Unruhig wippte mein Bein auf und ab. Kratzend fuhr mein Bleistift über das raue Papier und zeichnete krumme Linien, die kein Psychologe jemals hätte deuten können. Geblendet blinzelte ich in das grelle Licht über mir, was gerade erleuchtet war und spürte, wie der Druck in meinem Kopf immer stärker wurde.
„Och nö“, stöhnte ich und ließ meinen Kopf für einen kurzen Moment auf den Tisch fallen. Gemurmel begann sich in der Klasse auszubreiten und ich konnte heraushören, wie mir einige meiner Mitschüler zustimmten.
„Kommt, stellt euch nicht so an. Ich habe eine Zusammenfassung über den Text verfasst, den wir noch vor den Ferien behandelt haben.“ Kurz rang ich mit mir selbst, hob den Kopf für eine Sekunde, ließ ihn dann jedoch wieder fallen. Die Kopfschmerzen verdoppelten sich jedes Mal, wenn das grelle Licht in meine Augen fiel.
„An Ihrer Stelle würde ich mitschreiben, Miss Lang!“ Ihre schreienden Worte brachten mich dazu aufmerksamer zu werden und so sah ich mich gezwungen, dem Unterricht folgen zu müssen.
„Was?”
„Mitschreiben!“ Seufzend kramte ich nach Papier und Stift und begann mich gemächlich an die Arbeit zu machen.
„Können Sie nicht wenigstens das Licht ausmachen?“
„Das ist schlecht für die Augen“, knurrte sie und beendete die gerade begonnene Diskussion, mit einer abwinkenden Handbewegung. Augen rollend unterstrich ich die Überschrift und versuchte vergebens, die mörderischen Kopfschmerzen loszuwerden. Das nervöse Tippeln von Leandro´s Fingern, auf dem lackierten Holz, machte mich unruhig und nach einer Weile konnte ich mich nicht mehr zurück halten:
„Hast du n Problem?“
„Was?“
„Deine Finger, das nervt!“
„Das geht auch freundlicher.“
„Mir ist grade nicht so nach Freundlichkeit.“
„Psst!“, fuhr uns Tina an und drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu uns nach hinten um.
„Ja ja komm, dreh dich um!“, zischte ich und seufzte.
Zwanzig Minuten waren vergangen und ich war gerade mal bei der Hälfte der Zusammenfassung angelangt, da tippten mich zwei nervöse Fingerspitzen an der Schulter an und ließen mich zusammenfahren.
„Ich verstehe kein Wort von dem, was an der Tafel steht“, flüsterte Leandro verzweifelt und starrte die Tafel mutlos an.
„Du Volldepp hast gesagt, du würdest aus England kommen. Sie erwartet, dass du diese Sprache perfekt beherrschst.“
„Aber ich komme ja nicht mal aus England, unsere Gemeinschaft wurde nur dort hinversetzt. “
„Wieso hast du das dann erzählt?“, murmelte ich verständnislos und wurde durch ein unnötiges „Psst“, von dem Mädchen vor uns, Um Ruhe gebeten. Mürrisch nahmen wir unsere Stifte wieder in die Hand und fuhren fort.
Nach und nach merkte ich, wie meine Konzentration weniger wurde und ich irgendwann nur noch stupide abschrieb, ohne über die Bedeutung der Worte nachzudenken. Zusammenfassung war wirklich nicht das richtige Wort gewesen. Ich kam mir langsam so vor, als wolle sie, dass wir einen ganzen Roman aufschreiben sollten.
Nervös begannen nun auch meine Finger auf dem Holz herumzukratzen, während das linke Bein immer noch durch die Gegend wackelte.
Endlich hatte ich das letzte Wort aufs Papier gebracht und konnte mich nun entspannt zurücklehnen. Ich war ziemlich schnell im Schreiben, was im Gegensatz zum Rest der Klasse wohl nur daran lag, dass ich mich um ein sauberes Schriftbild nicht sonderlich bemühte. Die Unruhe in mir wurde immer größer und ich begann den Kugelschreiber, den ich zwischen Zeigefinger und Mittelfinger hielt, durch die Gegend zu schwingen. Ab und zu betätigte ich den Knopf, um die Mine raus, beziehungsweise wieder einfahren zu lassen.
Für diese Unruhe erntete ich von vielen Mitschülern genervte Blicke, die sich immer noch versuchten auf das Geschriebene an der Tafel zu konzentrieren. Die Meisten von ihnen wirkten recht konzentriert, als würden sie wirklich versuchen die Bedeutung des Textes verstehen zu können. Als auch Leandro fertig war, nutzte er nicht die Ruhe um entspannen zu können, sondern sprang von seinem Stuhl auf und verließ mit schnellen Schritten den Raum. Wo wollte er hin?
