Es mochten etwa zwei Stunden vergangen sein, seit ich mich im Hausanzug, mit einem großzügig eingeschenktem Glas Rotwein auf die Couch zurückgezogen hatte, als ich ein Geräusch vernahm, mehr intuitiv als akustisch. Es passiert mir oft, dass ich zum Beispiel ein herannahendes Auto durch feinsten Körperschall , an feinsten Vibrationen erahne, bevor mir meine Ohren ein Fahrgeräusch bestätigen...
Beinahe ein Wenig verärgert, erhob ich mich und ging in den Vorraum um nachzusehen. Ich hatte extra Festnetz und Handy abgestellt, um einmal völlig ungestört ausspannen zu können. Ich machte bewusst kein Licht im Flur um durch das Fenster in der draußen herrschenden Dunkelheit etwas erkennen zu können. Tatsächlich tauchten zwei Scheinwerfer in der Auffahrt zu meiner Garage auf. Ein Taxi kam zum Vorschein, hielt und ließ einen Passagier aussteigen. Noch bevor ich in irgendeiner Weise reagieren hätte können, setzte es zurück, wendete und verschwand in der Dunkelheit. "Ganz schön dreist!" dachte ich bei mir... Niemand wusste von meiner Heimkehr und wenn: Was, wenn ich der Person nicht öffnen wollte?
Es hatte mittlerweile richtig zu schneien begonnen und die Reifenspuren des Taxis bildeten schwarze Streifen auf dem weißen Boden. Die Gestalt kam nun auf die Haustür zu, wo ein Bewegungsmelder sie erfasste und eine kleine Armee von LED-Strahlern auf sie strahlen ließ. Die Person war offenbar weiblich, kam näher, blickte immer wieder nervös um sich und läutete schließlich. Einmal...zweimal... dann mehrmals fordernd. "Bitte machen Sie auf! Bitte! Ich werde verfolgt! so machen Sie doch auf, bitte."
Na toll! Wozu kommt die zu mir mit dem Taxi, wenn sie doch auch zur Polizei fahren hätte können. Mir war gerade nicht so nach Abenteuer! "Bitte, so machen Sie doch auf!" Jetzt war ihr Gesicht gut auf dem Monitor der Eingangskamera zu sehen. Eine Frau mittleren Alters schaute da verzweifelt aus ihrer Kapuze. Ihre Angst war offensichtlich echt. Was blieb mir noch, als ihr zu öffnen. Also ließ ich sie ein. "Oh danke! Vielen, vielen Dank!" Ich hatte schon Angst, sie nicht anzutreffen!"
Ich trat kurz hinter sie aus der Tür, schaute mich um, ging wieder ins Haus und schloss die Tür hinter mir.
Sie hatte die Kapuze nun abgenommen. "Würden Sie sich bitte erklären!" sagte ich, wohl etwas barsch, denn sie zuckte deutlich wahrnehmbar zusammen. "Wer sind Sie und was wollen sie? Und wer zum Teufel verfolgt sie denn?"
Sie nahm die rechte Hand aus der Manteltasche und hielt mir eine Visitenkarte mit dem Foto zweier Security-Leute unter die Nase: "Kennen sie die?"
Oh ja! Und ob ich die kannte.....!