Der Alte stakste durchs Feld und sammelte Müll auf.
Dosen, Pfandflaschen, achtlos fort geworfene Essensverpackungen. Seufzend hob er den wohl zwanzigsten Kronkorken auf. In einer Tüte brachte er alles zum nicht einmal fünf Meter entfernten Mülleimer. Er setzte sich auf die Bank, die daneben stand.
Was eben noch wie eine Müllhalde gewirkt hatte, entpuppte sich nun als hübsche Blumenwiese auf einem brach liegenden Acker. Zufrieden lehnte sich der Mann zurück.
Ein junger Mann saß auf einer zweiten Bank auf der anderen Seite des Mülleimers und las Zeitung. Nun aber sah er auf und betrachtete den alten Mann.
"Warum haben Sie den Müll aufgehoben? Das ist doch Sache der Stadt oder des Bauern, dem das Feld gehört."
Der Alte lachte. "Warum?" Er strich sich mit der faltigen Hand durch den ergrauten Vollbart. "Weil der Abfall mich gestört hat. Ich möchte hier sitzen und die Natur genießen und mich nicht über den Müll anderer Leute ärgern müssen. Und sag selbst, mein Sohn, sieht es so nicht viel hübscher aus?"
Mit einer ausladenden Bewegung deutete er auf die gesäuberte Stelle. "Schon," gab der Zeitungleser zu. "Aber es wird ohnehin nicht lange so bleiben. In wenigen Stunden sieht es wahrscheinlich wieder aus wie zuvor."
Er hatte zu Ende gelesen und legte die Zeitung gewissenhaft wieder zusammen.
"Mag sein." Erwiderte der Alte. "Aber für mich und für jetzt ist es schön. Und nur das zählt für mich."
Der junge Mann grunzte gleichgültig, stand auf, nahm Zeitung und Aktenkoffer unter den Arm und warf seinen Pappkaffeebecher Richtung Mülleimer.
Er landete ein paar Zentimeter daneben. Normalerweise wäre der Mann jetzt einfach gegangen. Aber dem Alten zuliebe hob er ihn auf und warf ihn richtig weg.
"Vielen Dank." Sagte dieser und verneigte sich sogar.
Etwas peinlich berührt, aber irgendwie auch glücklich über die Dankbarkeit, nickte der junge Mann und ging.
Der Alte blieb lächelnd auf seiner Bank sitzen, genoß den lauen Wind und die letzten Sonnenstrahlen des ersten Herbsttages. Zufrieden und glücklich mit sich und der Welt.