Es wunderte mich, dass niemand etwas sagte, da wir für gewöhnlich ohne Fragen nie den Raum verlassen durften, aber wahrscheinlich waren sie alle viel zu sehr in ihren Mitschriften vertieft gewesen, sodass es ihnen gar nicht aufgefallen war. Vielleicht aber war es auch sein Bonus, der Neue zu sein.
„Anne? Hast du eine Kopfschmerztablette dabei?“, fragte ich zögerlich. Ich war mir nicht ganz sicher, ob diese Tabletten irgendwelche Nebenwirkungen haben könnten, aber wenn es so gewesen wäre, dann hätte mich Leandro darüber sicher aufgeklärt.
„Hier“, murmelte sie nickend und reichte mir eine viereckige Folie, die sie in ihrem Rucksack gefunden hatte.
„Danke.“ Schnell warf ich mir das Zeug in den Mund und dachte nicht länger darüber nach, was alles passieren könnte. Widerlicher Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus. Schnell schluckte ich das Zeug runter und spülte den Geschmack mit einer Ladung, stillem Wasser, runter.
Es dauerte keine fünf Minuten, bis Leandro sich wieder neben mich setzte und die Wirkung der Tablette anschlug. Wenig euphorisch konnte ich mich nun dazu aufraffen dem Unterrichtsgeschehen zu folgen, doch irgendwann verfiel ich wieder in Träumerei und musste vor lauter Kraftlosigkeit eingenickt sein. Bevor ich auch nur fünf Minuten schlafen konnte, hatte mich Anne geweckt, als sie versucht hatte, eine Papierkugel direkt in den Mülleimer zu befördern.
Dabei war ihr Ellenbogen zielsicher in meinen Rippen gelandet und ich wieder im öden Klassenraum angelangt. Seufzend schlug ich die Augen auf, schloss sie jedoch gleich wieder, als das grelle Licht unter meine Augenlider drang. Schnell legte ich meine Arme schützend über den Kopf und hoffte so die Helligkeit vor mir verbergen zu können.
„Alex, can you give me the correct answer?“ Widerwillig zwang ich mich dazu, die Augen zu öffnen und eine wenigstens annähernde, freundliche Miene aufzusetzen. Nur allzu mühselig richtete ich mich auf und suchte in meinem Hirn nach Wortfetzen, die es nebenbei eventuell abgespeichert hatte. Doch selbst wenn das so gewesen wäre, die Kopfschmerzen, die um das zehnfach zurückgekommen waren, ließen mich keinen klaren Gedanken fassen.
„Alex? Should I repet the question?“ Antwort suchend rieb ich in meinen Augen herum und war dankbar, heute keinen Maskara aufgetragen zu haben. Ich fuhr mir mit den Händen über die Haare und vergrub schließlich das Gesicht wieder in meinen Händen. Unkontrolliert begannen meine Hände zu zittern und ich spürte wie meine Knie ganz wacklig wurden, obwohl ich nicht einmal stand. Schwere Übelkeit kehrte zurück und starker Schwindel umgab mich, sodass ich selbst im Sitzen Probleme hatte, gerade zu bleiben.
„I, … nn...nei..n ich“, stotterte ich und brachte nur Wortkotze zustande. Mein ganzer Körper stand unter Strom und zitterte, obwohl ich gleichzeitig das Gefühl hatte, vor Kraftlosigkeit einfach umzukippen. Die Unruhe in mir wurde immer schlimmer und meine Hände begannen schweißnass zu werden. Hitze stieg in mir auf.
Die Übelkeit wurde immer schlimmer und ich bekam die Befürchtung, mich gleich übergeben zu müssen. Also sprang ich schnell auf und taumelte zum Ausgang. Die Tür hatte ich wackelig erreicht und einzig die Klinke konnte mir Sicherheit geben.
„Entschuldigung“, war alles was ich noch herausbrachte, als ich die Türschwelle übertrat und auf den Flur eilte. Mit einem lauten Knall warf ich die Tür hinter mir zu und taumelte auf das nächstgelegene Klo zu.
Gerade so hatte ich die Toilettenkabinen erreicht, bevor mir das nicht angerührte Frühstück, den Rachen hochstieg und direkt den Weg ins Klo fand.
„Alex?“, hörte ich die besorgte Stimme Anne`s und ihre leichten Schritte hinter mir.
„Geh!“, antwortete ich panisch, als ich den Metallgeschmack in meinem Mund und das Blut im Klo bemerkte.
„Ist alles in Ordnung?“ Mit diesen beunruhigten Worten stand sie plötzlich vor mir und blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an, als sie mich sah.
„Ich lass dich doch nicht alleine.“
„Geh, dann hole eben Leandro, aber geh!“, blaffte ich sie nun unfreundlich an, als sie immer näher auf mich zu lief. Erst zögerte sie sichtlich verdutzt, verließ dann aber schnell den Raum und ließ mich allein.
