22
Mein Kopf schmerzt und meine Lider sind so schwer, dass ich bei meinem ersten Versuch, sie zu öffnen scheitere. Irgendwo in meinem Kopf höre ich gedämpft zwei Stimmen. Bei meinem zweiten Versuch muss ich all meinen Willen aufbringen um meine Lider endlich zu öffnen. Zuerst ist alles vor meinen Augen noch in einen Nebel gehüllt, bis er sich nach einigen Sekunden lichtet und ich ein bekanntes Gesicht vor mir erkenne. Nathan`s Blick ist voller Sorge als er seine Fingerkuppen langsam über meine Wange streifen lässt.
Erst nachdem ich Nathan ausführlich betrachtet habe und die Erinnerungen auf mich einfluten, beachte ich die Umgebung. Ich brauche nicht lange um zu erkennen, dass wir in Alex`s Hütte sind. Der offene Kamin, in dem ein Feuer knistert und das Sofa auf dem ich liege sind nicht zu verkennen. Mein Blick schweift weiter durch den Raum und ich entdecke Alex im Türrahmen. Er kommt näher und dabei bemerke ich, dass er humpelt und auch das Blut auf seiner Schläfe und die Narbe an seiner Lippe fällt mir auf.
„Du musst ihr dein Blut geben.“
Der ungeduldige Unterton in dem er nun mit Nathan spricht, lässt mich spüren, dass zwischen ihnen eine Spannung herrscht, die kurz vorm explodieren zu sein scheint.
„Am Besten lassen wir sie entscheiden. Deine Meinung zählt hier nicht.“
Sogar verletzt und mit Schmerzen, erkenne ich. dass sich die Beiden nicht wirklich sympathisch sind. Nathan konzentriert sich wieder auf mich und seine tiefe Stimme lässt mich die Spannung in diesem Raum ein klein wenig vergessen.
„Also Anna. Willst du das ich dir mein Blut gebe?“
Für einen kleinen Moment zögere ich. Ich wäge die Optionen die ich habe ab und komme zu dem Entschluss, dass ich keine Zeit verlieren darf. Ich muss auf die Beine kommen und dass schaffe ich mit diesen Schmerzen ganz bestimmt nicht. Also nicke ich.
Lange Fangzähne schießen aus Nathan´s Kiefer, während er sein Handgelenk an seinen Mund führt und sie darin versenkt, bis die rote Flüssigkeit in seinen Mundwinkeln erscheint. Um das Blut schneller fließen zu lassen, formt er seine Hand zu einer Faust und hält mir die Stelle, an der sich das Blut seinen Weg aus der Haut bahnt, auf die Lippen. Die warme Flüssigkeit fließt in meinen Mund und trotz meiner Abneigung für diese Geste, schlucke ich die Flüssigkeit meine Kehle hinunter.
Bei einem Blick zu Alex bemerke ich, dass er mit angewidertem Gesichtsausdruck den Blick von mir abwendet. Es scheint als würde es ihm Schmerzen bereiten, mich Blut trinken zu sehen. Diese Geste ist es auch, die mich unvermittelt darauf nach Nathan`s Hand greifen lässt und ich sie von mir drücke. Ich denke ich habe genug. Also verharre ich liegend auf dem Sofa und warte auf die Wirkung seines Blutes. Noch immer spüre ich die Schmerzen. Doch nach weiteren Minuten fühle ich wie sich der Schmerz verflüchtigt und die Energie langsam wieder in meinen Körper zurückkehrt.
Gespannt beobachten mich beide und scheinen auf eine Reaktion von mir zu warten, die ich ihnen auch liefere indem ich mich langsam bewege um mich aufzurichten.
Sofort ist Nathan zur Stelle und stützt meinen Rücken um mir die Bewegungen etwas zu erleichtern.
„Wie sind wir hier her gekommen?“
Meine Stimme klingt rau und noch immer geschwächt. Alex schüttelt verärgert seinen Kopf und blickt zuerst auf Nathan und dann wieder in meine Augen.
„Naja, mit meinem GTO sind wir sicher nicht hier her gekommen. Denn der ist Dank Nathan und Marius jetzt Schrott.“
„Also wenn du dir nicht den Wagen von einem anderem klauen hättest lassen, dann wäre dein GTO noch heil.“
Beide scheinen kurz davor zu sein, sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Doch Nathan scheint sich nicht noch weiter provozieren zu lassen und blickt wieder in meine Augen, bevor er mit ruhiger Stimme weiterspricht.
„Ich habe Marius beobachtet und wollte vor ihm bei Elisabth's Gruft sein. Aber dann habe ich dich gespürt und bin sofort losgelaufen um dir zu helfen. Danach habe ich euch in meinen Wagen gebracht und dann sind wir hier hergefahren, so wie es Alex wollte.“
Ich bin verwundert und auch ein wenig geschmeichelt, dass er mich noch immer spüren kann. Dennoch sind wir aus einem Grund hier und der Gedanke, dass wir wertvolle Zeit verlieren, lässt mich ehrgeiziger werden, alldem ein Ende zu setzen. Also versuche ich die ganze Sache voran zu treiben.
„Okey. Mir geht`s besser. Wie sieht unser Plan aus?“
Beide stehen verwirrt vor mir und sehen mich mit Entsetzen und Staunen in den Augen an. Endlich haben die beiden mal die gleiche Meinung. Aber trotzdem will ich weitermachen. Ich will lernen meine Kräfte zu kontrollieren. Genau deswegen bin ich heute hier. Zwar mit einem Umweg aber genau das motiviert mich. Ich muss Marius aufhalten. Nachdem was er heute gemacht hat bin ich noch bestrebter darauf ihn zu stoppen.
„Was seht ihr mich so an. Ich bin hier, um etwas über meine Kräfte zu lernen und ich will Marius aufhalten. Wir müssen Marius aufhalten.“
Beide sehen mich noch immer an als wäre ich komplett verrückt geworden. Der erste der Etwas dazu sagt ist Alex.
„In Ordnung. Hast du das Buch?“
Ich nicke und sehe zu Nathan. Sein Blick richtet sich mit einem Nicken auf meinen Rucksack, der neben der Tür steht. Ich versuche mit einem kleinen Lächeln auf meinen Lippen, seine Sorgen zu vertreiben. Doch sein Blick wirkt danach nur noch besorgter und er beobachtet mich mit Argusaugen auf meinem Weg zum Rucksack. Dort angekommen greife ich nach dem Buch und mache mich damit wieder zurück auf den Weg zu dem Sofa. Bevor ich mich jedoch wieder darauf setzen kann, spüre ich Nathan`s Finger an meinem Oberarm. Sein Blick ist hinter mich gerichtet. So als wolle er mir nicht in meine Augen blicken, als er seinen Kopf senkt und sein Atem meine Wange streift. Sein Mund bewegt sich zu meinem Ohr und die leise Stimme vibriert in meinem Körper.
