"Bitte...bitte, finde doch einfach Netz. Häng dich einfach rein, sonst klappts doch auch immer", wispert Rachel ihrem Samsung zu und klammert ihre bunt lackierten Finger wie Krallen um das kleine Wunderding der Technik. Ihr würden sicher Tränen übers Gesicht laufen, doch sie ist zu dehydriert. Seit einem Tag haben sie kein frisches Wasser mehr, und der kleine Bach den sie am Vormittag entdeckt hatten war von einem darin liegenden, toten Wildschwein, dass sie direkt im Quellteich gefunden hatten, verseucht. Der flache, sehr dunkle Bildschirm, sie hatte die Helligkeit heruntergedreht, zeigte jedoch immer noch kein Signal an, keinen einzigen verdammten Balken. Joe, mit dem sie eine lockere Beziehung führte, schüttelte nur apathisch die kurzen, schwarzen Locken und sprach mit trockener, rauer Stimme: "Das gibts doch nicht. Mitten in Oregon, und kein Netz...Wessen Idee war es gleich nochmal, den Wanderweg zu verlassen? Francis?" Er starrte den fünft Semester aus hungrigen, wütenden Augen an. Sie hatten seit drei Tagen kein Essen mehr. Der Kerl mit den langen, blonden Rastas zuckte nur mit den Schultern. "Is nicht meine Schuld, Mann. Du hast gemeint, ne Karte brauchts nicht, Wir hätten ja alle Smartphones", entgegnete Francis nur bissig. "Schuldzuweisungen helfen sowieso nicht", warf Marlene ein, eine junge Frau aus dem Süden der Staaten im Freshmanyear "Wir müssen weiter, Wasser finden" warf sie lakonisch ein. Missmutig nickten die anderen. Sie alle hatten kein Netz und die Akkus waren kurz vor der beängstigenden 0% Marke.
Steve wachte auf einem harten, felsigen Untergrund auf und stöhnte schmerzerfüllt. Er hatte es am Vorabend wieder übertrieben und einem Handymast zuviel Saft angezapft. Sein Kopf dröhnte, sein Rücken schmerzte und er fühlte sich nicht mal zu 20% aufgeladen. Er öffnete die Augen und nahm die schicke, neue Sonnenbrille ab. Er befühlte den Untergrund und stellte fest, das er nicht auf seinem modernen Liegestuhl aus Karbon und Kokosmatten lag, sondern auf einem Stein. Er sah nicht das geschmeidige, leichte Sonnensegel aus ökologisch abbaubarem Plastik, hergestellt aus Seetang, vor sich, sondern Bäume. Ein Felsen und langweilige, alte Bäume. "Wo bin ich hier, in Avalon? Verfluchte Scheiße? Spielen diese alten Säcke mal wieder Scherze mit mir?", knurrte er wütend und setzte sich auf. Als er sich umsah, entdeckte er in ca. 100 Meter Entfernung vier Wanderer auf sich zukommen. Sie sahen müde, durstig und hungrig aus. Ihre Kleidung war dreckig, aber nicht so, wie die von normalen Outdoorfans, sondern wie die, von Pennern. Die Funktionsjacken und Cargohosen von Jack Wolfskin mussten dringend in die Wäsche und die vier Gestalten unbedingt hinterher. Sie alle hielten ihre Smartphones hoch und wedelten mit ihnen hin und her. "Was zum...was machen diese Halbprimaten da?", flüsterte er halblaut und stieg langsam von dem Felsen herunter. Seine handgemachten Sniker aus Peru trafen zum ersten mal auf echten Waldboden und ihnen gefiel das Treffen ganz und gar nicht.
