Rückkehr auf den Heiligen Berg
Als die Freunde endlich wieder das Tageslicht sahen, jubelte sie und umarmten sich stürmisch! «Wir haben es geschafft! Wir haben es tatsächlich geschafft! Endlich hat die Oberwelt uns wieder!»
«Das war wirklich eine anstrengende und sehr fordernde Reise,» meinte Pia. «Ich bin so froh, dass wir das heil überstanden haben und wir mussten nicht einmal gegen den Herrn der Finsternis kämpfen.»
«Ja,» meinte Malek «ich hoffe, das werden wir auch nicht so bald müssen. Wenn Balorion seine Arbeit gut macht, wird der finstere Herrscher nun eine ganze Weile beschäftigt sein und kann vielleicht nicht mehr so viel Schaden in der Oberwelt anrichten.»
«Das wäre natürlich eine sehr wünschenswerte Angelegenheit,» sprach Ben und nahm nun die drei Medaillonsviertel aus seiner Tasche. Diese schienen im Lichte der nun, viel heller scheinenden Sonne, kurz aufzuglimmen und der Junge lege die Teile liebevoll nebeneinander.
«Nun fehlt uns nur noch einer und dann endlich können wir unseren Auftrag erfüllen,» sprach er und streichelte sanft über die kristallene Oberfläche des beinahe zusammengefügten Medaillons.
«Eine grosse Kraft, geht schon von ihm aus,» meinte Malek «ich fühle es deutlich! Wie wird es erst sein, wenn es vollständig ist! Es ist ein Glück, dass ihr es nun in euren Händen haltet…»
«Das haben wir auch zum grossen Teil dir zu verdanken Malek,» meinte Pia. «Ohne dich, wäre alles bestimmt nicht so glimpflich abgelaufen.»
«Ich hoffe, ich habe die richtigen Entscheidungen getroffen,» gab der Magier nachdenklich zur Antwort.
«Wird schon schiefgehen,» munterte ihn Benjamin auf. «Wir haben nun ja sogar die Truhe des Herrn der Finsternis. Es wäre interessant zu erfahren, wozu all diese Schlüssel gut sind.»
«Wir werden wohl warten müssen, bis wir es herausfinden. Auf jeden Fall sollten wir sie sehr gut verstecken. Am besten verwahren wir sie irgendwo, wo der Herr der Finsternis nicht so einfach hingelangt. Ich überlege mir noch etwas. Aber zuerst sollten wir uns mal wieder richtig ausruhen und etwas Leckeres essen. Kehren wir doch zurück in mein Schloss! Morgen dann machen wir uns wieder auf den Weg zur Alten Windfrau um ihr die Gewänder zurückzubringen.»
Und so geschah es.
Nach einer wunderbar, erholsamen Nacht in Maleks Zu Hause, machten sich die Freunde tags darauf wieder frohgemut auf den Weg. Diesmal konnten sie sich gleich in die Höhle teleportieren, in der sie einstmals das Gedicht in den Fels geritzt hatten. Wie viele Prüfungen hatten sie seither doch schon wieder bestanden und nun kehrten sie an den Ausgangsort zurück. Es war ein sehr bewegender Moment.
Langsam und andächtig, machten sie sich an den Aufstieg zum Gipfel. Als sie dort anlangten, konzentrierten sie ihr ganzes Sein auf die Geister des Windes. Kurz darauf, umhüllte sie, einmal mehr, dichter Nebel und kurz darauf trat die Alte Windfrau, mit den drei Sylphen, die ihnen damals die Gewänder der Klarheit gebracht hatten, aus diesem Nebel. Wieder waren die drei Freunde gefesselt vom Anblick der wundersamen Geschöpfe.
Ein freudiges Strahlen lag auf dem Gesicht der Luftgeister und mit federndem Gang, kamen sie auf die Freunde zu.
«Unsere Herzen sind von tiefer Freude darüber erfüllt, dass ihr unbehelligt von eurer gefährlichen Reise in die Unterwelt zurückgekehrt seid!» meinte die Alte Windfrau. Sie wandte sich an die Geschwister. «Ihr habt euch erneut bewährt und seid mit dem dritten Viertel des Medaillons zurückgekehrt. Man nennt euch wahrlich zu Recht die Grossen Führer!» Sie wandte sich an den Magier: «Auch du Malek, hast einen wichtigen Beitrag, zum Gelingen der Mission geleistet. Du hast dich dem Dunklen in dir gestellt und dich damit versöhnt.»
«Ich hoffe, ich habe auch das Richtige getan.»
