Die Sonne schien hell in Marius’ Zimmer, als er aufwachte und seine Augen vor dem Licht abschirmte. Mit dem wohligen Schmerz im Rücken, den der harte Untergrund der Holzpyramide verursachte hatte, setzte er sich auf und streckte sich.
Es war noch Vormittag, doch es versprach, ein heißer Tag zu werden. Fast zu schade, um in Lengwede zu bleiben. Vielleicht sollte er seine Freunde zu einem Badeausflug auffordern.
Er stöhnte auf, als er aus dem Bett krabbelte und musste über sich selbst lachen. Dass er einmal seinen Körper so derartig spüren würde, hätte er nie für möglich gehalten. Durch seine harten Workouts hatte er schon lange keinen richtigen Muskelkater mehr gehabt, doch die Stunden mit Daniel hinterließen immer wieder aufs Neue Spuren.
Zerzaust und noch in Schlafsachen sprang er barfuß die Treppe hinunter und setzte sich nach einer schnellen Morgenwäsche in die Küche an den Frühstückstisch. Es war Neun und egal, wie früh Heinrich aufstand, um diese Zeit wollte er sein Rührei mit Speck haben. Angelika war durch die jahrelange Routine darin geübt und begrüßte ihren Sohn freundlich, während Heinrich, der gerade schnaufend dabei war, sich die Stiefel von den Füßen zu ziehen, ihn kaum eines Blickes würdigte.
»Du siehst ja heute so fröhlich aus. Ist irgendwas geplant?«, die Frau schenkte erst ihrem Mann und dann Marius Kaffee ein, der diesen mit viel Milch verdünnte.
»Nö, bisher nicht. Aber warum sollte ich auch schlechte Laune haben?«
Angelika nickte nur und Heinrich knurrte. »Wenn ich mich den ganzen Tag herumtreiben würde, hätte ich auch gute Laune ...«
»Du weißt doch gar nicht, was das ist«, murmelte der Jugendliche frech, doch sein Vater beließ es bei einem strengen Blick. Ihm war es noch zu früh, um sich mit seinem ungezogenen Bengel herumzuärgern.
Schweigend, zum Klang der Radiomusik, frühstückte die Familie, bevor Heinrich wieder das Wort erhob. »Du streust nach dem Essen den Hühnerstall neu aus und mistest. Vorher machst du keinen Schritt vom Hof, verstanden?«
Marius nickte nur. Der Verschlag lag im Schatten und war kühl. Es gab schlimmere Aufgaben, die der Alte ihm hätte aufbrummen können. Sie hatten erst in der vergangenen Woche einen neuen Schwung Küken bekommen. Heinrich sagte zwar immer, er würde den Hahn schlachten, aber dann vergaß er es und es gab neuen Nachwuchs. Der Jugendliche mochte das Gezwitscher und die anhänglichen kleinen Tierchen, die ihm aufgereiht wie eine Schnur nachliefen, sobald er in den Auslauf trat.
»Okay, dann mach’ ich es gleich, bevor es noch wärmer wird. Geh’ mich rasch anziehen ...« Umständlich zwängte sich Marius aus der Nische der Sitzecke am Stuhl seines Vaters vorbei, der nur unwillig brummte, als er Platz machen musste.
Der Junge presste die Lippen zusammen. ‚Wärst du nicht so fett, wäre das kein Problem!’, dachte er und sprang die Treppe zu seinem Zimmer hoch, um sich in eine zerschlissene Jeans und ein Shirt ohne Ärmel zu werfen. Zweifelnd betrachtete er die Boots, in denen er schwitzen würde wie Sau, doch mit Turnschuhen wollte er nicht in der Hühnerscheiße herumlaufen.
Seine Eltern saßen noch immer am Tisch, als Marius aus der Haustür sprang und hinter sich ins Schloss fallen ließ.
»Wir haben eine Klinke, verdammt. Bist du in einer Scheune geboren?«, keifte Heinrich durch das Küchenfenster und der Junge verzog spöttisch grinsend das Gesicht.