Steve fasste sich ein Herz, straffte seinen schwarzen Rollkragenpulli und schritt den Wanderern freundlich und beherzt entgegen. "Hallo, Freunde!", rief er ihnen entgegen. Wie vom Blitz getroffen blieben sie stehen und starrten den Fremden an, dann jubelten sie und liefen ihm entgegen. "Endlich!", rief einer der Gruppe, mit langen, blonden Rastas "wir dachten schon sie finden uns nie!" Eine junge frau mit grellen, lackierten Fingernägeln zitterte am ganzen Leib, ihr Handy an die Brust gepresst, wie ein Heiligtum, und sprach mit brüchiger Stimme: "Bitte, sagen sie uns, dass sie uns hier raus holen!" Ein junger Kerl brach fast zusammen und wuselte mit der Linken durch seine dunklen Locken. Nur die junge Schwarze blickte ihn misstrauisch an und schwieg. Er musterte sie von oben bis unten und ihm wurde bei ihrem Blick unwohl. Dann endlich sagte sie etwas. Sie flüsterte mehr für sich: "Kenn ich das Gesicht nicht irgendwoher?"
Die Sonne war schon lange Untergegangen. Alle fünf saßen um ein kleines Lagerfeuer herum. Der Fremde mit dem Aussehen eines von innen heraus leuchtenden, jungen Steve Jobs, ohne den Haarausfall und die Haltungsdefizite, betrachtete das prasselnde Ding mit Argwöhn. Francis murrte halblaut: "Es war zu schön. Als würde man tatsächlich nach uns suchen. Ein verfluchter Albtraum ist das." Marlene blickte Steve an: "Das Jobs sich für einen Gott gehalten hat, hab ich ihm immer zugetraut, aber das ein Gott auch noch so aussehen will wie er." Der Gott der Indiumscreens zuckte mit den Schultern und entgegnete nach einer kurzen Pause: "Die Leute waren so fanatisch, sie haben angefangen das Ganze als Religion zu begreifen. Niemand hat es so genannt, aber das ist auch nicht nötig. Der Glaube an uns lässt uns entstehen, auch wenn man es nicht Glaube nennt. Fragt mal Marx."
"Is der auch ein Gott?"
"Ohja, und selbstgefällig noch dazu. Und ich habe mir dieses Aussehen nicht ausgesucht. Ihr, also die Menschheit, habt es mir gegeben. Ich würd jederzeit tauschen."
Sie blickten wieder in das Feuer und schwiegen.
Am nächsten Morgen, es war noch sehr früh, die Sonne begann erst langsam mit dünnen Strahlen, Fühlern gleich, die waldigen Berghänge zu ertasten, stand Steve auf einem Fels, der ihm als beaconpoint diente und schwieg. Er schwieg, atmete nicht einmal, sondern versuchte, wenigstens das kleinste bisschen Elektromagnetismus in der Luft, der Atmosphäre aufzuspüren. Doch nichts geschah. Die Luft war tot und still, nicht einmal das kleinste Summen, wie vor 200 Jahren. "Steinzeitliche Scheiße", knurrte er und starrte in die wenigen, vereinzelten, golden angeleuchteten Wolken, die am Himmel gen Westen, auf den Pazifik zu zogen. "Ihr habt gut lachen", dachte er sich "zieht da so armselig dahin, ohne Hoffnung, ohne Wunsch." In der Höhle, in der die Gruppe die Nacht verbracht hatte, regte sich Leben. Die junge Frau, die ihn erkannte als der, der er ist, Marlene, kam in eine dreckige Decke gewickelt heraus und rieb sich verschlafen die Augen. Er hörte ihren Magen knurren. "Wir brauche was zu essen und was zu trinken, sonst schaffen wir es nicht einmal bis zum Mittag", sagte sie mit schwacher Stimme. "Ja, braucht ihr. Sind die anderen schon wach?", antwortete Steve von seinem Felsen herab. Sie nickte unmerklich und gab zurück: "Ja, aber sie sind einfach zu schwach. Francis kann nicht einmal aufstehen."
Er kletterte von seinem Aussichtspunkt herab und rieb sich die Stirn. "Ein Gott mit Kopfschmerzen, dass braucht die Welt noch", dachte er sich. Er versuchte sie zu fokussieren und sagte dann mit kratziger Stimme: "Dann müssen wir wohl los. Hilft ja nichts. Sonst verrecken wir hier und auf den Tod muss ich kein zweites mal treffen." Sie musterte ihn verwirrt, zuckte aber bloß mit der Schulter und nickte. Sie hatte nicht die Kraft oder Lust, sich großartig Gedanken über ihn zu machen. Sie hatte lediglich großen Hunger.