«Das wird die Zeit zeigen, doch du hast deine Loyalität den Grossen Führer gegenüber und deine aufrichtige Liebe zu ihnen, mehr als einmal bewiesen und das rechnen wir dir hoch an. Von nun an, werdet ihr die Gewänder der Klarheit nicht mehr brauchen.»
«Ja, wir sind auch hier, um sie zurück zu geben,» pflichtete ihr Pia bei. Die Freunde traten einige Schritte vor und die Sylphen streckten ihre Arme aus.
Gleich darauf lösten sich die Gewänder von den Körpern der Freunde, wie die alte Haut einer Schlange. Malek und die Kinder merkten ein leichtes Ziehen und gleich darauf, spürten sie wieder den kalten Wind und den feuchten Nebel auf ihrer Haut. Einen Augenblick lang, fühlten sie sich schwach und verletzlich. Die Gewänder der Klarheit, lagen jetzt wieder auf den Armen der Luftgeister.
Irgendwie fühlten die Helden eine tiefe Traurigkeit, denn nun waren sie wieder die Alten, mit all ihren Schwächen und ihrer Verletzlichkeit, physisch, wie psychisch. Ein komisches, leeres Gefühl erfüllte sie und es macht ihnen Angst.
Die Mutter der vier Winde, blickte sie verständnisvoll an. «Ich kann gut nachvollziehen, wie euch zu Mute sein muss, aber seid unbekümmert, denn ihr tragt die wahre Kraft in euren Herzen. Dafür braucht ihr keine Gewänder der Klarheit.»
«Ich hoffe unsere Herzenskraft reicht aus, um all das was noch auf uns zukommt, zu bewältigen,» gab Ben zu bedenken. Die Alte Windfrau lächelte liebevoll und es war, als würde sie dabei ein Strahlen umgeben. «Natürlich! Ihr habt euch bereits einer der allergrössten Prüfungen gestellt und diese mit Bravour bestanden. Ihr werdet auch den Rest noch schaffen.»
«Aber wenn wirklich so grosse Umwälzungen in den Welten bevorstehen, wie sollen wir dem bloss begegnen?»
«Folgt einfach weiter euren Wahrnehmungen, bewahrt euch eure Sehnsucht nach Frieden und Einheit und vertraut auf des göttliche Licht in und um euch, dann werdet ihr alles meistern können. Viele stehen euch zur Seite und auch ihr werdet noch vielen Geschöpfen zur Seite stehen. So wie ihr es bisher auch getan habt. Begegnet allem was kommt mit offenem, wachem Geist und freuet euch, denn ihr werdet einst eine neue Epoche des Daseins einläuten! Ab heute beginnt für euch eine völlig neue Zeit und einst werdet ihr in die Geschichte des Omniversums eingehen, wie die ersten Buchstaben in einem Buch.»
Die Freunde schaute die Windfrau tief bewegt an. Alles was ihnen dieser hohe Geist mitteilte, war so gross so gewaltig, dass es ihnen beinahe schwindelte. Würden sie dem allen wirklich gewachsen sein? Was würde noch alles auf sie zukommen? Fragen über Fragen und doch auch einige Antworten mehr.
«Was wird aus mir?» fragte Malek.
«Du wirst weiterhin treu an der Seite der Grossen Führer stehen und auch du wirst einen wichtigen Beitrag zu der neuen Welt leisten.»
«Werden wir dich und dein Reich denn jemals wiedersehen?» fragte Pia.
«Irgendwann in vielen Jahren, doch seid nicht traurig, ihr werdet mit euren Aufgaben so ausgelastet sein, dass ihr kaum an uns zurückdenkt.»
«Das glaube ich nicht,» sprach Pia traurig. «Wir werden uns immer wieder nach dem herrlichen Reiche, jenseits der Wolken und nach ihren wundervollen Wesen, zurücksehnen.»
«Ach mein liebes Kind! Das wird sich alles zeigen. Nun müssen wir uns aber leider von euch verabschieden. Doch glaube mir! Wir werden über euch wachen, denn die Macht der Lüfte weht überall!»
Dieser Gedanken tröstete die Geschwister etwas und langsam wandten sie sich zum Gehen. Doch die Windfrau hielt sie nochmals kurz auf und sprach: «Ihr habt mir sehr viel Freude gemacht und deshalb habe ich noch ein Geschenk für euch.»
«Was ist es denn?» fragten die Geschwister neugierig. «Das werdet ihr sehen, wenn ihr in die Höhle zurückkehrt, wo ihr das Gedicht in den Fels geritzt habt. So lebt denn wohl und… viel Glück!» die Nebel zogen sich wieder zusammen und die Windfrau und ihre drei Töchter waren verschwunden!