„Das der Hexen konnten wir leider auch nicht finden“, warf ich in die Runde, um wenigstens so zu wirken, als hätte ich Mitspracherecht.
„Das hatte ich auch nicht anders erwartet, immerhin sind die Amulette, soweit ich weiß, im Besitz der Hexen. Sie wussten sich bisher wohl am besten zu verteidigen.“
„Schwesterherz, würdest du sie hier bitte wegschaffen? Ich kann dieses Menschenfleisch nicht mehr riechen!“, meckerte Laureen und warf ihre Hand, samt Haar, genervt nach hinten.
„Keine Sorge ich werde sie weit weg von deinem Zimmer unterbringen.“ Mum´s unruhige Blicke wanderten immer wieder zwischen Laureen, Melonie und mir hin und her. Kopf nickend versuchte ich sie zu beruhigen, doch das schien ihr nicht reichen zu wollen. Nachdenklich begann sie an der Innenseite ihrer Wange zu kauen und vorsichtig in ihren roten, schulterlangen Haaren herumzuspielen.
„Ist schon okay Mum, wir werden bald nachkommen. Folgt ihr einfach, sie wird euch alles erklären.“ Ich war mir nicht sicher, ob sie ihnen überhaupt etwas erklären würden. Vielleicht aber würde Mum auf diese Weise, Melonie mehr Vertrauen schenken. Das braunhaarige Mädchen lächelte ihr freundlich entgegen und griff nach ihrer noch freien Hand. Noch einmal kontrollierte sie meine Miene, ehe sie sich auf Melonie einließ.
„Gehst du zu Mami?“, fragte ich Mia, während ich sie auf den Boden stellte und mit meinen Zeigefinger auf meine Mutter deutete. Fröhlich begann sie zu schnalzen und lief unserer Mutter direkt die Arme.
Mit Laureen und Leandro ging ich etwas abseits vom Geschehen, damit wir nicht weiterhin gestört wurden.
„Also was ist jetzt?“, fing Leandro an und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
„Ich will wissen was das vorhin war.“
„Was was war?“
„Der Kuss.“ Leandro und ich schauten uns gleichermaßen geschockt an. Versuchte sie wirklich schon wieder ein Keil zwischen uns zu schlagen? Hatte sie wirklich immer noch nicht verstanden, dass Leandro in keinster Weise Gefühle für sie hegte?
„Was soll mit ihm gewesen sein?“, stellte sich Leandro blöd und kratzte kopfschüttelnd an seinem Hinterkopf.
„Ich verstehe jetzt warum er passiert ist.“
„Na das freut mich aber und dafür hast du uns jetzt hier her bestellt?“
„Euch? Nein mit dir wollte ich reden. Kann ja keiner ahnen, dass sie jetzt dein Anhängsel geworden ist.“
„Wie bitte? Sie ist nicht mein Anhängsel, sie ist meine Freundin und wenn dir das nicht passt, dann verschwinde doch einfach und lass uns in Ruhe“, brüllte er sie wütend an und stellte sich schützend vor mich. Sie hatte es anscheinend immer noch nicht verstanden. Was ging nur in ihrem Kopf vor? Machte sie sich etwa immer noch Hoffnung, nachdem er so deutlich gewesen war? Provokativ stellte ich mich neben ihn und verschränkte meine Hand in seine. Er brauchte mich nicht zu beschützen, nicht vor ihr. Aber da war es wieder gewesen. Wieder hatte er erwähnt, dass ich seine Freundin war.
„Deine Freundin? Das ich nicht lache, du gaukelst ihr immer noch etwas vor, nur damit du verstehst was der Graf so besonders an ihr fand. Hab´ ich nicht Recht?“
„Du bist völlig Verrückt. Kannst du dich nicht einfach damit abfinden, dass ich kein Interesse an dir habe? Muss ich wirklich noch deutlicher werden? Ist das immer noch nicht peinlich genug?“
Nun war das Rot fast verschwunden und stattdessen waren ihre Haare tiefschwarz geworden. Auch ihre Augen wurden langsam schwarz, während sie zu stampfen anfing. Unsicher entfernte sich Leandro von ihr und zog mich mit sich. Ich wusste nicht wovor er sich so fürchtete, denn ich sah in ihr nur ein kleines, eifersüchtiges Mädchen, das ihre Gefühle nicht so ganz unter Kontrolle hatte. Aber was wusste ich schon?
