MARIE
Gerne würde ich sagen, dass es sich so anfühlt, wie wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Doch das Schlimme ist, ich fühle nichts. Keine Regung. Keine Trauer. Alle Gefühle sind irgendwo, nur nicht bei mir. Sie haben sich verabschiedet. Vermutlich zu meinem Schutz. Denn, würde ich diesen Schmerz jetzt wirklich spüren, würde ich nicht mehr atmen können. Und doch drehe ich mich um. Mache mich wieder auf den Weg zurück nach Hause. In das zu Hause, dass sich der Verräter und ich aufgebaut haben.
Meine Schritte werden ohne es zu beabsichtigen schneller. Die Geräusche der brechenden Äste werden von den Bäumen verschluckt und mein Herzschlag ist das Einzige, was ich höre.
Bis ich immer wieder meinen Namen wahrnehme, der von dieser Stimme ausgesprochen wird, die in meinem Herzen ein schmerzhaftes Stechen verursacht.
Stetig und langsam verfolgt sie mich, bis sie mich einholt. Bis ich gezwungen bin in die Augen zu blicken, die diesen Schmerz jetzt zum Vorschein bringen. Ich dachte wirklich, ich fühle nichts. Dachte, ich komme damit klar. Doch jetzt, bei dem Blick in seine Augen scheint alles auf mich ein zustürmen.
„Fuck. Marie. Es tut mir so leid. Ich weiß nicht was mit mir los ist. Es tut mir leid.“
„Ich weiß es auch nicht, Tobias. Aber ich kann dir dabei nicht mehr helfen.“
In seinen Augen liegt Überraschung und ein kleines bisschen Trauer. Doch was mir einen weiteren Stich versetzt, ist, als Savannah neben uns auftaucht und er sie ansieht. Nicht irgendwie. Sondern auf diese eine Art, die einem ohne Worte sagt, dass er sie über Alles und Jeden stellen würde. Also tue ich das Einzig Richtige. Das Einzige, dass mich jetzt noch schützen kann. Ich blicke ein letztes Mal in seine Augen, die mich jahrelang begleitet haben. Die mich aus dem Jenseits zurückgeholt haben. Ich behalte es mir in Erinnerung. Er hat mich zurückgeholt und seine Verantwortung endet nun hier. Er war mein Wegbegleiter. Er war meine Liebe. Er ist meine Liebe. Doch ich darf nicht zulassen, dass ich ein zweites Mal in meinem Leben zerstört werde. Das mich diese Trauer ein weiteres Mal aufrisst.
„Lebwohl Tobias.“