„Bist du sicher, dass es das ist was du willst? Es ist gefährlich und es könnte dir und auch anderen das Leben kosten. Ich stelle dir die Frage, um zu wissen, dass du mit den Konsequenzen leben kannst. Aber vor allem will ich, dass du dir die Frage selbst stellst. Du kannst es nicht mehr rückgängig machen, wenn du die Schwelle jetzt überschreitest.“
Ich denke kurz über seine Frage nach. Aber wirklich nur sehr kurz, denn ich bin mir sicher. Ich war mir noch bei keiner Sache so klar. Mein Leben ist nur vor mir abgelaufen und ich hatte immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt und noch etwas auf mich wartet. Und hier ist es. Auch wenn es mich mein Leben kostet. Ich bin bereit und ich denke das ist auch mein Schicksal.
Ich gehe einen Schritt zurück, so das ich Nathan in die Augen sehen kann.
„Nathan, ich bin mir sicher und ich bin mir auch über die Konsequenzen bewusst.“
Er sieht mich nur an und nickt. Er gibt mir zu verstehen, dass er damit einverstanden ist. Es ist nur sein Blick der nicht zu seinem Nicken passt. Er sieht mich etwas überrascht und dennoch besorgt an. Aber er akzeptiert es und dass ist das Gefühl das mich nur noch mehr bestärkt.
„Okey Jungs, dann lasst uns loslegen. Wenn ich mich nicht verzählt habe, haben wir nur noch gute zwei Wochen um meine Kräfte zu kontrollieren und Marius aufzuhalten.“
Voller Tatendrang und Überzeugung lege ich das Buch auf den Tisch. Ich bemerke jedoch das Nathan und Alex noch nicht so ganz überzeugt von der Sache sind. Ich sehe auf und werfe beiden einen fragenden Blick zu. Ohne etwas zu sagen kommt Alex auf mich zu. Besser gesagt er humpelt auf mich zu. Bei näherer Betrachtung fällt mir auf, dass die Wunde an seinem Kopf nicht mehr existiert. Nur noch das Blut, dass aus der Wunde getreten ist. Sein Körper leistet wahrscheinlich auch gerade in dieser Sekunde volle Arbeit um seine Verletzungen zu heilen.
Er hält mir seine Hand entgegen und zuerst weiß ich nicht, was ich machen soll. Doch nach einem Blick in seine Augen, die mich bittend mustern, lege ich meine Hand in seine und folge ihm. Er führt mich zu einem leeren Raum, dessen Fenster ohne Vorhänge sind und ein kahler Fußboden, den raum irgendwie kalte wirken lassen. Doch dieser Raum scheint nicht unser Ziel zu sein, als er mich durch eine weitere Tür befördert.
Bei einem kurzen Blick auf Nathan, der uns folgt, spüre ich seine Missachtung über die Tatsache, dass meine Hand in Alex`s liegt und ich ihm folge.
Doch mein Blick wird schnell wieder von der Umgebung abgelenkt, als ich um uns herum einen Garten entdecke. Es ist zu dunkel um zu erkennen wie weit sich der Garten erstreckt, aber er scheint so groß zu sein, dass der Lichtkegel der Laterne neben der Tür, kein Ende erkennen lässt.
Langsam löst Alex seine Finger aus meinen und stellt sich vor mich. Bevor er seinen Blick wieder auf mich richtet, blickt er zu Nathan.
„Deine erste Übung. Ich helfe dir, doch du musst für den Rest sorgen.“
Etwas verwirrt sehe ich ihn an. Er wirkt wirklich ernst. Fast schon etwas zu ernst, denn in seinen Augen erkenne ich ein leichtes rotes Schimmern. Aber es ist nicht so, dass er sich wieder vollkommen verwandelt. Denke ich. Sein Blick wandert wieder zu Nathan und er gibt ihm zu verstehen, dass er näher kommen soll. Was er auch, wenn auch etwas unfreiwillig, tut.
„Anna, schließe deine Augen.“
Ich zögere kurz, doch als er wartend vor mir steht und sein Blick alle Zweifel die ich habe verschwinden lässt, tue ich was er sagt und schließe meine Augen. Ich hasse es nichts zu sehen. Ich hasse das Gefühl von Hilflosigkeit und Unsicherheit. Nicht zu wissen was um einen herum geschieht.
Die Hand die sich jetzt in meine legt, lässt mich jedoch etwas von dieser Unsicherheit ablegen.
Ich kann nicht sagen wer von den Beiden es ist, aber wenigstens habe ich nicht mehr dass Gefühl alleine zu sein und dieses Gefühl beruhigt mich etwas. Meine Finger umgreifen die Hand in meiner noch fester und diese wiederum meine.
Doch die Stimme von Alex lässt mich wieder etwas nervöser werden, da ich nicht zuordnen kann, wo sich Alex befindet. Ist die Hand die ich halte, Alex's Hand? Oder ist es eben nicht seine sondern Nathan`s? Gerade will ich meine Augen öffnen, da höre ich Alex`s Stimme erneut. Dieses mal klarer und näher.
„Anna. Ich kann dir helfen aber du musst mir vertrauen. Ich will, dass du deine Augen geschlossen hältst und dich beruhigst. Ich möchte, dass du dir jetzt Nathan's Augen vorstellst. Nicht von dem Blickwinkel in dem DU seine Augen siehst, vielmehr so, als würdest du durch seine Augen sehen. Mit seinen Augen. Versuche dir vorzustellen wie deine Augen mit denen von Nathan verbunden sind. Stelle dir vor, deine Augen ersetzen seine Augen. Stell dir vor du siehst alles viel genauer und viel intensiver.“
Seine Worte verstummen und ich versuche seine Worte in die Tat umzusetzen. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie dass funktionieren soll. Aber wieso sollte ich nicht einmal daran glauben können, dass ich es schaffe? Also konzentriere ich mich. Doch alles was ich sehe ist Dunkelheit vor meinen Augen.
Minuten verstreichen und mein Atem wird immer lauter. Er bringt mich um den Verstand und stört meine Konzentration. Lässt mich Angst bekommen, was wohl gerade um mich herum geschieht. Denn alles ist in Stille gehüllt, und ich kann nur mehr meinen Herzschlag und meinen Atem hören. Bevor ich jedoch Panik bekomme, höre ich Alex Stimme, die sich wie zu laute Musik in mein Gehör drängt.
