fenster sodass viel Licht herein fiel. "Hey, Diener, sag der Prinzessin, dass wir X haben!", wies die feurige Generälin einen schmächtigen Burschen an. Er nickte und lief eilig los durch die Flure zum Gemach der Prinzessin. Nikki sah ihm nach und zwang den Gefangenen in die Knie bevor sie hasserfüllt und voller Abscheu vor ihm auf den Boden spuckte. Dann betraten Luciana und ihr Schwertmeister und bester Freund Taron den Saal und die Prinzessin lief auf den Thron zu bevor sie sich in diesen sinken ließ. Lie sah sie mit gleichgültigem Gesichtsausdruck an und senkte desinteressiert den Kopf. Nikki zog diesen schroff an den Haaren wieder zurück, sodass er der Prinzessin ins Gesicht sehen musste. Er wehrte sich und versuchte seinen Kopf zu befreien, er knurrte tief 'Wie ich es hasse!!!', dachte er mit tiefster Verachtung.
Luciana belächelte ihn nur. "Lang nicht mehr gesehen, was?", fragte sie kichernd. "Geht dich einen scheiß an!", grinste er kampflustig zurück. "Hüte deine Zunge!!", fuhr Taron ihn wütend an. Nikki ließ den Kopf des Verbrechers los und er landete mit lautem Knacken auf den Boden. Die Prinzessin sah erst zu ihrem Freund und dann zu X bevor sie sich zurück lehnte und nachdenklich die Beine überschlug. Sie grübelte über das Urteil was sie nun fällen musste. Dieser Mann war auf der einen Seite ein erbärmlicher Kleinkrimineller, aber auf der anderen Seite blamierte er sie und ihr Königreich immer wieder aufs Neue. Allerdings brauchten sie den Platz im Kerker, der Krieg stünde bevor und hinrichten lassen wollte sie ihn auch nicht.
"Nehmt ihm alle Waffen ab und lasst ihn laufen...!", entschied sie schließlich seufzend. Erstaunt und verärgert sah Nikki zu ihr, Lie lachte bloß rau. "Wie wäre es mit einer ordentlichen Bestrafung? Lebenslänglich oder vielleicht hinrichten...?", fragte Nikki noch etwas verwundert, aber die Prinzessin schüttelte ruhig den Kopf. "Hört auf sie und tötet mich!!!", schrie Lie feixend und bekam dafür eine Ohrfeige von der Generälin. "Halt die Klappe!!", fuhr sie ihn an. Nun betrachtete Luciana Lie genauer. "Macht was ihr wollt, aber lasst ihn am Leben! Vielleicht haben wir ja nochmal Verwendung für ihn!", lachte sie etwas und stand wieder auf um zu gehen. Lie erwiederte nur ein spöttisches Lachen. "Ihr hättet mich töten sollen!!", schrie er, sprengte plötzlich seine Fesseln und verschwand schneller als ein Blitz.
Verdutzt sah Nikki ihm nach, sie konnte nicht glauben was gerade geschehen war. Nach einem Moment fing sie sich wieder, schüttelte erbost den Kopf und fing an wild zu fluchen und zu zetern, beleidigte jeden der ihr in die Quere kam, was sehr verwunderlich für alle war. Sie kannten Nikki als die hitzköpfige Generälin, die mit ihrem vorlauten Mundwerk die Soldaten fest im Griff hatte, jedoch hatte diese noch nie gegen ihre eigenen Männer geschossen.
Ganze zwei Stunden dauerte es bis sie sich wieder beruhigt hatte, dann ging sie zu Taron und Luciana in den Garten, die dort klirrend den Schwertkampf übten. Geduldig wartete sie darauf von der Prinzessin wahrgenommen zu werden, wenn sie ihre Ruhe bewahren konnte wahr sie sehr geduldig. Die Prinzessin brachte ihren Meister nach kaum fünf Minuten mit einem Hieb auf die Schulter zu Boden und lächelte Nikki an bevor sie ihr Schwert weg steckte und zu ihr ging.
"Verzeih bitte wegen vorhin... Ich wusste ja nicht, dass er ausbricht... Ich frage mich bloß, wieso er damit gewartet hat, bis er mir vorgeführt wurde...!", murmelte die verschwitzte Prinzessin nachdenklich und senkte etwas den Kopf. Nikki sah sie an und lächelte ermutigend. "Wir werden ihn schon wieder finden....Falls er noch hier ist...!", seufzte sie. Luciana lächelte. "Keine Sorge, ich habe irgendwie das Gefühl, dass er sich noch in der Stadt aufhält... Sonst würde er ja nicht so oft von euch geschnappt werden!", lächelte sie optimistisch und sah dann wieder zu ihrem Schwertmeister der sie rief. "Verzeih bitte, aber ich muss weiter üben... Bald ist Krieg und im Notfall muss ich ja auch an die Waffen...!", seufzte sie und ging langsamen und lustlosen Schrittes zu Taron.
