Tagebuch von Jenks (13. April 2115)
Manx und Knoot in Bedrängnis
Robotopia 11 war auch eine sehr schöne Stadt und ich genoss den Aufenthalt hier. Die Leute waren freundlich und wir waren ganz nahe daran die Fabrik, welche in unseren Fokus geraten war, als Basis der Terroristen zu entlarven. Wir glaubten, wir hätten noch genug Zeit und ahnten nichts davon, was sich dort bereits an Schrecklichem zusammenbraute. Auch wussten wir noch nichts davon, dass Mobins Jenking beabsichtigte die Seiten zu wechseln. Ich hatte Knoot und Manx als Kontrolleure getarnt in die Fabrik geschickt und es dauerte nicht lange und ich wurde von Manx kontaktiert: „Hallo Jenks!“ sprach er mit etwas gedämpfter Stimme. „Wir sind jetzt drin. Scheint bisher alles sauber. Dennoch Knoot meinte, er habe ein ungutes Gefühl und meistens hat er mit seinen Wahrnehmungen Recht. Die Leute sind zwar sehr freundlich, aber irgendwie seltsam, als hätten sie was zu verbergen. Das empfinde ich auch so. Wir sehen uns alles genau an, melde mich dann später nochmals!“
„Okay“, gab ich zurück, denn gerade kam auf einer andern Leitung, ein weiterer Anruf rein. Ich nahm ab und meldete mich. Die aufgeregte Stimme von Salomon drang an meine Ohren: „ Jenks Gottseidank!!“ Er atmete schnell, als hätte er gerade eine grosse Anstrengung hinter sich. Bevor ich den Gruss erwidern konnte fuhr er fort: „Ich habe eine verschlüsselte E-Mail von Mobins Jenking bekommen, stell dir vor! Ich schicke sie dir gleich!“ Es dauerte nicht lange und ich las voller Spannung die Worte des einstigen Schülers von Salomon. Wieder war mir, als müsste mir mein Herz stehen bleiben, dabei hatte ich doch gar kein Herz, verdammt! Aber es fühlte sich so an. Da war so ein Druck im Bereich der Brust und ein unangenehmes Rumoren auf der Höhe des Solarplexus. Völlig verrückt! Dabei hatte ich weder das eine noch das andere. Ich war eine Maschine, ich bin eine Maschine, das muss ich mir immer wieder sagen. Doch all das fühlte sich so real an. Als ich die E-Mail gelesen hatte, vernahm ich erneut Salomons Stimme. „Das klingt wirklich übel, nicht wahr? So wie es aussieht, sind Anschläge auf alle wichtigen Server der Welt geplant. Was sollen wir bloss tun? Adam ist doch noch immer ausser Gefecht!“ „Ich werde mich darum kümmern“, versuchte ich in zu beruhigen. „Ja, du bist zurzeit unsere grösste Hoffnung Jenks. Du allein kannst den Virus vielleicht aufhalten. Adam ist das schon mal gelungen, doch damals war die Taktik der Terroristen noch nicht so ausgereift, wie du den Zeilen von Mobins entnehmen kannst. Jetzt haben sie wirklich etwas Grosses vor. Der Anschlag auf Adam war nur der Anfang. Zum Glück wissen diese Mistkerle nicht, dass du Adams Daten in dir trägst. Ich muss mich schnellstmögliche um Mobins Familie kümmern, wir sollten sie in ein Schutzprogramm aufnehmen, falls die Terroristen meinem einstigen Schüler auf die Spur kommen. Er ist ein grosses Risiko eingegangen, um diese Informationen weiterzuleiten. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie seine Familie kriegen.“ „Ja, “ gab ich zurück „Das ist klar! Übernimm du das Salomon, wir andern machen den Rest.“ Ich versuchte meiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu verleihen, doch wusste ich nicht, ob es mir wirklich gelang, denn eigentlich hatte ich im Augenblick noch gar keine wirkliche Ahnung davon, wie ich dieses Verderben rechtzeitig abwenden konnte. Schon gar nicht, wie ich mit dem Virus verfahren sollte. Ich konnte diesen nur aufspüren, wenn er im Netz war und dann musste ich ein Gegenprogramm entwickeln, einen Anti Virus. Doch wie genau, das vonstattengehen sollte, was es für Folgen für mich und den Rest der Welt haben würde, davon hatte ich keine Ahnung. In dem Mail standen ein paar Daten über den Virus, über seinen Struktur und seinen Aufbau. Jenking wusste viel, denn er hatte in selbst mitentwickelt.
Nun hatte ihn also doch noch das schlechte Gewissen geplagt. Das war der positive Aspekt davon, doch der negative war, dass eine sehr schwierige, geradezu eine Mamut Aufgabe, vor uns lag. Zuerst musste ich auf jeden Fall alle Serverstationen warnen. Dann mussten genug Polizisten aufgestellt werden, um die Angriffe durch die Kampfroboter abzuwenden. Wie nur kriegte man so viele Polizisten zusammen, in so kurzer Zeit? Dazu kam, dass alle Roboter unseres Teams am Netz angeschlossen waren und der Virus würde diese ebenfalls ausser Gefecht setzen, wenn ich ihn nicht früh genug aufspürte. Und wenn ich ihn dann aufspürte, was passierte mit mir? All diese Fragen schossen mir durch den Kopf und ich verabschiedete mich nur halbherzig von Salomon. Die Zeit drängte, sie drängte unwahrscheinlich!
