Nun stehe ich hier, nach meiner langen Reise, so lang war sie so voller Mühsal und Schmerz, gebrochen ist mein Herz. Ich stehe hier vor einer geschlossenen Grenze und höre die auf der andern Seite grölen: „Lass sie nicht rein, sie bringen nur Ungemach!“ was soll das ich tu euch doch nichts, will nur endlich aufhören zu wandern, von einer Stadt und einem Land zum andern. So weit gehe ich schon, mein kleines Mädchen auf dem Arm, ich versuche es zu halten warm. Es gibt nirgends einen Ort, auf kalter Erde müssen wir schlafen, ich kann die Kälte in diesen Herzen dort drüben nicht fassen. Sie tragen ihre Transparente vor sich her: „Keine weiteren Asylanten mehr! Wir müssen und schützen, wir haben Angst vor ihnen!“ Was soll das denn, nach all diesen Mühen.
Ich komme von so weit her, keine Hoffnung kann ich fühlen mehr. Alleingelassen in winterskalter Nacht, die Grenze von grellen Lichtern und den Gewehren bewacht. Ich will doch nur an die Wärme, etwas zu essen für mein Kind, das ich so liebe, liebt ihr eure Kinder nicht ihr dort drüben? Könntet ihr ertragen, wenn sie solch schreckliche Mühsal müssten erfahren? Ich hatte ein zu Hause, alles war gut, bis der Krieg ausbracht und nahm uns den Mut. Wir mussten weg, wir konnten nichts anderes tun, denn schreckliche Dinge passieren dort zur Zeit, ihr habt keine Ahnung, doch wir reisten so weit. In der Hoffnung Hilfe zu finden, in Ländern wo noch Frieden herrscht, ich wollte nur mein Kind retten, es bewahren von noch schlimmeren Gefahren.
Ich will nichts Böses, wäre gerne daheim geblieben, könnt ihr unser Leid nicht ein wenig nachfühlen? Versteht ihr nicht manchmal unsere Wut, darüber dass wir einfach nirgends finden einen Unterschlupf, haben kaum zu essen, wir haben so viel aufgegeben, alles verloren, ihr aber habt hier so ein gutes Leben. Es ist ja nicht für immer, nur eine begrenzte Zeit, bis es wieder ist so weit und wir können kehren in unsere Heimat zurück, Heimat ist es wo wir finden das Glück. Dieser Ort hier kann sowieso niemals unsere neue Heimat werden, weil hier alles Mitgefühl scheint zu sterben. Dennoch… wir brauchen einen Ort, wo wir bleiben können, einfach bis der Winter vorübergeht, bis der Krieg nicht weiter seine Wunden in unsere Heimat schlägt.
Hört mein Rufen hört mein Flehen, vielleicht lernt ihr dann etwas besser verstehen. Helft uns, helft meinem armen Kind, es so viele Kinder doch sind… die mussten so weit reisen, deren Füsschen wund sind vom weiten Marsch, deren Seelen sind gebrochen von all den schrecklichen Dingen, die hinter uns liegen, kann hier in diesem Land, nicht jemand sich zur Herzensgüte durchringen? Es wird euch gelohnt werden irgendwann, vielleicht ist euch selbst auch mal Angst und Bang und dann werdet ihr finden bei mir eine offene Tür, ich hoffe dass wir diese heute finden hier.