Corvin ließ sich mit geschlossenen Augen von der immerwährenden Energie treiben, die von all seinen Seelen verströmt wurde und welche seine Dimension in ein stetiges, bläuliches Licht hüllte und am Leben erhielt. Er genoss das leichte Prickeln auf seiner Haut, das ihn nährte und im Gleichgewicht hielt. Doch auch wenn er die Lider geschlossen hielt, so ließ er keine Sekunde seine Aufgabe außer Acht. Sein Geist streifte jede einzelne der beständig neu hinzukommenden Seelen, die seine Handlanger ihm in ihre Dimension überführten und er prägte sie sich alle unwiderruflich ein. Der Wächter aller Seelen vergaß niemals ein erloschenes Leben, wenn es erst einmal seinen Geist berührt hatte. Er allein war dafür zuständig, dass jeder verwirkte Lebensfunke den ihm vorbestimmten Pfad zu seiner letzten Ruhestätte folgte.
Zufrieden reckte Corvin sein Gesicht gen Himmel und zog etwas Kraft aus den Energieblitzen, die um seine Türme herab peitschten, als er plötzlich eine besondere Präsenz verspürte.
Er öffnete abrupt die Augen und sah sich verwundert um. Dann zuckte er beinahe zusammen, als er es wieder vernahm. Etwas Unerwartetes hatte seinen Geist gestreift und Corvin aus dem Konzept gebracht, was noch nie zuvor geschehen war. Verwirrt ging er mit großen Schritten in das Innere des Seelenturmes, bis dicht an das Geländer heran und sah in die endlose Schwärze der letzten Ruhestätten hinab. Ein Prickeln durchfuhr ihn und er war sich sicher, dass es nicht von den Blitzen oder der schwirrenden Luft um ihn herum stammte. Es war etwas anderes, etwas Neues.
Corvin konzentrierte sich auf die Spuren der Lebensfunken, die allesamt in seinem Geist verharrten, auf der Suche nach diesem einen, ganz besonderen. Er erstarrte, als er ihn schließlich fand. Während er sich über die in ihm ausgelösten Empfindungen wunderte, erkannte Corvin, dass es sich um eine ganz frische Seele handelte, die kürzlich erst verstorben und in seine Dimension überführt worden war. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf sie und rief sie schließlich zu sich. Sobald die Präsenz sich näherte, verspürte Corvin eine innere Unruhe, wie noch nie zuvor in seinem endlos langen Leben. Auf einmal wurden seine Handflächen feucht und eine nie gekannte Rastlosigkeit erfasste ihn. Irritiert zog er die Stirn kraus. Was hatte das zu bedeuten?
Als er die Lider wieder öffnete, sah er direkt in das blaue Leuchten des verwirkten Lebens vor ihm. Angespannt hob er eine Hand, um die flüchtige Aura zu berühren, damit er ihre irdische Gestalt sehen konnte. Er tat dies äußerst ungern, da die körperlichen Hüllen erfüllt von der Trauer des Verlusts waren und als Wächter konnte Corvin nicht mit Gefühlen umgehen, da sie ihm größtenteils fremd waren.
Sobald seine Hand die Aura berührte, verwandelte sich der blaue Schemen langsam in seine ursprüngliche Gestalt zurück und Corvin hielt den Atem an, als das Licht sich in die Gestalt einer wunderschönen Frau wandelte. Er sah in ihre hellbraunen Augen, die von langen, dichten Wimpern umrahmt waren und plötzlich verspürte er einen Anflug von Unwohlsein in seiner Magengegend. Sie hatte schulterlanges, ebenfalls braunes Haar und ihre liebliche Gestalt war klein und zierlich. Seine Finger, die beständig die Aura berühren mussten, um die neue Form erhalten zu können, fingen leicht an zu zittern, als er in ihr atemberaubendes Gesicht sah. Corvin wusste nicht, wie ihm geschah, doch er fühlte sich sofort unwiderruflich zu dieser irdischen Frau hingezogen. Sein Atem ging flach, ein unsichtbares Band zog an seinem Innersten und verursachte einen Aufruhr in seinen Organen. Er wusste, dass diese Frau ihn nicht sehen konnte, da kein Leben mehr in ihr war, doch auf einmal wünschte er sich sehnlichst, es könnte so sein.