„Anna, so wird das nichts. Du bist nicht bei der Sache.“
Trotz dem Drang meine Lider zu öffnen, presse ich sie aufeinander.
„Ich weiß Alex. Aber es ist schwer für mich meine Augen geschlossen zu haben. Ich habe Angst die Kontrolle um mich herum zu verlieren.“
Ich spüre wie jemand meine freie Hand umfasst und meine Handfläche nach oben dreht. Es ist ein kalter Gegenstand der mir in meine Handfläche gelegt wird. Meine Hand formt sich automatisch zu einer Faust und der Gegenstand liegt nun geschützt zwischen meinen Fingern.
„Keine Angst Anna. Dir wird nichts passieren. Immer wenn deine Gedanken abschweifen. Immer wenn du Angst hast. Dann konzentriere dich einfach auf dass, was zwischen deinen Fingern ist. Es ist greifbar und dennoch weißt du nicht was es ist, bis du deine Augen öffnest und es siehst. So ist es auch mit deiner Kraft. Sie ist da. Du weißt nur noch nicht wie. Doch wenn du dich auf sie konzentrierst, dann wirst du es sehen.“
„Ich versuche es.“
Zögerlich und mit dem Wissen, dass derjenige der meine Hand hält, Nathan ist und nicht Alex versuche ich mich wieder zu konzentrieren. Es vergehen einige Minuten und dass was mir Alex in meine Hand gelegt hat, scheint zu funktionieren. Jedes mal wenn meine Gedanken wieder abschweifen drücke ich den Gegenstand fester in meine Handfläche. Und nach einiger Zeit drängen sich ein paar Lichtpunkte in die Dunkelheit. Bis ich anfangs ein verschwommenes Bild wahrnehmen kann. Je mehr ich mich darauf einlasse, mich darauf konzentriere, desto deutlicher wird es. Ich fühle mich, als würde ich meinen Körper verlassen. So als würde mein Körper nicht existieren, sondern nur mein Geist. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und ich kann kaum in Worte fassen was ich gerade mit meinen oder besser gesagt Nathan's Augen sehe.
Ich habe noch nie so etwas Wunderschönes Einzigartiges gesehen. Vor mir erschließt sich ein riesiger Garten und ich sehe alles so als wäre es Tag. Ich kann alle Farben erkennen. Ich kann förmlich das Gras wachsen sehen. Ich sehe wie sich am Ende des Gartens die alten Eichen im Wind hin und her bewegen obwohl das Ende des Gartens mindestens hundert Meter entfernt ist. Es ist so als könnte ich meine Hände ausstrecken und alles berühren was ich möchte. Dieser Anblick fasziniert mich so sehr, dass ich alles um mich herum vergesse. Als Nathan seine Hand von meiner löst, bemerke ich es nur nebenbei. Aber ich kann mich sofort wieder voll auf diesen atemberaubenden Blick konzentrieren.
Und plötzlich bewegt sich dieses Bild. Nathan bewegt sich. Er bewegt sich auf die Eichen, am Ende des Gartens zu. Für einen kurzen Moment richtet er den Blick auf das Gras unter seinen Füßen, bevor er noch „Ich hoffe du bist bereit für Das.“ über seine Lippen bringt und er den Blick wieder auf die alten Eichen richtet und sich plötzlich alles so schnell an ihm vorbeibewegt, dass mein Verstand kaum mithalten kann. Die Stämme der Bäume und deren Blätter und Äste bewegen sich so schnell an mir vorbei und leichter Schwindel überkommt mich bei dieser Geschwindigkeit. Kurz bevor ich meine Augen öffnen will, weil der Schwindel schlimmer wird, stoppt das Bild vor meinen Augen. Es stabilisiert sich und dann erkenne ich den weißen, schimmernden Ball vor meinen Augen. Es ist als würde ich den Mond durch ein Teleskop betrachten. Als würde er direkt vor meiner Nase sein und würde ich meine Hand ausstrecken, könnten meine Finger über seine Oberfläche streichen. Dieser Anblick ist so faszinierend, dass ich fast vergesse zu atmen. Nathan richtet seinen Blick etwas zu hektisch für mein Gehirn, wieder auf die Bäume vor ihm. Ich bemerke die dunkle Gestalt scheinbar etwas später als er und spanne jeden Muskel meines Körper an. Die Gestalt bewegt sich durch das Dickicht und direkt auf Nathan zu. Die Kapuze ist tief in das Gesicht gezogen, sodass man nicht erkennen kann, wer sich dahinter befindet.
Nathan löst seinen Blick nicht ein Einziges Mal von dieser Gestalt. Beide Hände legen sich an den Rand der Kapuze und mit einer langsamen fließenden Bewegung wird die Kapuze nach hinten geschoben und enthüllt ein Gesicht, dass ich nicht erwartet hätte. Salivana. Auch wenn ich weiß, dass es Salivana ist, ist dieses Gefühl, dass ich jedes Mal habe, wenn ich in ihr Gesicht blicke, grausam. Es erinnert mich daran, dass ich etwas Wertvolles verloren habe und lässt den Schmerz jedes Mal wieder in mir brennen, als wäre es gerade passiert. Aber auch wenn sie aussieht wie meine Mutter, bin ich mir nicht sicher, ob es bei den Charaktereigenschaften ebenfalls so ist.
Mit langen Schritten bewegt sie sich auf Nathan zu. Irgendetwas an diesem Bild, löst ein komisches Gefühl in meinem Körper aus. So etwas wie Alarmbereitschaft. Ihr Blick ist nicht so freundlich und gütig wie bei meinem Besuch. Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber ich sehe so etwas wie eine Aura um Salivana. Ich weiß nicht ob dies eine von Nathans Gaben ist oder etwas mit meinen Kräften zu tun hat. Alles was ich spüre wenn ich die Aura sehe, ist düster und kalt. Ich kann es mir kaum erklären, denn das letzte Mal war sie so anders. Und als Salivana dann auch noch zu Nathan spricht, werde ich nervös. Ich kann nichts hören. Ich sehe nur wie sich Nathans Blick von ihr abwendet. Sie scheint verärgert zu sein und tritt wieder in sein Sichtfeld. Sie hebt ihre rechte Hand und hält sie vor sein Gesicht. Daraufhin sehe ich wie Nathan auf den Boden sinkt, denn seine Sichtweise verändert sich. Sie beugt sich über ihn und holt ein kleines Glasfläschchen aus ihrer Tasche hervor, die mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt ist. Sie hält das Fläschchen über Nathan`s Mund und lässt die Flüssigkeit auf ihn herabtropfen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Nathan sich nicht wehren kann. Dass er machtlos gegen sie ist. Es ist als würde ich seine Verzweiflung spüren. Dass ich nichts hören kann, macht mich ebenfalls machtlos, denn sie spricht wieder mit ihm. Aber ich sehe nur die Lippen wie sie sich bewegen und dann eine Bewegung, die sie mit ihrer linken Hand macht und in die Dunkelheit hinter sich blickt.