„Ich hasse dich!“, brüllte sie so laut, dass ihr Kopf knallrot wurde und ihre letzten Silben durch ein kleines Würgen unterbrochen wurden. Für einen Moment erschien alles still im Wald. Der Wind war verflogen, die Vögel verstummt und ihren Atem hielt sie an.
„Liebes reg dich nicht auf, er ist es doch gar nicht wert“, unterbrach die Stille plötzlich eine tiefe, heisere und dunkle Stimme. Ein dunkelhaariger, gebräunter Typ trat zum Vorschein und legte seine ungepflegten Finger um ihre Hüfte. Das dunkle Schwarz begann sich allmählich in ein helles Rot zu verwandeln und schließlich wurde sie wieder ganz ruhig. Ein Lächeln legte sich mit einem Schlag auf ihre Lippen und plötzlich sah sie gar nicht mehr so gefährlich aus. Dieser Typ interessierte mich nicht besonders, stattdessen beobachtete ich Leandro´s Reaktion ganz genau.
Auch wenn seine Mine gar versteinert und unbeteiligt wirkte, knetete er nervös seine Finger und wippte von der einen Seite auf die Andere. Grinsend drehte sich Laureen zu diesem Mann um und gab ihm einen intensiven Kuss, wobei sie immer wieder zu Leandro hinüber lugte und seine Reaktion prüfte. Erst als er sich für einen Augenblick etwas anmerken ließ und für eine Sekunde mit den Augen rollte, wurde ihr Grinsen immer breiter und ich begann darüber zu grübeln was das für eine Bedeutung hatte.
„Kommst du mit jagen? Ich habe Hunger“, fragte er, während seine Finger ihren schmalen Rücken entlang glitten. Mit einem Augenzwinkern in Richtung Leandro, nickte sie schwach und verschwand dann mit einem Mal von unserer Bildfläche.
„Was war das denn?“
„Das war ihr Ex.“
„Ex? Das sah aber eher nach ihrem Freund aus“, sagte ich grinsend und und legte meine kalten Hände auf seine Schultern.
„Das ist äußerst kompliziert bei den Beiden. Alles Eifersuchtsgehabe und Machtkämpfe.“
„Ist das nicht gut? Dann lässt sie dich vielleicht in Ruhe.“ Sein Lächeln war verschwunden und stattdessen zeichneten sich nun auf seiner Stirn tiefe Falten. Etwas schien ihn nicht mehr loslassen zu wollen. War es Laureen, war sie es mit diesem eigenartigen Mann?
Auch wenn er es zu verstecken versuchte, hatte ich das Gefühl etwas Eifersucht in seiner Stimme zu erkennen. Aber war nicht er derjenige gewesen, der mir versichert hatte, dass zwischen ihm und Laureen nie etwas gelaufen wäre? Das sah jetzt schon wieder ganz anders aus.
„Okay können wir los?“, fragte ich schmunzelnd, da ich meine unerklärliche Erleichterung auszunutzen wollte. Erfolgreich versuchte ich das zu verdrängen, was uns noch bevorstand. Für den Augenblick zumindest. Ich wollte den Moment genießen, den Moment der Erleichterung. Beruhigt zu sein, meine Familie in Sicherheit zu wissen.
„Aber können wir vorher etwas essen? Ich sterbe gleich vor Hunger.“ Für einen Moment brauchte ich eine Pause. Meinem Vater würde es gut gehen. Der Graf könnte ihm nichts mehr antun. Wir müssten ihn also nur noch finden und ihn aus irgendeiner Kammer befreien. So einfach stellte ich es mir jedenfalls vor. Es musste doch ein Mal einfach sein.
„Klar, aber komm erst mal her“, antwortete er und zog mich in seine Arme. Angenehme Wärme umgab mich und ich spürte, wie ich langsam müde wurde. Es war schön zu wissen, in seinen Armen sicher zu sein und es war beruhigend mit angesehen zu haben, wie er Laureen hatte abblitzen lassen. Doch eine Frage schwirrte mir immer noch durch den Kopf. Waren wir jetzt wirklich zusammen? Oder hatte er es beide Male nur aufgrund der Situation gesagt? Wir hatten es nie beschlossen und vielleicht wäre es auch zu früh dafür, aber ich wollte Gewissheit haben. Ich wollte sagen können, dass er mein Freund wäre. Bisher waren nur einige Tage vergangen, seitdem wir uns kennengelernt hatten. Aber all diese Zeit hatte ich mit ihm zusammen verbracht und mich irgendwie an ihn gewöhnt.