Völlig erschöpft legte ich meinen Kopf auf die Klobrille und ignorierte dabei, wie unhygienisch das Ganze eigentlich war. Ich musste in einen Sekundenschlaf gefallen sein, denn ich zuckte zusammen, als ich Leandro´s dunkle Stimme hörte, die meinen Namen zu flüstern versuchte.
„Was machst du hier?“
„Wonach sieht es denn bitteschön aus?“, fluchte ich mürrisch geweckt worden zu sein. Unsicher trat er einen Schritt an mich heran und betrachtete mich vorwurfsvoll. Ich hing schon wie ein Schluck Wasser über der Klobrille, da musste er mich nicht noch mit so vorwurfsvollen Blicken strafen.
„Ist dir einfach übel geworden?“
„Ne, ich hänge hier zum Spaß rum.“ Seufzend wagte er sich noch einen Schritt näher an mich heran, drehte aber kurz darauf seinen Kopf ganz energisch um und zog mich vom Klo weg.
„Was hast du geschluckt?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen und einem ungewöhnlichen Klang in seiner Stimme, der mir Angst machte. Musternd blickte er mir in die Augen und suchte nach der Wahrheit.
„Ich habe gar nichts genommen! Mir geht es gut“, bezichtigte ich und pustete dabei eine rote Locke aus meinem Gesicht, die sich über mein linkes Auge gelegt hatte. Um meine Behauptungen unterstützen zu können, versuchte ich mich allmählich wieder in die Senkrechte zu bewegen und klammerte mich dabei grob in seinen Pulli, um den nötigen Halt für den Stand finden zu können. Ein kleinen Augenblick ging es gut, doch nachdem ich den Kopf für einen Moment nach unten gerichtet hatte, um seinen beschuldigenden Blicken ausweichen zu können, spürte ich wie sich alles um mich herum zu drehen begann und ich letztendlich wieder den kalten Boden unter meinem Hintern zu spüren bekam.
„Alex? Was zur Hölle hast du genommen?“ Seufzend fuhr ich mir durch die offenen Haare und legte den Kopf auf meine angewinkelten Knie, um die Heligkeit ausblenden zu können.
„Wenn du mir nicht sagst was es ist, dann kann ich dir nicht helfen. So schlimm wird es wohl nicht sein.“
„Und wenn doch?“
„Alex...“
„Es war nur eine, ich habe doch nur eine genommen, warum spuck ich dann bitteschön Blut?“
„Was hast du genommen? Tabletten etwa?“ Zögernd nickte ich.
„Am Besten bringe ich dich nach Hause, sonst bekommt das noch irgendwer mit. Warum hast du mich nicht gefragt? War dir nicht klar, dass es dabei Komplikationen geben könnte?“ Augen rollend robbte ich näher an die Toilette heran, da die starke Übelkeit ein weiteres Mal in mir aufstieg und ich vermeiden wollte, seine braunen Stoffschuhe in dunkles Blut zu tauchen.
„Beeil dich“, murmelte ich nur, während ich zum zweiten Mal über der Kloschüssel hing und das Blut, das eigentlich in meinen Adern fließen sollte, den Weg ins Klo fand.
So schnell wie er verschwunden war, hörte ich auch schon wieder seine Schritte, die näher kamen und schließlich direkt hinter mir verstummten.
Widerwillig ließ ich mich von ihm zu sich ziehen und diskutierte nicht lange herum, als er mich auf seine Schultern warf und mich schließlich in ein Taxi setzte. Zusammen fuhren wir nach Hause. Dort angekommen brachte er mich ins Bett und ließ mich endlich schlafen.
Gnadenlos drangen spitze Krallen in die dünne Haut meiner Handgelenke ein und bohrten sich immer tiefer in mein Blut. Schreiend riss ich meinen Arm von der Bestie los, wobei ihre schwarzen Krallen, ummantelt von Erde und Dreck, gewaltsam über meine Haut schabten und tiefe, blutige Spuren hinterließen.
Lauter als erhofft, traten meine Schreie in unsere Ohren und ließen mich zusammenzucken. Leuchtend gelbe Augen visierten mich an und öffneten sich zu großen Fenstern, die mich zu verschlingen versuchten. Ihr Leuchten wurde strahlender, greller und blendender, so hell, dass sie mich zwangen, für einen Moment die Augen zu schließen. Es war ein langer und atemloser Moment, der mich verletzlich und schutzlos machte. Ich weiß nicht genau warum ich die Luft anhielt, aber es gab mir das Gefühl, als könnte ich für einen Augenblick die Welt anhalten und zum Schweigen bringen. Ich war schutzlos und allein, aber die anfängliche Angst verschwand.
Der Gedanke, es würde sich alles wieder nur in meinem Kopf abspielen, brachte mir Erleichterung und klare Gedanken.