Eine junge Frau erscheint zwischen der Dunkelheit. Ihre Haut ist so blass, dass sie sich kaum von dem weißen Hemd, dass sie trägt, abhebt. Die dunklen Ringe unter ihren Augen sind so jedoch noch auffälliger. Salivana winkt sie zu sich und spricht mit einem verärgerten Gesichtsausdruck zu ihr. Zu gern möchte ich hören was sie sagt. Es ist alles so verwirrend und unwirklich was sich hier vor meinen Augen, beziehungsweise vor Nahan's Augen abspielt. Die Frau beugt sich über Nathan und ich kann ihre leeren Augen sehen. Es scheint als hätte man ihre Seele gestohlen. Keine Emotionen in ihren Augen. Keine Mimik in ihrem Gesicht. Salivana geht ein paar Schritte auf Nathan zu und stellt sich neben die junge Frau. Salivana holt eine Art Dolch aus der linken Tasche des Umhanges und umklammert das Handgelenk von dieser Frau, die daraufhin bereitwillig ihre Hand öffnet die sie dann Salivana entgegenhält. Keine Sekunde darauf legt sich die Klinge in die Handfläche der Frau und drängt sich in das Fleisch ihrer Handfläche. Das Blut dass sich darin sammelt, beginnt kurz darauf in dunkelroten Tropfen auf Nathan`s Mund zu fallen. Salivana`s Hand führt die Quelle des Blutes, näher an Nathan`s Mund. Ihr Gesichtsausdruck ist nach wie vor dunkel und ich habe beschlossen ihr nicht zu trauen. Ich kann das reine Böse in ihr sehen. Ähnlich wie bei Marius.
Doch bevor ich die Situation noch weiter beobachten kann, verändert sich das Bild vor meinen Augen und die Dunkelheit hüllt mich wieder ein. Ich kann nichts mehr sehen und bekomme Panik. Was macht sie mit Nathan? Mein Atem wird schneller und ich höre im Hintergrund Alex.
„Anna, alles okey? Was ist los?“
Er klingt besorgt aber ich kann ihm keine Antwort geben. Ich versuche mich wieder zu konzentrieren und durch Nathan's Augen zu sehen. Ich muss wissen was hier passiert und ich kann Nathan nicht im Stich lassen. Aber es funktioniert nicht und ich werde nervös. Doch bevor ich mich noch weiter verrückt mache, greifen zwei Hände an meine Schultern und schütteln mich. Ich kann meine Augen nicht mehr geschlossen halten und öffne sie. Ich blicke in seine Augen, die panisch mein Gesicht nach einem Grund absuchen, wieso ich plötzlich so aufgeregt bin.
„Sprich mit mir. Was ist passiert?“
Ich muss es ihm sagen. Nur er kann mir helfen. Wir müssen Nathan helfen. Was, wenn Salivana ihm etwas antut? Panisch und mit zittriger Stimme versuche ich die Bilder in meinen Kopf zu ordnen und es Alex zu erzählen.
„Scheiße. Also zuerst war es wirklich traumhaft. Aber dann ist Salivana aufgetaucht. Sie hat irgendetwas mit ihm gemacht. Sie hat ihm Blut von einer Frau eingeflößt, die ebenfalls bei ihr war. Es war alles so krank. Ich glaube er ist in Gefahr. Alex wir müssen ihm helfen. Ich verstehe nicht, was da gerade passiert ist.“
Aufgebracht laufe ich vor Alex hin und her, bis er mich an meinem Handgelenk packt und mich mit einem Ruck zu sich zieht, sodass sich meine Brust an seine presst und sich sein Mund nur wenige Zentimeter von meinem befindet.
„Woher kennst du Salivana?“
Seine dunkle Stimme lässt mich erschaudern. Ich spüre die Wut in ihm und sehe, dass Schimmern von Rot in seinen Augen. Ich bin ebenfalls überrascht, dass er Salivana kennt.
„Ich war bei ihr. Sie hat mich meinen Kräften vorgestellt. Sie ist die Zwillingsschwester meiner Mutter.“
Sein Blick verfinstert sich zunehmend. Ich weiß nicht was ich denken soll. Ich weiß nur, dass ich keine Angst vor ihm haben muss, obwohl er gerade verdammt wütend ist.
„Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein? Du erzählst mir nichts von dem Ganzen. Du weißt nichts über diese Frau. Wer hat dich zu ihr gebracht? Nein warte, du brauchst es mir nicht zu sagen. Nathan.“
Er sieht mich an und als Reaktion auf seine Worte kann ich nur eingeschüchtert mit meinem Kopf nicken. Ich verstehe nicht, wieso er so sauer ist. Gut. Ich verstehe, dass er sauer ist, weil ich kein Wort davon erwähnt habe. Aber er hat auch nicht gefragt. Es hat sich auch nie ergeben, dass ich ihm genauer über das Ganze hätte erzählen können.
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„Also ich werde dir jetzt ein paar Grundregeln erklären. Und du hörst mir gut zu. Verstanden?“
Jetzt bekomme ich doch ein wenig Angst vor ihm. Er war noch nie so ernst und herrschend. Ich nicke verängstigt und höre ihm zu.
„Erstens, muss dich niemand deinen Kräften vorstellen. Sie sind sowieso da. Ob du sie willst oder nicht. Meistens tauchen sie dann auf, wenn du dem Übernatürlichen begegnest oder du in Gefahr bist. Wenn, dann hat sie deinen Kräften nur ein wenig auf die Sprünge geholfen. Oder sogar noch etwas Schlimmeres gemacht. Verdammt, sie könnte dir einen Zauber auferlegt haben.“
Er macht eine Pause und holt tief Luft.
„Mann, Anna ich kann dir nicht sagen wie sauer ich auf dich und mich selbst bin. Wieso konntest du mir nichts sagen? Dann hätten wir schon viel früher herausgefunden wer dich beobachtet und wer Marius hilft.“
„Ich wusste nichts davon. Ich wusste Nichts über meine Kräfte. Schon garnicht wie ich sie einsetzen sollte. Ich nahm einfach ihre Hilfe an, ohne zu nachzudenken. Ich habe einfach Nathan vertraut. Und dieser hat auf Salivana vertraut. Bist du dir damit sicher, dass sie Marius hilft?“
Er schüttelt noch immer seinen Kopf und läuft vor meiner Nase hin und her.
„Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß es. Salivana ist eine der mächtigsten, dunkelsten Hexen von denen ich je gehört habe. Und das hätte auch Nathan wissen müssen. Es sei denn, sie hat Nathan auch verhext. Und eine wichtige Information habe ich noch für dich. Wenn Hexen geboren werden, oder besser gesagt eine Hexe Zwillinge bekommt. Gibt es immer einen Bösen und einen Guten Zwilling. So ist die Macht verteilt und es gleicht die Energien wieder aus. Also deine Mutter war die Gute. Salivana die Böse.“
Mit einem etwas überraschten und unglaubwürdigen Gesichtsausdruck stehe ich vor Alex und sehe ihn an. Ich bin wütend auf mich und auf Salivana. Aber vor allem auf mich selbst, da ich einfach Jemandem Blind vertraut habe. Gerade als mir die Ausmaße meines Fehlers klar werden, umgreift Alex mein Handgelenk und befördert ich damit wieder zurück in die Hütte.
„Wir müssen jetzt zuerst das Problem mit Nathan lösen. Und dass schnell. Wir müssen herausfinden ob Salivana ihn verhext hat und er sich unter ihrem Einfluss befindet. Wenn ja, können wir ihm nichts mehr anvertrauen. Wir müssen vorsichtig sein und wenn Salivana ihn erst jetzt verhext hat, haben wir nicht viel Zeit um uns darauf vorzubereiten. Denn, dann wird Sie ihn schnell wieder zu uns zurückschicken.“
„Ich verstehe. Aber wie finden wir heraus ob sie ihn verhext hat?“
Wir sind mittlerweile im Haus angekommen und stehen in einer großen Küche. Die Küche ist aus hellem Holz gefertigt und die Platte ist aus Stein. Alex öffnet einen großen Schrank und holt einige Leinenbeutel und zwei kleine Fläschchen heraus, die er auf der Küchenplatte abstellt.
Er nimmt eine kleine Steinschüssel und stellt sie neben die Beutel.
„Komm zu mir Anna. Du musst mir helfen und den Spruch zu sprechen. Ich werde dir das Pulver mischen.“
Jetzt wird mir klar, was er vorhat. Er will einen Zauber sprechen. Also stelle ich mich, so wie er gesagt hat, neben ihn. Nacheinander schüttet er von jedem Beutel und jeder Flasche etwas in die Schüssel. Von dem einen mehr und dem anderen weniger. Ich kann nicht genau erkennen um welche Zutaten es sich handelt. Eine Zutat kann ich riechen. Es riecht nach Lavendel. Die anderen hingegen kann ich nicht erkennen. Er nimmt einen Mörser und verreibt die Zutaten zu einem einheitlichen Pulver. Er scheint es ernst gemeint zu haben, das wir nicht sehr viel Zeit haben. Seine Hektik ist fast ansteckend und ich bekomme ein klein wenig Angst, dass Nathan zu früh hier auftauchen könnte. Ich weiß noch nicht einmal was uns erwarten wird, wenn er wieder hier ist.
„Er darf nicht sehen was wir hier machen. Salivana hat ihn nach diesem Vorfall sicher verhext. Nur weiß ich nicht, ob sie nur sieht was er sieht oder ob sie auch seine Gedanken kontrolliert. Du musst mir jetzt nachsprechen Anna.“
Er stellt sich hinter mich und legt seine Hände an meinen Händen entlang. Mit seinen langen Fingern umklammert er meine Handgelenke. Sein Oberkörper ist dicht an meinen Rücken gedrängt und er hält meine Hände über die Schale.
„Sit enim animus in anima, Sit enim animus in anima.“
Er wiederholt den Spruch noch mehrmals und ich spreche ihm nach. Meine Hände beginnen leicht zu zittern und ich spüre ein Kribbeln in meinen Fingern. Es dauert nicht allzu lange als Alex seine Hände von meinen nimmt und ich aufhöre zu sprechen. Alex sieht mich etwas unsicher an und ich kenne diesen Blick.
„Sag nichts. Ich muss sicherlich dieses Ritual auch mit meinen Blut besiegeln.“
Ich reiche ihm meine Hand und er sieht mich ein klein wenig belustigt an und nimmt die Schale. Etwas verwundert bleibe ich stehen und beobachte Alex wie er mit der Schale zu dem Wasserhahn geht und etwas Wasser in die Schale lässt. Als er wieder zurück zu mir kommt, lächelt er mich an.
„Du hast recht. Es hat etwas mit deinem Blut zu tun. Jedoch noch nicht jetzt. Du musst es trinken. Was danach folgt, dass hat mit deinem Blut zu tun.“
Wieder einmal bin ich verwirrt und starre ihn fragend an. Ich habe das Gefühl das es ihm schwer fällt den folgenden Satz über seine Lippen zu bringen.
„Du musst Nathan von deinem Blut trinken lassen. Und dass bis zum Sonnenaufgang. Bis dahin hält der Zauber an.“
„Und ich dachte schon, es ist wäre einfacher.“
Ich versuche diese angespannte Situation etwas zu lockern. Aber ich weiß es ist gefährlich. Was ist wenn er wirklich von Salivana kontrolliert wird und sie ihren Plan geändert hat und er mich umbringen soll? Das erste Mal seit langem, denke ich wieder an den einen Abend in dem er mich schon einmal umbringen wollte. Trotz meiner Gedanken nehme ich die Schale aus Alex's Händen und lege sie an meine Lippen um zu trinken. Ich bin überrascht. Ich hatte erwartet das es ekelhaft ist. Aber es hat einen angenehmen Geschmack. Als ich fertig bin, nimmt er die Schale und stellt sie wieder auf die Küchenplatte.
„Lass uns wieder rausgehen. Nathan darf nichts merken, sollte er wieder kommen. Und vergiss nicht. Versuche ganz normal zu sein. Er oder besser gesagt Salivana dürfen nicht bemerken das wir etwas wissen. Wenn er dein Blut trinkt und du nichts bemerkst, dann ist er auch nicht verzaubert. Wenn du aber merkst, dass er sich verändert. Sei es, dass Seine Augen sich für einige Sekunden verändern oder noch schlimmer, das er seinen Charakter verändert, dann kannst du dir sicher sein, das du Salivana's Zauber zerstört hast. Aber bitte gib Acht, dass dir nichts passiert. Ich werde dich hören. Wenn du Hilfe brauchst. Egal wo du bist.“
Es klingt ganz romantisch was Alex hier von sich gibt. Aber irgendwie auch etwas komisch und beängstigend. Wir gehen beide durch die Tür in der Küche und gerade als ich die Tür hinter mir schließe, erschrecke ich mich fast zu Tode. Nathan steht mit einem verwunderten Gesichtsausdruck vor uns. Mein Herz hüpft mir fast aus der Brust und ich hoffe so sehr, das er von dieser ganzen Geschichte nichts mitbekommen hat. Ansonsten ist unser Plan sinnlos.
