Es war nicht zu glauben, dass das passierte. Sie hatte beinahe ihr ganzes Leben gelernt und sie war gut in dem, was sie tat. Wieso würde sie ausgerechnet in dieser Nacht scheitern?
Sie blickte auf und starrte ihrem Gegenüber in die Augen, doch nichts, außer der grenzenlosen Gier, war zu erkennen. Die Gier, die einen guten Menschen in ein Monster verwandelte. In jemanden, der für die Erreichung seiner Ziele bereit war, zu töten.
Ihr Blick fiel auf ihren Freund. Er lag da, war schlimm verletzt und blutete stark. Er brauchte Hilfe. Ihre, aber vor allem auch die eines Arztes.
Sie hob den Kopf erneut an und warf einen Blick über ihre Schulter. Hinter ihr kniete ihre Freundin, verängstigt und wissend, was ihr bevorstand. Er würde sie umbringen, wenn ihn niemand aufhielt.
Robyn konnte das nicht zulassen. Sie hatte Schmerzen und fürchtete, die beiden Menschen zu verlieren, die ihr so unendlich wichtig waren. Sie musste etwas tun und sich zur Wehr setzen. Für ihre Freundin und für den Mann, den sie liebte.
Die Person, zu der sie ausgebildet worden war, die war sie nicht länger. Nicht in dieser Nacht. Sie musste stärker sein, unberechenbarer und kompromissloser. Es gab nur ein Ziel, nur einen Plan.
In dieser Nacht kämpfte sich nicht für sich selbst, nicht für die Erhaltung ihres eigenen Lebens. Sie kämpfte für ihre Freundin, für ein ganzes Land. Im Dienste der Kaiserin.