Nikki beobachtete sie noch einen Augenblick. "Sie ist gut geworden...", bemerkte sie leise, auch wenn sie ein mulmiges Gefühl im Bauch hatte. Was plante Lie wohl, wenn er sich Zeit ließ zu entkommen? Wieso ließ er sich erst zur Prinzessin bringen? Nachdenklich ging die junge Generälin wieder zu einer Gruppe Soldaten und führte ebenfalls ein Training an.
Unterdessen kam Lie wieder in der Stadt an und verhüllte sich mehr als sonst in seinem schwarzen Mantel während er am Markt vorbei und in die dunkleren, verlassenen Gassen ging. Hier stand ein altes Haus, es war schon recht zerfallen, die Ziegel des Daches lösten sich und gaben Löcher frei, bei einem Unwetter bot es keinen Unterschlupf. Die Fassade war löchrig und ansattt der Fenster und der Tür lehnten einzelne Bretter an den Wänden. Mit einem tiefen Seufzer betrat Lie die Bruchbude und stapfte die hinter der Tür liegende, knarksende Treppe hinauf in sein Zimmer. Zwei riesige Löcher im Boden machten es schwer sich hier zu bewegen, wenn er nicht am Rand laufen würde, würde er eine Etage tiefer fallen. Er duckte sich unter den tiefen Balken und verkroch sich in die hinterste Ecke.
Zwei Stunden verbrachet er mit grübeln, dann rappelte er sich wieder auf und riss ein paar nicht festgemachte Bretter aus dem Boden, hervor kam ein Geheimboden mit einem Waffenvorrat, der aus Wurfdolchen und zwei langen, eleganten Elfenschwertern bestand. Diese Schwerter waren sehr selten, da nur wenige Schmiede in der Lage waren, solch ein komplexes, scharfes Schwert zu schmieden. Er nahm die Schwerter und ging zu seinem hölzernen Kleiderschrank, aus dem er seine Assassinen Sachen nahm. Seit Ewigkeiten hatte er sie nicht mehr getragen, zu viele schlechte Erinnerungen hatte er damit verbunden. Doch nun war es an der Zeit, sie wieder aus dem Schrank zu holen. Es war ein schwarzer Ganz Körper Anzug, an den Ellenbogen und Knien breitete sich ein Panzerschutz aus, ebenfalls komplett schwarz, sodass er sich kaum vom Rest unterschied. Mit sich weitenden Augen betrachtete Lie die Klingen seiner Schwerter, das eine hatte eine schwarze, das andere eine rote Klinge. Mit einem breiten Grinsen steckte er sie in ihre Scheiden und schnallte sie mit zwei Lederriemen auf seinen Rücken. Mit zwei übereinander gekreuzten Gürteln befestigte er seine Wurfdolche vor seiner Brust. "Jetzt beginnt erst der Spaß!", grinste er breit und versteckte seine Waffen unter einem schwarzen Umhang mit Kapuze. So lange musste Lie nur so tun, als wäre er ein harmloser Verbrecher, immerhin musste er seine wahren Kräfte verbergen, die nun bevor stehenden Morde konnten nun nicht auf sein Konto gehen. 'Und als erstes ist Schwertmeister Taron dran, für das, was er meinen Eltern angetan hat!', dachte er voller Verachtung und verdeckte die Hälfte seines Gesichts noch mit einem schwarzen Tuch bevor er auf das Dach seiner Bruchbude kletterte und dann über die Dächer zum Schloss lief.
Noch immer kämpften Taron und Luciana und Taron ging langsam bis ans Äußerste, bevor er von einem gezielten Hieb von der Prinzessin wieder zu Boden ging. "Ihr seid wirklich gut geworden, Hoheit!", lächelte er bevor sie ihm hoch half, dann kam Nikki mit grummeligen Gesicht auf sie zu. "Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dass dieser Typ frei herum läuft!!", murrte sie und sah zum Himmel wo langsam der Mond aufging. Luciana antwortete mit einem Nicken. "Ich verstehe was ihr meint. So oft wie ihr ihn geschnappt und ihm die Waffen abgenommen habt... Er hortet irgendwo bestimmt noch welche... Mobilisiert eure Männer... Wir müssen bereit sein...", murmelte sie nachdenklich und sah sich etwas um. Einverstanden nickte auch Nikki. "Ja, wir werden die Wachen verdo~" Sie sah einen Schatten auf dem Dach und warf sich auf die Prinzessin und riss sie zu Boden, nicht zu früh, denn da wo die beiden gerade noch standen stecken nun 4 Wurfdolche im Boden. "Er hat es auf euch abgesehen, Hoheit!!", knurrte sie. "Beschützt die Prinzessin!!", rief sie laut, und sofort kamen die Wachen an und bildeten einen menschlichen Schutzwall um die Junge Frau bevor sie ins Schloss rannten.
Lie beobachtete das und grinste bloß breit. "Das klappt ja wie am Schnürchen!", lachte er, "Jetzt denken alle, ich habe es auf sie abgesehen! Aber sie ist ja nicht mal mein Ziel! Apropos... Wo ist mein Ziel?" Er sah sich etwas um und entdeckte dann den Schwertmeister, der mit den Übungsschwertern den Wachen hinterher rannte. "Ah, da!", lachte er und warf weitere fünf Wurfdolche in seinen Weg sodass er stehen blieb und sich umsah.