Mit einem dumpfen, schmatzenden Geräusch bohrte sich die Feuersteinklinge in den weichen Leib, zerriss die Leber und den Magen. Das Strampeln, das Anspannen und Lockern der Muskeln ließen die Klinge nur noch weitere Verwüstung anrichten. Nach 30 Sekunden erlag der Körper den inneren Blutungen. Die junge Frau mit der samtenen, doch schlammverkrustenten Haut näherte sich dem Hasen. "Wie Dad, nur ohne dabei besoffen zu sein", murmelte Marlene vor sich hin. Wie sie wieder am Lager der Gruppe ankam zeigte sich stolz ihre Tagesbeute. Neben dem Hasen hatte sie noch zwei Fische und ein paar Beeren dabei. Sie warf das Paket dem einst so stolzen Francis zu, der wie ein kleiner Junge ängstlich zu ihr hoch blickte, und knurrte nur: "Ausnehmen und Braten." Joe war noch nicht zurück. Steve jedoch kam enttäuscht von einer Anhöhe herunter und fluchte herzzerreißend derb vor sich hin. Die Flüche wurden übler, als er die Fische erblickte.
Rachel saß apathisch am Feuer und starrte auf den schwarzen Bildschirm ihres Smartphones. Sie war die einzige, die es noch nicht in eine Schlucht, in ein Feuer oder einen Fluss geworfen hatte. Merlene setzte sich neben sie, zog sich die Stiefel aus und betrachtete ihre Füße. Sie hatte schöne Füße, dachte sie sich, auch wenn diese im Moment nicht so aussahen. Sie blickte zu Rachel hinüber, doch diese wich ihr aus und starrte weiter auf die Reflexion der Flammen auf dem Indiumscreen.
Nachdem Joe im Wahnsinn Rachel geschlagen hatte und versucht hatte erst Francis zu kastrieren, und als das nicht gelang, sich selbst, war er für fünf Tage im Wald verschwunden. Sie waren in der Zeit zwar weiter gezogen, aber er hatte es geschafft sie aufzuspühren. Seitdem war er wilder und näherte sich niemandem näher als drei Meter. Es konnte gut sein, dass er sich gerade hinter einem Baum versteckte und sich ihnen noch nicht zu näher traute. Er nutzte auch keine Waffe zum jagen sondern stürzte sich auf sein Opfer und biss ihm in den Nacken. Bei Hasen klappte das, doch bei Rotwild nicht so gut. Marlene war einmal dabei gewesen, als ein größerer Rehbulle ihn abschüttelte und so kräftig in seinen Schritt austrat, das er für eine Stunde liegen blieb. Marlene war das nur recht. Seitdem näherte er sich den Frauen nicht mehr, er ignorierte sie, wie die Männer auch.
Rachel hatte inzwischen bei ihr zuflucht gesucht und sie fand das sehr angenehm. Sie wusste nicht ob sie rein lesbisch war oder bi. Diese Kategorien hatte sie mit dem letzten Prozent Akku ihres Handys aus ihrem Leben verbannt, sowie einige andere zivilisatorische Normen. Und sie war überrascht, wie gut es sich so leben lies. Sie vermutete, dass es den Menschen im Wald vielleicht sogar besser ginge, also ihrer Seele nicht etwas, zum Beispiel, ihren Zähnen oder Füßen. "Zurück zur Natur" eben.
Sie waren nun schon eine Woche an der selben Stelle und hatten halt gemacht, weil Steve der festen Meinung war, er hätte den perfekten beaconpoint gefunden, was auch immer das bedeutete. Sie lagerten am Fuße eines ziemlich hohen Berges, knapp unterhalb der Baumgrenze. Es musste inzwischen Winter oder wenigstens Spätherbst sein. Die Bäume hatten ihr Laub verloren und Marlene erlegte seltener Tiere, aber diese waren ziemlich gut genährt. Joe war irgendwann verschwunden. Er kam von einer Jagd nicht zurück und das wars. Manchmal hörte man ein Heulen eines ziemlich unwölfisch klingenden Wolfes, aber mehr auch nicht. Francis hatte es nicht mehr geschafft, sein stolzes Ich wieder zu finden und war zum Mädchen für alles verkommen.