Er schüttelte den Kopf und ließ langsam die Hand hinuntergleiten. Sofort verschwand die wunderschöne Erscheinung und zurück blieb einzig, was sie jetzt noch ausmachte: der Kern jeden Lebens. Er starrte lange Zeit in das Leuchten hinein und auf einmal verspürte er einen großen Verlust. Corvin wusste, sobald die Seele wieder in dem Ozean aus blauen Lichtern verschwunden war, würde auch ihm diese neu entdeckte Emotion wieder genommen werden. Doch ihre Präsenz war tief in ihm verwurzelt, sie saß in seinem Geist und somit in ihm fest, bis ans Ende der Seelendimension. Verzweiflung stieg langsam in ihm auf und er starrte noch immer unschlüssig in die vor ihm schwebende Aura hinein. Er wusste weder, wer diese Frau gewesen war, noch wusste er, weshalb ihr Leben in so jungen Jahren bereits enden musste. Doch er wusste eines. Zum ersten und einzigen Mal in seinem langen Leben war er aus seiner Monotonie herausgerissen worden, wenn auch nur für einen winzigen Moment, zum ersten Mal hatte er etwas empfunden. Corvin gefiel dieses aufregende Gefühl, und auch wenn er es sich nicht erklären konnte, so war ihm bewusst, dass diese irdische Frau etwas Besonderes sein musste. Noch nie hatte er ein verwirktes Leben so wahrgenommen. Sie hatte etwas in ihm erweckt, von dem er nicht einmal geahnt hatte, dass es existierte.
Er biss die Zähne aufeinander und fasste einen Entschluss. Langsam hob er erneut eine Hand an die Aura, denn er wollte sie noch ein letztes Mal sehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich ihr wunderschönes Gesicht verinnerlichte, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich auf diese besondere Seele. Das Leuchten wurde plötzlich immer stärker und durch eine kurze Bewegung seiner Hand war sie auf einmal verschwunden.
Er blinzelte und starrte auf die leere Stelle, an der bis eben noch die irdische Hülle zu sehen gewesen war. Plötzlich wurde er von einem unbekannten Verlustgefühl durchströmt und atmete tief durch. Dann lief er nach draußen, auf die große Plattform und sah auf die Stadt aus Seelentürmen hinab. Ein eiskalter Schauer erfasste und lähmte ihn. Er hatte soeben etwas sehr Törichtes getan - er hatte eine Seele zurück in ihr irdisches Leben geschickt. Furcht überkam ihn, als er das ganze Ausmaß seines Handelns begriff. Corvin hatte sich derart von ihrer lieblichen Schönheit und Anmut blenden lassen, dass er nicht an die Folgen gedacht hatte. Keine Seele entkam der Seelendimension, keine. Die Seelenjäger würden nun Jagd auf sie machen, um zurückzuholen, was ihnen zustand. Corvin versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Er hatte soeben ihr gemeinsames Todesurteil gefällt. Tief atmete er die Luft seiner Dimension ein. Sein erstes jedenfalls und ihr zweites.
*
Ava schlug langsam die Augen auf, doch ihre Sicht war verschwommen und sie wusste nicht, wo sie sich befand. Sie konnte nur Schemen wahrnehmen und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Schließlich blinzelte sie ein paar Mal, bis sich ihr Blick nach und nach schärfte und sie endlich wieder normal sehen konnte. Ihr Hals tat furchtbar weh und Schlucken bereitete ihr große Schwierigkeiten. Sie versuchte, sich aufzurichten, als ein grauenvoller Schmerz in ihre Schläfen fuhr und das hartnäckige Pochen dafür sorgte, dass sie sich beinahe übergeben musste. Reflexartig hielt sie die Hand vor den Mund, doch diese Bewegung verursachte nur neue Schmerzen, dieses Mal an der Schulter. Ava stöhnte auf und legte sich erschöpft wieder zurück. Was war hier los? Wieso tat ihr jeder einzelne Muskel ihres Körpers weh, als sei sie von einem Zug überrollt worden?
