Zufrieden und glücklich war ich mit Selina an meiner Seite eingeschlafen und schlief eigentlich recht gut, bis ich zu träumen begann. Ich lief auf dem Weg zum Seehaus und musste immer wieder den tiefen Schlaglöchern ausweichen. Ich sah Selina beim Haus stehen, sie winkte mir zu und bedeutete mir, ich solle mich beeilen. Da stapfte ich mit dem Fuß ins Leere! Reflexmäßig zog ich das Bein an und brüllte auf vor Schmerzen. Sofort war ich hellwach.
"Liebling was ist passiert? Was ist mit dir?" Selina war natürlich furchtbar erschrocken. Sie hatte das Licht angemacht und beugte sich über mich. Ich war blass geworden, mir war schlecht von dem Schmerz. Mein ganzer Körper war angespannt. "Ahh! Es tut mir leid Schatz ich hab geträumt und bin in ein Schlagloch getreten und ahhh..." Die Schmerzen waren arg. Selina erkannte sofort wie schlecht es mir ging. Wie eine Mutter hielt sie meinen Kopf und schmiegte ihre Wange an meine, so als könne sie auf diese Weise den Schmerz mit mir teilen. Ich bin überzeugt davon, sie hätte es getan, wäre es ihr möglich gewesen. "So ein Sch... Ich geb dir was gegen die Schmerzen, Michael. Ich bin gleich wieder bei dir." Zwar hatte immer jemand Nachtdienst, zu den "richtigen Schmerzhemmern" kamen aber natürlich nur Ärzte, weshalb Selina schnell einen Morgenmantel überwarf und aus der Wohnung rauschte. Mein Schenkel war zwar sehr gekonnt wiederhergestellt worden, soweit dies medizinisch möglich war, er war allerdings noch in keiner Weise belastungsfähig. Es ist eine Einrichtung von Mutter Natur die uns gegeben wurde. Damit wir den Heilungsprozess nicht gefährden, hat sie uns das Schmerzempfinden geschenkt. Sobald wir ein krankes Teil überbelasten, sagt uns der Schmerz, das wir damit aufhören sollen." Ahh..!" Aber ich hatte ja schon lang aufgehört mit der Belastung. Eine Bewegung, die man aus Angst ausführt, ist niemals dosiert möglich. Sie ist immer Vollgas! Das wusste ich jetzt auch. (So denkt ein Erfinder...)
Selina kam zurück. "Gleich gehts dir besser Liebling." Sie legte mir ein Silikonband um den Oberarm und streichelte eine Vene heraus, die Dauernadel war ja schon entfernt worden. Als sie die Spritze gesetzt hatte fragte ich noch: "Was spritzt du mir eigentlich, Kleines?" - "Das willst du gar nicht wissen, Liebling..." Es rauschte noch ein Wenig in meinen Ohren, dann gingen die Lichter aus...