Ich begann zu blinzeln und blickte diesen sandgelben Augen, ein weiteres Mal, trotzig entgegen. So lange, bis das Gelbe verschwand, ich nur noch in Helligkeit getaucht war und letztendlich wieder in meinem Zimmer war. Meinen kompletten Körper hatte ich unter der Bettdecke versteckt und hatte wohl so versucht, mich vor den grellen Sonnenstrahlen zu schützen.
Wie vom Blitz getroffen schreckte ich auf, warf das Einzige, was mir Wärme spendete, nach hinten und saß schließlich sichtlich empört, auf meiner weichen Matratze.
„Was machst du hier?“, rief ich schriller als geplant und zog auch seine restliche Aufmerksamkeit, die bis eben seinem Handy gegolten hatte, auf mich. Gelassen drehte er sich auf meinem Schminkstuhl um und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Hatte er mich etwa die ganze Zeit über beobachtet? Wie ich geschlafen hatte? Bei dem Gedanken daran, dass er wohl möglich meine zuckenden und eigenartigen Bewegungen im Schlaf, genaustens mitbekommen hatte, rief in mir tiefste Verlegenheit hervor, dank der ich mich am liebsten wieder unter meiner Bettdecke verkrochen hätte.
„Ich... ähm... wollte nur sicher gehen, dass es dir gut geht.“
„Mir geht’s gut, dann kannst du ja jetzt gehen.“
„Was hast du dir denn auch dabei gedacht?“, fragte er mürrisch. Hätte er nicht ein einziges Mal Verständnis aufbringen können? Er wusste, dass es mir im Moment nicht so gut ging und er wusste, dass es wohl auch kein tolles Gefühl gewesen war, Blut zu kotzen. Er hätte wenigstens ein Mal gute Miene, zum bösen Spiel machen können.
„Ähm... also...“, seufzte ich überrumpelt und stand auf, um nach bequemen Haussachen zu suchen.
„Richtig nicht viel oder? Wie kann man nur so naiv sein? Hätte es dir nicht einleuchten müssen, dass es bei uns nicht die gleiche Wirkung hat, wie bei den Menschen?“ Da war es wieder, seine Arroganz gegenüber den Menschen.
„Natürlich habe ich habe ich darüber nachgedacht, aber ich konnte doch nicht ahnen, dass ich gleich Blut speien würde. Außerdem hättest du mich auch vorwarnen können!“
„Ich hätte dich vorwarnen sollen? Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit.“
„Na und? Du musst es ja nicht für selbstverständlich halten, dass alle so denken wie du und wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass ich von deiner ganzen Welt keine Ahnung habe? Wenn ich es nicht von dir weiß, von wem bitte dann?“
„Das ist mir egal, du hättest fragen können, du hättest dich belesen müssen oder einfach deinen gesunden Vampir Verstand nutzen sollen.“
„Psst! Nicht dieses Wort, nicht hier“, zischte ich wütend und lief zur Tür, um sie für ihn zu öffnen.
„Warum nicht? Wegen deiner Mutter? Die ist nicht da, sie wollte einkaufen gehen.“
„Ist mir egal, Zuhause und in der Schule ist es Tabu, verstanden? Und jetzt geh endlich, du kannst mir auch noch Morgen einen Vortrag über meine Dummheit halten.“ Zögernd stand er auf und bewegte sich in schnellen Schritten auf mich zu, wobei er keinen Gedanken daran verschwendete, mir in die Augen zu schauen. Kurz bevor er die Türschwelle übertrat, stoppte er und drehte sich langsam zu mir um. Als wäre ihm etwas wichtiges eingefallen, wurden seine müden Augen ganz groß und seine teilnahmslose Haltung verschwand, während sie sich in eine Bestimmende verwandelte.
„Ist noch was?“, riss ich ihn aus seiner Erleuchtung und machte eine eindeutige Geste zur Tür, die ihm verdeutlichen sollte, endlich zu verschwinden.
„Du brauchst wieder Blut.“
„Hm. Von mir aus. Würdest du jetzt bitte gehen?“, drängelte ich ungeduldig und schob ihn immer weiter aus meinem Zimmer raus. Ich wollte endlich alleine sein und aus diesen unbequemen Sachen raus. Nach dieser Mütze Schlaf ging es mit eindeutig besser und ich bekam allmählich Lust, heute Abend auf die Party gehen zu wollen. Es gab eine Reihe von Leuten, die töten würden, um bei einer ihrer Partys dabei sein zu dürfen. Verdammt ich hatte ja noch nicht einmal ein Kostüm und wo sollte ich auf die Schnelle rote Kontaktlinsen herbekommen?
„Nimm das nicht auf die leichte Schulter! Du musst dafür Verantwortung übernehmen, am besten gehen wir sofort los.“
„Was? Nein vergiss es, mir ist immer noch übel und ich bin nicht gerade gut drauf, also verschon mich heute damit“, log ich und hoffte er würde nicht den wahren Grund erraten können. Am liebsten hätte ich zugestimmt, denn der Hunger schien mich von innen auffressen zu wollen, aber ich wollte unbedingt zu dieser Party und ich hatte nicht vergessen, wie es mir beim letzten Mal ergangen war.
