Du schriebst mir das, obwohl du wusstest, es würde mich zerreißen. Du wusstest es! Tatest du es mit Absicht, um mich zu quälen, oder tatest du es aus Unwissen? Ich will es wissen! Es zerreißt mich! Stück für Stück! Hättest du es mir nicht in´s Gesicht sagen können? Du hautest ab und ließest nur diesen Brief zurück! Dieser Brief, welcher mir die Hoffnung nahm. Diem Hoffnung darauf, geliebt zu werden, so, wie ich bin. Der Brief allein macht mich nicht bang, aber dein Verschwinden hier ist schon tagelang! Ich habe Angst, dass du nie wieder kommst. Ich liebe dich, Mom! Das weißt du doch! Ich dachte, dass tust du auch, denn du bist doch meine Mutter! Doch wieso hast du so einen langen Brief verfasst? Wolltest du dich nur selber überzeugen, dass du mich nicht mehr liebst? Oder hast du nur nach verletzenden Worten für mich gesucht?
Der junge Mann legte seinen Füller beiseite und las seinen Text noch einmal durch. Waren das die Worte seines Herzens? Eindeutig ja! Aber irgendwie fehlte da was. Nur: Was?
"Mir fällt jetzt nichts mehr ein!"; sagte er und erhob sich aus seinem Stuhl.
Er verließ das Zimmer und wollte ins Bad gehen, doch da wurde er von seinem Freund aufgehalten und an die Wand neben der Tür gedrückt. Ein sanfter Kuss legte sich auf seine Lippen. Er vertiefte den Kuss. Nach einiger Zeit lösten sie sich voneinander und sahen sich in die Augen. Blaue trafen auf lilane Augen.
"Hast du schon wieder was von ihr gehört?", fragte der Neuankömmling.
"Nein, Lucian. Meine Mutter ist immer noch verschwunden. Ich verstehe das nicht, wieso sie einfach weg ist. Habe ich denn irgendwas getan?", sagte der Angesprochene traurig.
"Sei nicht traurig. Du hast nichts schlimmes getan. Gib dir nicht die Schuld.", sagte Lucian sanft und legte wieder seine Lippen auf die des Verzweifelten.
"Aber wieso sonst?", fragte er dann, nach dem Kuss, verzweifelt.
"Ich weiß es nicht, Alex, aber es ist nicht deine Schuld. Ich werde immer für dich da sein!", sagte Lucian ernst.
"Wirst du das?", fragte Alex.
"Natürlich, du kleiner Trottel!". grinste Lucian.
"Ich bin kein Trottel und klein auch nicht.", beschwerte Alex sich und schmollte.
"Nein. Nur manchmal.", sagte Lucian. "Jetzt gehen wir ein bisschen raus und amüsieren uns. Ich habe uns Kinokarten besorgt."
"Was gucken wir denn?", fragte Alex.
Zwar waren seine Gedanken noch bei seiner Mutter, doch wollte er sich ablenken, um nicht depressiv zu werden und das war das Beste dafür.
"Percy Jackson, Den wolltest du doch gucken.", flötete Lucian und hatte seinen Freund um den Hals, welcher sich andauernd bedankte.
"Erdrück mich aber nicht.", sagte dieser, worauf er losgelassen wird.
"Das finde ich schön. Du hast echt daran gedacht!", sagte Alex fröhlich.
Der Film war vorbei und Beide hatten ihn echt toll gefunden. Sie unterhielten sich darüber, als eine Frau, welche Alex Mutter war, auf sie zukam und ihn um den Hals fiel. Dieser war viel zu verwirrt, um irgendwas sagen, oder tun zu können, doch Lucian half ihm, indem er sie auseinanderschob und sich schützend vor Alex stellte.
"Haben Sie ihrem Sohn nicht schon genug wehgetan!", schrie er aufgebracht. "Erst verschwinden und dann einen Brief, der ihm fast das Herz aus der Brust gerissen hätte! Wieso sind sie jetzt hier?"
"Lucian, bitte. Es ist doch meine Schuld!", sagte Alex traurig.
