Galmachos bat nun die neuen Verbündeten am wärmenden Feuer Platz zu nehmen und rief: «Bringt etwas zu Essen und zu Trinken für unsere neuen Gäste!» Dann wandte er sich an die Freunde: «Leider kann ich euch nicht so viel anbieten, aber das Wenige das wir haben, wollen wir gerne mit euch teilen, denn ihr bringt uns neue Hoffnung!» «Das ist nicht nötig!» wehrte Benjamin ab «Behaltet dieses Wenige für euch, ihr braucht es nötiger!» Doch Galmachos bestand darauf, dass sie wenigstens etwas zu sich nahmen und da sie ihn und seine Leute nicht beleidigen wollten, nahmen die Freunde einen kleinen Happen, von dem was man ihnen anbot.
Während sie assen und tranken, besprachen sie mit Galmachos und einigen seiner Männer, ihr weiteres Vorgehen. Malek fragte, an den Rebellenführern gewandt: «Gibt es irgendeinen Weg in den Tempel hinein?» «Leider keinen, bei dem man unentdeckt bleibt. Der böse Priester hat überall diese furchtbaren Wächter postiert. Diese sind praktisch unverwundbar, kennen keinen Schmerz und empfinden nichts. Sie haben weder ein Gewissen noch irgendeinen Schwachpunkt und wenn… dann kennen wir ihn nicht. Viele meiner Männer, sind im Kampf gegen diese Metallriesen schon ums Leben gekommen oder man nahm sie gefangen, um etwas über unsere Rebellion herauszufinden. Bisher aber, scheinen alle dichtgehalten zu haben, denn noch wurden wir von Skarion und seinen Schergen nicht aufgespürt. Wir wechseln auch immer mal wieder etwas den Standort.»
Damian sprach: «Ihr habt Glück, dass es hier unten so ein verzweigtes Labyrinth gibt. Es wurde früher vielseitig genutzt, teils als Kanalisation, teils als Katakomben, wo man die Toten bestattet hat oder auch schon als Kerker.
Es gibt sogar einen Weg ins Kellergewölbe, unter dem Tempel. Er ist noch da, das habe ich, als ich eine Ratte war, überprüft. Es ist ein gut versteckter Geheimpfad, dessen Eingang, jedoch nicht so leicht zu finden ist. Ich kann euch jedoch hinführen, wenn ihr wollt.» «Ihr wart ja als Ratte ziemlich umtriebig mein König,» sprach Galmachos scherzhaft. «Ja, ich dachte es kann nicht schaden, wenn ich meine Tierform auf nützliche Weise nutze.» «Darf ich fragen, wie es überhaupt so weit kam, dass ihr zur Ratte wurdet?»
Malek alias Miros, zuckte unmerklich etwas zusammen und er wechselte einen vielsagenden Blick mit Pia und Benjamin.
«Das ist eine ziemlich traurige Geschichte,» sprach Damian betrübt. «Einer meiner einst engsten Vertrauten, hat mir das angetan und noch vielen anderen meiner Familie und meines Hofstaates. Es war ein junger Zauberer, namens Malek. Er war einst mit meiner Tochter Nofrete zusammen. Doch sie konnte ihn nicht heiraten, denn als Königstochter, war sie bereits einem anderen Manne versprochen. Das hat in Malek scheinbar eine schrecklich finstere Seite geweckt und nachdem sein dreiköpfiges Monster alles hier dem Erdboden gleich gemacht hat, hat er mich und die anderen in verschiedenste Tiere verwandelt und dazu auch noch in unterschiedlichste Welten verbannt.
Ich blieb hier, denn Malek wollte, dass ich den Zerfall, meines einst so geliebten Reiches, miterlebe. Als Ratte war ich hilflos. Ich konnte nichts tun und musste einfach auf den richtigen Moment warten, um handeln zu können. Nun ist dieser Moment gekommen und endlich bin ich wieder ich selbst und nicht mehr zu solcher Untätigkeit verdammt. Das alles habe ich meinen neuen Freunden zu verdanken!» Er lächelte und klopfte Malek liebevoll auf die Schultern. Dieser glaubte, das Herz müsse ihm stillstehen und ein tiefer Schmerz, zog seine Brust zusammen. Einerseits holte in die Trauer über den damaligen Verlust von Nofrete wieder ein und auch etwas die Wut, die er damals empfunden hatte, andererseits fühlte er sich erneut schrecklich schuldig.
Mit aller Kraft versuchte er sich nichts anmerkten zu lassen. Doch Damian und die anderen deuteten seine Erschütterung, zum Glück als ehrliches Mitgefühl. «Das alles… tut mir sehr leid…» sprach Malek. «Es muss schlimm für dich und all die anderen gewesen sein.» Damian nickte mit ernster, trauriger Miene: «Ja das war es wirklich. Zum Glück aber, haben du und deine jungen Freunde uns nun neue Hoffnung gebracht und ich bin sicher, vereint werden wir das Reich der hundert Juwelen bald wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen. «Wir brauchen aber einen guten Plan,» fügte er dann geschäftig hinzu. «Hat irgendjemand eine Idee?»
«Zuerst müssen wir eine geeignete Waffe gegen diese metallenen Riesen finden» sprach Malek, froh dass Damian nun das Thema wieder gewechselt hatte. «Ich glaube, ich hätte da etwas: Ein ziemlich aggressives Gebräu, das Metall in Windereile auflöst und die Metallriesen unschädlich machen könnte. Ich kann es zubereiten und in kleine Flaschen abfüllen. Doch man sollte aufpassen, dass man nicht selbst von dem Gebräu getroffen wird. Das kann sehr schmerzhaft sein und unangenehme Folgen haben. Doch gerade weiss ich nichts anderes, das gegen diese Metallriesen effizient genug sein könnte. Wenn der Weg in den Tempel schliesslich frei ist, werde ich mich auf die Suche nach Skarion machen und ihn heraufordern. Ihr befreit alle Gefangenen, damit sie uns ebenfalls helfen können. «Gibt es irgendwo gute Rüstung, vorzugsweise aus Leder, da das Gebräu, dass ich euch als Waffe mitgeben will, dem Leder weniger anhaben kann?» «Wir sind mit solchen Dingen leider eher dürftig ausgerüstet,» sprach Galmachos bekümmert. «Es sollte hier in der Stadt eine Rüst- und Waffenkammer geben,» mischte sich Damian ins Gespräch. «Damals, als ich noch regierte, haben wir diese einst zur Sicherheit angelegt. Ich kann euch gern auch dorthin führen, sie besteht tatsächlich noch und wurde gute versiegelt, das konnte ich als Ratte herausfinden. Wenn wir dort einbrechen, werden wir alles finden was wir brauchen. Skarion wird das wohl eher nicht sogleich auffallen, denn er braucht für seine Armee, weder Waffen noch Rüstungen.» «Also gut! Das klingt nach einem guten Plan,» freute sich Galmachos. «Dann lasst uns also noch die Details besprechen, damit wir baldmöglichst loslegen können!»