„Mein Gott, Nathan. Hast du mich erschreckt.“
Ich greife mit meiner rechten Hand auf mein Herz. Er scheint irgendwie derselbe zu sein der er vorher war. Ich kann keine Veränderung bemerken und dass macht mir Angst. Was ist wenn er auch schon vorher von ihr kontrolliert worden ist? Er steht noch immer verwundert vor uns.
„Wieso seit ihr hier im Haus? Hat der Zauber nicht funktioniert?“
Noch bevor ich antworten will, beginnt zu meiner Rettung Alex an zu sprechen.
„Doch es hat funktioniert. Aber Anna konnte sich nicht sehr lange konzentrieren. Somit hat sie deinen Blick schon nach einigen Minuten verloren. Für den ersten richtigen Zauber war es nicht schlecht. Aber ich denke es ist besser wenn sie jetzt etwas Ruhe bekommt. So ein Zauber raubt einem ganz schön die Energie.“
Alex`s Gesichtsausdruck wirkt so glaubwürdig, dass selbst ich ihm gerade glauben würde, wüsste ich es nicht besser. Er hat mich ebenso belogen. Und doch habe ich gerade dass Gefühl, dass er auf meiner Seite ist. Dass ich ihm dieses mal vertrauen kann. Dass er mich beschützen wird, so wie er versprochen hat. Ich hoffe nur sehr, dass ich mich nicht irre und mir wieder dass Herz gebrochen wird.
Aber ich kann ihn mehr und mehr verstehen und nachvollziehen, warum er es getan hat. Ich würde keine Sekunde zögern um meine Familie zu beschützen und dass hat er gemacht. Er wollte nur seine Familie beschützen.
Ich versuche mitzuspielen und versuche Nathan dazu zu bringen, das er mich nach Hause fährt.
„Nathan, Alex hat recht. Ich bin von dieser ganzen Geschichte ziemlich müde. Kannst du mich bitte nach Hause bringen?“
Ich versuche es Alex gleich zu tun und die Lüge aufrecht zu halten. Doch ich weiß ich bin nicht so gut wie er. Also werde ich nervös, als ich Nathan`s Reaktion abwarte. Die Anspannung fällt von mir ab, wie ein Stein, als er sich auf das Sofa zubewegt und unsere Jacken holt, die darauf abgelegt sind.
„In Ordnung. Aber beim nächsten Mal, lässt du mich nicht wie einen Verrückten im Wald umherlaufen, während du hier in dieser Gesellschaft bist.“
Sein Lächeln ist breit und Alex`s Gesichtsausdruck nach zu urteilen hat Nathan`s Seitenhieb seinen gewünschten Effekt erzielt. Er wirkt wie der Alte Nathan und ich will nicht glauben, dass er von Salivana kontrolliert wird oder unter ihrem Zauber steht.
Ich folge ihm zur Tür, die er für mich öffnet. Dass Gefühl, dass ich jetzt auf mich alleine gestellt bin, lässt mich zögern. Ich habe Angst vor der Wahrheit die auf mich warten könnte. Bei einem Blick in Alex Augen, legt sich jedoch meine Sorge ein wenig und ich verabschiede mich von ihm. Er schenkt mir ein Lächeln, dass nicht seine Augen erreicht. Ich denke er hat ebenso ein klein wenig Angst.
Dann mache ich einen Schritt nach draußen und verharre für einen weiteren Moment, beim Anblick von dem Wagen, der vor der Hütte parkt. Nathan bemerkt es scheinbar nicht und macht sich auf dem Weg zum Wagen, wo er die Tür für mich geöffnet hält. Ein Lächeln legt sich auf meine Züge, bei dem Gedanken, dass ich geglaubt habe, Nathan besäße nur seine Ducati.
Nun bewege ich mich auf den schwarzen BMW X6 zu und steige ein. Ich denke er erkennt meinen überraschten Gesichtsausdruck, denn er grinst selbstsicher als ich mich in den Wagen setze.
Er schließt die Tür, kommt um den Wagen, steigt ein und wir fährt los. Erst jetzt beginne ich zu realisieren, dass ich ihm mein Blut geben soll. Doch wie soll ich das anstellen. Ich werde wieder nervös und beginne mit meinen Fingern über meine Handfläche zu streichen. Ich denke Nathan bemerkt es, denn er greift mit seiner rechten Hand auf meine Hände und hält diese fest. Er schenkt mir einen kurzen sanften Blick und ich beruhige mich wieder. Auch wenn die Frage, die ich ihm stellen werde, meinen Herzschlag wieder beschleunigt.
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn du mich nicht nach Hause fährst?“
Er sieht mich an als wäre er überrascht, aber trotz allem sehr erfreut. Er versteht was ich damit meine und nickt mit seinem Kopf in meine Richtung. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Vielleicht kann ich ihm mein Blut geben, wenn er schläft oder besser gesagt ruht. Denn ich glaube, wenn ich ihm mein Blut anbieten würde, dann würde er Verdacht schöpfen.
Wir biegen die Straße zu Nathan's Haus ein und fahren nicht wie üblich zu dem alten Scheunentor, sondern hinter das Haus in eine Garage, dessen Tor sich von selbst öffnet. Nicht das ich Technik nicht gewohnt bin. Aber ich habe Nathan nicht so eingeschätzt. Bis jetzt habe ich nur diese alte Scheune gesehen und seine Ducati.
Wir fahren durch das riesige Garagentor in eine noch größere Garage. Der BMW scheint nicht sein einziger Wagen zu sein. Ich kann nicht alle Wagen genau erkennen, aber ich sehe insgesamt vier Stück und direkt neben uns einen Maserati Grand Turismo. Ich weiß ja nicht welche Geheimnisse er noch so hat, aber das hier ist ein Paradies. Zumindest für mich. Am liebsten würde ich in einen dieser Wagen einsteigen und losfahren. Vorsichtig steige ich aus dem Wagen und blicke erstaunt um mich. Er scheint es zu bemerken und kommt auf mich zu.
„Einer der Vorteile von Vampiren. Du hast hunderte von Jahren Zeit ein Vermögen anzuhäufen, dass du irgendwie wieder loswerden möchtest. Und warum nicht für etwas, das Vergnügen bereitet.“
Dieser Satz von seinen Lippen klingt sehr selbstsicher und hat ein Bruchstück von Arroganz in sich. Irgendwie gefällt es mir, wenn Jemand weiß, was er will.
