Das Erdbeerfröschchen Oophaga pumilio (Schmidt, 1857)
Merkmale
Dieser meist rot gefärbte und mit schwarzen Sprenkeln besetzte Frosch erinnert wirklich an eine Erdbeere. Dennoch weist diese Art ein hohes Maß an farblicher Varietät auf, so gibt es auch blaue, grüne und braune Exemplare. Exemplare welche blaue Hinterläufe besitzen (daher auch die Bezeichnung blue-jeans frog) oder deren Körper von einer schwarzen Musterung überzogen sind, kommen ebenfalls vor. Männchen sind meist etwas kleiner als Weibchen und besitzen eine Schallblase auf. Die Körpergröße beträgt etwa 14 - 25 mm, wobei das Maximum nur von Weibchen erreicht wird.
O. pumilio zeigt eine Vielzahl farblicher Varianten auf, die sowohl als Farbmorphen und Lokalformen betrachtet werden.
Hautgift
Das Hautgift von O. pumilio ist ein Gemisch aus einer Vielzahl verschiedenster Toxine aus der Klasse der Alkaloide. Aus der Haut von O. pumilio konnte erstmalig eine Klasse von sehr giftigen Alkaloiden gewonnen werden, die daraufhin nach O. pumilio als Pumiliotoxin bezeichnet wurden. Hier sind bisher drei Typen bekannt: Pumiliotoxin-A, Pumiliotoxin-B und Pumiliotoxin-C. Diese unterscheiden sich in ihrem molekularen Aufbau und bilden einen Teil des Gift-Cocktails. Das Gift kann, wenn es über den Mund aufgenommen wird, Übelkeit, Erbrechen, brennende Schmerzen auslösen. Wird es jedoch über den Blutkreislauf eingenommen, kann es zu Atemschwierigkeiten, krampfartigen Zuständen führen, die im extremen Fall auch tödlich verlaufen können. Diese Gifte werden allerdings nicht von den Fröschen selbst produziert, sondern über die Nahrung (Ameisen) aufgenommen.
Natürlicher Lebensraum
O. pumilio bewohnt die Tiefland-Regenwälder in Höhen von 0 - 500m (800m nach SAVAGE, 2001) Die Verbreitung erstreckt sich entlang der Karibikküste, der Landenge von Zentral-Costa Rica (Río Reventazon) und bis zum Westen Panamas /Archipélago de Bocas del Toro).
Haltung
Diese Art sollte man in einem Regenwald-Terrarium halten, welches mindestens die Maße 50 x 50 x 50 cm aufweisen muss. Da es sich hierbei aber um eine recht lebhafte Art handelt sollte eine Vergrößerung der Grundfläche und Höhe vorgenommen werden. Besetzt wird das Terrarium mit einem Männchen und einem oder mehreren Weibchen. Bei einem Besatz mit mehreren Männchen kommt es zu Revierkämpfen. In großen Terrarien ist eine Gruppenhaltung möglich, in kleineren Terrarien sollten nicht mehr als zwei Weibchen gehalten werden. Für die Zucht ist ein Bestand von 1,1 oder 1,2 Tieren am besten geeignet. Als Bodensubstrat eignen sich Moos, Xaxim (en dunkles und poröses Baumfarnprodukt) oder Kokosfaser. Eine flache Wasserschale (groß) oder ein Badebecken darf nicht fehlen. Am Wasserrand sollten Äste angebracht werden, die ein hinaufklettern erleichtern. Als Versteck bieten sich Kokosnussschalen, Wurzeln o.ä. an, als Klettermöglichkeit Äste und Pflanzen (z.B Bromeliengewächse). Da eine dichte Bepflanzung wichtig ist, sollte man vor allem Pflanzen als Klettermöglichkeiten verwenden.