Ich mochte ihn unheimlich und solange wie wir noch hier waren, könnten wir diese Zeit doch zusammen genießen. Als Paar oder?
„Darf ich dich mal etwas fragen?“
„Sicher“, antwortete er ruhig, ließ mich wieder los und brachte so viel Abstand zwischen uns, dass wir uns in die Augen schauen konnten.
„Du meintest eben, ich wäre deine Freundin. Hast du das nur so gesagt oder meintest du das ernst?“, fragte ich vorsichtig und lächelte.
„Was? Ich dachte schon dass wir befreundet sind“, entgegnete er neutral. Befreundet? So was machten doch keine Freunde. Ich seufzte. Anscheinend sah er die Sache komplett anders wie ich.
Oder vielleicht hatte er sie nur falsch verstanden?
„Ach so, ich dachte du würdest vielleicht eine Beziehung wollen?“, hakte ich unsicher nach und bereute diese Worte schon im nächsten Augenblick. Aufregung stieg in mir auf. Warum hatte ich nur nachgefragt? Ich hätte alles so lassen sollen, wie es war. Er fühlte sich jetzt sicher überrumpelt. Wahrscheinlich hatte er darüber noch nicht einmal nach gedacht. Der Hunger verschwand und stattdessen überkam mich erdrückende Übelkeit. Was wenn er wirklich nein sagte? Wen er sich das mit uns auf lange Sicht nicht einmal vorstellen konnte. Aber warum hatte er es dann vor Laureen nur so klingen lassen? Und vor meiner Mum?
Schnell wendete ich meine Augen von ihm ab und schaue gespannt zu Boden. Diesen Blickkontakt konnte ich nicht mehr ertragen. Meine Angst, er würde nein sagen, war viel zu groß.
„So war das nicht gemeint.“ Toll, eine richtige Antwort hatte ich immer noch nicht. Warum stellte er sich nur so stur? Oder wollte er meine eigentliche Intention nicht verstehen?
„So hörte es sich aber an. Was ähm... würdest du denn von einer festen Beziehung halten?“, fragte ich mutig und hielt die Luft für einen Moment an.
„Von einer festen Beziehung? Mit dir?“ Natürlich mit mir! Seine Stimme klang ungewöhnlich ängstlich. Fürchtete er sich so sehr mit mir zusammen zu sein?
„Es ist nicht dass ich dich nicht mögen würde, aber... ich denke wir sollten das erst mal auf uns zukommen lassen. Lass uns darüber ein anderes Mal sprechen, ja?“ Enttäuscht nickte ich. In meinem Hals hatte sich ein fetter Kloß gebildet und ich bekam kein Wort mehr heraus. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, die ich ihm unter keinen Umständen zeigen wollte. Er sollte nicht sehen, dass ich von seiner Antwort so enttäuscht war. Schnell drehte ich mich um und wischte die Tränen aus meinem Gesicht, bevor er sie entdecken würde. Warum musste ich auch ausgerechnet jetzt anfangen zu weinen?
„Da ist aber noch etwas anderes über das wir reden sollten“, unterbrach er meine Gedankengänge und machte mich wieder aufmerksam. Reden? Was? Wollte er mir jetzt auch noch sagen, dass er mich nur mochte und keine Gefühle für mich hatte? War er doch auf diesen Typen von Laureen eifersüchtig? Nein! Das konnte doch echt nicht wahr sein! Ich wusste es war falsch gewesen mich jemals wieder auf ihn eingelassen zu haben, aber es war so verlockend gewesen, er war verlockend. Sein Lachen, das Glitzern in seinen Augen und wie er sich so zuvorkommend um mich gesorgt hatte. All das rief unweigerlich ein Kribbeln in meinem Bauch hervor. Er konnte mir das doch jetzt wirklich nicht antun!
„Alex?“, unterbrach er meine begonnen Gedankengänge und brachte mich damit wieder zur Besinnung.
„Hast du mir zugehört?“
„Was? Ja, also nein“, brachte ich stotternd hervor und schlug seine Hand weg. Doch noch bevor er mir antworten konnte, warf ich eine belanglose Frage in die Runde, die von meiner Enttäuschung ablenken sollte.
