Ein leichtes Kitzeln.
Ich versuche es abzuschütteln, doch es lässt mich nicht los, ganz im Gegenteil, es versucht sich auszuweiten und auszubreiten immer mehr, bis es mich in meinen Tiefen der Seele erfasst hat. Was ist das, was mich umhüllt und versucht in mich einzudringen? Ist es die Dunkelheit, die Finsternis oder das Schwarze was tief in mir schlummert?
Mein düsterer Begleiter?
Wie kann ich mich dem entziehen, wie bringe ich es unter Kontrolle? Wie widerstehe ich der Versuchung? Es scheint schier unmöglich, mein Körper bebt, das Atmen fällt mir zunehmend schwerer, meine Gedanken und Stimmen schreien nach mir, ein endloses, verschlungenes Wirrwarr von Szenen des Grauens. Etwas kratzt und zieht an mir und der Druck wird stärker und stärker. Es führt mich hinab, hinab in die Finsternis, dorthin, wo es kein Entkommen gibt.
Soll ich mich dem Wahnsinn hingeben oder soll ich kämpfen? Dabei wüsste ich nicht einmal, worum ich kämpfen sollte.
Es scheint so einfach, so leicht, alles los zulassen und mich hinzugeben. Mich vollends ausliefern, keine Chance auf Rückkehr, keine Chance auf Normalität. Jetzt geht es nur noch weiter vorwärts und hinab auf die endlose Dunkelheit zu. Ist das Freude, die ich fühle? Ja, es scheint fast so wie eine dunkle Freude, die mich eingenommen hat und die mich in eine Dunkelheit hüllt, die fast schon an Geborgenheit erinnert.
Was tun mit dem neu gewordenen Ich? Einschließen oder frei lassen ?
Der erste Gedanke scheint mir der rechte Weg zu sein. Doch ich entschiede mich dagegen. Ich entscheide mich für meinen düsteren Begleiter, seine Freiheit scheint mir der richtige Weg in ein fröhliches Leben. In ein zufriedeneres Leben. Der Moment ist gekommen, an dem ich mein altes Ich hinter mich lasse und meinen neuen Begleiter willkommen heiße. Das Licht weicht der Dunkelheit und steigt empor, um einen neuen Abschnitt einzuleiten, einen Abschnitt des endlosen Grauens.
Jetzt da ich es frei gelassen habe und es nicht mehr an mir kratzt und nagt, sind auch die Gedanken und Stimmen ruhiger geworden und ergeben zunehmend einen Sinn. Zwar einen düsteren und grauenvollen Sinn, aber was soll mich das stören? Mittlerweile begrüße ich die Gedanken, sie zeigen mir meinen weg, meine Aufgabe, schlicht den Sinn meines Lebens. Wozu ich geboren wurde.
Soll ich mich langsam an das Grauen herantasten oder mit der vollen Wucht des Schreckens zuschlagen? Nein! Es muss einen Gedanken haben, einen tieferen Sinn. Wenn das finstere Spiel beginnt - und es wird beginnen - dann soll keiner mehr dem herrlichen Grauen, den qualvollen Momenten, dem schöpferischen Spiel des Leidens entkommen.
Es ist wie Poesie.