„Ich weiß nicht, die Übelkeit kann auch vom starken Hungergefühl kommen.“
„Quatsch den Unterschied kenne ich, glaub mir.“
„Na gut, ich will es nicht lange vor uns herschieben, aber ich lasse dich heute damit in Ruhe. Morgen nach der Schule und keine Ausreden.“
„Hm“, brummte ich unzufrieden und griff nach der Türklinke, um mich endlich vor ihm verstecken zu können. Doch eine heikle Frage hatte ich noch, die mich verraten könnte, um die ich allerdings nicht herum kam.
„Hat Alkohol eine ähnliche Wirkung, wie die Tabletten?“
„Wie kommst du darauf?“
„Nur so, ich wollte dieses Mal vorbereitet sein, nicht das ich den gleichen Fehler mache.“ Zweifelnd machte er einen Schritt auf mich zu und musterte mich ganz genau, als hätte er eine Ahnung. Er versuchte die Lügen und mein Vorhaben, aus mir heraus zu starren. Kleine Schlitze musterten mich zweifelnd, durch die helles und klares Blau hervor schimmerte. Auch wenn ich seine Augen schon des Öfteren begutachtet hatte, so fielen mir heute, die weißen Musterungen in dem strahlenden Blau, zum ersten Mal auf. Sie machten seine Augen noch begehrenswerter und geheimnisvoller, sodass ich mich ein weiteres Mal dabei erwischte, wie ich für einen Moment die Welt um mich herum vergaß und in Erinnerungen an gemeinsame Zeit versank.
„Deine Frage steht also in keinster Weise in Verbindung, mit der Party bei Anne?“, fragte er mit schweren Vorwürfen in der Stimme, während er wieder näher an mich heran schritt und versuchte mich einzuschüchtern. Viel zu offensichtlich platzte ein lautes „Nein“, aus mir heraus und füllte den ganzen Raum mit Unsicherheit, die ihm ohne Zweifel nicht entgangen war. Viel zu schnell und laut, war mir dieses Wort über die Lippen geschlichen, dass ich ihm mitten im Reden beinahe unterbrochen hätte.
„Alex lüg mich nicht an, ich merk sofort wenn du schwindelst. Dein Hunger muss unbeschreiblich intensiv sein. Hast du überhaupt eine Ahnung, wie gefährlich es wäre, dich völlig ausgehungert auf einen Haufen von Menschen loszulassen? Was glaubst du wie lange es dauert, bis du dem Ersten am Hals hängst?“
„Jetzt übertreib nicht so schamlos, ich werde mich schon im Griff haben.“
„Wirst du nicht. Die Party kannst du vergessen“, sagte er knapp und wollte endgültig den Raum verlassen, doch ich zog ihn an seine Kapuze wieder zu mir zurück und drehte ihn so, dass er gezwungen war, in mein wütendes Gesicht zu blicken.
Wahrscheinlich hatte er Recht und ich hätte mich wirklich nicht unter Kontrolle, da mein Magen jetzt schon zu rebellieren begann und ich mir kaum vorstellen konnte, auch nur eine Sekunde länger gegen den Hunger ankämpfen zu können. Gezwungener Maßen musste ich das jedoch. Mir gefiel die Art und Weise, wie er mich mit überheblicher Stimme herumkommandieren wollte, gar nicht und ich wusste bereits jetzt, dass ich seinen Anweisungen unter gar keinen Umständen folgen würde.
„Du hast mir nichts zu sagen, du bist weder mein Vater, noch mein Bruder, noch sonst irgend jemand in meinem Leben, der wichtig wäre, als tue nicht so und hör auf mir vorschreiben zu wollen, was ich zu tun und zu lassen habe.“
„Du hast Recht, ich kann dir nicht vorschreiben was du tun sollst, aber ich kann dir meine Meinung zu deinem Vorhaben geben und wenn du nicht auf mich hören willst, dann werde ich das wohl mit anderen Mitteln durchsetzen müssen.“
„Ah ja? Willst du mir etwa drohen? Was kannst du schon tun? Mich in meinem Zimmer einsperren und darauf hoffen, dass ich um Gnade betteln werde? Ich bitte dich“, lachte ich spöttisch und lehnte mich gegen meine Zimmertür, während ich auf Worte wartete, die meine eigenen mit einer Leichtigkeit zerschmettern würden.
„Tja, wenn ich dich gar nicht mehr zur Vernunft bringen kann, dann muss ich mich wohl an deine Mutter wenden.“
„Das wagst du nicht!“, rief ich empört und kniff meine Augen fest zusammen. Drohend hielt ich ihm meinen Zeigefinger unter die Nase und redete mir ein, dass ihn das in irgendeiner Weise beeindrucken würde. Doch natürlich gestand ich mir, nach kurzer Stille, ein, dass ich damit keinen Eindruck bei ihm hinterlassen würde. Meine piepsige, leise Stimme, ging in diesem großen Raum beinahe verloren und mit meiner geduckten Haltung, war ich wohl auch nicht besonders überzeugend gewesen.