Verwirrt ließ sie den Blick durch das helle Zimmer schweifen und stellte überrascht fest, dass sie den Raum kannte. Sie befand sich in einem Krankenzimmer ihrer Arbeitsstätte? Ava unterdrückte den erneuten Drang, sich aufrichten zu wollen und begann fieberhaft nachzudenken. Weshalb befand sie sich hier? Plötzlich brach die Erinnerung unerwartet und mit voller Härte über ihr zusammen. Ava konnte einen Aufschrei nicht unterdrücken, als die grellen Scheinwerfer des Trucks vor ihrem geistigen Auge auftauchten und das Gefühl der Todesangst sie erneut lähmte. Sie war versucht ihre Arme hochzureißen, um sich vor dem imaginären Aufprall zu schützen. Die Furcht ließ sie jedoch erstarren und ihren Puls in die Höhe schnellen. Der Monitor, an den sie angeschlossen war, begann laut und alarmierend zu piepsen. Ava versuchte vergeblich ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, doch sie bekam keine Luft und ihr wurde langsam schwarz vor Augen.
Hektisch wurde die Tür zu ihrem Krankenzimmer aufgerissen und Dr. Kalen kam mit sorgenvoller Miene auf sie zugestürmt. »Dr. Gardener, bitte beruhigen Sie sich, es ist alles in Ordnung.« Er setzte sich auf die Bettkante, nahm ihre Hand in seine und sprach mit sanfter Stimme beruhigend auf sie ein. »Sie hatten einen schweren Autounfall, als Sie letzte Woche von der Arbeit nach Hause gefahren sind. Sie befinden sich nun in unserer Obhut und wir werden uns gut um Sie kümmern.«
Ava sah ihn irritiert an. Sie lag schon eine Woche hier? Sie wollte ihn so viele Dinge fragen, doch sie bekam nur ein heißeres Krächzen heraus.
Ihr Chefarzt winkte einem der neuen Assistenzärzte zu, die sich inzwischen in ihrem Zimmer eingefunden hatten, woraufhin ihr ein Glas Wasser gereicht wurde. Dr. Kalen half ihr, es an den Mund zu halten und gierig nahm sie einen großen Schluck. Das kühle Wasser war Balsam für ihren rauen Hals und genussvoll schloss sie die Augen. »Wie schlimm ist es?«, brachte sie nun mit rauer Stimme hervor.
Ihr Chef sackte zusammen und atmete tief durch. Ava sah die Sorgenfalten auf seiner Stirn und Furcht übermannte sie. Sie kannte diesen Ausdruck in seinem Gesicht, er hatte ihn immer dann, wenn er Angehörigen von Patienten schlechte Nachrichten überbringen musste.
»Sie haben ein schweres Polytrauma erlitten.« Dr. Kalen machte eine Pause, als ob er darüber nachdachte, was er ihr alles sagen konnte. »Durch den Zusammenstoß mit dem Lastwagen kam es zu verschiedenen, weitgehend schwerwiegenden Verletzungen. Das Schädel-Hirn-Trauma haben wir gut in den Griff bekommen, auch wenn uns der Grad der Verletzung zu Anfang Schwierigkeiten bereitet hat. Die Schwellung Ihres Gehirns ist soweit rückläufig, dass sie uns nun keine großen Sorgen mehr macht. Was uns jedoch Kopfschmerzen bereitet, ist die Ruptur Ihrer Leber und Milz, sowie die Rippenfraktur und vor allem der Pneumothorax. Eine Niere wurde so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass wir sie entfernen mussten.«
Ava stöhnte entsetzt auf.
