Tag 3 – (I’m not a) Galway Girl
Wieder begrüßte mich ein kalter verregneter Morgen, als ich die Fensterläden aufklappte. Heute allerdings ohne Nebel. Nach dem gewohnt leckeren Frühstück ging es auf direktem Weg Richtung Ballyvaughn in die Tropfsteinhöhle Aillwee Cave (http://www.aillweecave.ie/), was so viel wie „Gelbe Klippe“ bedeutet. Das war schon eines der wenigen Dinge, die ich vom Guide bei der dreißig minütigen Führung durch die Höhle verstanden habe, wo ich zwischenzeitlich wirklich an meinen Englischkenntnissen gezweifelt habe, doch zu einem späteren Zeitpunkt der Reise wird sich noch herausstellen, dass das einfach an dem schwer verständlichen Akzent der West-Iren liegt, die größtenteils unter einander hauptsächlich noch Gälisch sprechen.
Die Höhle liegt auf einem Berg, von dem aus man eine bombastische Aussicht auf die Bucht hat. Drinnen kommt man zuerst in einen großen Souvenirshop (der Tod für alle Irland-Fans), wo ich mich nur aus dem Grund beherrschen konnte, weil die nächste Führung schon zehn Minuten später begann, an der wir natürlich teilnahmen.
Es ging durch eine dunkle, nur schwach beleuchtete Tropfsteinhöhle. Auch ohne viel zu verstehen, verstand ich ihre Geschichte mit meinem Herzen. Ihre Gewaltigkeit. Ihr Alter. Ihre Macht. Und dass sie lange vor mir da gewesen ist und wahrscheinlich auch noch lange nach mir da sein wird. Zwischenzeitlich machte der Guide sogar alle Lampen aus und erzählte uns die Legende von „Jack The Giant“. Da war mir doch etwas schummrig. Also war ich schon erleichtert als wir uns tastend und schlitternd auf den Rückweg ins Freie machten.
Da wir sehr gut im Zeitplan lagen, entschlossen wir uns für eine spontane Fahrt nach Galway – eine Stadt, die mich - nicht zuletzt wegen Ed Sheerans Song Galway Girl - sehr interessierte. Leider muss ich sagen, dass sie mich persönlich enttäuscht hat. Vielleicht haben wir einfach das Flair des Abends verpasst oder einen schlechten Tag erwischt, aber meine Faszination blieb einfach aus. Auch die Stadtrundfahrt änderte nichts daran. Leider kann ich auch hier keinen Inhalt und keinen Namen eines Wahrzeichens wiedergeben, weil – und das ist nicht übertrieben!!! – der Guide eher gesungen denn gesprochen hat.
Trotzdem: auch hier sind die Menschen warmherzig und fröhlich. Sofort fragte der Guide uns, woher wir kämen. Als wir sagten, dass wir Deutsche wären, begann er sofort davon zu erzählen, wie toll er München findet, obwohl wir aus Leipzig kommen^^. Das sollte uns nicht zum letzten mal passieren.
Auf dem Rückweg von Galway hielten wir noch spontan am Dunguarie Castle, das leider schon geschlossen hatte. Trotzdem machten wir einige schöne Fotos von außen.
Unser letzter Stopp waren die Klippen hinter Fanore, die einen spektakulären Ausblick auf das Meer boten.
Mein persönliches Highlight des Tages war eine halbe Stunde vor dem Kamin in unserer Unterkunft nur in Gesellschaft mit mir selbst und meiner Gesandten des Meeres. Ich genoss das Prasseln des Kaminfeuers und die Tatsache, dass mein Stift gedankenlos über das Papier flog. Vor dem Fenster leistete mir ein bombastischer Sonnenuntergang über den Hügeln Gesellschaft. Ich habe ja schon von der „mit Gold durchzogenen Luft“ Irlands gehört und gelesen. Was damit gemeint ist, wusste ich erst seit diesem Abend.
Es war der letzte Abend in Fanore und ich fühlte einen bittersüßen Schmerz. Zwar war ich dankbar, hier gewesen zu sein und freute mich auf die Weiterreise, doch etwas in mir zerriss es auch bei dem Gedanken daran, fortzugehen. Als hätte mein Herz mein wahres Zuhause hier gefunden. Ich wüsste zu gern, ob das nur daran liegt, dass ich seit 2013 die Trilogie schreibe und deshalb fast täglich über Jahre in diesem Ort war. Oder ob ich ihn aus einem früheren Leben kenne.