Von einem Schatz will ich erzählen
Dem legendärsten auf der Welt
Doch wird dereinst er selbst erwählen
Wer ihn in seinen Händen hält
Viele Sonnen wirst du reisen
Eh du jenen Ort gefunden
Mit den Ratten wirst du speisen
Schlafen mit den wilden Hunden
Alte Schriften, Karten, Zeichen
Löst nur messerscharf‘ Verstand
Zeigt den Weg dir, stellt die Weichen
Führt dich ins unheil’ge Land
Dort, im Kreise von neun Gipfeln
Drei von ihnen schneebekränzt
Drin im Meer von Schattenwipfeln
Wo des Tagsterns Strahl nie glänzt
Steht aus blankem schwarzem Stein
Riesenhaft gewalt‘ger Bau
Reich geputzt mit bleich Gebein
Glänzend weiß bis aschfahl grau
Dreimal hundert Männer groß
Ragt zum Firmament er auf
Obhut in der Zeiten Schoß
Unberührt von ihrem Lauf
Tief im Dunkel der Äonen
Wie vor alters hoheitsvoll
Wachen Mahre, gar Dämonen
Unersättlich ist ihr Groll
Droben, wo der Turmspitz' Punkt
Weithin sichtbar strahlend hell
Dort, ein kostbar‘ Kleinod prunkt
Dunklen Wesen Lebensquell
Blut‘ges Feuer, Funkenreigen
Bannt die Seele, saugt den Saft
Macht ein‘ jeden sich zu Eigen
Raubt die teure Lebenskraft
Ebendort, im Blutkristall
Vieler tausend, Myriaden
Gar unselig Seelen Hall
Joch in ewigen Dekaden
Einzig jener, der die Zeichen
Die ihn schützen vor dem Fluch
Trägt, die Pforte wird erreichen
Die da schützt das mythisch‘ Buch
Finst’re Wege, irre Gänge
Tödlich‘ Labyrinth fürwahr
List und Tücke, scharfe Fänge
Schützen Plinthe und Altar
Dort der Schatz unheilig ruht
Vor dem Werk des Lichts verborgen
Sigilliert mit schwarzem Blut
Wartend auf das letzte Morgen
Alter Zunge Formelsang
Löst allein den magisch‘ Riegel
Aller Welten Untergang
Heißt uns das gebrochen‘ Siegel
Längst vergess‘ne Rituale
Mächt’ge Sprüche, Blutmagie
Zu verbreiten Höllenquale
Marterung und Agonie
Dunkle Macht und Allgewalt
Sind des Würd‘gen reicher Lohn
Wer nicht würdig, der wird bald
Schon verdammt zur Seelenfron
Wessen Aug‘ das Buch erblickt
Wessen Hand es gar berührt
Ist von Sinnen, rauschbeglückt
Jäh von dunkler Gier verführt
Wer da liest ein einzig Wort
Bar der rechten Fähigkeiten
Rettlos Leib und Seel‘ gibt fort
Teilt der Toten ewig Leiden
Selbst vom Buche auserkoren
Droht fortwährender Tribut
Herz und Seele längst erfroren
Preis der Macht ist eigen Blut
Sei gewarnt und auf der Hut
Solltest du die Suche wagen
Wäg‘ das Abenteuer gut
Höre, was die Alten sagen
Wer wagt und suchet, der wird finden
Wer siegt und findet, der wird leiden
Verrat es drum allein den Winden
Mein Freund, wie wirst du dich entscheiden?
© Noia, 30.01.2019 // 13.02.2019