In den kommenden Stunden reisten die Geschwister von einer Welt, in die andere. Sie holten alle zurück, bei denen sie durch Malek Nachforschungen, den Aufenthaltsort wussten und einige von ihnen verwandelten sie auch noch zurück.
Darunter die einstige Amme von Nofrete, welche sich Magdalena nannte und die als Huhn in der Welt der Trolle gelandet war. Bei den Trollen gab es zwei verschiedene Völker, das eine Volk war sehr freundlich und spirituell, das andere eher kriegerisch und boshaft. Zum Glück war Magdalena bei den freundlichen gelandet, nachdem sie durch das Hackebeil eines boshaften Trolls, jedoch beinahe ihr Leben gelassen hätte.
Die Geschwister holten auch den Hofnarren Romuald zurück, der in einer Welt, aus lauter Süsswaren gelandet war und der als Affe, für einen ziemlich durchgeknallten Komiker, der sich selbst Der Grosse Gaukler nannte, Kunststücke vollführen musste. Sie befreiten Romuald aus seinem Käfig und verwandelten auch ihn zurück.
Die junge, hübsche Magd Jamina, mit den rehbraune, grossen Augen, wollte lieber an dem Ort bleiben, wohin es sie in Gestalt einer Katze, einst verschlagen hatte. Ein überaus liebenswerter Mann namens Esmael, hatte sich ihrer angenommen und sie fühlte sich bei ihm sehr wohl. Sie wollte nicht ins Juwelenreich zurück, liess sich aber zurückverwandeln und gab den Geschwistern schliesslich einen ganzen Stapel Briefe für ihre Liebsten in ihrer alten Heimat mit. Darunter auch einen Brief für die Königsfamilie. Schliesslich fehlte nur noch einer und das war der Koch Humbold.
Dieser hatte sich nahe des Teiches wo die freundliche Nixe lebte, häuslich eingerichtet. Die Zwerge hatten ihm geholfen, einen Unterschlupf aus Steinen und Lehm zu fertigen. Sie kümmerten sich auch sonst sehr gut um den Koch aus dem fernen Land, der sie als Gegenleistung öfters mal zu einem exquisiten Mahl eingeladen hatte, welches er selbst jeweils zauberte. Die Nixe des Teiches kümmerte sich ebenfalls liebevoll um ihn und versorgte ihn mit allen möglichen Schätzen der Natur.
Als die Geschwister jedoch kamen, konnte Humbold, der einst als Schwein sein Dasein in einem Pferch der Riesen gefristet hatte, es trotz seiner schönen Zeit im Zwergenreich, kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Er verabschiedete sich herzlich von all seinen neu gewonnenen Freunden und schob Sturmius noch ein paar Rezepte zu, die jenem jeweils besonders gut geschmeckt hatten. Von den Riesen hatte man, seit Pias und Benjamins letztem Besuch nichts mehr gehört.
«Ich hoffe der Frieden im Zwergen Reich bleibt bestehen,» meinte Humbold, als sie sich wieder auf den Rückweg zur, von Aurelia geöffneten Pforte machten, welche sich in einem mächtigen Baum befand.
«Das wird leider erst die Zeit zeigen,» meinte Benjamin. «Hoffen wir das Beste.»
«Ach ich kann es kaum glauben! Bald bin ich zu Hause!» jubelte der Koch. «Dann kann ich endlich wieder für meine liebe Königsfamilie kochen.»
«Sie werden sich bestimmt alle sehr freuen, wenn sie dich wiedersehen. Unser Magier- Freund Malek und Ululala, unser einstiger Mentor, haben alles daran gesetzt, dass du und die anderen Verbannten, wieder ein schönes zu Hause vorfinden.»
«Das ist wunderbar! Ach, welch ein Glück, welch ein Glück, dass ihr eure Mission so bravourös gemeistert habt!»
«Wir hatten ja auch eine Menge Hilfe. Es ist schön, euch alle so glücklich zu sehen» «Ja, wo sind eigentlich die anderen?» «Sie warten noch an einem Art Zwischenort, bis Aurelia die Kristallfrau die Pforte ins Juwelenreich öffnet. Dann können alle endlich wieder nach Hause.»
Als sie zurück in die Grotte des Blauen Kristalls kamen, liefen ihnen, die bereits Zurückgebrachten, aufgeregt entgegen. «Humbold! Humbold! Er ist endlich auch wieder da! Dann sind wir ja beinahe vollzählig!» Sie jubelten und hoben die Geschwister und den Koch auf ihre Arme. Singend und tanzend drehten sie mit ihnen eine Runde durch Aurelias Kristallgrotte. Den Geschwistern war es beinahe etwas peinlich, dass man sie so feierte. So liessen sie sich auch kurz darauf wieder auf dem Boden absetzen. «Jetzt fehlt nur noch Nofrete und Lumniuz! Aurelia wärst du so gut und würdest uns die Pforte ins Kristallreich öffnen?» Aufgeregtes Gemurmel erhob sich und alle schauten gebannt zu, wie die Kristallfrau nickte und dann eine weitere Pforte öffnete! Vor ihnen lag, kurz darauf, der blaue Saloon, in dem sich Nofrete besonders gerne aufhielt. Als die Wand der Grotte durch die Zauberhand der Kristallfrau zurückglitt, klopften die Herzen aller heftig. Besonders Ismala konnte es kaum erwarten und dann endlich… tauchte vor ihr das strahlende Gesicht ihrer geliebten Tochter auf.