Klima
Die Tagestemperaturen liegen bei etwa 24 - 27 °C und werden während der Nacht um 3 - 4 °C abgesenkt. Die Jahresschwankung der Temperaturen ist aufgrund der Nähe zum Äquator des Lebensraums nur bei 1 - 2 °C. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 70 - 80 %, morgens und abends bei 100%. Hierzu eignet sich ein Vernebler oder eine Beregnungsanlage, ebenso kann man durch tägliches besprühen die Luftfeuchtigkeit steigern. Diese fördert auch die Paarungsbereitschaft der Tiere. Die Regenzeit liegt zwischen den Monaten Mai und September, hier sollte die Luftfeuchtigkeit höher sein wie von Oktober bis April (Trockenzeit).
Ernährung
Diese Art wird mit den üblichen kleinen bis mittleren Futtertieren gefüttert: Springschwänze, Kleine Obstfliegen, Große Obstfliegen, Heimchen, Kleine Wachsmaden, Weiße Asseln, Staubläusen und fein gesiebten Wiesenplankton gefüttert. Das Futter der Jungtiere besteht in den ersten vier bis sechs Monaten aus Springschwänzen. Bei der Fütterung der adulten Tiere sollte regelmäßig, ein bis zweimal die Woche die Beute mit einem Vitaminpräparat (z.B. Amivit A) bestäubt werden. Bei bis zu vier Wochen alten Jungtieren sollte dies täglich geschehen. Obstfliegen lassen sich durch Füttern mit flüssigen Präparaten vitamintechnisch aufwerten, was wiederum den Tieren zugutekommt. Hierzu eignen sich vor allem Präparate wie Sanostol und Multibionata. Bestäubte Futtertiere sollte man im Terrarium auf einer austauschbaren Unterlage anbieten. Hierzu empfiehlt sich eine Glasschale, die verhindert, dass die Futtertiere entkommen. Zudem wird so die Gefahr durch Bakterien, die das Vitaminpulver als Nährboden verwenden die sich im Terrarium ausbreiten, verhindert.
Die Futterschalen sollten alle zwei bis drei Tage gereinigt werden. Schneidet man Obst in kleine Scheiben und legt es in das Terrarium, versammeln sich dort schnell Fruchtfliegen: Diese Futterplätze werden von den Fröschen schnell akzeptiert. Welche minimale Vitaminisierung der Futtertiere durch vitaminhaltiges Obst reicht nicht aus, um den Vitamin-Haushalt der Frösche zu regulieren, weshalb man zu den bereits beschrieben Methoden greifen sollte. Springschwänze versammeln sich häufig auf ausgelegten Xaxim-Stücken, welche mit geringen Mengen Hefe bestreut wurden. Diese Futterstellen werden ebenfalls von den Fröschen bereitwillig angenommen.
Zucht
Die Geschlechtsreife tritt im Alter mit 10 Monaten ein.
Das Männchen ruft solange, bis das Weibchen die Paarung zulässt. Während das Männchen mit seinem Gesang fortfährt, sucht es eine ruhige Laichstelle auf, zu der ihm das Weibchen folgt. Die Laichstelle kann sowohl im Unterholz, als auch in den höheren Bereichen des Terrariums liegen. Bei ausreichender Bromelien Vegetation, werden künstliche Laichplätze relativ selten genutzt. Als künstliche Laichplätze eigenen sich besonders kleine Filmdosen, deren Deckel mit einem Loch versehen wurde. Ebenso werden Wasserschalen akzeptiert. Während der Eiablage befruchtet das Männchen die Eier, ihre Anzahl kann zwischen 2 - 10 Eiern liegen. Die Variante Bri Bri bildet eine besondere Ausnahme, da sie bisher die einzige Variante ist, die bis zu 15 Eier legt. Die Eltern bewachen ihr Gelege, da andere adulte Tiere den Laich von potenziellen Konkurrenten vernichten oder fressen. Während der Brutphase werden die