Dort wurden ihnen ein kleinen Frühstück serviert. Wie vermutet, hatten die Jugendlichen kaum Hunger und begannen Malek nun alles zu erzählen, was sich zugetragen hatte. «Alle Achtung, wie ihr das mit diesem schrecklichen Monster bewältigt habt!» «Wir hatten auch Hilfe. Wir haben ja eben Ismala angetroffen und ihr ihre alte Gestalt wiedergegeben. Sie lässt dir ihren Dank übermitteln für den Trank.» «Wie hat sie reagiert, als ihr von mir erzählt habt?» «Zuerst war sie nicht gerade erfreut, doch dann haben wir ihr erklärt, dass du nun ein ganz anderer bist.» Als der Trank dann funktioniert hat, überwog die Dankbarkeit, ihren Zorn auf dich.» «Darüber bin ich sehr froh…» Malek seufzte leise. «Die Zeit, in der ihr weg wart, war nicht gerade einfach für mich. Ich musste mich vielen meiner einstigen Schatten stellen und manchmal frassen mich die Schuldgefühle beinahe auf. Doch dann habe ich es doch gewagt, mich wieder einmal unter mein Volk zu mischen und einige haben mir nun zum Glück auch schon verziehen.
Besonders mit den Kindern hatte ich ein paar schöne Erlebnisse. Ein kleines Mädchen nannte mich sogar Onkel Malek. Das hat mich… sehr bewegt. Ich habe viele Gespräche geführt und viele haben Verständnis gezeigt. Einige brauchen noch etwas länger, aber das ist ja verständlich, bei allem was ich ihnen angetan habe…» Malek stockte und seine Augen wurden feucht. «Es tut mir auch so leid, was ich euch alles angetan habe. Heute erscheint mir all das wie ein böser Traum. Ich kann es nicht mehr verstehen ich…» «Ach ist schon gut!» sprach Pia tröstend und legte die Hand auf Maleks Arm. «Was uns betrifft, wir haben dir vergeben.» «Das ist schön…» stiess der Magier tief bewegt hervor. «Ihr seid so… gute Kinder. Ich werde alles wieder gut machen, was ich euch angetan habe.»
«Du hast ja schon so vieles wieder gut gemacht,» gab Pia zurück und du hilfst uns ja auch immer noch.» Früher oder später werden auch alle deines Volkes deine positive Veränderung erkennen und dir nicht mehr misstrauen.» «Ach ja, wo wir gerade davon sprechen,» meinte Malek «ich habe während eurer Abwesenheit ein wenig weiter recherchiert und geschaut, wen ihr als nächstes aufsuchen könnt. Kommt mit in die Zauberkammer!»
Wie schon einmal, versammelten sich die drei um die Zauberkugel und der Magier sprach: «Als nächstes wäre es wohl klug zu Nofretes Vater Damian zu reisen. Dieser befindet sich noch in Nofretes einstiger Heimatwelt. Er wurde jedoch in eine Ratte verzaubert und… ein böser Priester, welchem ich einst die Herrschaft über das Land der Hundert Juwelen übertrug, als Gob sein Zerstörungswerk… vollendet hatte regiert dort mit eiserner Hand.» Wieder hörte man die Schuldgefühle aus Maleks Worten heraus. «Ich…habe damals einen grossen Fehler begangen, denn dieser Priester sein Name ist…» «Skarion…? Fragte Benjamin. «Ja, aber woher wisst ihr das?» «Wir waren schon mal dort, bei unserer ersten Sphärenwanderung, als wir aber noch nicht mit dem Körper in die verschiedenen Welten reisen konnten. Pia jagte es erneut Schauder über den Rücken. «Ja… das war damals schrecklich dieser Skarion er… bringt glaube ich dem Herrn der Finsternis sogar Menschenopfer dar. Er hat jedenfalls einen Altar mit viel Blut darauf und er sprach damals gerade selbst mit dem finsteren Herrn.» Malek erzitterte. «Oh nein! Das ist ja schrecklich!» «Also Menschenopfer habe ich nun doch noch nie dargebracht.» «Wenigstens etwas. Skarion scheint noch schlimmer zu sein, als du es einst warst,» sprach Benjamin doch dann hielt er schuldbewusst inne, als erneut Tränen in Maleks Augen stiegen. Dieser sprach leise: « Ja und doch… habe ich ihm diese Macht einst übertragen und er hat das wundervolle Land der hundert Juwelen zu einem schrecklichen Ort gemacht. Wenn ihr schon mal dort wart, wisst ihr ja, wie es aussieht.» «Ja…sowas kann man nicht einfach so vergessen,» meinte Pia schaudernd. «Du sagst also Damian, Nofretes Vater befindet sich dort?» «Ja. Wie erwähnt ist er eine Ratte. Die Graue Stadt ist fürchterlich, früher oder später bricht sie wohl jeden Geist. Doch wie ich gesehen habe, hat es auch eine Truppe von Rebellen, welche noch immer versucht Skarion zu besiegen um ihr Land zurück zu gewinnen. Jedenfalls wird diese Reise viel gefährlicher und darum, werde ich euch diesmal begleiten.» «Du willst uns begleiten? Geht das denn?» «Ja, es sollte gehen. Das Land der hundert Juwelen war für mich schon immer zugänglich. Das wird wohl noch immer so sein.» «Aber wenn Damian dich sieht, wird er uns vermutlich nicht vertrauen können.» «Ich werde mich ein wenig verkleiden, nur ein paar kleine Veränderungen da und dort und Damian erkennt mich nicht. Ihr solltet euch auch verkleiden. Ihr seht für jene Welt eindeutig zu sauber aus und eure Kleider sind zu schön. Wir finden bestimmt etwas Passenderes. Ich habe bereits etwas für uns vorbereitet.»