«Nofrete!» schrie sie.
«Mama!» jubelte die Prinzessin.
Die beiden Frauen liefen sich entgegen, Tränen der Freude quollen dabei aus ihren Augen. Sie fielen sich in die Arme und Ismala küsste ihre Tochter stürmisch auf die Wangen und die Stirn.
«Mein Kind, mein geliebtes Kind! Endlich sehen wir uns wieder! Ich kann es kaum fassen! Du siehst so wundervoll aus! Es scheint dir bei Ululala gut ergangen zu sein!»
«Ja, Ululala ist wunderbar, aber noch wunderbarer ist es, dass wir uns endlich wiedersehen. Ach Mama ich bin so glücklich! Ich kann kaum beschreiben wie glücklich. Endlich, endlich hat dieser ganze Spuk ein Ende und wir können zurück ins unsere Heimat!»
Die beiden Frauen wollten sich kaum mehr loslassen. Die anderen Verbannten scharten sich aufgeregt um sie jubelten und liessen ihre geliebte Königin und deren Tochter hochleben. Als sich die beiden Frauen schweren Herzens wieder voneinander lösten, umarmten sich alle nochmals untereinander. In jenem Moment gab es keine Unterschiede mehr zwischen Königen und Untergebenen. Es gab nur noch eine grosse Einheit, bestehend aus ausnahmslos glücklichen Seelen, die sich gleichermassen auf ihre Heimkehr freuten. Seelen, die alle dasselbe Leid durchgestanden und nun bald wieder überwunden hatten.
Lumniuz der mit Nofrete gekommen war, sich bisher jedoch im Hintergrund gehalten hatte, kam nun zu den Geschwistern. «Es ist schön wie glücklich sie alle sind und es ist ein gutes Gefühl, dass ich dazu auch einen kleinen Beitrag geleistet habe, indem ich euch, die grossen Führer, ins Kristallreich gebracht haben.»
«Du hast sogar einen sehr grossen Beitrag geleistet!» sprach Benjamin und legte den Arm um den kleinwüchsigen Ergnomen.
«Ohne dich, wären wir nie bis hierhergekommen.»
«Aber leider müssen wir uns wohl hier verabschieden,» erwiderte der Gnom. «Ich kann nicht gut mit euch ins Juwelenreich kommen. Denn wie soll ich danach wieder ins Kristallreich zurückkehren? Ich beherrsche die Sphärenwanderung nicht und jemand muss ja während Ululalas Abwesenheit zum Rechten schauen.»
«Aber… das kannst du nicht machen!» rief Pia. «Bestimmt würde Aurelia dir nach dem Fest nochmals eine Pforte ins Kristallreich zurück öffnen. Oder Aurelia?» Sie wandte sich an den Kristallgeist. Dieser blickte etwas ernst drein. «Allerdings würde so etwas von eurem eigentlichen Auftrag abweichen…» gab er zu bedenken.
«Eigentlich war es eure Aufgabe die Verbannten zurück zu bringen, weil ihr Schicksal, weit grössere Kreise im Omniversum gezogen hätte, als es gut gewesen wäre. Doch wenn ich nun wild Türen für verschiedenste Wesen, in verschiedenste Welten zu öffnen beginne, wäre der Zweck des Medaillons verfehlt.»
«Sie hat recht,» erwiderte Lumniuz. «Also bleibe ich wohl im Kristallschloss.» Die Geschwister dachten nach und mussten sich eingestehen, dass ihr Freund und die Kristallfrau wahre Worte sprachen. Sie wollten das Medaillon keineswegs missbrauchen und so nickten sie traurig. «Aber wir kommen nochmals im Kristallreich vorbei!» sprach Pia. «Dann eben nach dem Fest.» Lumniuz erwiderte: «Das würde mich natürlich sehr freuen. Dann können wir uns dann noch richtig verabschieden.» «Genau, so machen wir das!»
«So und nun bringt aber die Verbannten endlich heim!» meinte der Gnom munter, dann senkte er nochmals leicht die Stimme und fügte hinzu: «Es soll ja wirklich ein rauschendes Fest im Juwelenreich geben, das hat mir Ululala erzählt. Es wird bestimmt wunderschön!» Die Geschwister und der Gnom umarmten sich nochmals und dann kehrte er zurück ins Kristallschloss.
Benjamin wandte sich nun wieder an Aurelia und rief: «So nun wir es aber Zeit für die Heimkehr!» Die Kristallfrau nickte, schloss die Pforte ins Kristallreich wieder und öffnete das nächste Tor.
«Auf ins Juwelenreich!» rief Ben. «Macht euch alle bereit und nicht drängeln!»