In der Unterwelt- Der alte Gott
«Was um alles in der Welt, ist das!» rief Malek und sprach laut einen weiteren Zauberspruch, doch dieser nützte nichts. Das Schiff begann nun beängstigend zu schwanken und mit schreckgeweiteten Augen, sahen die drei, wie sich eine riesige, weisslich glibbernde Masse, um den Rumpf ihres Gefährts legte. Es war ein unförmiges Etwas, mit langen Tentakeln und es schien aus mehreren humanoiden Organismen zu bestehen, die schreiende Münder und auch Gliedmassen besassen. Es kam den Freunden vor, wie bei einigen Ameisen, welche einzelne Organismen waren und doch so eng zusammenarbeiten konnten, dass sie wie ein einziges Wesen funktionierten. Dieses Wesen hier, war jedoch um so vieles schrecklicher! Es nahm nun immer mehr die Form einer Art Qualle an und zerrte und riss wild am Schiff. Dieses schwankte immer mehr hin und her, hohe Wellen aus Blut türmten sich auf und schwappten über das Schiff und seine Insassen hinweg. Es war unglaublich eklig und sie konnten bald gar nichts mehr sehen. Sie versuchten zusammenzubleiben, doch es gelang ihnen nicht. Der Mast des Schiffes brach auf einmal ab und traf die Geschwister am Kopf. Gleich darauf, wurde ihnen schwarz vor Augen…
Malek versuchte alles, um sich gegen das schreckliche Monster zur Wehr zu setzen, jedoch ohne Erfolg. Schliesslich packte ihn einer der Tentakel und zog in hinab in die Tiefe. Brodelnde, rote Schwärze umhüllte ihn und er hielt instinktiv den Atem an. Immer tiefer und tiefer hinab, wurde er gerissen. Tausende, schemenhafte, weisse Gestalten wimmelten um ihn herum. Der seltsame Glibber des quallen- artigen Monsters, umhüllte ihn nun immer mehr. Zuerst wollte Panik ihn ergreifen, bis er merkte, dass die Hülle ihm eigentlich Schutz vor dem blutigen Wasser bot. Seine Sicht wurde nun klarer und er wagte sogar, wieder zu atmen und tatsächlich! Es gelang ihm problemlos. Immerhin etwas. Doch wohin nur, brachte ihn diese glibbrige Kreatur? Ob sie ihn vielleicht ohne dass er es merkte, langsam verdaute?
Es ging immer tiefer und tiefer hinunter und noch immer wimmelten die weissen Gestalten um ihn herum.
Schliesslich aber, erschien unter ihm der Eingang zu einer riesigen Unterwasserhöhle! Die Meduse schwamm hinein und eine Zeit lang, wurde es stockfinster um den Magier herum. Dann aber, tauchte wieder eine Lichtschimmer auf und eine riesige, zum grossen Teil trockene Grotte öffnete sich vor Malek. Tief beeindruckt, blickte er sich um. Die Kreatur, begann sich nun wieder in ihre Einzelorganismen aufzulösen und die weissen Gestalten, die sie gebildet hatten, schwammen nach allen Seiten davon. Malek stieg an Land und erblickte ein mächtiges Feuer, welches hier brannte. Es machte ganz den Eindruck eines normalen Feuers, was ihn sehr beruhigte. Dennoch war die Höhle erfüllt von einer finsteren Präsenz, die ihm trotz allem, Schauder über den Rücken jagte.
Kurz darauf, vernahm er schwere Schritte, die den Boden erzittern liessen und aus der tiefen Dunkelheit, im hinteren Teil der Grotte, tauchte eine mächtige, menschenähnliche Gestalt auf! Malek blieb wie angewurzelt stehen, sein Puls raste wie wild. Vor ihm stand ein riesenhafter, furchterregender Mann, mit einer schwarzen Augenbinde, unter der ein einziges, glühendes Auge hervorschimmerte. Er war mit langen Ketten um seine Beine gefesselt.
Malek wich erschrocken, ein paar Schritte zurück. Diese Kreatur war grösser, als alles, was er bisher zu Gesicht bekommen hatte. Das glühende Auge fixierte ihn, das konnte er sogar durch der Stoff hindurch sehen. Und dann erklang eine dröhnende, unheimliche Stimme:
«Nun, das ist also der grosse Malek, einer meiner Avatare!» Dem Magier gefror das Blut in den Adern, denn er erinnerte sich an die Worte des Schwarzen Druiden oben auf den Heiligen Berg:
Die Schriften unserer Gemeinschaft, sehen in dir die Inkarnation unseres Gottes, den wir seit uralten Zeiten verehren. Sein Name ist Balorion. Balorion war unglaublich mächtig und einer der ersten Götter, die es gab. Viele kennen ihn heute aber nicht mehr. Er war riesenhaft und mit einem Auge, das imstande war, unglaubliche Zerstörung anzurichten.