„Was essen diese Wesen eigentlich? Weil Laureen vorhin meinte, dass sie Menschenfleisch nicht riechen kann?“
„Was? Wie kommst du denn jetzt darauf? Was zur Hölle tut das zur Sache?“, brachte er völlig aufgelöst hervor. Was das zur Sache tat? So könnte ich mich vor seinen verletzenden Worten schützen. Mir war klar, dass er mich verletzen würde und trotzdem könnte ich mich nicht von ihm fernhalten.
„Essen die etwa Fisch? Das würde auch erklären warum Laureen bei unserem ersten Zusammentreffen, so nach Fisch gestunken hat. Oder essen sie ganz normale Nahrung wie wir? Vielleicht aber trinken sie auch das Blut von Tieren? Oder...“, gerade als mir die Ideen ausgehen wollten, zog er mich in seinen Arm und begann über meine Schulter zu streichen.
„Alex, das ist jetzt vollkommen unwichtig.“ Ich verstand nur Bahnhof. Immer noch war ich mir sicher, dass er das zwischen uns beenden wollte. Warum aber nahm er mich dann in den Arm? Wollte er es mir noch schwerer machen? Wollte er dass ich richtig leiden würde?
„Und was ist dann wichtig?“, fragte ich mit bebender Stimme und blickte ihn mit nassen Augen entgegen.
„Was ist los Prinzessin? Ich habe doch noch gar nichts gesagt.“ Wann hörte er endlich mit diesem Spitznamen auf!
„Doch, wir müssen reden“, flüsterte ich und stieß mich aus seiner beschützenden Umarmung. Verdammt warum empfand ich nur so? Könnte ich ihn nicht einfach hassen? Ihm nie begegnet sein? Dann wäre das Alles hier nicht passiert! Ich würde mein kleines, oberflächliches Leben führen und mich mit alltäglichen Dingen wie Schule, Freunde und Familie beschäftigen.
„Willst du das wirklich?“ Verblüfft von seiner Frage, hörte ich auf in seine blauen Augen zu starren und wandte mich dem holprigen Boden zu.
„Wünscht du dir wirklich wir wären uns nie begegnet?“ Ob ich mir das wirklich wünschte? Was war das überhaupt für eine Frage?
„Hör auf damit! Behalt´ deine Gedanken bei dir und ich behalt´ meine bei mir!“, fuhr ich ihn verärgert an und verschränkte wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust. Ich wollte dass er es sagte, dass er selbst sagte, er würde etwas für diese billige, hässliche und verdammt perfekte Laureen empfinden! Perfekt, dieses Wort beschrieb sie beide am besten. Vielleicht würden sie genau deswegen so gut zusammenpassen.
„Was ist los mit dir? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Meine Lippen begannen zu beben, die Tränen in meinen Augen wurden mehr und meine Mundwinkel begannen zu zittern, während ich versuchte meinen schützenden, genervten Gesichtsausdruck beizubehalten.
„Los sag es schon! Sprich es aus und versteck dich nicht länger hinter deinem versteinerten und unbeteiligten Gesicht!“, zischte und hatte es endlich geschafft die Tränen runterzuschlucken.
„Du weißt es?“
„Na klar, ich bin nicht blind. Ich habe deine Blicke gesehen, wie du sie angeschmachtet hast und wie eifersüchtig du warst, als dieser Typ aufgetaucht ist. Na los sag schon.“
„Sag schon? Was soll ich sagen?“
„Du hast mich angelogen, schon wieder! Du stehst auf sie, richtig?“, flüsterte ich unentschlossen. Es wäre das Beste er würde es einfach zugeben. Mich enttäuschen und verletzen. Er sollte bloß abhauen und mich in Frieden lassen, aber wie sollte ich dann ohne ihn zurechtkommen? Ohne ihn als Vampir, völlig unerfahren, neu und naiv? Auch wenn ich versuchte mir zu wünschen, dass ich Recht hatte, gab es einen Teil in mir, der hoffte. Der immer hoffen und blind alles glauben würde, was er mir erzählte. Diesen Teil hasste ich an mir. Schon wenn er nur vor mir stand, mich so begehrend anschaute und lächelte, könnte ich alles vergessen und verzeihen. Warum war man nur so unheimlich blind und naiv, wenn man verliebt war?