Rachel war absolut apathisch und nur noch nachts an Marlenes Seite menschlich. Doch sie hatte begonnen, in der Höhle, in der sie lebten, eine Art Altar oder etwas Ähnliches für ihr Smartphone zu bauen. Sie bemalte die Wände mit den Symbolen für volles, halbes, schwaches und nicht vorhandenes Wlan, dem Symbol für "Netz wird gesucht" und dem Symbol für Bluetooth.
Die junge Südstaatlerin wusste, dass Rachel den Winter wohl nicht überleben würde, bei Francis war sie sich auch nicht sonderlich sicher. Aber sie hatte gute Chancen und Steve schien nichts zu brauchen. Er behauptete stets, er könnte sich auch über Solarenergie versorgen, das ginge schon, auch wenn es nicht für Höchstleistungen reichen würde.
Eines Abends erklärte Steve ihr seinen Plan. "Du willst mich verarschen, oder?", platzte sie heraus und erschreckte dadurch Francis und Rachel "du bist lebensmüde, willst mich hier zurücklassen und dich da oben umbringen, hab ich recht?" Der Mann mit dem schwarzen Rollkragenpulli schüttelte energisch den Kopf und erwiderte ihr: "Nein, ich bin mir sicher. Da oben kann ich es schaffen und bringe uns hier raus. Versprochen! Gib mir einen Tag und wir kommen hier raus!" Nach einer kurze Pause des Schweigens nickte sie ihm nur kurz zu. Dann sagte sie mit kalter Stimme: "Von mir aus, alter Mann. Ein Tag."
Sie waren im Morgengrauen aufgebrochen. Der Wald lag bereits einige Meter unter ihnen und die Fallwinde von den Bergen drückten sie immer wieder in den Schnee. Marlene hatte sich ein dickes, speckiges Hirschfell umgebunden, doch es half nur bedingt gegen die Kälte. Steve hingegen trug immer noch nur Jeans und Rollkragenpulli. Sie kämpften sich Meter für Meter, Stein für Stein den Hang hinauf. Marlene hatte zwar ihren Speer dabei, doch diente dieser nur als Stütze, moralisch wie physisch.
Nach zwei oder drei Stunden mussten sie sich durch eine Engstelle durchkämpfen, von der sie zu einem kleinen Plateau klettern wollten, um einige Meter halbwegs aufrecht zu überwinden. Steve kletterte als erster Hoch und war gute zwei Meter über ihr, als sich ein Stein löste und ihr auf die linke Schulter krachte. Augenblicklich verlor sie den Halt und fiel gute zwei Meter in die tiefe und landete hart auf einem Felsvorsprung. Sie spürte ihre Rippe brechen, durch das innere Plopp-Gefühl, den Schmerz spürte sich aber nicht.
In der Höhle zog es fürchterlich und Schnee trieb hinein, legte sich auf die Felle, und gab dem ganzen einen wenig hoffnungsvollen Anstrich. Francis saß an dem kleinen Feuer, das er vor Marlenes Aufbruch entzündet hatte, und hielt seine abgemagerten Hände über die schmächtigen Flammen. Er war schwach und spürte, wie die Kälte in seinen Körper kroch, wie er langsam starb. Wenn Marlene nicht wiederkehren würde, würde er nicht überleben. Als er zu Rachel hinüber sah, erkannte er in ihr nicht mehr das einst so hoffnungsvolle Mädchen von der Uni. Sie strich hektisch und ekstatisch über die Wände und beschmierte ihren Alter mit weiteren Bildern. Schlangen, Fenster, kleine Strichmännlein, phantastische Tiere und schwarze Pullis. Sie war in einen Singsang verfallen, den sie unablässig hinunter betete.
Sie musste sich inzwischen auf ihren Speer aufstützen und hielt sich bei jedem Schritt die schmerzenden Rippen. Auch Steve hatte es schwerer den Berg hinauf zu kommen, Doch sie kämpften sich weiter. Zum ersten mal seit Monaten hatte sie wieder das Gefühl, als würde er von innen heraus glühen. Sie kämpften sich weiter voran, doch die Luft wurde merklich knapp und die Kälte biss ihr in jede Faser ihres Körpers.