Malek verliess kurz den Raum und kehrte dann wieder mit einigen schmutzigen Lumpen und einem Kessel mit Russ zurück. «Das hier solltet ihr anziehen!» meinte er und schmunzelte amüsiert. «Was diese Lumpen? Die sehen aber echt übel aus!» rief Benjamin. «Sie passen gut in die Welt der Grauen Stadt. Dort sind die Leute fast alle so gekleidet. Auch etwas Russ solltet ihr euch noch in Gesicht und Haare schmieren. Ich mache es auch, nur keine Angst!» «Aber sicher!» rief Pia lachend «wir machen es sowieso nur, wenn du es machst!» «Ihr zuerst!» Malek hielt den Geschwistern die Lumpen hin und diese zogen sich um. Dann nahmen sie leicht naserümpfend den Russ und strichen sich etwas davon auf Gesicht, Hände und Haare. Danach waren sie kaum mehr wiederzuerkennen. Ihre sonst glänzendblonden Haare, wirkten nun stumpf, glanzlos und ungepflegt. Die Kleider vervollständigten das Bild noch. «Perfekt, absolut perfekt!» grinste Malek. «So fallt ihr bestimmt kaum auf!» «Jetzt bist du aber dran!» rief Pia «wir sollten vielleicht deine Haare schneiden und deinen Bart abrasieren. Ich übernehme das!» «Aber… ich kann auch zaubern!» wehrte der Magier ab. «Ach komm! Lass mich das machen. Eine wirkliche, nichtmagische Aussehens Veränderung tut dir sicher mal gut!» «Meinst du?» «Klar! Warte ich hole die Schere! Setz dich auf diesen Stuhl!» Malek zögerte noch einen Moment dann aber tat er ergeben, wie ihm geheissen.
Nun begann eine absolute Umwandlung des Zauberers. Als alles fertig war, konnten sie es kaum glauben. Vor ihnen stand nun eine völlig neue Person. Malek sah ohne Bart viel jünger aus und der kurze Haarschnitt stand ihm gut. Beeindruckt betrachtete er sich im Spiegel und murmelte: « Ist ja kaum zu glauben! Ich erkenne mich selbst kaum wieder.»
«So soll es auch sein!» sprach Benjamin zufrieden. «Ab diesem Moment an, bist du nicht mehr Malek, sondern Miros der Magier, Freund und Helfer aller Schwachen, Kranken und Bekümmerten!» Malek musste über diese feierlichen Worte schmunzeln. Er machte vor den Kindern eine tiefe Verbeugung und erwiderte theatralisch: «Gestatten, Miros mein Name!» Die Geschwister lachten und klatschten. Dann rief Pia «Nun aber noch die Verkleidung!» Sie warf ihm die Lumpen zu und Malek zog sich schnell um. Dann steckte Pia ihre Hände in den Russkübel und strich den Inhalt dem Zauberer ins Gesicht. Dieser lachte erneut und rief: Hehe nicht so stürmisch! Das mache ich glaub ich lieber selbst!» Er griff nun auch noch in den Kübel und strich sich noch etwas mehr Russ ins Gesicht. Schliesslich sah er genauso aus wie die Leute in der Grauen Stadt… Genauso? Nun ja vielleicht sogar noch etwas schmutziger. «So, dann müssen wir jetzt noch ein paar Dinge einpacken. Ich muss Medizin mitnehmen und verschiedenste andere Hilfsmittel, um den Leuten dort ein wenig ihr Schicksal zu erleichtern. Früher war ich sehr bewandert in den Heilkünsten, in praktischer, wie auch in magischer Hinsicht.» «Und gerade darum ist es sehr schön, dass du mit uns kommst!» freute sich Pia. «Vielleicht fällt uns ja auch etwas wegen Skarion ein. Wir werden sehen.
Als sie alles Nötige gepackt hatten, brachten sich die drei in Meditations-Position und dann ging ihre Reise in Nofretes einstige Heimatwelt los!