»Keine Ahnung«, murmelte er nur für sich hörbar, »mein Vater ist ein Schwein, also vielleicht ...« Er lachte über seinen Witz, öffnete den Hühnerschlag und wurde von neugierigen Hennen empfangen. Der Hahn, den Angelika inoffiziell auf den Namen Hubert getauft hatte, ließ seinen Kamm anschwellen und richtete sich imposant auf den Kisten auf, die als Schlafplätze für das Federvieh im Auslauf standen.
»Greif’ mich an, Freundchen, und ich zeige dir, dass Hühner sehr wohl fliegen können«, zischte der Jugendliche dem Tier zu und betrat mit der Mistgabel den Stall.
Er war fertig und hockte mit den Küken auf seinem Schoß im frisch ausgestreuten Auslauf, als er erneut Tumult im Haus hören konnte.
»Was ist denn jetzt wieder, Alter? Solltest du nicht längst irgendwas arbeiten?«, murmelte Marius und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die zwitschernden gelben Bällchen, als die Haustür aufflog und mit einem Krachen gegen die Wand donnerte.
»Komm’ da raus«, herrschte Heinrich dem Jugendlichen entgegen und erntete als erstes einen überraschten Gesichtsausdruck.
»Was? Warum? Ich bin fertig ...« Marius registrierte unbewusst, dass sein Vater den alten Gehstock von Opa Erich in der Hand hatte, konnte sich aber keinen Reim darauf machen, was passiert war.
»Komm. Da. Raus!«
Er wusste, Heinrichs Wut würde nur schlimmer werden, also setzte der Junge die Küken sanft zu ihren Müttern zurück, putzte sich das Stroh von der Jeans und verschloss die Tür aus Maschendraht hinter sich, bevor er sich umdrehte.
Bevor die Bewegung richtig abgeschlossen war, hatte Heinrich ihm ins Gesicht geschlagen. Hart. Marius prallte nach hinten und wäre der Zaun des Auslaufes nicht da gewesen, wäre er der Länge nach zu Boden gegangen.
»Hast du sie noch alle?«
»Du elende Missgeburt hast mich vor dem ganzen Dorf lächerlich gemacht!«, brüllte Heinrich und spuckte Gift und Galle. Angelika, die ihrem Mann gefolgt war, stand einen Meter hinter ihm und presste die Hände gegen die Brust. Doch irgendetwas war anders als sonst.
Während sie üblicherweise immer sofort, wenn auch zaghaft, versuchte, Heinrich davon abzuhalten, Marius zu schlagen, sah sie dieses Mal zwar besorgt aus, doch sie schwieg. Als würde sie meinen, ihr Sohn hätte die Prügel verdient.
»Das kannst du gut allein. Würdest du mir mal sagen, was eigentlich los ist?« Marius hatte sich mühsam aus dem Maschendraht erhoben und rieb sich das Gesicht. Sein Auge und der Kopf taten weh. Dieses Mal würde er nicht um ein Veilchen drumherum kommen.
»Ach, das weißt du nicht, du dreckige kleine Schwuchtel?!«
Dem Jugendlichen wurde eiskalt, doch er zwang sich, den rasenden Blick seines Vaters stolz zu erwidern.
»Ich würde sonst nicht fragen!«
Heinrich schnaubte spöttisch und verteilte Spucke über dem Kopfsteinpflaster. »Nicht nur ... Nicht nur, dass du ein abartiger Arschficker bist, nein. Du vergreifst dich ausgerechnet an dem Schwachmaten von Heinemann-Bengel. Das ganze Dorf weiß inzwischen, was du gemacht hast. Besoffen machen und vögeln, häh?! AUSGERECHNET MIT EINEM KERL, DU WIDERLICHES KLEINES ARSCHLOCH?!«
Heinrich hob den Gehstock und Marius schrie auf, als das polierte Holz seine Haut traf. Er knickte ein und wurde von seinem Vater grob am Kragen seines Shirts nach oben gezogen, bevor er einen weiteren Schlag, wieder mit der Hand, einstecken musste. Heinrich stieß den Jugendlichen von sich und der schürfte sich die Handflächen und den Ellenbogen auf, als seine nackte Haut das raue Pflaster traf. Stöhnend blieb Marius einen Moment liegen. Er konnte das erschreckte Atmen seiner Mutter hören, die jedoch mal wieder nur zusah, anstatt ihm zu Hilfe zu kommen.
