„Ich hoffe du magst Äpfel?“, fragte Catalina und schnitt das Obst in lange Streifen. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah mich mit hochgezogenen Brauen an.
„Ja, sicher“, antwortete ich schnell und lächelte bemüht, die ganze Situation kam mir derart eigenartig vor, dass ich kaum wusste was ich tun sollte. Allein der Gedanke, dass ich momentan in Catalinas Küche saß und darauf wartete, dass sie mich bediente war absurd und der Umstand, dass ich nicht einmal versuchte zu entkommen war es ebenfalls. Doch was wäre das Resultat einer unüberlegten Tat? Catalinas Zorn, vielleicht der Tod. Nein, ich musste vorsichtig sein.
„Ich weiß, du willst nicht zurück in den Keller“, murmelte Catalina gedankenverloren und richtete dabei die Apfelscheiben auf einem Teller an, „Aber glaub mir bitte, dass es das Beste ist. Ich möchte ja auch nicht, dass du wieder in der Dunkelheit hockst, aber die Dinge sind wie sie sind.“ Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Du wirst schnell wieder bei mir sein und dann werde ich dir den Rest des Hauses zeigen.“ Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu und stellte den Teller vor mir ab. „Iss! Die Vitamine tun dir gut.“ Mechanisch folgte ich ihrer Anweisung und wurde mit einem glücklichen Lächeln belohnt. „Ach Jadan“, seufzte sie zufrieden und musterte mich, „Ich habe das Gefühl, dass du dich schnell einleben wirst.“
„Wie war sie?“, fragte mich Isoke nachdem mich Catalina zurück zu den Zellen gebracht hatte. „War sie glücklich?“ Er sah mich mit großen Augen an.
Ich zuckte mit den Achseln, „Sie war überraschend.“ Isoke lachte auf und grinste breit.
„Ja, so ging es mir auch nach dem ersten Mal.“
„Ich weiß nicht was ich von ihr halten soll“, murmelte ich leise und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.
„Was du auch immer denkst, sei bitte gut zu ihr. Sie hat es nicht verdient noch mehr Leid zu ertragen.“
„Du sprichst von Egon? Sie hat mir davon erzählt.“ Presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. Isoke schwieg und biss sich auf die Lippen bevor er mich mit einem prüfenden Blick bedachte.
„Nein, nicht nur von ihm. Catalina hatte es noch nie leicht, ihre Familie … nunja, sie ist nicht das Musterbeispiel für Güte und Zuneigung gewesen. Sie spricht nicht gern darüber aber ich glaube, dass sie sie trotz allem geliebt hat.“
„Dann sind sie tot?“, fragte ich vorsichtig.
„Ich glaube ja, wie gesagt, sie spricht nicht darüber, aber im zweiten Stockwerk stehen einige Bilder von ihr und ein paar Anderen. Manche sind zerbrochen, andere dagegen werden penibel sauber gehalten. Vermutlich weiß sie selbst nicht genau, was sie ihnen gegenüber empfindet.“ Isoke seufzte und spähte zur Eisenluke hinauf, „Hör zu Jad, ich verstehe warum sie dich mir vorzieht, aber akzeptieren kann ich es einfach nicht. Ich liebe sie, hörst du, ich liebe sie! Also sei gut zu ihr, höre zu und widme ihr deine volle Aufmerksamkeit. Ich kann die Trennung von ihr nur verkraften, wenn ich weiß, dass es ihr gut geht. Kannst du mir das versprechen?“ Er streckte mir seine Hand durch die Gitterstäbe entgegen und sah mich auffordernd an.
Ich sah mit gerunzelter Stirn auf meine eigenen Hände und schüttelte langsam den Kopf. Isoke mochte verrückt sein aber ihn in seinem Wahn zu bestätigen brachte ich nicht über mich. „Ich kann nicht“, murmelte ich und wandte ihm den Rücken zu.