„Oh doch.“
„Was willst du ihr bitte erzählen?“
„Ich denke ich werde nicht einmal große Reden schwingen müssen, der Vorfall in der Schule wird Grund genug sein, um dich heute Abend Zuhause zu behalten. Außerdem denke ich nicht, dass sie so begeistert davon wäre, wenn du am nächsten Tag zur Schule musst.“
„Du willst ihr das wirklich erzählen? Spinnst du?“, fragte ich erschrocken und ließ meine Hand wieder sinken.
„Das brauche ich nicht, während ich weg war hat die Schule bei ihr angerufen. Sie meinten sogar, sie würde dich abholen kommen, aber ich habe ihnen eingeredet, dass es auch so gehen würde.“
„Wow, willst du jetzt auch noch Applaus dafür?“
„Quatsch, also ist dir klar, dass du den Abend Zuhause verbringen wirst?“
„Das kannst du vergessen, ich werde gehen und weder meine Mum noch du können mich umstimmen, also kannst du aufhören dir solche Mühe zu geben und endlich aus meinem Zimmer verschwinden“, blaffte ich ihn unzufrieden an und warf die Tür energisch zu. Ein leises Murmeln drang durch die Tür, bis in mein Zimmer und veranlasste mich dazu, mit den Augen zu rollen. Irgendetwas unpassendes hatte er von sich gegeben, was es wohl nicht wert war, länger drüber nachzudenken.
Lächelnd warf ich mich wieder auf mein Bett, griff mir meinen Laptop, suchte nach Musik und schnappte mir dann mein Handy, um den Platz bei Anne nicht zu verlieren. Ich schaltete mein Handy an und schon nach wenigen Sekunden erschienen auf meinem Display, fünf Nachrichten, die alle von besorgten Freunden stammen mussten. Anne hatte mir unglaublicher Weise zwei davon zukommen lassen. In der Ersten erkundigte sie sich anstandshalber nach meinem Zustand, während sie in der Zweiten in alte Verhaltensmuster zurückfiel und mir drohte, ab 16 Uhr meinen freien Platz an jemand anderen zu übertragen.
Zum ersten Mal fiel mir auf, dass ihre roten Herzen, die sie mir zu genüge schickte, keinerlei Bedeutung haben konnten. Auf ihrem Handy hatte ich gesehen, dass sie diese fast an alle ihre Kontakte schickte und ich damit nur eine von Vielen war. Vielleicht machte es mich unsympathisch, aber ich habe noch nie viel Wert auf irgendwelche Emojis gelegt. Na gut, für gewöhnlich konnten mich Leute schneller zu etwas überreden, wenn sie ihre Nachrichten in unzähligen Herzen und Kussmileys ertränkten, aber diese Funktion nutzte ich im Allgemeinen nur, wenn ich mich dazu verpflichtet fühlte.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass meine Klasse in 15 Minuten Pause hätte und ich diese Gelegenheit nutzen könnte, um Anne anzurufen. Denn ich fand, dass etwas so kompliziertes, besser am Telefon zu klären sei. Zusammen mussten wir wohl auch noch einen Plan aufstellen, wie ich unbemerkt an Leandro und meiner Mum vorbeikommen würde. Außerdem hatte ich kein Kostüm und hoffte daher, dass mir Anne aus der Klemme helfen würde.
Mit der Musik mitsummend, kam ich endlich dazu, für die restlich verbleibenden Stunden etwas bequemeres anzuziehen, ehe ich mich wieder auf´s Bett warf und für eine viel zu lange Zeit in der Welt Youtube´s versank. Erst nachdem ich einen Türknall vernommen hatte, schreckte ich auf und bemerkte, dass ich die Zeit vergessen hatte. Mir blieben knappe zehn Minuten, ehe die nächste Stunde anfangen würde. Also stellte ich den Ton meines Laptops stumm und rief Anne an, um den heutigen Abend zu planen.
„Ja?“
„Anne? Ich bin´s Alex“, sagte ich unsicher, da die Stimme am anderen Ende der Leitung zu tief für Anne klang.
„Vielleicht?“
„Wirklich witzig Albert. Gib mir Anne, ich hab´s eilig.“
„Willst du dich nicht noch ein bisschen mit mir unterhalten?“
„Nein will ich nicht, also gib sie mir.“
„Unter einer Bedingung“, murmelte er und ich könnte schwören, dass gerade ein riesiges Grinsen auf seinen Lippen gelegen hatte. So wie es für ihn üblich war, wenn er mich necken wollte. Im Hintergrund hörte man Anne´s laute Stimme durch den Raum schallen, die mit Sicherheit die komplette Aufmerksamkeit aller Schüler auf sich zog und damit genau das erreichte, was sie jeden Tag brauchte.