Das Geräusch des Garagentores, als es sich schließt, lässt mich die Wagen vergessen und meine Gedanken wieder auf meine Aufgabe lenken. Ich habe nicht allzu viel Zeit. Es ist bereits zwei Uhr und soweit ich weiß geht die Sonne um halb sechs auf. Bis Sonnenaufgang hatte Alex gesagt. Bei dem Gedanken, dass ich es nicht schaffe, wird mir ganz flau im Magen.
Ich folge ihm, durch eine weiße Tür ins Innere des Hauses. Dieses Mal befinden wir uns gleich im unteren Stockwerk, wo ich bereits Nathan`s Schlafzimmertür ausfindig machen kann. Er greift nach meiner Hand und ich folge ihm. Er sieht so unbeschwert aus und ich bekomme Zweifel, dass Salivana ihn wirklich kontrolliert. Er wirkt so echt und so ehrlich.
Wir gehen in das Schlafzimmer und er macht das Licht an. Ich bleibe vor seinem Bett stehen und er zieht seine Jacke aus und wirft sie auf den Tisch neben der Tür. Bei dem Gedanken, blicke ich an mir hinab und sehe die Blutflecken auf meiner Kleidung. Besudelt mit meinem Blut. So wie auch meine Haare voll mit Blut sind. Der Gedanke lässt mich erschaudern. Gerade als ich Nathan danach fragen will, ob ich seine Dusche benutzen darf, kommt er auf mich zu. Seine Augen verdunkeln sich als er meinen Blick gefangen hält. Es legt sich eine Stille um uns, ebenso wie die Luft um uns zu knistern beginnt.
Mein Herz hämmert wie wild gegen meinen Brustkorb und in meinem Bauch macht sich ein Kribbeln breit. Sein Blick lässt mich nicht los. Vor allem dann nicht, als er wenige Zentimeter vor meinem Gesicht halt macht und sein Blick zu meinen Lippen wandert. Der Drang ihn zu küssen steigt ins Unermessliche. Aber nach dem was bei unserem letzten Versuch passiert ist, bin ich mir nicht so sicher.
Er hingegen scheint keine Bedenken zu haben. Er schiebt seine Hand in meinen Nacken und meine Haut unter seinen Fingern beginnt zu prickeln. Seine Zunge erscheint zwischen seinen Lippen und leckt sie um sie zu befeuchten. Das Pochen zwischen meinen Beinen lässt mich wissen, dass er nicht nur meinen Kopf verrückt macht. In seinen Augen liegt etwas spielerisches und dennoch sind sie Dunkel vor Verlangen. Wieder einmal verliere ich mich in ihnen und sein Blick lässt meine Knie nur noch weicher werden. Wie in Zeitlupe bewegen sich seine Lippen auf meine zu und lassen mich hoffen, dass sie es dieses mal schaffen, die meinen zu berühren und er nicht wieder von mir geschleudert wird.
Doch er presst seine Lippen mit solch einem Verlangen auf meine, dass ich nicht einmal den Willen hätte, mich zu wehren. Also haben es auch meine Kräfte nicht und ich kann endlich seine Berührung genießen. Seine Zunge, die sich zwischen meine Lippen schiebt und drängend meine auffordert mit ihr zu spielen. Zuerst sanft. Dann immer fordernder. Seine Hände wandern an meinem Rücken hinab zum Ansatz meiner Jeans. Dort stoppt er und presst seinen Körper näher an meinen, bevor seine Hände weiter abwärts wandern und auf meinem Po verharren. Zuerst sanft, bevor sich seine Handflächen dagegen pressen und er mich mit einem Ruck in die Luft hebt, wo ich automatisch meine Beine um seine Hüften schlinge und meine Mitte an ihn presse, als würde mein Leben davon abhängen.
Unser Kuss wird immer wilder und wir beide würden uns belügen, wenn wir nicht wüssten, wo dieser uns hinführt. Vor allem aber bewegt sich Nathan mit mir um seine Hüfte, auf die Tür des Badezimmers zu. Mit einem Bein stößt er die Tür auf, während er mich weiterhin küsst. Zu meinem Bedauern löst er seine feuchten Lippen von meinen. Doch nur um mir ein dreckiges amüsiertes Lächeln zuzuwerfen, bevor er mit der anderen Hand zu dem Wasserhahn in der offenen Dusche greift und dass Wasser anstellt. Ein erschrockenes Stöhnen kommt über meine Lippen, als das anfangs kalte Wasser auf mich trifft.
Doch die Kälte wird von der Hitze die uns umgibt, abgelöst und so macht es mir nichts aus, als er mich mit dem Rücken an die kalte Wand drückt und seine Lippen wieder auf meine presst. Noch immer liegen seine Handflächen auf meinem Hinterteil und drücken sanft dagegen als ich mich instinktiv an seinem Körper reibe. Meine Hände scheinen sich ebenfalls selbstständig zu machen, als ich sie unter sein durchweichtes Shirt schiebe, dass wie eine zweite Schicht Haut an seinen Muskeln klebt.
Seine Hände lösen sich und langsam finden meine Beine den Boden wieder. Noch immer sind unsere Lippen aufeinandergepresst. Unsere Hände erkundigen jeweils den Körper des anderen. Bis er sich wieder von mir löst und mich bei einem Blick in seine Augen, es mir fast lieber wäre, er würde mich noch immer halten, denn mein Körper scheint diesem Verlangen nicht gewachsen zu sein. Er greift nach seinem Shirt und mit einem Ruck ist mein Blick von dem sich bewegenden Muskeln unter seiner Haut gefesselt. Sein Shirt landet hinter uns, bevor er sich nun meinem Shirt widmet.
Er nimmt mein Shirt, das schon komplett durchnässt und noch immer mit meinem Blut übersäht ist und zieht es über meinen Kopf. Er lässt seinen Blick an meinem Oberkörper hinab schweifen bevor er seine Augen wieder auf meine richtet. Sein Gesichtsausdruck lässt mich ihn nur noch mehr wollen. Ein verschmitztes Grinsen legt sich auf seine Züge, bevor er mich wieder an sich zieht, indem er seine Hand wieder in meinen Nacken gleiten lässt. Unsere Münder finden sich wieder, während seine andere Hand zu dem Verschluss meines BH´s wandert und er ihn mit einer flinken Bewegung öffnet. Danach streicht er die Träger von meiner Schulter und wirft ihn in die Richtung, wo er auch unsere Shirt`s hingeworfen hat.