«Ich soll ein Avatar von dir sein?» rief Malek voller Abscheu «das glaube ich kaum!» «Ich weiss, du magst es nicht glauben, aber es ist so. Warum sonst, denkst du, habe ich dich herbringen lassen?»
«Du hast mich herbringen lassen?»
«Ja natürlich! Alle Wesen, welche alle hier im Blut-Meer dieser schändlichen Unterwelt ihr Dasein fristen, sind meine Getreuen.»
«Ich dachte immer, das ist das Reich des Herrn der Unterwelt?»
«Ein falscher Herrscher! Ein Herrscher, der alles tut, was meine Art verabscheut. Er hat einstmals Krieg gegen mich und meinesgleichen geführt und bedauerlicherweise gewonnen. Doch irgendwann, werde ich mir meinen Platz in der Welt wieder zurückerobern.»
«Der Herr der Finsternis hat einst gegen deinesgleichen gekämpft?»
«Ja. das hat er und als die Geschöpfe anfingen mehr an ihn zu glauben, als an mich, hat er mich besiegt. Dabei bin ich so viel älter als er, um so vieles stärker und auch weiser.»
Malek dachte in einem bösen Traum gefangen zu sein und sprach: «Ich glaube kaum, dass eine Kreatur wie du, wahre Weisheit besitzen kann! Du bist doch auch nur auf Zerstörung aus.»
«Und genau da liegst du falsch! Mein Anliegen war es und ist es immer noch, die alte Welt wieder auferstehen zu lassen. Eine Welt die jenseits von Gut oder Böse, jenseits von Richtig oder Falsch liegt.»
«Das geht nicht so einfach! Entweder man entschliesst sich für das Licht oder die Finsternis.»
«Und genau hier, unterscheidet sich meine Sichtweise, von der deinen. In der Alten Welt gab es noch kein Richtig oder Falsch noch kein Böse oder Gut. Es gab nur eine einzige Ordnung, jenseits falscher Moral und Pflicht.» «Das muss eine schreckliche Welt gewesen sein.»
«Das stimmt nicht!» donnerte der Riese zornig. «Es war eine viel bessere Welt als die Jetzige. Es gab ein Reich des Lebens und des Todes, doch keine Unterwelt oder Hölle, in der arme Wesen gepeinigt und eingesperrt werden. Jeder kam an den, ihm angepassten Ort, wenn er starb.»
«Das ist doch eigentlich heute noch so, die Geschöpfe die hier Qualen leiden, sind oft in ihren eigenen Gefängnissen gefangen und setzen sich diesen Leiden selbst aus. Dabei könnten sie jederzeit gehen, wenn sie es nur erkennen und tun würden.»
«Und genau das ist es! Diese falsche Moral, die sich im Laufe von Äonen, in den Seelen der Weltenbewohner festgekrallt hat, fügt den orientierungslosen Seelen dieses Leid zu und der Herr der Finsternis, nutzt das schamlos aus, um immer mehr Macht zu gewinnen. Er hat mich hier unten eingesperrt, ich kann nicht weg von diesem Ort, darum habe ich dich zu mir bringen lassen, um dich um Hilfe zu ersuchen.»
«Hilfe? Ich soll dir helfen von hier zu fliehen?»
«Ja, das könnte man so sagen.»
«Was kann ich da schon tun?»
«Du bist, wie ich sagte, eine Inkarnation von mir, dort oben auf der Welt. Du kannst das Denken der Geschöpfe so beeinflussen, dass sie mir wieder anfangen zu huldigen, so wie die Schwarzen Druiden, die sich einst von der alten Lehre der Tuatha de Danann (Druiden), abgewandt haben, um mir zu dienen. Solche wie sie sind es, die meine Macht auf den Welten, wieder so weit festigen können, dass ich erneut aufsteigen kann und du bist zu ihrem Anführer bestimmt. Wenn du dich in meine Dienste stellst, so wie sie es taten, dann wirst du reich belohnt werden. Deine Macht, kann es dann mit jener des Herrn der Finsternis aufnehmen…»
«Wie bitte?» sprach Malek ungläubig «Ich soll mächtig genug sein, um es mit dem Herrn der Finsternis aufzunehmen?»
«Ja, besonders mit meiner Hilfe. Du hast deine Stärke ja bereits mehrfach bewiesen.»
«Das verdanke ich nur dem neu erwachten, göttlichen Licht in mir. Wenn ich also wirklich gegen den Herrn der Finsternis antreten müsste, könnte ich nur siegreich sein, wenn mir dieses Licht dabei hilft und auch dann noch, ist es sehr schwierig. Denn der Herr der Finsternis, war einst von sehr hohem Blute, das weisst du.» «Auch ich bin von hohem Blute, genau wie du auch.» Malek wurde immer verwirrter, das was Balorion ihm da sagte, verunsicherte ihn doch ziemlich. Er glaubte auf einmal nicht mehr ganz klar zu wissen, was nun das Richtige war. Sollte er sich wirklich auf den ihm angebotenen Deal einlassen...?