Francis hatte sich in einer Ecke in der Höhle verkrochen und beobachtete Rachel, wie diese ihren Singsang lauter und kraftvoller sang. Sie betete ihn mit der letzten Kraft ihres Körpers weiter und Vollendete ihr Kunstwerk mit ihrem eigenen Blut, das sie aus ihrer Aufgerissenen Unterlippe gewann. Ihr Singsang bestand aus Worten, aus einer Sprache, aus einer Welt, die er nicht verstand und nicht kannte. Es war unheimlich und zugleich wunderschön
Sie konnten den Gipfel inzwischen sehen, sie schienen nicht mehr weit von der Spitze entfernt zu sein. Der Wind pfiff immer stärker und die Kälte schien ihr die Wärme aus dem Körper regelrecht zu entziehen. Doch Steve ging tapfer weiter, stärker, entschlossener. Er drehte sich zu ihr um und sie erkannte das gewinnbringende Lächeln in seinem Gesicht. Sie spürte allerdings jeden Fels, jeden Stein, jeden Kiesel durch die Sohlen ihrer Stiefel hindurch. Sie biss die Zähne zusammen und kämpfte sich weiter.
Am Höhleneingang knurrte er vor Hunger. Der, den sie Francis nannten hatte sich in einer Ecke zurückgezogen und bibberte wie ein Kind. Die, die sie Rachel nannten streckte ihm ihr wohlgeformtes Hinterteil entgegen. Der Speichel lief ihm am Kinn zusammen und er leckte sich die Lippen vor Hunger und Gier. Die, die sie Marlene nannten und der Dunkle waren nirgends zu sehen. Er würde sie beiden reißen, würde sie seinen Brüdern, seinem Rudel präsentieren und sie würden ihn, den sie nur Nackter nannten, als ihren Vater anerkennen und er könnte endlich die drei stärksten und schönsten Fähen von hinten begatten und seinen Samen in sie Pflanzen.
Marlene kam nur noch wenig voran und stütze sich auf ihren Speer auf, ohne den sie zusammengebrochen wäre. Steve wollte ihr grade helfen, als ihre Kopfschmerzen, ausgelöst durch die Kälte und den Sauerstoffmangel, ihr das Bewusstsein für den Bruchteil einer Sekunde raubten und sie stürtze. Er half ihr auf und schrie gegen den Wind: "Stirb mir jetzt ja nicht weg! Ich brauch dich für die Scheiße doch!"
Francis hatte das Ding nicht kommen hören, da lagen die Finger der Bestie schon an seinem Hals, die Zähne bohrten sich in seine Kehle und die schwarzen, wilden Locken nahmen ihm die Sicht. Er wollte sich befreien, doch fehlte ihm die Kraft. Sein Blut strömte in dicken Rinnsalen seinen Hals hinab und über das Gesicht des Ungeheuers. Rachel ignorierte den Kampflärm, das Schmatzen und Stöhnen einfach und sang nur noch lauter ihr Gebet weiter. Sie kniete vor dem Altar, streckte die Hände gegen die Höhlendecke und schrie ihren gebetsartigen Singsang nur so hinaus.
Sie waren auf dem Gipfel. Sie lag auf der Seite und konnte über das ganze Land blicken. Dies war ihr Reich, wurde ihr klar. Das waren ihre Wälder, ihre Berge, ihre Flüsse, ihre Jagdgründe. Immer wieder nahm die Dunkelheit ihr Augenlicht, doch sie kämpfte dagegen an und wollte noch ein wenig mehr von der Welt sehen. Neben ihr stand Steve und streckte die Hände aus. Es schien fast so, als würden an seinen Finger blitze zucken. Er strahlte geradezu von innen heraus und lächelte ins Nichts hinein.
Gerade in dem Moment, als Joe seine blutverschmierte Fratze Rachel zu wandte, als Francis sein letzten Lebenshauch ausröchelte, als Marlene einen Adler in der Luft entdeckte, der über dem Wald kreiste, als Rachel in Ekstase ihr Gebet zu einem Ende brachte und sie vor dem Altar niederkniete, gerade in diesem Moment durchzuckte ein weißer Lichtblitz die Welt und alles fand ein Ende.