»Ich hab ... nichts ... gemacht«, röchelte der Junge, rappelte sich matt wieder auf und spuckte etwas Blut aus, bevor er sich den Mund abwischte. Tränen vor Schmerz standen in seinen Augen. Heinrich war schon oft ausgerastet, doch hatte es meist bei einer Ohrfeige belassen. Er hatte seinen Sohn noch nie mit einem Stock oder der Faust geschlagen.
»Nichts gemacht? ACH NEIN? Das ganze Dorf denkt sich also aus, dass du dich an Heinemanns Drecksbengel vergangen hast? Du liederlicher Bengel bist zu blöd, dich wie ein Mann zu benehmen und dir eine Frau zum Ficken zu suchen und nimmst den erstbesten Kerl, den du finden kannst?«
Marius, dem der ganze Körper wehtat, wischte sich mit seinen schmutzigen Händen über die Augen, die übergelaufen waren. Kleine Tropfen waren auf dem hellgrauen Kopfsteinpflaster erschienen.
Woher kam diese Geschichte? Hatte Daniel gesagt, dass er, Marius, ihn gezwungen hatte? Dass er ihn mit Alkohol gefügig gemacht und gegen seinen Willen genommen hatte? Das konnte er nicht glauben.
Mühsam stand der Jugendliche wieder auf und wischte sich erneut über das Gesicht. Er wollte nicht, dass sein Alter sah, dass er weinte. Weniger wegen dem heftigen Schmerz, der in seinem Kopf und auf seiner Haut brannte, sondern wegen der Tatsache, dass das, was ihn so glücklich gemacht hatte, nun zu einer vollkommen falschen Wahrheit geworden zu sein schien.
»Ich habe niemanden gezwungen!«, presste Marius heraus. »Und würdest du dich für eine Sekunde mal für mich interessieren statt für deinen ohnehin total beschissenen Ruf, würdest du nicht glauben, dass ich das getan habe. Dann würdest du wie mein verfickter Vater handeln und auf meiner Seite sein, anstatt mich zu verprügeln, nicht weil du glaubst, dass ich jemanden vergewaltigt habe, sondern weil du denkst, dass ich schwul bin. Das ist für dich viel schlimmer als das andere, oder?«
Heinrich hatte den Gehstock wieder aufgehoben und umfasste den massiven Schaft fester, als er den Jugendlichen hasserfüllt ansah. »Das eine ist etwas, das normale Männer tun. Das andere ist abartig!«
Marius lachte auf. »Vergewaltigung ist für dich also normal? Und du nennst mich krank, weil ich mich verliebt habe? Ich bin krank?! Vielleicht wäre ich anders geworden, wenn ich ein besseres Vorbild gehabt hätte! Aber ja, Paps«, Marius spuckte es Heinrich entgegen, »Dein Sohn ist ein Schwuler! Ich liebe Daniel! Ich weiß nicht, was Fritz da für eine Scheiße herumposaunt, aber nichts dergleichen ist passiert! Ich habe nie jemanden gezwungen. Das habe ich nicht nötig, denn ich werde geliebt. Etwas, das du nicht tust. Du hast nicht mal versucht, mich zu lieben. Nicht einen Tag in meinem beschissenen Leben. Und jetzt lege ich keinen Wert mehr auf deine Meinung!«
Angelika hatte die Hände auf den Mund gepresst und der Jugendliche konnte Tränen in ihren Augen schimmern sehen.
»Du dreckiger ...«, fauchte der Landwirt, doch seine Frau legte ihm nun doch die Hand auf die Schulter.