„Ja ja, ist schon gut, aber gib ihr bitte das Handy zurück, bevor die Party heute Abend ausfällt, weil sie sich an ihrem hysterischen Anfall verschluckt hat“, flüsterte ich hastig in das Ding an meinem Ohr und hoffte inständig, dass mein Gesprächspartner noch nicht gewechselt hatte. Doch als ich das dunkle Lachen von Albert hörte, atmete ich erleichtert aus und wartete, bis Anne ihr Handy wieder in den Händen halten würde.
„Verzieh dich!... Alex? Sorry, son Idiot. Also was gibt’s?“
„Ähm, ich wollte mit dir wegen der Party heute Abend reden.“
„Hm was ist damit? Du kommst doch trotzdem oder?“
„Ja schon, ich muss mir nur überlegen, wie ich hier raus komme, denn blöder Weise wollen meine Mutter und Leandro, dass ich heute Abend nirgendwo mehr hingehe.“
„Leandro? Wieso?“
„Weil er ein Spießer ist“, lachte ich und freute mich über die Gelegenheit, ihn bei Anne schlecht machen zu können. Vielleicht würde sie ja dann das Interesse an ihm verlieren.
„Ich denke er ist ein Arschloch, das passt nicht zusammen.“
„Schon, aber... ist ja auch eigentlich egal. Das Problem ist einfach, dass ich hier unbemerkt wegkommen muss.“
„...verstehe, aber dir fällt etwas ein?“
„Sicher. Da ist nur noch ein weitere Problem...“, begann ich, doch schnell wurden meine Worte durch ein schrilles Klingen, Gebrülle und Anne´s leise Stimme unterbrochen:
„Okay lass uns später reden, der Drache terrorisiert uns mal wieder.“ Mit diesen Worten legte sie auf und ließ mich mit meine Problemen zurück. Ohne dass sie einen Namen erwähnt hatte, konnte ich mir schon denken, wen sie meinte. Ein weiteres Mal in diesem Schuljahr, musste die Direktorin in die Klasse gestürmt sein, um erneut einen Versuch zu starten, die Klasse in fromme und gehörige Schüler zu verwandeln. Ich gebe ja zu, dass wir äußerst respektlos und schwierig waren, aber manche Lehrer sind so inkompetent, dass selbst ein Grundschüler mehr Achtung erhaschen könnte.
Entschlossen meiner Mum von dieser Party überzeugen zu können, klappte ich den Laptop zu und stürmte die Treppe runter, um schon jetzt den Eindruck erwecken zu können, dass es mir gut ginge.
„Gott Alex, hast du mich erschrocken!“, rief meine Mum fast panisch und riss die Augen weit auf, als sie mich auf der Treppe stehen sah. Mit ihrem Gekreische hatte sie mich beinahe selbst zusammenzucken lassen.
„Mum? Ich bin ziemlich laut die Treppe runter gerannt, wie konntest du das überhört haben?“
„Ich war in Gedanken.“
„An was?“, fragte ich einfühlsam und half ihr die Einkäufe zu verstauen, um einen guten Eindruck bei ihr zu hinterlassen und ihre Laune zu verbessern, die aus irgendeinen Grund, miserabel zu sein schien.
„An deinen Vater, ich habe ihn vorhin nicht erreichen können, nicht das etwas passiert ist.“ Für einen Moment blieb ich stocksteif stehen und starrte aus dem Fenster. Bei diesem Trubel war er ganz in Vergessenheit geraten. Genauso wie die Tatsache, dass meine Mutter von nichts eine Ahnung hatte. Beinahe hätte ich mich verplappert und konnte meine beginnenden Worte, nur noch mit einem Schlag vor den Mund, unterdrücken. Die schlechten Gefühle die aufkamen, als ich wieder an ihn denken musste, schob ich schnell beiseite und konzentrierte mich darauf, meiner Mum eine beruhigende Antwort zu geben, die nicht verriet, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
„Was soll da schon sein? Vielleicht hat er viel zu tun, du weißt doch, dass er bei seinen Geschäftsreisen immer eine Menge Arbeit hat.“ Geschäftsreisen, schon klar, wenn ich daran dachte, dass er uns wohl schon eine ganze Weile angelogen haben musste, dann hätte ich am liebsten reinen Tisch gemacht, aber das wäre wohl zu egoistisch gewesen. Geschäftsreisen waren doch die Standardausreden, um sich heimlich mit der Affäre treffen zu können, so wie er es auch gemacht hatte.
„Alex?“ Ich musste etwas zu lange in meinen eigenen Gedanken versunken gewesen sein, da meine Mutter mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte und sich ihre vorwurfsvolle Falte auf die Stirn gelegte hatte.