„Warte mal wovon redest du eigentlich? Doch nicht schon wieder von Laureen oder?“ Schon wieder? Was sollte das denn heißen? Gab es etwa noch ein anderes Mädchen in seinem Leben? War es vielleicht Melonie?
„Natürlich, wen soll ich denn bitte sonst meinen? Geht es nicht immer nur um sie?“
„Oh Gott Alex, dachtest du etwa ich will das zwischen uns beenden?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem verschmitzten Grinsen.
„Was ist denn daran so lustig? Erst sagst du mir, dass du keine Beziehung willst und dann meinst du auch noch, dass wir reden müssten“, zischte ich.
„Ich habe nie gesagt, dass ich keine Beziehung mit dir will. Ich denke nur, dass wir uns einfach etwas Zeit lassen sollten.“
„Warum? Wenn du mich wirklich mögen würdest, dann... dann ähm.“
„Dann was?“, unterbrach er mich ungeduldig.
„Dann würdest du nicht zögern.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und drückte meinem Gesicht ein Fragezeichen auf. Was fand er daran so unheimlich lustig? Freute er sich darüber, dass schon wieder er die Kontrolle hatte? Das es wieder nur er war, der wusste was als nächstes passieren würde?
Bevor weitere Gedanken meinen Kopf überfluten konnten, zog er mich wieder zu sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Was für ein Spiel trieb er mit mir? Warum konnte er nicht einfach sagen warum er nicht mit mir zusammen sein wollte. Ich wollte und konnte nicht verstehen was so schwierig daran war, sich einfach zu binden.
„Na gut, vielleicht sollten wir es probieren.“
„Aber ich will doch nicht, dass du das nur sagst, damit ich Ruhe gebe.“
„Nein ich will das doch auch“, flüsterte er plötzlich und löschte somit alle Fragen und Bedenken vorerst aus meinem Kopf.
„Es ist nur manchmal schwer für mich, sich auf etwa einzulassen.“
„Also...“
„Ja, dann sind wir jetzt offiziell zusammen“, unterbrach er mein Gestammel und küsste mich.
Erleichterung machte sich wieder in mir breit und Freude überflutete meinen ganzen Körper. Er hatte ja gesagt, er war tatsächlich mein Freund. Alle Bedenken waren verschwunden und stattdessen stieg das Gefühl der Sicherheit an. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag sein frisches Parfum eingeatmet, doch schon nach einem Augenblick wurde seine Umarmung schlaffer.
„Alex?“
„Ja.“
„Wir müssen trotzdem reden.“ Die Worte kamen nur schwer über seine Lippen und ich spürte an seiner verkrampften Haltung, dass er diese Worte am liebsten zurückgenommen hätte. Nicht nur er wollte das, nein ich wünschte es mir auch. Diese vier Worte brachten so viel Ärger mit sich, dass ich am liebsten ihre Auswirkungen wieder vergessen hätte.
„Alex es ist so...“
„Hör auf, ich will es nicht hören, nicht jetzt“, unterbrach ich ihn schnell und lehnte mein Gesicht wieder an seinen muskulösen Oberkörper an.
„Du musst es wissen. Alex dein...“
„Pst!“
„Ich kann nicht warten.“
„Ich aber. Bitte Leandro schenk mir diesen Moment. Egal was es ist, es ist nichts Gutes und es wird mir diesen schön Moment verderben.“
„Das ist unvernünftig.“
„Das ist mir egal. Ich will nur ein wenig Zeit in der ich denken kann, dass alles gut ist. Das wir es geschafft haben.“ Schwer atmend drückte er mich wieder näher an sich und gab schließlich klein bei.
„Wenn du das wirklich willst?“
„Ja.“ Mit diesem Wort verschwand die Diskussion und wir begannen uns unter den dunklen Tannen zu küssen. Ich spürte den kühlen Wind in meinen Gesicht und seine kalten Finger an meiner Hüfte. Energisch zog er mich an sich heran und mein Herz wollte Freudensprünge machen. Wieder stieg mir sein unwiderstehliches Parfum in die Nase und wieder fragte ich mich, ob ich ihn genauso verrückt machte, wie er mich. Die Aufregung wollte den ganzen Kuss über nicht verschwinden, trotzdem schloss ich langsam die Augen und genoss diesen einen wertvollen Moment, voll von Sorglosigkeit und Glück.
„Aber es ist falsch.“