Lumniuz begann nun aufgeregt die angekündigten Neuigkeiten zu erzählen.
«Es sieht ganz so aus, als ob wir wüssten, wo sich einer der Medaillonsviertel befindet. Es ist im Zwergen Reich. Doch wie ihr damals ja im Gasthaus zum Goldenen Gral mitbekommen habt, haben die Zwerge grosse Probleme mit einigen Riesen. Damals erzählte Sturmius uns doch, dass ihr Anführer Sebius mit selbigen zu verhandeln gedenkt. Allerdings ist dieses Unterfangen gescheitert. Die Riesen liessen nicht mit sich reden, im Gegenteil. Sebius, Sturmius und seine Begleiter, kamen nur knapp mit dem Leben davon. Doch sie haben dort im Hause dieser schrecklichen Riesen, etwas entdeckt… Und jetzt haltet euch fest! Es war der Erd- Teil des Medaillons! Irgendwo her mussten die Riesen diesen Teil herhaben. Als ich nun wieder einmal im Gasthaus war, da habe ich Sturmius und seine Leute erneut angetroffen und wir redeten über eure Mission. Als ich von dem Medaillon sprach, kam den Zwergen in den Sinn, dass ihr Anführer von einem seltsamen Artefakt gesprochen hatte, welches sehr gut geschützt, in den Gemächern der Riesen aufbewahrt werde. Natürlich bin ich sogleich hellhörig geworden und wir haben nähere Recherchen angestellt. Und nun sind wir fast 100% -ig sicher, dass es sich um einen echten Teil des Medaillons handelt. Es würde ja auch Sinn machen, denn das Zwergen Reich gehört ebenfalls zum Erdreich. Wie auch immer die Riesen da rangekommen sind, ihr solltet zusehen, dass ihr es ihnen wieder abjagen könnt.» «Das sind ja tatsächliche unglaubliche Neuigkeiten!» freuten sich die Geschwister. «Was haben wir doch wieder für ein Glück! Natürlich werden wir uns sofort auf den Weg ins Zwergen-Reich machen!» Malek sprach leise aus dem Hintergrund: «Das trifft sich tatsächlich aussergewöhnlich gut, denn einer der Verbannten, befindet sich im Zwergen-Reich, so könntet ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.» Die Jugendlichen nickten erfreut und sprachen dann zu Lumniuz: «Vielen Dank, dass du uns sogleich informiert hast. Wir werden uns sofort auf den Weg machen!» «Ihr müsst euch sehr in Acht nehmen!» warnte der Erdgnom. «Seit die Riesen im Zwergen- Reich ihr Unwesen treiben, ist es ziemlich gefährlich dort geworden. Ich werde euch noch eine genauere Beschreibung von eurem Ziel geben, dann könnt ihr euch dorthin begeben. Viel Glück und haltet uns unbedingt auf dem Laufenden!» «Das werden wir! Malek kann euch ja jeweils über die Kristallkugel die neuesten Entwicklungen mitteilen. Vielleicht kann er sogar mit uns kommen?» «Nein, leider kann ich nicht ins Zwergen-Reich,» sprach der braunhaarige Magier. «Aber wir werden schon einen Weg finden in Kontakt zu bleiben.» «Das ist gut!» sprach Lumniuz. «Vielen Dank, auch dir Malek, dass du den Geschwistern hilfst.» Malek wagte sich jetzt sogar einen Moment lang zu zeigen und Lumniuz lächelte ihm aufrichtig zu. «Viel Glück euch allen!» sprach er dann und kurz darauf brach die Verbindung wieder ab.