„Was?“
„Der Salat“, drängelte sie und legte mir hastig die grünen Blätter in die Hand. Seufzend räumte ich sie ins Gemüsefach und setzte mich auf eine der Theken, um meiner Mutter aus dem Weg zu gehen, da ich endlich zum Punkt kommen wollte. Doch bevor ich zu einem Wort ansetzen konnte, kam sie mir zuvor und flüsterte schmunzelnd:
„Na was willst du?“
„Was? Wie kommst du darauf, dass ich etwas von dir möchte?“
„Weil du sonst nicht freiwillig aus deinem Zimmer gekrochen wärst und mir beim Einkauf geholfen hättest.“
„Mum! Ich bitte dich, vielleicht wollte ich auch einfach nur nett sein?“ Meinen Worten konnte sie nicht lange Ernsthaftigkeit entgegenbringen, sodass sie schon nach wenigen Sekunden in spöttisches Gelächter ausbrach und lächelnd ihre Hände vor mich, auf die Theke stemmte.
„Mum kannst du bitte ernst bleiben?“
„Das Gleiche könnte ich dich fragen. Also rück raus mit der Sprache, auf mich wartet noch ein Haufen Arbeit.“
„Na gut, du hast mich ertappt“, begann ich, stieß ihre Hände bei Seite und lief in langsamen Schritten durch die Küche, während ich meinen Gedankengang fortsetzte:
„Bald ist ja Halloween und da habe ich mich gefragt ob,...“
„Du zu Anne gehen kannst?“ Nickend machte ich einen großzügigen Schlenker und drehte mich mit riesigen Erwartungen zu ihr um.
„Ist das nicht in der Woche?“
„Ja schon, aber alle gehen dort hin, außerdem haben wir morgen keine wichtigen Fächer.“
„Warte Morgen? Ich dachte zu Halloween?“
„Ja eigentlich schon, aber Anne hat die Party nach vorne verlegt.“
„Hm ich weiß nicht...“, murmelte sie nachdenklich und wich dabei jedem meiner Blicke aus, da sie wusste, dass sie dann nicht mehr objektiv sein könnte. Gerade als ich zu einem erweichenden „Bitte“, ansetzen wollte, kam mir Leandro zuvor und stolzierte wie ein besserwisserischer Pfau die Treppe hinunter.
„Ich will mich ja nicht in eure Diskussion einmischen, aber...“
„Dann lass es eben sein“, keifte ich und funkelte ihn mit bösen Augen entgegen.
„Ich halte es für keine gute Idee, sie nach dem Vorfall in der Schule zur Party gehen zu lassen.“ Diese Worte hatten jegliche Hoffnungen auf ein zustimmendes Nicken vernichtet und veranlassten mich dazu, vor Wut, kräftig mit dem Fuß auf den Boden zu stampfen. Etwas zu kräftig, wie mein Fuß es fand.
„Oh ja, das habe ich beinahe vergessen, wie geht es dir denn?“
„Bestens, sieht man das nicht?“ Meine schnippischen Worte hatte ich nicht nur an meine Mutter gerichtet, viel mehr starrte ich Leandro verärgert an und hoffte, dass er einfach verschwinden würde, doch diesen Gefallen wollte er mir natürlich nicht tun.
„Na ja, wenn ich dich genau betrachte, sind deine Augenringe und die Blässe, doch ziemlich auffällig.“
„Ach Mum, komm schon, er will mir das nur vermiesen, weil er selbst nicht eingeladen wurde.“
„Das stimmt doch gar nicht!“, protestierte er energisch und nahm die letzte Stufe auf sich, um dem Geschehen näher zu sein.
„Halt du dich da raus!“, rief ich wütend und stieß ihn an den Schultern zurück, bis er über die erste Stufe fiel und auf seinem Hintern landete. Sein empörter Gesichtsausdruck war unbezahlbar und ich hoffte, dass ich den nicht so schnell vergessen würde.
„Sag mal spinnst du? Er meint es doch nur gut mit dir. Die Party kannst du vergessen und das hast du dir selbst zuzuschreiben! Also lass diesen angepissten Gesichtsausdruck und verschwinde aus der Küche, wenn du nicht helfen willst.“
„Aber Mum!“, rief ich wie ein bockiges Kind und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nichts da!“
„Gott ich hasse euch alle! Und dich ganz besonders Leandro.“
„Jetzt wirst du kindisch.“
„Ihr könnt mich mal, beide! Ich geh´ jetzt duschen, also lasst mich in Frieden.“ Auf meine Worte sagte keiner mehr etwas, aber ihre amüsierten Blicke sprachen Bände. Wütend stapfte ich die Stufen hoch und schmiedete Pläne, wie ich an diesem Abend doch noch das Haus verlassen könnte. Auch wenn es mich eine Menge Überwindung kosten würde, war es das wohl wert und vor allem wollte ich es Leandro so richtig heimzahlen.