»Hinzu kommen diverse Knochenbrüche, sowie eine Ruptur Ihrer Schulter. Wir haben Ihre Tibia-Trümmerfraktur mit einer Platte und einem externen Fixateur stabilisieren können. Für die nächsten Wochen werden Sie einen Gips tragen müssen und auf einen Rollstuhl angewiesen sein.«
»Großer Gott!« Ava erschrak über die Heftigkeit ihrer Verletzungen. Einige Organe waren angerissen und eine oder mehrere gebrochene Rippen hatten offenbar ihre Lunge durchbohrt, was ihre Atemprobleme erklärte. Ihr Kopf war ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden und ihr Schienbein wurde nur noch von Metall zusammengehalten. Ganz zu schweigen von der Niere, die sie eingebüßt hatte. Sie sah an sich hinab und starrte auf die vielen blutdurchtränkten Verbände, die überall an ihr angebracht waren. Ihr Körper musste von unzähligen Schnittwunden und Blutergüssen übersät sein. Wie war es nur möglich, dass sie noch am Leben war, bei der Vielzahl an lebensbedrohlichen Verletzungen? Dann fiel ihr Blick auf den Infusionstropf, der mit starken Schmerzmitteln gefüllt war und langsam wurde ihr klar, dass sie ohne diesen Tropf vor Qualen wahrscheinlich vergangen wäre. »Ich dachte, ich müsste sterben«, sagte sie leise und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Dr. Kalen seufzte und strich sanft über ihren Handrücken, seine grauen Augen sahen sie mitfühlend an. »Das sind Sie auch«, flüsterte er kaum hörbar.
Erschrocken sah Ava ihn an. »Ich bin gestorben?«
Ihr Chefarzt räusperte sich. »Der Aufprall des Trucks muss so heftig gewesen sein, dass Sie auf der Stelle tot waren. Die kurz darauf eintreffenden Notärzte konnten nur noch ihr Ableben feststellen. Einer der Sanitäter erkannte Sie jedoch, also haben die Männer Sie hierher gebracht. Unterwegs fuhren die Kollegen unermüdlich mit der Reanimation fort, doch als Sie hier eintrafen, waren noch immer keine Vitalzeichen erkennbar.« Dr. Kalen senkte den Kopf. »Das ganze Team hat verzweifelt versucht, Sie zurückzuholen, doch leider ohne Erfolg. Nach zwei Stunden wurden Sie dann für tot erklärt.«
Jetzt sah er ihr direkt in die Augen und sie konnte einen Anflug von Schmerz darin entdecken. »Und dann, gerade als wir aus dem OP gehen wollten, da haben Sie sich auf einmal aufgebäumt und tief Luft geholt. Sie waren zwei Stunden klinisch tot, doch dann haben Sie einfach wieder angefangen zu atmen. Die folgenden Stunden waren wir dann damit beschäftigt, Ihre schweren Verletzungen zu behandeln und Sie nicht noch einmal zu verlieren. Wir haben Sie sofort in ein künstliches Koma versetzt und schließlich gestern damit angefangen, Sie langsam wieder zurückzuholen. Erfolgreich, wie ich nun sehe.« Dann machte er eine lange Pause, in der er sie eingehend musterte. »Dr. Gardener, dass Sie am Leben sind, ist mehr als nur ein Wunder. Die meisten Ihrer Verletzungen hätten jede für sich schon ausgereicht, um tödlich zu sein. Doch alle zusammen …«
Ava konnte nicht fassen, was sie soeben gehört hatte. Doch letztendlich musste sie Dr. Kalen recht geben. Dass sie nun hier saß und atmete, war mehr als nur ein Wunder.
»Ihre Verletzungen sind vorbildlich verheilt, ich würde sogar behaupten, sie heilen besser und schneller als die Schulmedizin es voraussetzt.« Nun sah er sie nachdenklich an. »Einige Haarrisse sind bereits vollständig auskuriert, auf den Röntgenbildern ist jedoch keine Kallusbildung ersichtlich. Es ist, als ob nie etwas gebrochen war.«
Ava musste schwer schlucken. Was Dr. Kalen ihr gerade mitteilte, war völlig unmöglich.
