Und wieder lag Selina an meiner Seite... Das Leben konnte so schön sein. Aber das Martinshorn, das ich erst in der Ferne gehört hatte... kam näher. "Weißt du was ich glaube, meine kleine Wildkatze?" - "Ich weiß warum du nicht mehr schnurrst, aber ich will, dass es nicht wahr ist!"
Wir kleideten uns an und waren noch nicht fertig, als es läutete. "Selina pass auf, wenn du zur Tür gehst. Nicht dass der ne Geisel hat und nen Polizisten zwingt... Ich denke schon genauso krank wie Viktor!" - "Das ist auch gut so, mein Kater!" Selina sah aus dem Flurfenster. "Es ist Schmeisser mit seinem BMW aber ein Streifenwagen ist auch mit. Ich fürchte du hast richtig geglaubt..." Ich hatte mich jetzt auch angezogen und hüpfte auf einem Bein zur Tür wo eine der beiden Krücken lag. (Ich hatte mich in meiner Leidenschaft schon auf dem Weg ins Schlafzimmer vereinzelt...) Selina brachte mir die zweite. Meine Fortschritte waren respektabel. Oberkommissar Schmeisser kam herein. "Bitte seien sie nicht ungehalten Herr Montar, ich habe ihre Warnung gestern sehr ernst genommen und den zweistündlichen Austausch der Beamten angeordnet sowie eine Fixierung des Delinquenten mittels Handschellen am Bett. Die Anordnung wurde nicht befolgt, bziehungsweise außer Kraft gesetzt." - "Wenn das wieder der Möchtegern war, der Selina anbaggern wollte, dann hau ich dem Arschloch diesmal aber wirklich ein Paar aufs Maul! Auch wenn er bei der Kripo ist!" - "Ich halte ihn gerne für sie, Herr Montar! Im Ernst, diesmal kriegt er wirklich Ärger. Aber das hilft ihnen auch nichts. Ich hab jetzt erst mal Polizeischutz für sie beide beantragt. Ein Streifenwagen mit vier Beamten steht draußen. Es tut mir wahnsinnig leid und es ist mir sehr unangenehm jetzt hier zu stehen mit dieser Meldung, nachdem sie mich extra noch gewarnt haben..." - "Sorgen sie bitte dafür, dass sich Walther hier nicht blicken lässt, Polizeischutz hin oder her und ich will, das diese dumme Drecksau wieder Streife geht oder bei der Polizei rausfliegt. Der ist nach Viktor für mich Feindbild Nummer eins und ich bestehe darauf, dass dieser inkompetente Kretin dieses Mal zur Verantwortung gezogen wird. Haben sie eine Vorstellung davon, was wir beide in den letzten Tagen mitgemacht haben? Sie waren der Einzige, ich wiederhole, der EINZIGE von geschätzten fünfzig Exekutivbeamten, der mit Hirn bei der Sache war. Hätten sie dieses Arschloch nicht übergangen wäre ich schon tagelang tot. Ich würde ihm wünschen unsere letzte Woche durchleben zu müssen. "Michael, du hast ja recht. Aber Herr Schmeisser kann doch nicht dafür." Selina versuchte mich zu beruhigen. "Das habe ich auch nicht gesagt, ich will nur festhalten, dass ich Herrn Walther degradiert sehen will, oder gefeuert, weil ich sonst zu den Medien sprechen werde!" Ich will diesen Besserwisser bestraft sehen und zwar sofort nach der Sache mit Viktor. Wie ist der überhaupt frei gekommen?" - "Walther hat die Beamten angewiesen die Handschellen abzunehmen, das sei ein Verstoß gegen die Menschenwürde bei einem Bettlägrigen. Er wolle nicht als menschenrechtsverachtender leitender Polizeibeamter in die Medien kommen. Zu diesem Zeitpunkt war Lejbosz noch sediert. Den Beamtenwechsel gegen Ermüdung, damit die beiden Wachen auch fit sind, hat er dann für unnötig erklärt. Die beiden Beamten waren seit 11 Stunden im Dienst als sie getötet wurden." - "Oh, Gott, die wurden auch getötet?" - "Leider. Viktor Lejbosz hat zwar nur mehr ein Auge, dafür aber zwei SIG-Sauer Polizeipistolen... Frau Doktor, Ich weiß, sie werden das nicht wollen, aber in Anbetracht der Tatsache, das der Killer schwerbewaffnet ist, wäre es ratsam sie beide in Schutzhaft zu nehmen." Selina hatte diesen Gedanken vermutlich schon gehabt, denn sie reagierte nicht überrascht. "Herr Schmeisser, ihre Herangehensweise erscheint mir absolut logisch und wenn ich auch nur einen zweiten Schmeisser kennen würde bei ihren Leuten, würde ich vielleicht darauf eingehen, ABER: Viktor ist wie ein waidwundes Tier. Er hat nichts mehr zu verlieren. Es ist ihm klar, dass er bei dem Versuch uns beide zu töten, wahrscheinlich mit uns in den Tod geht. Ich glaube er würde auch in die Wache gehen und alle erschießen, nur um seinem Hass auf uns beide gerecht zu werden. Ich bin mir sicher, mein Michael will einem wilden Tier lieber auf freier Wildbahn oder in seinem Bau gegenüberstehen, als in einem Käfig... und ich werde keine fünf Meter von seiner Seite weichen." Schmeisser wusste, dass wir nicht in Schutzhaft gehen würden. "Rufen sie mich an, wenn sie es sich überlegen sollten. Die vier Beamten werden bei ihnen bleiben und sie auch begleiten, wenn es notwendig sein sollte. Frau Doktor, erlauben sie mir, ihnen meinen tief empfundenen Respekt auszudrücken. Herr Montar, mit dieser Frau können sie alles schaffen! Ich wünsche euch beiden alles Glück dieser Erde...