"Nein, Alex, ist es nicht! Wieso solltest du daran Schuld sein, dass deine Mutter nicht für dich da war? Das sie dir schrieb, dich nicht zu lieben, um dann einfach hier aufzutauchen und so zu tun, als ob nichts geschehen wäre?", fragte Lucian an seinen Freund gewandt.
"Geh weg von meinem Jungen! Du hast ihn doch verhext! Er war nie so ungezogen, wie jetzt. Einfach schwul zu sein! Wie abartig. Er war nie so. Alexander war nie so.", sagte seine Mutter aufgebracht.
"Mama.", sagte Alex verzweifelt.
Los, mein Sohn, komm mit mir und wir werden wieder eine Familie!", sagte die Frau und hielt ihm lächelnd die Hand hin.
"Aber Mama, ich liebe ihn!", sagte Alex.
"Das tust du nicht! Du liebst Cilia!", rief sie aufgebracht und wollte ihren Sohn packen, doch wurde dieser von seinem Freund nach hinten geschoben.
"Nein! Ich liebe Lucian! Er ist immer für mich da, auch wenn keiner zu mir hält! Seit ich ihn kenne ließ er mich nicht einmal im Stich! Wie oft hast du mich im Stich gelassen, wenn ich dich brauchte? Wie oft war ich allein auf dem Spielplatz, weil du zu viel getrunken hast?", rief dieser voller Wut auf seine Mutter und heiße Tränen rannen seine Wangen entlang.
"Ich werde alles besser machen! Ich werde dir nie wieder wehtun!", sagte sie.
"Das sagtest du immer, dochz einhalten konntest du es nie! Bei dir war ich nie wirklich glücklich! Ich war in einer netten Pflegefamilie, doch dann hast du mich zurückgeholt, weil du ja ´gesund´warst! Doch, bei da ging es mir wieder schlechter und du merktest nie etwas! Ich dachte immer, es sei meine Schuld, doch jetzt weiß ich es besser. Auch heute machte ich mir wieder Vorwürfe, doch als du kamst, um mich zu umarmen, da hatte ich es erkannt! Es wurde nicht besser! Immer wurde es nicht besser, wenn du wiederkamst!" Er schluckte und fuhr fort. "Ich bleibe bei Lucian, egal, was du tust, denn ich liebe ihn! Es tut mir leid!", sagte er ihr seine Meinung und drehte sich um, um zu gehen.
"Ich hasse dich!", schrie seine Mutter ihn an und vetrschwand im schwarzen Nebel.
Alex schnitten diese Worte noch tiefer ins Herz und ein leiser Schluchzer entfloh seinen Lippen. Lucian kam ihm nach und hielt ihn am Arm fest. Er drehte ihn so, dass sie sich in die Augen sahen. Die lilafarbigen waren voller Tränen. Lucian nahm sein Schatz in den Arm.
"Ich will nach Hause, ... Bitte!", schluchzte Alex.
Lucian nahm einen Stock, welcher zu einem großen Zauberstab wurde und murmelte einige lateinische Worte. Sie verschwanden in einem bunten Wirbel.
In ihrer Wohnung erschienen sie wieder und Lucian brachte den Weinenden in ihr gemeinsames Zimmer, wo er sich auf das Bett setzte - mit ihm auf den Schoß- und streichelte Alex Rücken, bis dieser aufhörte zu Weinen. Alex erhob seinen Kopf und sah Lucian mit verweinten Augen an.
"Es tut mir leid, dass ich wieder rumheule!", sagte er noch etwas verschnieft. Lucian reichte ihm ein Tuch aus seiner Tasche und der Jüngere schnaubte sich die Nase.
"Danke!", sagte dieser schwach lächelnd.
"Nichts zu danken. Du bist mir das Wichtigste auf der Welt!", sagte Lucian und küsste Alex die Stirn.
Danach legte er sich mit diesem hin und zog ihn in seine Arme. Alex kuschelte sich an dessen warmen Körper und legte die Arme um seinen Geliebten.