»Auch auf dem CT sind die Rupturen Ihrer Organe nicht mehr so schwerwiegend wie noch vor einer Woche, was sich hier absolut niemand erklären kann.«
»Sieht wohl so aus, als sei ich Supergirl«, versuchte sie zu scherzen, doch bei dem Versuch zu lachen zuckte sie schmerzhaft zusammen. Ihre Lunge fand das scheinbar überhaupt nicht komisch. Angestrengt hielt Ava sich eine Hand gegen die Rippen und atmete vorsichtig tief durch. Sie war total erledigt und bemerkte, wie ihre Augenlider langsam schwer wurden.
»Ich werde Sie dann allein lassen, bis wir zur Routinekontrolle wieder vorbeischauen. Sie brauchen jetzt vor allem viel Ruhe. Versuchen Sie, etwas zu schlafen.« Dann tätschelte er noch einmal aufmunternd ihre Hand und lächelte sie unsicher an.
Ava sah ihrem Chefarzt hinterher, bis dieser die Tür hinter sich schloss. Sie war so furchtbar müde. Gerade als sie selig in die Welt der Träume hinübergleiten wollte, schob sich plötzlich ein Bild in ihre Gedanken und Ava zuckte unmerklich zusammen. Undeutlich sah sie einen Mann vor sich und schüttelte vorsichtig den Kopf, um kein erneutes Pochen in ihren Schläfen auszulösen. Nein, nicht nur ein Mann, er war ein Bild von einem Mann. Groß und aufrecht stand er vor ihr und überragte sie bei weitem. Sein markantes Gesicht musterte sie neugierig und seine stechend grünen Augen sahen sie so eindringlich an, als wollten sie direkt in ihre Seele hineinschauen. Ava hielt die Luft an, als sie ein seltsames Prickeln erfasste und eine merkwürdige, innere Unruhe in ihr auslöste. Sie wusste weder, wer er war, noch weshalb sie ihn nun vor sich sah, doch sie fühlte sich aus einem unerklärlichen Grund sehr von ihm angezogen. Es musste sich wohl um einen Traum handeln, den sie während der Komaphase gehabt hatte, anders konnte sie ihn sich nicht erklären. Gewiss hätte sie sich an jemanden wie ihn erinnert, wenn sie ihm schon einmal begegnet wäre.
Langsam glitt Ava schließlich in den erlösenden Schlaf und träumte von einer blauen Welt, in der beständig Blitze vom Himmel auf unzählige, seltsam geformte Türme hinab schossen. Und von einem blonden Hünen, der inmitten dieser Welt als ruhender Anker stand und sie mit seinen durchdringenden grünen Augen ansah.
*
Die Frau schlief unruhig, doch sie bemerkte nicht, wie ein großer schwarzer Vogel vor ihrem Fenster auf dem Vorsprung saß und sie mit seinen kleinen runden Augen nachdenklich musterte.
Corvin beobachtete die irdische Frau in ihrem Krankenbett durch das Fenster hindurch. Er hatte gehört, was der Mann zu ihr gesagt hatte. Ein Schauer durchfuhr ihn und seine Rabengestalt schüttelte sich. Was hatte er nur angerichtet? Sie müsste tot sein, doch dieselbe Magie, die sie zurückgebracht hatte, sorgte nun auch dafür, dass ihre schweren Wunden schneller und besser verheilten. Corvin hatte dafür gesorgt, indem er sie wieder in ihren irdischen Körper geschickt hatte. Und nun war er froh darüber, denn es war von äußerster Dringlichkeit, dass ihre Verletzungen schnell heilten. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Seelenjäger auf sie aufmerksam wurden und sie gnadenlos jagen würden. Dann musste die irdische Frau bereit sein. Bereit für eine Flucht vor den Monstern seiner Welt.