»Bitte, Schatz. Er ... er meint das nicht so. Er sagt das nur, um dich zu provozieren. Ist ... ist doch so, Marius, oder? Du ... du bist nicht ... so einer. Du magst Mädchen, ja?«
Der Jugendliche verschränkte mit schmerzverzerrtem Gesicht die Arme vor der Brust. Der Treffer durch den Gehstock hatte begonnen, unterzubluten und wurde bereits blau.
»Nein, Mama. Nicht einen Tag lang. Frauen sind für mich so interessant wie ein Hundebaby. Ich wünschte, ich könnte von euch einen Funken Verständnis erwarten. Ich will doch nicht mehr als das ... ihr seid meine Eltern!«
»Du bist nicht mein Sohn!«, brüllte Heinrich und hob wieder den Stock. Marius machte sich klein und hob aus Reflex die Arme, doch nichts geschah, da eine weitere laute Stimme seinen Vater von seinem Hieb ablenkte.
»Heinrich Gottlieb Förster, wenn du nicht sofort den Knüppel hinlegst, rufe ich die Polizei und lasse dich verhaften. Sag’ mal, bist du von allen guten Geistern verlassen!?« Hannelore war aus ihrer Wohnung gestürmt gekommen und stellte sich demonstrativ zwischen ihren wütenden Sohn und ihren bereits verletzten Enkel, die Arme weit ausgebreitet. Die alte Dame starrte den Landwirt streng nieder, der jedoch nicht bereit war, einen Schritt zurückzuweichen.
»Geh’ mir aus dem Weg, Mutter. Dieses widerliche Stück Scheiße will ich auf meinem Hof nicht haben.«
»Du tickst doch nicht richtig! Das ist dein Sohn, verdammt. Haben dein Vater und ich dich so erzogen? Verschwinde gefälligst, sonst lasse ich dich einsperren!«
»Stellst du dich auf die Seite dieser kleinen Schwuchtel, die sich munter von jedem bespringen lassen würde, der einen Schwanz hat?« Heinrich spuckte angewidert auf den Boden.
»Ich stehe zu meinem Enkel! So wie sich das in einer Familie gehört. Wenn du das nicht kannst, geh’ aus der Sonne.« Resolut wandte Hannelore sich um und zog den ledierten Jugendlichen auf die Beine. »Komm, ich kümmere mich darum.«
»Der Bengel hat hier nichts mehr verloren, Mutter. Ich will keinen schwulen Triebtäter auf meinem Grund haben«, knurrte der Landwirt feindselig.
»Na dann ist es ja gut, dass ein Teil des Hofes noch immer mir gehört. Und jetzt sei’ endlich still, wenn nichts als Hass aus deinem Mund kommt.«
Mit einem letzten Blick auf Angelika, der tiefe Enttäuschung über deren Verhalten ausdrückte, schob die alte Dame Marius auf ihre Wohnung zu und schloss schließlich vernehmlich die Tür hinter sich, als letztes Machtwort Heinrich gegenüber, der noch immer wutschnaubend wie ein Walross auf dem Pflaster stand und den Stock in den Händen hielt.
»Komm, Schatz, setz’ dich, ich schau’ mir das an«, sagte Hannelore leise zu Marius, der blind im Zimmer stand und ins Nichts starrte.
»Ich versteh’s nicht ...«, murmelte er und in der Sekunde, als das letzte Wort verklang, brachen seine Stimme und seine Fassung in sich zusammen, er sank auf die Knie und brach in Tränen aus. Seine Großmutter seufzte und ließ ihm den Moment. Sie wusste, dass ihr Enkel zu stolz war, um sich in dieser Situation trösten zu lassen.
»Ich versteh’s nicht«, wiederholte der Junge wieder verzweifelt. »Ich ... das ... ich hab’ nichts gemacht. Ich hab nie jemandem etwas angetan ... Daniel ... und ich ... ich dachte ...«
Hannelore zog ihn hoch und hievte ihn auf das Sofa, wo er kraftlos in sich zusammensank. Stumm holte sie einen Sani-Kasten und tupfte den winzigen Riss an Marius’ Wangenknochen ab, den Heinrichs zweiter harter Schlag hinterlassen hatte, bevor sie ein Pflaster auflegte und einen Eisbeutel zum Kühlen brachte.