Eier regelmäßig vom Männchen bewässert. Nach einer Entwicklungszeit von 10 bis 14 Tagen schlüpfen die Kaulquappen. Die Kaulquappen klettern auf den Rücken eines der adulten Tiere und werden von dieser zu verschiedenen kleinen Wasseransammlungen transportiert (z.B. in Bromelienkesseln). Dabei wird bei jeder Wasserstelle nur eine Kaulquappe ins Wasser gesetzt um Kannibalismus zu vermeiden. In regelmäßigen Abständen von 2 bis 3 Tagen füttert die Mutter die Kaulquappen mit Abortiveier (Eizellen, die nicht entwicklungsfähig sind und als Nährmaterial für die sich entwickelnde Kaulquappen dienen.) Auch hier stellt die Variante Bri Bri eine Ausnahme dar, sie wurde schon mehrfach dabei beobachtet wie sie gleichzeitig bis zu 7 Abortiveier abgelegte hatte. Nach 50 - 90 Tagen (bei einer ungefähren Wassertemperatur von 25 °C mit natürlicher Nachtabsenkung) ist die Entwicklung der Kaulquappen zu Jungfröschen abgeschlossen. Zudem ist die Entwicklungszeit stark von der Anzahl der zu fütternden Jungtiere abhängig, da bei besonders vielen Jungtieren der Nährgehalt der Abortiveier sinkt. Eine künstliche Aufzucht, wie bei anderen Dendrobatiden, ist sehr aufwendig und nur selten zu realisieren. Für solch eine künstliche Fütterung benötigt man Eier von anderen Dendrobatiden-Arten. Hierfür haben sich folgende Arten bewährt: Dendrobates auratus, D. tinctorius, Epipedobates tricolor, Phyllobates bicolor, P. lugubris, P.vittatus und Ranitomeya ventrimaculata.
Da die Kaulquappen O. pumillio die Gallerte andere Arten nicht durchfressen können, muss die Gallerte vor dem füttern entfernt werden, ohne dabei das eigentliche Nährmedium zu zerstören. Dies lässt sich noch am einfachsten bewerkstelligen, indem man auf einer trockenen Oberfläche (z.B. Plastikbrettchen) mit einer gebogenen Pinzette die Gallerte vorsichtig durchstößt und diese dann einreißt. Die Kaulquappen kann man gut in einem Glas mit konkavem Boden füttern. Diese Methode ist keinesfalls effektiver als die natürliche Aufzucht (Erfolgsquote liegt bei etwa 10%) und sollte deshalb nur dann verwendet werden, wenn das Weibchen sich weigert oder nicht in der Lage ist, die Kaulquappen zu füttern. Gefüttert werden die Kaulquappen nur zwei Mal die Woche. Ebenfalls ist zu bedenken, dass bei dieser Form der Aufzucht, die Entwicklung der Kaulquappen, aufgrund geringerer Nährstoffe in den Eiern, langsamer vonstattengeht. Eine Ausnahme ist die Fütterung mit den Eiern von R. ventrimaculata, hier ist die Dauer der Aufzucht ebenso lang wie bei der natürlichen. Die Entnahme der Jungfrösche aus dem Elternterrarium sollte spätestens nach zwei bis vier Wochen erfolgt sein, um eine Überfütterung der Elterntiere zu vermeiden.
Bedrohung
Anhang II des WA. Anhang B der EG-VO 338/97. Melde- und Nachweispflicht nach § 6 Abs. 2 BArtSchVO. (Stand 2011)
In der Roten Liste wegen seiner erheblichen Anpassungsfähigkeit und großräumigen Verbreitung als "wenig gefährdet" eingestuft (IUCN, 2006 2013).
Quellen
Illustrierte Terrarien Enzyklopädie ISBN: 978-3-89555-423-0 Dörfler Verlag
http://www.dendrobatenwelt.de/
http://www.dendrobase.de/index.php
Und eine Leseprobe des Buchs Oophaga pumilio. Das Kompendium [Gebundene Ausgabe] ISBN: 978-3899734348 Besonderer Dank an Roland Geiger, der mir aufgrund seiner Erfahrungen noch einige Unklarheiten veranschaulichen konnte.