Die schier endlose Nacht war finster. Der sichelförmige Mond spendete nur wenig Helligkeit.
Für den Wanderer im Wald, der sich zwei dutzend Kilometer von der nächsten Zivilisation entfernt aufhielt, war er nur an wenigen Plätzen sichtbar. In allen Richtungen war er umgeben von Bäumen, bedeckt mit einem zarten Schneemantel. Die Spur des Wanderweges verlor er schon am helllichten Tag, seither irrte er immer noch tiefer in die Wildnis. Ohne Bewegung jedoch wäre er wenige Stunden zuvor bereits erfroren.
Manchmal begegnete er wilden Tieren, aufgrund der eisigen Kälte war der Wald zu dieser Uhrzeit jedoch still.
Erfroren
Seine Kräfte schwanden nach und nach, die Sehnsucht nach seinem warmen Zuhause stieg, genauso wie sein Durst- und Hungergefühl.
Viele Gedanken, immer wieder die gleichen, gingen ihm seit Stunden durch den Kopf.
Wieso hab genau ich mich verlaufen müssen?
Wann wird es wieder wärmer und hell werden?
Komme ich Heil nach Hause?
Gedankenverloren suchte er weiter nach dem Weg, als er leichte Umrisse eines Gewässers erkannte. Es schien ein Teich zu sein.
Überleben
Er schöpfte die klare Flüssigkeit mit seinen Händen zum Mund und trank. Es war angenehm warm, fühlte sich beinahe heiß an. Er riss sich die Klamotten vom Leib und eilte ins Wasser.
Es war, als schoß ihm neue - nie da gewesene - Energie in den Körper. Er schwamm und tauchte durch das heilende Wasser, bis der Energieschub nachließ. Das Wasser schien in sekundenschnelle abgekühlt.
Eisig
Immer noch von Finsternis umgeben, machte er sich auf den Rückweg zum Ufer, ohne es vor Augen zu sehen. Die Größe des Teiches blieb ihm weiterhin verschwiegen.
Schwimmen, dann erreiche ich das Ufer.
Unwissend, dass er im Gewässer stets im Kreis schwamm.
Ertrinke oder erfriere ich?
Der letzte Funke Hoffnung auf Rettung starb immer mehr.
Ich komme hier nicht mehr raus.
Er ließ sein Leben Revue passieren, verabschiedete sich gedanklich von seinen liebsten Menschen.
Dann entspannte er seine Muskeln und überließ sich dem Wasser. Seine Körpertemperatur sank weiter. Dann füllte sich sein Mund und kurze Zeit später seine Lungen mit Wasser.