Es war ein warmer, sonniger Herbsttag.
Aber ich hasste diesen Tag.
Es war der 31 Oktober, Halloween.
Ich mochte die verkleideten Kinder nicht, welche mit ihren Eltern im Schlepptau um Süssigkeiten bettelten und wenn du ihnen keine gibst, weil du vergessen hast, dass heute Halloween ist, erntest du nicht nur einen vorwurfsvollen Blick des Elternteils, mit viel Glück darfst du am nächsten Tag das Klopapier von deinem Rasen sammeln, oder die Eier von der Fassade kratzen.
Heute kümmerte es mich jedoch nicht, da ich den Abend nicht zu Hause war.
Ungeduldig schweifte mein Blick immer wieder auf die grosse Uhr über mir.
Ich stand in der Bahnhofshalle und beobachtete wie die anderen wartende Leute ebenso wie ich darauf warteten getroffen zu werden.
Sie hatten mehr glück.
Ich sah herzliche Umarmungen, Küsschen auf die Wange, lachende Gesichter, freudige, aufgeregte Gespräche.
Eine Frau brach in Tränen aus, als sie ihre Freundin traf.
Sie schnäutze laut in ihr Taschentuch, als ob sie das Mitleid der anderen Wartenden auf sich lenken wollte.
Nach einer Stunde beschloss ich mich auf die steinere Bank neben der Uhr zu setzen.
In mir sagte eine leise Stimme " Er wird nicht kommen." aber ich ignorierte sie, wie so oft.
Draussen wurde es dunkel, in der Bahnhofshalle waren mal mehr Menschen und mal weniger, aber ganz allein war ich nie.
Ich sollte nach Hause gehen, aber mein Körper war wie festgeklebt an dieser Steinbank.
Ich wollte es einfach nicht wahrhaben das er nicht kommt.
Ich sah auf mein Handy, aber da war keine Nachricht, kein verpasster Anruf.
Ein Obdachloser fuhr mit einem Einkaufswagen, in dem sein gesamtes Hab und gut verstaut war an mir vorbei.
Er zog den Gestank von Alkohol, Zigaretten und altem Schweiss nach sich.
Eine Gruppe grölende Jugendliche liefen hinunter zu den Gleisen, pöbelten herum und schütteten noch mehr Alkohol in ihre jungen Körper.
Irgendwo hörte ich eine Uhr Mitternacht schlagen.
Es war der 1 November und mit einem so heftigen Schlag wurde mir bewusst das es vorbei war, dass ich anfing zu weinen.
Ich weinte hemmungslos, schluchzte wie ein Kind, wollte schreien, wollte toben, verfluchte die Ganze Welt, verfluchte Halloween, weil an diesem Tag immer irgendetwas schreckliches geschah, verfluchte ihn, weil er einfach nicht gekommen war obwohl er wusste wie wichtig mir das war.
Ich war es ihm nicht der Wert, nichtmal eine Nachricht mit einer fadenscheiniger Ausrede.
Tränenüberströmt lief ich hinuter zu den Gleisen und stieg in den Zug.
Ich nahm nichts wahr, ausser der dunklen Leere in mir drin.
Als ich bei meinem Haus ankam, war der Garten voll mit Klopapier und die Fassade voll mit Eier.
Es interessierte mich nicht.
Ich wollte nur noch ins Bett.
Ich schrieb ihm ein Whats app " Danke das ich diesen Tag noch mehr hasse als ich es vorher tat."
Ich drückte auf Senden und schlief ein.