Weiss fällt der Schnee,
es gefriert schon der See.
Mit eisiger Kälte weht der Wind,
alle geschützt im Hause sind.
Man glaubt überall ist das Glück eingekehrt,
nirgends man Weinen und Klagen hört.
Doch da wandert ein kleiner Junge einsam und verlassen,
durch die menschenleeren Gassen.
Seine Lippen sind vor Kälte blau
und seine Hände rot und rau.
Für ihn kein Weihnachtsbaum in der Dunkelheit brennt,
niemand sein grosses Leid erkennt.
Er schaut in alle Fenster rein
und betrachtet die Menschen gross und klein.
Alle lachen und sind froh,
ihre Gesichter sie leuchten so.
Die Christbäume erstrahlen in ihrem Licht,
die bunten Kugeln sind zu zählen nicht.
Feine Düfte nach Keksen und Braten,
lassen Köstliches erraten.
Besonders beim Anblick der Geschenke und Kerzen,
fühlt der Junge im Herzen, tiefe Schmerzen.
Man denkt dieser Kummer geht keinem nah,
doch der Himmel ist ja auch noch da.
Gott fühlt grosses Mitleid mit dem Kleinen
und schickt einen Engel von den Seinen.
Dieser mit einem goldenen Wagen fährt zur Erde,
um zu sehen, dass das der Junge glücklicher werde.
Von weissen Pferden wird er gezogen,
sein leuchtend Gewand, weht in des Schnees Wogen.
Auf einmal hört der Knabe ein Glockenspiel,
was er dann sieht ist an Schönheit unendlich viel.
„Hab keine Angst,“ sagt der Engel ganz leise
„ich nehm dich mit auf eine Reise.“
Er hebt ihn in den Wagen rein
und umhüllt ihn mit einer Decke dick und fein.
Dem Jungen wird’s ganz warm ums Herz,
vergessen ist sein ganzer Schmerz.
Sie fliegen über Täler und Höhn,
alles ist so wunderschön.
Von oben sieht man ein Lichtermeer,
die Decke wärmt den Jungen sehr.
Doch plötzlich kehrt grosse Dunkelheit ein,
das Kind es fragt: “Warum muss das sein?“
Aber der Engel nur lächelnd sagt:
„Es ist etwas was man kaum zu glauben wagt.“
„Siehst du dort überm Stall jenen Stern?
Dort möcht ich mit dir landen gern.“
Zu jenem Ort wollen wir hingehn,
um uns ein Wunder anzusehn.“
Als der Junge den Wagen verlassen,
kann er es nicht fassen.
Der Engel plötzlich verschwunden ist
und auch die Decke er vermisst.
Schnell geht er in den Stall hinein,
hier liegt ein Kindlein zart und rein.
Ein Mann und eine Frau sitzen bei ihm zu
und hier herrscht eine tiefe Ruh.
Viele Leute knien rundumher
und es kommen immer mehr.
Der Junge faltet auch seine Hände,
es gibt keine Zeit mehr mit Anfang und Ende.
Auf einmal ruft der Engel nach ihm:
“ Komm schnell zum Wagen hin!“
Traurig fragt das Bübelein:
„Warum kann ich denn nicht ewig hier sein?“
„Die Ewigkeit liegt noch vor dir,
doch sie hat ihren Ursprung hier.
Nun Junge, wartet ein Christbaum auf dich,
doch du musst begleiten mich!“
Den Chor der Engel hören sie noch lang,
es ist ein wunderbarer Gesang.
Plötzlich erblickt der Junge einen riesigen Baum
und was er dort sieht, dass glaubt er kaum.
Viele Engel schmücken ihn mit Sternen,
die sie brachten aus weiten Fernen.
Die Tanne glitzert im hellsten Schein,
nichts auf der Welt kann schöner sein!
Ein Strahlen umhüllt des Bübleins Gesicht,
man kann es sich vorstellen nicht.
Keiner wusste warum es so glücklich gewesen sein mag,
doch schlafend und lächelnd fand man‘s am nächsten Tag.
Wahrscheinlich hat‘s den Sinn der Weihnacht erkannt
und sich jetzt der EWIGKEIT zugewandt.