Seine Finger wandern zu meinem Brustkorb, wo er mich mit seiner Berührung fast in den Wahnsinn treibt. Meine Brüste drängen sich gegen ihn. Warten Sehnsuchtig auf seine Berührung. Als er seine Finger dann endlich über sie wandern lässt, trifft mich die Hitze zwischen meinen Beinen erneut wie ein Schlag. Genauso wie die Erkenntnis, dass ich ihn spüren will.
Ein leises Stöhnen entfährt mir. Ebenso wie ihm ein Knurren, als er meine Brustwarze zwischen seinen Fingern bewegt.
Seine andere Hand wandert währenddessen zu dem Knopf meiner Hose, den er in weniger als einer Sekunde geöffnet hat. Seine Lippen wandern zu meinem Mundwinkel, wo er mir einen vereinzelten Kuss hinterlässt, dann weiter zu meinem Kinn. Sie hinterlassen eine Spur auf meinem Schlüsselbein, bevor sich seine Lippen um meine Brustwarzen legen und mir erneut ein Stöhnen entkommt. Während er mich liebkost, schieben sich seine Finger in den Bund meiner Hose und ziehen daran, bis sie, inklusive Slip, zu Boden fallen, wo ich aus ihnen steige um dann vollkommen entblößt vor Nathan zu stehen.
Um mein Verlangen zu stillen, lasse ich meine Hände über die harten Stränge seines Rückens gleiten, um dann am Bund seiner Jeans nach vorne zu streichen und ihn ebenfalls von diesem Hindernis zu befreien. Mein Atem kommt nur noch stoßweise über meine Lippen und ich kann mich vor Verlangen kaum noch zurückhalten.
Das Wasser ist mittlerweile wohlig warm. Doch der Mittelpunkt dieser Wärme ist zwischen unseren Beinen. Ich kann seine Härte an meinem Bauch spüren.
Seine Lippen wandern nun weiter nach unten und mein Herz scheint jeden Moment aus meinem Brustkorb springen zu wollen. Seine Zunge leckt über die Haut an meinem Bauch, bevor er sie weiter nach unten wandern lässt. Zuerst zu dem einen und dann zu dem anderen Hüftknochen, bevor er zwischen meine Beine verschwindet und ich bei dieser plötzlichen Berührung seiner Zunge fast den Boden unter den Füßen verliere. Also kralle ich meine Finger in seine Haare um nach etwas Halt zu suchen. Mein Kopf fällt in den Nacken und mein Atem wird von Minute zu Minute schneller, während seine Zunge mit mir spielt. Immer schneller. Immer härter. Bis sich mein Stöhnen in Lustvolle Schreie verwandelt und ich mich in meinem Höhepunkt verliere.
Erst als das Zittern meines Körpers verebbt ist, wandert seine Zunge wieder nach oben. Stoppt bei meinen Brüsten. Liebkost Beide. Bevor er seine Lippen wieder auf meine presst. Ebenso wie die Härte zwischen seinen Beinen. Er drückt sich fest an mich. Schließt seine Hände wieder um mein Hinterteil und hebt mich hoch, während meine Beine sich um seine Hüften schlingen. Mein Rücken wird wieder an die Wand gedrückt und die Spitze seiner Erektion drückt sich an meinen Eingang. Meine Hände liegen auf seinen Schultern und langsam dringt er in mich ein. Dehnt mich. Seine Hüfte stößt gegen meine und lässt mich das unglaubliche Gefühl von vorhin erneut spüren. Seine Lippen liegen noch immer auf meinen. Sogar dann noch, als er mich wieder absetzt und mich umdreht, sodass ich nun mit meinem Rücken an seine Brust gedrückt werde.
Dann lassen seine Lippen von mir ab. Seine Finger streifen meine nassen Haare von meiner Schulter um meinen Nacken freizulegen damit er seine Lippen darauf legen kann und meine Haut mit seinen Küssen liebkost.
Seine Hände umgreifen nun meine Schulter, bewegen sich weiter über meine Oberarme zu meinen Handgelenken, die er fest umfasst und sie mit etwas Nachdruck über meinen Kopf an die Wand drückt. Somit ist auch mein Oberkörper fest an die Wand gedrückt und meine Nippel scheinen die Kälte der Wand nur noch aufregender zu finden. Seine Härte drängt sich wieder gegen meine Öffnung. Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen um ihm leichteren Zugang zu ermöglichen. Noch einmal legt er einen Kuss auf meinen Nacken, bevor er mit härteren Stößen in mich eindringt.
Mir ist heiß und kalt zugleich und ich kann mich kaum noch halten. Als er für einen kurzen Moment stoppt, suche ich seinen Blick. Seine Augen haben sich bereits verändert. Es sollte mich erschrecken, doch es erregt mich nur noch mehr. Es fasziniert mich. Es ist, als würde er die Kontrolle verlieren und ich bin der Grund dafür. Er küsst mich weiter und seine Lippen wandern wieder meinen Nacken entlang. Ich strecke meinen Kopf zur Seite sodass mein Nacken einfacher zugänglich ist. Und wieder wird mir heiß und meine Hände fangen zu zittern an. Mein Atem wird schneller und auch Nathan's Bewegungen werden fester und schneller. Und kurz vor dem Höhepunkt spüre ich einen angenehmen Schmerz in meinem Nacken. Das Badezimmer wird von lautem Stöhnen erhellt. Nathan schlingt seine Hand um meine Hüfte, da ich dass Gefühl habe, meine Beine würden mich gleich verlassen.
Erst als unser Stöhnen leiser wird und dass Zittern unserer Körper abebbt, bemerke ich, das Blut, dass über meine Brust läuft.
Nathan drückt sein Gesicht in meinen Nacken und es fühlt sich an, als würde er mit sich selbst kämpfen, bevor er in meine Halsbeuge murmelt.
„Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.“
Es sollte mir Angst machen. Sollte mich endlich zur Vernunft kommen lassen. Doch es tut nichts davon. Es lässt mich ihn nur noch mehr vergöttern. Er hat wegen mir die Kontrolle verloren. Auch wenn der Gedanke krank ist. Gefällt es mir, dass ich diese Wirkung auf ihn habe. Vermutlich hätte ich in der Hitze des Gefechtes, dass Selbe getan.
„Mach dir keine Sorgen. Es hat mir gefallen. Ist ja nicht das Erste mal das du dir einfach mein Blut nimmst.“
Ich versuche zu lächeln. Aber erst jetzt wird mir klar was gerade passiert ist. Und dieser einzigartige und wunderschöne Moment wird mit dieser Sekunde zerstört. Er hat mein Blut getrunken und ich bin mir nicht sicher was jetzt passieren wird. Ich wünsche mir so sehr, dass Salivana nicht seine Gedanken kontrolliert.