«Das ist ja unglaublich!» rief Pia «wir müssen uns sofort auf den Weg machen. Schaden kannst du diesmal nicht mit uns kommen Malek. «Vielleicht kann ich irgendwann mal ins Zwergen-Reich… wer weiss. Spätestens dann, wenn ihr das Medaillon zusammengesetzt habt.» «Noch sind wir davon aber ziemlich weit entfernt.» «Wenn das was Sebius da gesehen hat, wirklich der echte Medaillonsviertel der Erde war, dann seid ihr eurem Ziel aber schon ein paar Schritte näher. Ausserdem könnte ihr gleich noch den königlichen Koch, sein Name ist Humbold aufsuchen und ihm seine alte Gestalt wiedergeben. Er wurde in ein Schwein verzaubert.» «Ach du meine Güte!» rief Pia «Ein Schwein!? Dann wird es aber Zeit, dass wir ihn da rausholen. Schweine können jederzeit geschlachtet werden. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät!» «Ich denke nicht. Gerade gestern habe ich noch kurz mit der Kristallkugel nach ihm gesehen. Noch ist er wohlauf. Er hat aber nicht gerade ein schönes Leben. Wir packen jetzt gleich eure Sachen, damit ihr ihn aus seiner misslichen Lage befreien könnt und vielleicht könnt ihr ja auch etwas für die Zwerge tun. Das Wichtigste aber: «Seht zu, dass ihr den Medaillonsviertel an euch bringen könnt!»
Nachdem die Geschwister bereit waren, trafen sie sich erneut mit Malek in der Zauberkammer. «Ich werde euch in der Kristallkugel zeigen, wo sich Humbold gerade aufhält. Vielleicht sucht ihr ihn zuerst auf und befreit ihn aus seiner misslichen Lagen, danach könnt ihr die Zwerge kontaktieren.» Pia und Benjamin nickten zustimmend und schauten nun gebannt in die Kristallkugel, bis sich erneut ein Bild zeigte: Vor ihnen erschien eine riesige Schweineherde. Sie befand sich in einem grossen Gehege, voller Schlamm und Dreck. Fröhlich grunzend, suhlten sich die Schweine darin. Einige frassen laut schmatzend aus einem grossen Zuber, worin sich allerlei Essensreste befanden. Nur eins der Tier, welches einen goldenen Ring in seinem linken Ohr hatte, stand etwas abseits. «Das muss Humbold sein!» rief Pia. Malek nickte zustimmend. «Der arme Kerl!» sprach Ben mitfühlend, das Schweinedasein ist sicher nicht einfach für ihn. Wir müssen uns beeilen! Machen wir uns bereit!» Malek reichte den Geschwistern noch den Rückverwandlungs- Trank. «Dann also viel Glück! Lasst euch nicht von den Riesen erwischen! Ich werde mich jetzt zurückziehen, damit ihr in Ruhe eure Sphärenwanderung antreten könnt.»
Reise ins Zwergen-Reich
Humbold der königliche Koch
So geschah es und kurz darauf machten sich die Geschwister auf den Weg. Wie immer wurden sie durch den farbigen Sphären- Kanal gezogen. Als sie jedoch in der Zwergen- Welt ankamen, hatten sie einen kurzen Moment lang ernsthafte Probleme sich zu orientieren. Sie wurden von allen Seiten her gestossen, so unsanft, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren. Lautes Quieken und Grunzen drang an ihre Ohren. Sie befanden sich mitten in der Schweineherde, die sie vorhin in der Kugel gesehen hatten, doch die Schweine hatten sich nun auf einmal in Bewegung gesetzt. Den Geschwistern blieb nichts anderes übrig, sie mussten sich von den aufgeregten Tieren mitziehen lassen, denn gerade gab es keinen Ausweg aus dieser Masse gut gemästeter Schweineleiber.
«Was ist da los!?» rief Pia «eben hat sich dieser Herde doch noch ganz friedlich im Dreck gesuhlt!» Benjamin versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Doch die Schweineherde drängte weiter vorwärts und sie mussten aufpassen, dass sie nicht umgerissen und zertrampelt wurden. Sie wussten nicht was da los war. Ein beissender Gestank hing in der Luft und immer wieder wurden sie von den dreck-verschmierten Schweinen gestreift. Am Ende waren ihre Kleider und Gesichter über und über voll von Schmutz. Benjamin streckte noch einmal seinen Hals und dann erkannte er, dass die Schweine auf ein weiteres Gehege zuliefen, dass sich neben einen riesigen Haus befand. Das Haus war viel grösser als ein normales Haus und seine Eingangstür, fast 5 Meter hoch. Der Junge versuchte hinter sich zu blicken, doch schon wieder wurde er geschubst und verlor beinahe das Gleichgewicht. Pia packte ihn gerade noch rechtzeitig und zog ihn wieder auf die Füsse. «Wir schauen nachher, wo wir sind! Ich glaube die Schweine werden von irgendwem oder irgendwas in das Gehege dort getrieben!»