»So. Besser?«
Marius nickte nur stumm. Noch immer liefen ihm Tränen über die Wangen, doch er hatte keinen Elan, sie wegzuwischen. Sein Stolz war gebrochen.
»Es tut mir leid, Oma ...«, murmelte er nach einer Weile so leise, dass die alte Dame ihn kaum verstehen konnte.
»Was denn?«
»Dass ... ich nicht das bin, was sich alle gewünscht haben.«
Hannelore lächelte und streichelte dem Jungen die Hand. »Du bist genau richtig so.«
»Aber ich bin schwul ...«
»Na und? Das ist doch kein Weltuntergang. Das gab es früher schon und tut keinem weh.«
»Mir schon ... ich ... ich hab mich so angestrengt ... ich wollte doch nur ... ich wollte normal sein ... wie alle anderen ...«
»Du kannst nicht erzwingen, was du nicht bist. Ich habe schon lange gespürt, wie unglücklich du bist. Jeder Schritt und jedes Lächeln kostete dich Kraft, als hättest du nicht genug Luft zum Atmen. Ich wusste, du würdest nicht mit mir reden, wenn ich fragen würde und jetzt verstehe ich auch, warum. Aber ich habe gemerkt, wie viel gelöster du in den letzten Wochen geworden bist.«
»Ich hab Daniel nie etwas angetan ...«
»Ich weiß, Schatz. Mich hat die Buschtrommel vorhin auch erreicht, ich bekam einen Anruf von Manuela Heinemann persönlich. Die mich sehr ausdrücklich unfreundlich in Kenntnis gesetzt hat, dass mein ‚unmoralischer Enkel’ ihren Sohn betrunken gemacht und zu ‚unnatürlichem homosexuellem’ Beischlaf verführt hätte. Und kurz darauf hörte ich deinen Vater herumbrüllen.«
Marius senkte den Kopf und verbarg sein Gesicht in den Handflächen. Das ganze Dorf hatte die Geschichte gehört? Diese Lüge? Das Herz schlug ihm hart wie ein Hammer gegen die Rippen.
»So war das nicht ... Das mit Daniel und mir geht seit fast einem Monat. Es war nicht nur ... einmal ... und immer freiwillig. Ich würde so etwas nie tun und wir haben auch nie zusammen Alkohol getrunken. Ich verstehe nicht, warum er das jetzt behauptet ... Ich dachte, wir hätten was ... richtiges ... warum muss man das in den Dreck ziehen?«
Hannelore streichelte ihrem Enkel über den Rücken, der verlegen versuchte, sich das Gesicht trockenzuwischen. Schweigend reichte sie ihm ein Taschentuch.
»Was mach’ ich denn jetzt?«, wisperte er. »Der Alte lässt mich garantiert nicht mehr ins Haus und alle denken, ich wäre ein Vergewaltiger, oder hätte Daniel zumindest ausgenutzt ... noch dazu ein Schwuler, ausgerechnet hier ... und ... oww«, keuchte er und schniefte wieder.
»Was ist?«
»Ich hab es den anderen nie gesagt ... Franziska unterstellt mir seit Wochen, dass ich ... na ja, aber ich hab es immer abgestritten, weil ich halt nicht wollte, dass es jemand weiß ... doch jetzt ...«, eine einzelne Träne rollte Marius über die Wange. »Ich kann mich nirgends mehr blicken lassen ... es ist alles ruiniert ... so ein Gerücht, was an einem klebt, wird man nie wieder los.«
»Nun mal’ mal den Teufel nicht an die Wand. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Du bleibst bei mir, wenn Heinrich sich nicht einkriegt und die anderen, na, die sind doch deine Freunde, oder nicht? Wenn sie es wirklich sind, werden sie verstehen, dass das für dich nicht leicht ist.«
Die alte Dame zwang den Jugendlichen, sich auf dem Sofa auszustrecken und deckte ihn mit einer leichten Decke zu. »Schon’ dich, du hast ordentlich eins drauf bekommen. Nachher sieht alles schon wieder ganz anders aus.«