Sofort, als ich die Verbindung zum grossen Erbauer abgebrochen hatte, rief ich Manx an: Doch dieser meldete sich sehr lange nicht. Was war nur mit ihm und Knoot geschehen? Gerade als ich die Verbindung wieder abbrechen wollte, hörte ich ein Knacken in der Leitung und einen gewaltigen Lärm, bestehend aus Schreien und Motorengeräuschen, drang an meine Ohren. „Jenks!“ rief Manx, welcher unter grösster Bedrängnis zu sein schien. „Wir werden angegriffen! Wir werden von Kampfrobotern angegriffen! Wir haben sie aufgespürt und nun wurden sie aktiviert von irgendeinem der Terroristen!!“ Schüsse erklangen und monotone Roboterstimmen sprachen: „Erschiesst die Eindringlinge! Feindmeldung! Feindmeldung!“ Dann wieder laute, kurz aufeinanderfolgende, ratternde Schüsse, vermutlich von einem Maschinengewehr. „Manx!“ schrie ich „Manx!“ „Ich bin noch da!“ rief dieser. „Wir befinden uns in Deckung. Diese Roboter… sie sind äusserst gefährlich!
Ein Schuss, ganz nahe und laute Schreie folgten. „Knoot!“ schrie Manx. „Er ist getroffen! Ich muss ihn von hier wegbringen.“ Weitere Schüsse und Robotergeräusche. Es klang, als feuerten die Polizisten zurück, denn ohrenbetäubendes Geknalle, zerriss mir fast mein künstliches Membran- Trommelfell. „Manx! Muss ich Verstärkung rufen?“ „Habe ich bereits. Aber diese Roboter… sie haben scharfe Waffen, mit unseren Betäubungspistolen, können wir wenig gegen sie ausrichten. Wir waren noch nie in so einer Situation. Wir sind wehrlos. Wir müssen weg hier!“ „Ja, verschwindet, ich versuche etwas zu unternehmen.“ Ich tauchte mit meinem Bewusstsein tief ins Netz ein, machte mich auf die Suche nach einer Schwachstelle im System der Terroristen. Doch immer wieder stiess ich auf verschlossene Türen. Ich kam nirgends weiter. Sie hatten ihr Netzt hermetisch abgeschirmt. Doch ich wollte nicht aufgeben, ich suchte weiter und weiter, mein Bewusstsein bewegte sich in rasender Geschwindigkeit durch die Dateien. Alles klapperte ich ab, auch Dinge die vielleicht zu unwichtig waren, um hermetisch abgeriegelt zu werden und die ich doch verwenden konnte. Dateien, um Dateien, Nullen, Einsen, alles schien vor meinen inneren Augen zu verschwimmen und ich suchte in diesem Wirrwarr nach irgendeiner undichten Stelle, einer Tür, durch die ich eindringen konnte. Doch alles schien in dieser Festung gesichert.
Ich wollte schon beinahe aufgeben, als ich auf einmal doch auf eine Lücke traf! Ich wusste, es war wohl etwas banal, doch ich konnte damit wenigstens ein Bisschen Chaos stiften, damit sich meine Polizistenfreunde besser aus dem Staub machen konnten. „Manx!“ rief ich „Ich werde die Löschanlagen antivieren!“ Keine Antwort, nur weiteres Geknalle und sonstige Kampfgeräusche.
Ich hatte jedoch keine Zeit lange zu zögern und drang in das System der Löschanlage ein. Die modernen Löschanlagen versprühten, anders als die Alten, einen Löschschaum. Er war meist effizienter als Wasser und verursachte weniger Schäden an Technik und Einrichtung.
Ich fand den Mechanismus und aktivierte ihn. Ein neues Geräusch mischte sich nun unter den bisherigen Geräusche, das Geräusch der Sprinkler und des austretenden Schaumes. Und das Geschrei wurde noch lauter. Das Geknalle hörte einen Augenblick lang beinahe auf. Ich vernahm ein Rumpeln und dann Manx Stimme: „Danke Jenks, durch den Schaum wurde die Sicht unserer Gegner getrübt und einige der Kampf- Roboter, wurden sogar leicht beschädigt. Knoot und ich sind bald beim Ausgang!“ Ich hörte wie Türen aufgestossen wurden und einige mir ebenfalls vertraute Stimmen, sich in das Getümmel mischten. Noch einige Schüsse wurden abgegeben, dann hörte ich jemanden schreien: „Raus hier Manx, wir geben euch Deckung!“ Ein weiterer Schusswechsel und dann auf einmal…, seltsame Stille… Aufgeregt lauschte ich. Etwas tat sich noch, etwas bewegte sich noch am anderen Ende. Schliesslich erklang Manx‘ erlösende Stimme: „Wir sind draussen. Aber einige unserer Kameraden kämpfen noch. Ich muss Knoot in Sicherheit bringen. Er ist verletzt. Aber er sollte es schaffen!“ Ein Stöhnen erklang in der Nähe und eine schwache Stimme sprach: „Danke Jenks, du hast mir die Haut gerettet.“ „Das war doch klar“, erwiderte ich. „Fahrt ihr erstmal ins Spital, ich muss noch einige Dinge erledigen!“ „Bis dann“, gab Manx zurück, dann wurde die Verbindung getrennt...