Tatsächlich war es so. Als sie jedoch beim besagten Gehege ankamen, erschraken die Geschwister zu Tode. Ein mächtiger Schatten, schob sich urplötzlich über sie. Er war so gross, dass er die Sonne einen Augenblick lang zu verdecken schien. Sie blickten nach oben und dann… sahen sie ihn: Eine mächtigen Riesen von sicher 3-4 Metern Höhe. Er hatte graubraunes, buschiges Haar und einen buschigen Bart und war sehr kräftig gebaut. Die Geschwister duckten sich so gut es ging zwischen die Schweine, welche nun zum Glück wieder etwas langsamer geworden waren und sich nun in das bereits offene Gehege drängten. Dort drin verteilten sie sich nun wieder. Der Riese, welcher die Geschwister zum Glück nicht entdeckt hatte, weil sie nun ebenso schmutzig wie die Schweine und gut getarnt waren, schloss nun zufrieden das Gatter hinter der Herde und rief dann mit einer dröhnenden Stimme, die alles zum Erbeben brachte, Richtung Haus: «Hej Frau! Ich habe uns etwas für unseren Hunger gebracht. Wir können gleich mit dem Schlachten beginnen!»
Pia und Benjamin erzitterten und drückten sich in eine Ecke des Geheges, um nicht doch noch entdeckt zu werden. «Sie wollen diese Schweine jetzt wirklich alle schlachten!» flüsterte Benjamin. «Es wird höchste Zeit, dass wir Humbold finden und dann von hier verschwinden!» Sie schauten sich suchend nach dem Schwein, mit dem goldenen Ring im Ohr um, als auf einmal die Türe des grossen Hauses aufflog und eine weibliche Riesin, welche ein wenig kleiner war, als der Mann, heraustrat. Sie war ziemlich dick und trug eine knallrote Schürze. Ihr schon etwas angegrautes, dunkelbraunes Haar, war zu einem Knoten im Nacken zusammengesteckt. Erfreut glitt ihr Blick über die vielen Schweine. « Eine wahrlich prächtige, gut genährte Herde!» rief sie «die reicht für einige Tage. Ich werde gleich alles vorbereiten. Könntest du mir noch etwas Holz und das Hackebeil aus dem Schuppen drüben bringen?» «Natürlich!» rief der männliche Riese und verschwand hinter dem Haus. Die Frau drehte sich wieder um und kehrte ins Haus zurück. Die Geschwister atmeten erleichtert auf. «Dann schauen wir, dass wir unseren königlichen Schweinekoch bald finden!» meinte der Junge. «Ich glaube ich habe ihn gesehen!» rief Pia «dort drüben!» Sie bahnten sich einen Weg zwischen den Schweinen hindurch, stemmten sich gegen sie und stiessen sie so gut es ging beiseite. Etwas atemlos kamen sie bei dem Schwein mit dem Ohrring an, welches ihnen erstaunt entgegenblickte. «Bist du Humbold, der königliche Koch der Prinzessin Nofrete und ihrer Familie?» fragten sie. «Ja!» erwiderte das Schwein «aber woher…» «Wir sind hier, um dir zu helfen. Doch sprechen wir später darüber! Wir müssen raus hier, sonst fressen der Riese und seine Frau, dich und vielleicht sogar auch uns, mit Haut und Haaren auf. Dort drüben ist das Tor, wir werden es öffnen.» «Glaubt ihr, ihr schafft das, das ist ein mächtiges Tor!» «Das schaffen wir schon!» Benjamin kletterte auf den doch recht hohen Zaun und versuchte den Riegel zurückzuschieben. Es gelang ihm zuerst jedoch tatsächlich nicht. Pia kam ihm zur Hilfe und mit vereinten Kräften schafften sie es. Der Riegel öffnete sich und das Tor schwang zurück. «Los! Beeilen wir uns, bevor die Riesen wiederkommen!» Das liess sich das humboldsche Schwein nicht zweimal sagen und lief so schnell es konnte davon. Die Geschwister folgten ihm, so gut es mit ihren zwei Beinen eben ging. Die anderen Schweine merkten indessen, dass sie frei waren und stoben nach allen Seiten davon.